Als Sie in Ihrer Umgebung zum ersten Mal eine Kaffeepflanze gesichtet haben, haben Sie sich bestimmt gewundert, was diese Tropenpflanze in Deutschland sucht. Vielleicht hat Sie aber auch sofort die Leidenschaft gepackt, eine solche dekorative Pflanze selbst heranzuziehen. Hier können Sie nachlesen, wie das funktioniert.
Kurze Botanik der Kaffeepflanze
Zunächst einmal: Es gibt nicht eine Kaffeepflanze, sondern botanisch gesehen etwa 124 Kaffeepflanzen. So viele Arten von der Pflanzengattung Coffea sind zurzeit bekannt. „Kulinarisch“ gibt es aber doch nur ein paar Kaffeepflanzen, nur wenige Sorten der Coffea speichern nämlich genug Koffein in den Bohnen, um aus ihnen Kaffee zu machen: Nur neun Arten Coffea werden weltweit oder regional zur Gewinnung von Kaffee kultiviert und zum Brauen von Kaffee verwendet.
Kaffeepflanzen in Deutschland
Auf dem deutschen Markt sind vor allem auf zwei Sorten vertreten: Die Coffea arabica, aus der Arabica-Kaffee (auch als Bergkaffee oder Javakaffee bekannt) gewonnen wird. Sie ist die Pflanze, die die größte wirtschaftliche Bedeutung in der gesamten Gattung Kaffee hat. Die Sträucher oder kleinen Bäumchen der Coffea arabica werden auf einer Kaffeeplantage bis zu 5 Meter hoch, bei Ihnen im Topf werden sie aber wesentlich kleiner bleiben. Die Pflanzen entwickeln wunderschön glänzende, dunkelgrüne Blätter, die paarweise an ihren Stielen wachsen.
Auf Hawaii baut man eine besondere Sorte Coffea arabica an: Der Kona-Kaffee, benannt nach seinem Anbaugebiet im Kona-Distrikt, der sich an der Westküste Hawaiis befindet. Kona-Kaffee gehört zu den wertvollsten Kaffeesorten der Welt, die einen außergewöhnlichen, leicht süßen Duft ausströmt und als begehrte Rarität gilt.
Die zweite üblicherweise in Kaffee-Mischungen eingebrachte Sorte stammt von der Coffea canephora, früher auch als Coffea robusta bezeichnet. Der aus dieser Pflanze gewonnene Kaffee wird auch immer noch als „Robusta“ bezeichnet. Die auch Tiefland-Kaffee genannte Pflanze wurde vor über 100 Jahren in Afrika entdeckt, wo sie als bis zu acht Meter hoher Strauch oder Baum wächst. Die Pflanzen auf der Kaffeeplantage zieht man jedoch kleiner, um besser ernten zu können. Bei Ihnen im Wohnzimmer werden sie wahrscheinlich noch ein wenig bescheidener wachsen. Die Coffea Canephora entwickelt etwas größere bzw. längere Blätter als die Arabica, die ein wenig heller sind und einen deutlicher gewellten Rand als die Blätter der Arabica haben.
In Zeiten des weltweiten Handels könnten Ihnen noch weitere Kaffeearten begegnen, zum Beispiel der Coffea liberica, der z. B. in Liberia, den Philippinen, Vietnam und Indonesien angebaut wird. Diese Coffea-Pflanze ist ein ausgesprochen kräftiger Strauch, der bis zu 20 Metern hoch werden kann. Sie ist als robust und widerstandsfähig bekannt und soll sich durch eine längere Lebensdauer als Arabica oder Robusta auszeichnen, hat aber mit ihren deutlich helleren Blätter und der etwas „unordentlichen“ Wuchsform längst nicht die Eleganz der Arabica- oder Robusta-Pflanzen.
Coffea liberica var. dewevrei oder Excelsa-Kaffee ist eine natürliche Variante der Coffea-liberica-Pflanze, die dieser in Blättern und Wuchs auch gleicht. Sie kann jedoch auf trockeneren Böden besser gedeihen und soll den den kräftigsten Wuchs von allen Coffea-Sorten haben.
Eine sehr ansprechende Erscheinung entwickelt die Coffea stenophylla, eigentlich ein westafrikanischer Endemit, der sich wegen der einzigartigen Milde des Stenophylla-Kaffees jedoch ziemlich weit verbreitet hat. Stenophylla bauen meist nur geduldige Kaffeeliebhabern für den Eigengebrauch an, weil es erst nach ungefähr 8 Jahren das erste Mal Früchte trägt. Kultiviert wird er z. B. in Sierra Leone, der hier gewonnene „Highland Coffee“ ist berühmt für seinen vollmundigen Geschmack mit leichter Schokoladennote. Die bis zu 3 Meter hoch werdende, besonders kleinblättrige Pflanze wird aber auch wegen ihres Aussehens geschätzt, wurde auf Madeira wird sie z. B. gerne als Zier- und Liebhaberpflanze in privaten Gärten angepflanzt.
Kaffeepflanze oder Kaffeesamen?
