Als wäre der Himmel ihr Ziel, gedeihen die zierlichen Blütenköpfchen der heimischen Wildblume leiterartig an sommergrünen Stängeln empor. Folglich wurde die Pflanzengattung Jakobsleiter respektive Himmelsleiter getauft. Weist der kundige Hobbygärtner ihnen ein sonniges, feuchtes Plätzchen zu, bekunden Polemonium ihren Dank mittels hellblauer, weißer, violetter oder fliederfarbener Blütenglöckchen. Unter den 20 bis 30 Arten der Gattung Jakobsleiter und ihren hübschen Sorten, sind zudem Spezialisten mit einem verführerischen Duft oder dekorativem, panaschiertem Laub vertreten. Je akkurater beim Pflanzen die Wahl des Standortes die Wünsche der bezaubernden Frühlingsblume erfüllt, desto unkomplizierter gestaltet sich die Pflege und ermöglicht mitunter eine weitere Blüte im Herbst.
Standort
Die sonnenverliebte Jakobsleiter kann trockenem Boden oder schattiger Lage nichts abgewinnen. Sie strebt nach einer optimalen Feuchtigkeitsversorgung, ohne dass ihre Wurzeln permanent im Wasser stehen. Folglich ist es sicherlich nicht übertrieben, festzuhalten, dass die punktgenaue Wahl des Standortes zumindest die Hälfte des Weges zur gelungenen Kultivierung ausmacht. Jedweder Kompromiss erfolgt zu Lasten der prächtigen Blüte.
- Ideal ist eine sonnige bis halbschattige Lage.
- Durchlässige, feuchte bis frische Pflanzerde.
- Gerne humos und besonders nährstoffreich.
Die Mehrzahl der Arten und Sorten des Sperrkrautgewächses gedeiht gleichfalls im Kübel oder Balkonkasten mit einem umwerfenden Charme. Als geeignetes Substrat bietet sich für die Polemonium handelsübliche Blumenerde auf Kompostbasis an.
Pflanzen
Wildstauden, wie die Himmelsleiter, werden idealerweise im Frühjahr (März/April) oder im Herbst (September/Oktober) eingepflanzt. Die vorgezogenen Jungpflanzen verfügen zu diesen Zeitpunkten entweder über keine Blätter oder das Laub ist bereits verwelkt und bietet keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Erfahrene Hobbygärtner lassen sich von diesem Umstand hingegen nicht irritieren. Ihnen ist bewusst, dass es auf einen kräftigen Wurzelballen ankommt, damit sich im Frühling eine gesunde, vitale Jakobsleiter daraus entwickelt. Die Herbstpflanzung bietet dabei den Vorteil, dass sich die Wurzeln im noch warmen Boden bereits weitgehend etabliert haben, wenn der Winter Einzug hält. In die neue Vegetationsperiode starten Polemonium folglich mit einem deutlichen Wachstumsvorsprung gegenüber den im Frühjahr eingesetzten Exemplaren.
- Am vorgesehenen Platz die Erde feinkrümelig auflockern.
- Sämtliches Unkraut jäten, Wurzeln sowie Steine beseitigen.
- Den eingetopften Wurzelballen in Wasser stellen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen.
- Ein Pflanzloch anlegen, das über das 1,5 fache Volumen des Wurzelballens verfügt.
- Den Aushub mit Gartenkompost und einigen Hornspänen anreichern.
- Die nun ausgetopfte Jakobsleiter einpflanzen und großzügig bemessen angießen.
Eine zu sandige Erde wird durch die Zugabe von Lehm aufgewertet. Ein verdichteter Boden sollte mit Sand eine durchlässigere Konsistenz erhalten. Wo die Gefahr von Staunässe besteht, ist es ratsam, in der Pflanzgrube eine Drainage auszubreiten aus Kies, Perlite oder kleinen Tonscherben. Der optimale Pflanzabstand wird bestimmt durch die Wuchshöhe der Arten bzw. Sorten, da diese merklich variieren von 20 cm bis 80 cm.
Jakobsleiter selbst vorziehen
Hobbygärtner, die Freude an der eigenhändigen Aufzucht ihrer neuen Pflanzen haben, verzichten auf den Kauf und nehmen die Aussaat eigenhändig vor. Diese Vorgehensweise ist nicht nur preisgünstiger, sondern vermittelt letztendlich die Genugtuung, die neuen Stauden des Gartens von der Pike auf kultiviert zu haben.
- Anzuchttöpfe oder eine Saatschale mit Torf-Sand-Gemisch oder Aussaaterde befüllen.
- Die eiförmigen oder elliptischen Samen verteilen und samendick mit Substrat übersieben.
