Ein Kakerlaken-Befall gehört auch in Deutschland viel mehr zu den alltäglich möglichen Lebensärgernissen, als die meisten Menschen vermuten. Denn auch die saubersten Haushalte sind nicht davor gefeit, dass den Bewohnern einmal „Kakerlaken auf dem Kopf herumtanzen“, wichtig ist nur, dass Sie sich schnell und in der richtigen Art und Weise um den unerwünschten Neuzugang kümmern. So werden Sie die verschiedenen Arten von Kakerlaken oder Küchenschaben wieder los.
Kakerlaken? In Deutschland?
Wenn wir in Filmen prächtige schwarzbraune und vielbeinige Krabbeltiere präsentiert bekommen, handelt es sich doch wohl um Gegenden, in denen es deutlich wärmer ist als hier, und ohnehin eher um ein dramaturgisches Mittel, mit dem zweifelhafte Sauberkeit angedeutet werden soll?
Nun ja – ganz so ist es nicht, eine Kakerlake hat auch einen deutschen Namen, und der lautet ganz simpel „Gemeine Küchenschabe“. Diese Gemeine Küchenschabe trägt zwar tatsächlich den botanischen Namen „Blatta orientalis“, was auf eine Herkunft aus warmen Gegenden hindeutet. Wenn diese eigentliche, „echte“ Kakerlake im deutschen Wortschatz jedoch auch als Bäckerschabe oder Orientalische Schabe bekannt ist, deutet das wiederum darauf hin, dass sie schon zu Zeiten nach Deutschland importiert wurde, in denen exotische Importwaren noch ausschließlich durch verarbeitende Berufsgruppen eingeführt wurden. Je mehr sich der internationale Warenhandel ausgebreitet hat, ist die „echte“ Kakerlake zu einem echte Kosmopoliten geworden.
Sie teilt das Dasein als bekannter Vorratsschädling mit einer Vorliebe für das Leben in menschlichen Behausungen mit einigen anderen der rund 4.600 Schabenarten. Mit dem Warenhandel kann z. B. die Amerikanischen Großschabe, die „Periplaneta americana“, importiert werden. Wir Deutschen haben dann auch noch unsere ureigene Küchenschabe, die Deutsche Schabe oder „Blattella germanica“. Alle zusammen werden unter dem Begriff Küchenschaben zusammengefasst, im internationalen Sprachengewirr dann auch alles Kakerlaken. Alle zusammen gehören zu häufigsten Schaben, die in Haushalten anzutreffen sind.
Wenn jedoch in Ihrem Haushalt wirklich eine Küchenschabe anzutreffen ist, ist das auf keinen Fall ein Grund, sich zu schämen. Ein Kakerlaken-Befall hat mit zu wenig Sauberkeit oder mangelhafter Hygiene nichts zu tun. Die Tiere sind ausgesprochen überlebenswillig und fortpflanzungswütig. Sie werden meist von außen eingeschleppt (über Nahrungsmittelverpackungen, mit dem Urlaubsgepäck, mit dem Kauf eines importierten Geräts) oder wandern über Abwasserleitungen ins Haus.
Welche Schabe ist es denn?
Die drei gerade genannten Arten könnten also bei Ihnen ihr Unwesen treiben, wenn Sie ein schabenähnliches Tierchen sichten. Die Identifikation ist nicht unwichtig für die Planung der Bekämpfung:
1. Die Schäden durch die Deutsche Schabe und die Amerikanischen Großschabe halten sich normalerweise in Grenzen, aus folgenden Gründen:
- Die Deutsche Schabe ist eine ziemlich kleine Schabe, ausgewachsen ist sie nur etwa einen Zentimeter lang.
- Deshalb sind die Fraßschäden, die diese Tierchen verursachen, auch meist sehr gering
- Die lichtscheuen Tierchen müssen sich in unseren Haushalten, in denen wenig Vorräte herumliegen, oft mit Papier o. ä. begnügen
- Außerdem vertragen die Deutschen Schaben keine Kälte, wenn sie in Ihren Schuppen eingewandert sind, sterben sie über den Winter aus.
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Die Amerikanische Großschabe dagegen ist ein schon imposantes Tier von etwa 3 cm, wenn so etwas aus Ihrer Obstkiste krabbelt, wird die Verfolgung sofort erfolgen.