Zunächst können Sie sich Kaffeesamen im Internet bestellen, die Firma Andreas Fái-Pozsár aus 93055 Regensburg vertreibt z. B. unter www.magicgardenseeds.de Samen von Coffea arabica, Coffea arabica der besonderen Sorte „Kona“ und Coffea canephora.
Wenn Sie speziell für die Aufzucht von Kaffeepflanzen produzierte Samen verwenden, sind Sie sozusagen „auf der sicheren Seite“. Denn sie erhalten geprüftes Saatgut von samenfesten Sorten, bei magicgardenseeds z. B. aus Zuchten, die ohne Hybrid-Züchtungen und ohne Einsatz von Gentechnik auskommen. Diese Firma beschäftigt sich überwiegend mit alten Sorten, der gute Geschmack dieser Ursorten gibt den Ausschlag. Wenn Sie sich solche ursprünglichen Kaffeesamen bestellen, tun Sie übrigens zugleich etwas für die Erhaltung der Artenvielfalt.
Sie können aber durchaus auch noch auf einigen anderen Wegen zu Ihrer Kaffeepflanze kommen. Sie brauchen dazu nämlich lediglich ein paar Kaffeebohnen. Allerdings nicht aus dem Vorratsbehälter Ihres Brühautomaten, sondern Kaffeebohnen im ungerösteten Zustand. An solche ungerösteten Kaffeebohnen können Sie auf verschiedenen Wegen kommen:
- Sie suchen in der nächsten Großstadt einen Lebensmittelladen mit türkischen oder mediterranen Spezialitäten und fragen nach Rohkaffee.
- Auch Im-Export-Läden wird sehr häufig Rohkaffee angeboten.
- Dort werden auch manchmal gebrauchte Kaffeesäcke für Dekorationszwecke angeboten, in diesen finden Sie meist einige rohe Kaffeebohnen.
- Sie gehen zur nächsten kleinen Privatrösterei in Ihrer Nähe und bitten um ein paar unbehandelte Bohnen.
- Sie bestellen sich den Rohkaffee im Internet, z. B. bei der Quijote Kaffee OHG aus 20539 Hamburg.
- Hier bekommen Sie unter quijote-kaffee.de/shop/ Rohkaffee aus Brasilien, Mittelamerika, Südamerika, Afrika und Arabien, auch in kleineren Mengen.
- Der Vorteil: Wenn Sie vorhaben, später Ihre eigenen Bohnen zu rösten, können Sie diesen Kaffee auch schon fertig geröstet bestellen und probieren.
Ungeduldige Naturen bestellen sich keine Samen bzw. Bohnen, sondern kaufen sich einfach eine Kaffeepflanze. Diese wird in einigen Gartencentern angeboten, ist manchmal als besonderes Angebot bei einem Discounter zu finden, und kann natürlich auch im Internet bestellt werden.
Kaffeepflanze aus Samen ziehen
Wenn Sie sich Ihre Kaffeebohnen, Kaffeesamen, Kaffeekirschen besorgt haben, ist zunächst einmal wichtig, dass Sie diese nicht lange liegen lassen – Kaffee-Saatgut ist nur recht kurze Zeit keimfähig. So gehen Sie vor:
- Wenn die Kaffeebohnen noch in ihrer etwas härteren Schale sind, knacken Sie diese auf.
- Anschließend muss noch vorsichtig das den Samen umgebende Silberhäutchen entfernt werden.
- Diese Samen werden nun ein paar Stunden in warmem Wasser vorgequollen.
- Damit das Wasser warm bleibt, geben Sie das Ganze am besten in eine Thermosflasche.
- Inzwischen bereiten Sie Töpfe mit Anzuchterde vor, ein Gemisch aus Erde und Sand zum Beispiel.
- Am besten geben Sie in jeden Topf eine Bohne, dann müssen Sie später keine Feinwurzeln entwirren.
- Die Bohnen werden auf der Erde nur festgedrückt, ohne sie mit Erde zu bedecken.
- Wichtig ist, die Töpfe in eine feuchtwarme Umgebung zu stellen.
- Kaffeesamen keimen am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad.
- Die Erde muss durchgehend feucht gehalten werden, ohne dass Staunässe entsteht.
- Die Luftfeuchtigkeit um die Töpfchen können Sie mit einer Plastikhaube erhöhen.
- Dann sollten Sie jedoch täglich lüften, damit sich keine Schimmel bildet.
- Nun heißt es warten, bis zu zwei Monate, solange kann es dauern, bis sich Keimlinge zeigen.
Kaffeepflanze aus Stecklingen ziehen
Wenn Sie jemanden kennen, der bereits eine Kaffeepflanze kultiviert, können Sie diesen Menschen um einen Steckling bitten. Für die Heranzucht neuer Kaffeepflanzen brauchen Sie Kopfstecklinge, also einen Abschnitt der Spitze eines Triebes, ein paar Blätter sollten dran sein.
Diesen Kopfsteckling können Sie direkt in einen Topf mit Erde setzen. Stellen Sie ihn anschließend an einen Standort mit einer Temperatur von mindestens 25 Grad und pflegen sie ihn wie ein junges Kaffee-Pflänzchen.