- Mit einem Holzbrettchen andrücken und mit Wasser aus der Sprühflasche befeuchten.
- Abgedeckt mit Glas oder Klarsichtfolie am hellen, warmen Platz aufbewahren.
Die Keimung erfolgt innerhalb von 2 Wochen. Während dieser Zeit ist einzig darauf zu achten, dass das Substrat nicht austrocknet. Die Keimlinge sind reif für die Vereinzelung, wenn sich zusätzlich zu den beiden Keimblättern weitere Laubblätter bilden. Bis zum Zeitpunkt der Pflanzung dürften die Himmelsleitern ihre Töpfe gut durchwurzelt haben.
Pflege
Im Anschluss an die Entscheidung für einen qualifizierten Standort und die Pflanzung, beansprucht die Jakobsleiter nur noch wenig Zuwendung durch den Hobbygärtner. Die Pflege beschränkt sich auf die folgenden Aspekte.
Gießen und Düngen
Ein Sperrkraut ist angewiesen auf die ausreichende Versorgung mit Wasser, denn eine längere Trockenheit erträgt die Pflanze nur schwerlich. Hinsichtlich der Nährstoffzufuhr zeigt sich die Wildstaude eher bescheiden.
- Regelmäßiges Gießen ist unverzichtbar.
- An heißen Sommertagen bei Bedarf morgens und abends wässern.
- Möglichst nicht über Blüten und Blätter beregnen, sondern direkt an die Wurzeln.
- Eine organisch-mineralische Startdüngung im März kommt gut an.
- Im Verlauf des Wachstums die Himmelsleiter wiederholt mit Kompost verwöhnen.
Polemonium im Pflanzgefäß trocknen schneller aus, als im Beet. Die ‚Daumenprobe‘ gibt Aufschluss darüber, wann die nächste Dosis Wasser erforderlich ist. Da im Kübel oder Balkonkasten mit Kompost kaum gedüngt werden kann, bietet sich die Verwendung von Flüssigdünger für Blühpflanzen an. Wichtig zu beachten ist, dass Düngepräparate nicht auf den trockenen Wurzelballen verabreicht werden, sondern grundsätzlich zuvor gegossen wird.
Schneiden
Mithilfe der Gartenschere nimmt der Hobbygärtner einen unterstützenden Einfluss auf das Wachstum und die Blüte seiner Jakobsleiter. In diesem Zusammenhang wird unterschieden zwischen 3 Schnittmaßnahmen, die in zeitlich sinnvoller Abfolge während der Vegetationsperiode durchgeführt werden:
Ausschneiden
Nimmt sich der Gartenfreund die Zeit, während regelmäßig verwelkte Blüten und Blätter aus der Staude herauszuschneiden, fördert dies die Vitalität und Blühfreudigkeit.
- Die Blütezeit von Polemonium verlängert sich spürbar.
- Eine unerwünschte Selbstaussaat wird wirksam verhindert.
- Ausschneiden leistet einen Beitrag zur Erhaltung der Sortenreinheit.
Remontierschnitt
Unmittelbar nach der Blüte schneidet der Hobbygärtner die Jakobsleiter bis auf 5 cm oder 10 cm zurück. Zugleich entfernt er sämtliches, erkennbar krankes Laub. Im nächsten Schritt nimmt er eine Nachdüngung vor, die der Startdüngung im Frühjahr entspricht, nachdem er zuvor die Himmelsleiter gründlich gewässert hat. Die Mühe dürfte sich lohnen:
- Stimmen alle anderen Rahmenbedingungen, erscheint ein zweiter Blütenflor im Herbst.
- Eine zuvor leidende Staude treibt nun frisch und gesund wieder aus.
Nachblütenschnitt
Ein letztes Mal vor der Winterpause erhält die Wildstaude einen radikalen Rückschnitt bis knapp über der Erde. Damit ist sie gerüstet für die kalte Jahreszeit und bedarf keiner weiteren Schutzmaßnahmen. Einzig, wenn eine Selbstaussaat erwünscht ist, erfolgt der Rückschnitt im Spätwinter an einem frostfreien Tag.
- Die Lebensdauer verlängert sich um Jahre.
- Die Selbstaussaat unterliegt einer gezielten Kontrolle.
- Eine effektive Prophylaxe gegen Pilzerkrankungen und Welkesymptome.
Inwiefern der vielbeschäftigte Hobbygärtner das Ausschneiden und den Remontierschnitt in Erwägung zieht, bleibt seiner Entscheidung überlassen. Auf den Nachblütenschnitt sollte er freilich nicht verzichten, weil andernfalls die Jakobsleiter sich als recht kurzlebig erweist.