- Auch die Amerikanische Großschabe verträgt überhaupt keine Kälte, die meisten Gelege (auf Handelsschiffen z. B.) sterben deshalb im Winter ab.
- Amerikanische Großschaben könnten Sie deshalb allenfalls in sehr seltenen Fällen als einzelnes Tier kennenlernen, ernsthafter Befall in Privathaushalten ist nicht bekannt.
Die Deutsche Schabe könnte sich unter Umständen bei Ihnen „breitmachen“, wenn Sie in Ihrer Küche warme und feuchte Plätzchen mit Nahrungsresten finden. Noch größer ist die Gefahr, wenn Sie neben einer von Schaben besiedelten Gaststätte, Wäscherei, Krankenstation, Zoohandlung oder einem anderen Betrieb wohnen. Dessen Durchschnittstemperaturen und klimatischen Bedingungen sind für die Schaben geradezu ein Paradies.
2. Ein ganz anderes Kaliber ist die Gemeine Schabe oder Kakerlake. Diese Küchenschabe ist dunkler als die Deutsche Schabe, etwas rötlich gefärbt, und fast doppelt so lang. Sie wird bis zu 3 cm groß. Während die Deutsche Schabe ein wenig „durchsichtig“ und ziemlich fragil wirkt, ist diese Schabe schon ein richtiger wahrnehmbarer Käfer, mit glänzendem Chitinpanzer. Sie sollen von allen Insekten auf der Welt am schnellsten laufen können. Sie legt eine sagenhafte Geschwindigkeit von anderthalb Metern pro Sekunde an den Tag.
Vor allem aber sind diese Gemeinen Küchenschaben oder Kakerlaken ihrer südlichen Heimat schon lange insofern entwachsen, dass sie viel kältetoleranter als die anderen Schabenarten sind. Wenn sie erst einmal „eingewandert“ sind, können sie auch in Kellern und Schuppen überleben und sich von dort aus weiter ausbreiten.
Die Bekämpfung der Deutsche Schabe
Immer wenn Sie tagsüber hellbraune, ein wenig wie transparent wirkende Schaben bemerken, deutet das bei diesen wirklich lichtscheuen Tierchen schon auf einen erheblichen Befall hin. Meist werden Sie dann auch schon einen unangenehmen muffigen Geruch wahrnehmen können. Den sondern die Deutschen Schaben aus einer Hinterleibsdrüse ab.
Natürlich sollten Sie jetzt schnell handeln, aber bitte keine Panik. Auch die Deutsche Schabe kann zwar theoretisch Krankheiten übertragen, wie wohl fast jedes Insekt, aber das kann Sie natürlich nur tun, wenn sie vorher mit gefährlichen Keimen in Berührung gekommen ist. Dazu hat eine Deutsche Schabe in ihrem recht kurzen Leben aber durchschnittlich viel weniger Gelegenheit als eine importierte Schabe, die höchst widerstandsfähig vom Schiff in den Großmarkt und in die kalte Lagerhalle wandert und dort lange überlebt. Die Deutsche Schabe wäre unter diesen Bedingungen schon dreimal weggestorben, sie wandert eher vom Feld in den Laden, dort hat sie aber nicht sehr viele Krankheitskeime kennengelernt. In den oben erwähnten Berufsstätten könnte das anders sein, aber hier wird sie natürlich sofort bei Sichtung bekämpft. Deshalb ergab die letzte im Bundesgesundheitsblatt veröffentlichte Untersuchung auch, dass diese Art als Krankheitsüberträger keine besondere Bedeutung hat.
Natürlich sollte die Deutsche Schabe trotzdem bekämpft werden, und zwar so schnell wie möglich. Dabei bietet sich zunächst eine Art „Abkürzung“ an: Es wird eine Zeit geben, in der Sie alles andere als sicher sind, dass in Ihrer Küche irgendwelche Tierchen in ungewöhnlichen Mengen zu Gange sind. Wenn Sie in dieser Zeit nichts tun, werden es ungewöhnliche Mengen werden. Also sollten Sie bei den ersten Anzeichen sofort bei einem sachkundigen Fachmann einen Detektor erwerben. Sas ist eine Klebefalle, die mit einem artspezifischen Lockstoff ausgerüstet ist.