Die Pflege der Kaffeepflanzen
Die jungen Kaffee-Pflänzchen werden in einen größeren Topf umgesetzt, wenn ihre Wurzeln kräftig genug sind. In der Regel ist das der Fall, wenn die Pflanze das zweite Blattpaar entwickelt hat und dieses schon recht stabil ist.
Dieser Topf sollte ein lockeres Substrat enthalten, das gut durchfeuchtet, Sie können z. B. Erde mit Torfersatz auflockern. Die Kaffeepflanze mag einen leicht sauren Boden, den Sie schnell herstellen können, indem Sie dem Gießwasser ab und zu ein wenig Zitronensaft zugeben.
Dieses Gießwasser sollte weich sein, z. B. Regenwasser. Alle Coffeas mögen eine hohe Luftfeuchtigkeit, die Sie nur in Nähe der Pflanze erhöhen können, wenn Sie eine Wasserschale neben ihr aufstellen. Die Kaffeepflanze freut sich als Tropenpflanzen auch über Wasser auf den Blättern. Man sollte sie am besten täglich mit Wasser aus der Sprühflasche verwöhnen. Ebenso gut geeignet ist ein warmer Sommerregen, in den Sie Ihre Kaffeepflanze rausstellen.
Ansonsten mag die Kaffeepflanze aber am liebsten im Zimmer bleiben, bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Sie braucht einen hellen Standort, perfekt wäre lichter Halbschatten, möchte an diesem Standort aber weder in der prallen Mittags-Sonne verbrennen noch durch andere Pflanzen zu nah bedrängt werden. Wenn Sie den Kaffee in den Garten stellen möchten, sollten Sie die Pflanze langsam an direkte Besonnung gewöhnen. Die Blätter verbrennen ziemlich schnell, ein Sonnenschirm sollte zu Beginn der Sommersaison also immer zur Hand sein.
In den Sommermonaten braucht Ihr Kaffee dann noch einmal im Monat Dünger, flüssig oder als Düngestäbchen, in halber Konzentration. Das ist eigentlich alles, was die Kaffeepflanze zum guten Gedeihen braucht.
Kaffeepflanzen überwintern
Kaffeesträucher auf der Plantage legen zwischen Oktober und März eine Ruhezeit ein, die Sie ihnen auch als Zimmerpflanzen gönnen sollten. Die Kaffeepflanzen sollten während dieser Zeit möglichst bei nicht mehr als etwa 15 Grad gehalten werden, auch an einem hellen Standort. Es müssen nicht genau 15 Grad sein, wesentlich kältere Temperaturen oder Zugluft wird die Kaffeepflanze aber wahrscheinlich nicht sehr gut vertragen.
Sie benötigt jetzt weniger Wasser, braucht jedoch immer noch eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, die Sie im Zweifel eher mit einer durchlöcherten Kunststoffhaube herstellen sollten als sich Schimmel in die Wohnung zu holen. Etwas Dünger alle zwei Monate reicht im Winter vollkommen aus.
Wenn Sie keine Möglichkeit haben, Ihrer Kaffeepflanze ein solches Winterquartier bereitzustellen, können Sie sie auch weiter bei 20 Grad halten. Dann wird sie ganz normal wie im Sommer behandelt, wird aber im Hinblick auf die Blüte und Fruchtbildung vielleicht noch langsamer werden, als sie es ohnehin ist:
Kaffeepflanzen brauchen so viel Geduld wie guter Kaffee
Ihre selbstgezogene Kaffeepflanze wird Sie auch nach ihrer schneckenlangsamen Keimung nicht mit rasendem Wachstum erfreuen. Die Blütezeit setzt erst nach einigen Jahren ein. Wenn Ihre Pflanze nicht so richtig Lust hat, werden Sie 5 Jahre auf die schneeweißen Blüten warten dürfen. Nachhelfen können Sie eventuell mit einer leichten Erhöhung der Düngergaben. Auch eine trockenere Haltung für etwa zwei Wochen mit anschließender kräftiger Wassergabe soll die Blüte anregen.
Wenn Sie möchten, dass sich aus diesen Blüten rote Beerenfrüchte entwickeln, also Kaffeekirschen, in denen Kaffeebohnen reifen, müssen die Blüten bestäubt werden. Wenn Sie hier mit einem Pinsel nachhelfen, können Sie sicher sein, dass eine gleichmäßige Befruchtung erfolgt. Dann werden Ihre ersten Kaffeekirschen wachsen … die auch wieder Geduld brauchen. Die grünen Beeren brauchen zwischen 8 und 12 Monaten, bis sie sich schön rot verfärbt haben und somit die Ernte ansteht.
Wenn der erste Ertrag nicht zum Rösten lohnt, können Sie diese Bohnen als neues Saatgut einsetzen, so bauen Sie sich langsam heimische Kaffee-Plantage auf.
Fazit
In Deutschland eigenen Kaffee ernten – so unglaublich es klingt, möglich ist es. Wenn Sie sich nun noch Indonesische Schleichkatzen anschaffen und diese mit Ihren Kaffeebohnen füttern, können Sie sich sogar die teuerste und seltenste Kaffeesorte der Welt selber rösten.