Überwintern
Im Gegensatz zu Jakobsleitern im Beet, bedarf die Staude in Kübelkultur eines Winterschutzes. Im eng begrenzten Raum eines Pflanzgefäßes droht bereits bei leichtem Dauerfrost ein Durchfrieren des Wurzelballens. Einer solchen Misere beugt der Umzug in ein frostfreies Winterquartier wirksam vor. Alternativ ist es ratsam, den Kübel oder Blumenkasten auf eine isolierende Unterlage zu stellen, wie Holz oder Styropor. Eine wärmende Hülle aus Luftpolsterfolie, Jute oder Gartenvlies schützt vor eisigen Winden. Zugleich dient eine dicke Laub- oder Strohschicht dem Wurzelballen als Wärmedecke.
Angesichts des frühen Austriebs, sollte jeglicher Winterschutz entfernt werden, wenn die Temperaturen permanent um 0° Celsius und darüber liegen. Ansonsten bildet sich insbesondere unter der intensiven Wintersonne rasch Kondenswasser, das die Bildung von Fäulnis nach sich zieht.
Vermehren
Die für Polemonium gängigste Form der Vermehrung erfolgt durch Teilung. Spätestens nach 2 bis 3 Standjahren ist es ohnehin angeraten, die Jakobsleiter auf diese Weise zu verjüngen.
- Kurz vor dem neuen Austrieb gräbt der Gartenfreund die Mutterpflanze aus.
- Mit dem Messer oder dem Spaten teilt der den Wurzelballen in möglichst kleine Teilstücke.
- Jedes Pflanzenstück verfügt über mindestens 2 Triebknospen.
Diese Gelegenheit lässt der geübte Gartenfreund nicht ungenutzt verstreichen, und entfernt eine eventuell verkahlte Mitte sowie alle kranken und vertrockneten Wurzelstücke. Die Himmelsleiter erfährt somit zugleich eine Verjüngung, die sich in einer langen Lebensdauer und expliziter Blühfreudigkeit zeigt. Die auf diese Weise gewonnenen Stauden werden sogleich am neuen Standort eingepflanzt, gut bemessen angegossen und wie adulte Exemplare kultiviert.
Attraktive Arten und Sorten
Angesichts der schönen Arten und prächtigen Sorten, stellt die Jakobsleiter den kreativen Hobbygärtner vor die Qual der Wahl. Die folgende Auflistung gibt einen Einblick in die Vielgestaltigkeit dieser sympathischen Pflanzengattung.
Jakobsleiter – Himmelsleiter (Polemonium caeruleum)
Dieser einheimische Klassiker mit himmelblauen Blüten gedeiht leider nur noch selten in freier Natur. Umso unverzichtbarer ist die Jakobsleiter im privaten Ziergarten, entlang eines Bachlaufes oder im Bauerngarten.
- Wuchshöhe 60 cm bis 80 cm.
- Blüte von Juni bis Juli
Rosa Jakobsleiter (Polemonium Hybride ‚Lambrook Mauve‘)
Eine reich blühende Sorte mit fliederfarbenen Glockenblüten über gefiederten, sattgrünen Blättern. Ein gezielter Nachblütenschnitt unterstützt mit etwas Glück eine zweite Blüte im September.
- Wuchshöhe 20 cm bis 50 cm.
- Blüte im Mai und September.
Himmelsleiter ‚Firmament‘ (Polemonium reptans ‚Firmament‘)
Wünscht sich der Gartenfreund einen blütenreichen Bodendecker, ist diese Sorte zuverlässig zur Stelle. Dank der unterirdischen Rhizome bedeckt ‚Firmament‘ langsam aber sicher das Beet mit lichtblauem Blütenflor.
- Wuchshöhe 20 cm bis 40 cm.
- Blüte von Mai bis Juni.
Weißbunte Jakobsleiter (Polemonium reptans ‚Stairway to Heaven‘)
Ein auffälliges Erscheinungsbild präsentiert diese Sorte mit blauen Blüten über panaschierten Blättern und nimmt auch einen schattigen Standort in Kauf.
- Wuchshöhe 30 cm bis 40 cm.
- Frühe Blüte von April bis Mai.
Fazit
Schon in den Burggärten des Mittelalters läutete die Jakobsleiter die schöne Jahreszeit ein mit heiterer Farbenpracht. Bis heute verbreitet das Sperrkrautgewächs in Bauerngärten, am Rand des Gartenteichs und im Staudenbeet die charmante Gelassenheit einer erprobten Wildblume. Solange ihr ausreichend Wasser, Nährstoffe sowie Sonnenlicht geboten werden und die Himmelsleiter ihren Herbstschnitt erhält, kleidet sie sich jedes Jahr aufs Neue in einen pflegeleichten Blütenflor.