Wenn Sie dann wissen, dass Sie Deutsche Schabe bekämpfen müssen, können Sie das gezielt tun. Zunächst werden bei diesen Schädlingen Köder mit Fraßgiften ausgelegt. Diese Köderdosen mit den Lockstoffen sollten mindestens drei Monate an ihren Plätzen stehen. Nur so ist sicher, dass auch alle Jungtiere vernichtet werden. In der Zwischenzeit müssten Sie leider all die Ecken durchgehen, die sich als „Schabenversteck“ eignen und diese gründlich reinigen. Dazu gehört dann leider nicht nur erneut der vollgestellte Putzschrank, der sowieso schon bei jedem Frühjahrs- und Herbstputz auseinander genommen wird, sondern auch eigentlich nicht wirklich zugängliche Bereiche hinter Waschbecken und Schränken, bis hin zu den Lücken hinter Scheuerleisten, Türrahmen oder Mauerfugen. Überall könnten die Tiere ihre Eier verteilt haben. Wenn Sie es schaffen, den Schaben dort Nahrung und Wasser zu entziehen, haben Sie schon den halben Bekämpfungserfolg in der Tasche, außerdem verringern Sie das Risiko einer Neuansiedlung erheblich.
Größere Demontagearbeiten lassen sich vielleicht verhindern, wenn Sie sich zusätzlich ein Spray gegen die Schaben besorgen. Das können Sie in die unzugänglichen Zwischenräume sprayen. Dieses Spray sollten Sie jedoch aus Gesundheits- und Umweltschutzgründen keinesfalls großflächig einsetzen. Vergessen Sie auch nicht, (vorsichtig) Ihre Nachbarn anzusprechen, wenn Sie den Verdacht haben, dass die Schaben aus einem benachbarten Betrieb eingewandert sind. Dann können Sie die Bekämpfungsmaßnahmen koordinieren und gemeinsam kontrollieren. Denn Kontrolle sollte sein. Nur so können Sie sicherstellen, dass ein Nest übersehen wurde und sich die ganze Schabengesellschaft von dort aus wieder verbreitet.
Wenn Sie ganz großes Pech haben, haben die ziemlich kleinen Deutsche Schaben in einer Spalte im Mauerwerk oder im Fußboden eine Niststätte angelegt. Diese Ritzen müssten dann verschlossen werden.
Die Bekämpfung der Kakerlaken
Wie gesagt, die Gemeine Küchenschabe oder Kakerlake ist bei uns kein unbekanntes Tier, im Gegenteil, vom 18. Jahrhundert bis etwa in die 1950er Jahre war sie in allen europäischen Städten als bekannter Hygieneschädling weit verbreitet.
Wenn Sie etwas sichten, dass wie eine Kakerlake aussieht, sollten Sie das unbedingt ernst nehmen. Diese Hygieneschädlinge haben nicht nur gute Chancen, viele Keime aufzuschnappen und zu verschleppen, sie besitzen auch noch eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit. Nach den Atombombentests auf dem Bikini-Atoll hat man vollkommen unbeschädigte Kakerlaken gefunden.
Haben Sie die Gemeinen Schaben in Verpackungsmaterial oder Lebensmitteln erst einmal ins Haus gebracht oder sind diese durch eine alte Wasserleitung aus der Kanalisation eingewandert, finden die Kakerlaken in unseren Häusern ideale Lebensbedingungen. Beheizte Wohnräume bieten Wohlfühltemperaturen um 20 Grad. Küchenabfälle und Wasser bieten in der Küche ein reiches Nahrungsangebot. Von dort aus wandern die Tierchen dann in jeden Raum des Hauses, da sie sich durch engste Spalten zwängen können. Sie machen sich dann daran, sich in brisanter Geschwindigkeit zu vermehren und befallen spätestens jetzt auch die angrenzenden Räume.
Gegen „echte“ Kakerlaken sind Sie alleine ziemlich machtlos. Diese Schädlinge sind ausgesprochen hartnäckig und daher wirklich schwierig zu bekämpfen. Wenn Sie die Tiere identifiziert haben, sollten Sie deshalb schnellstmöglich eine professionelle Kakerlakenbekämpfung durch eine fachkundige Schädlingsbekämpfungsfirma einleiten. Diese Firma prüft dann auch, ob eventuell ganze Häuserzeilen befallen sind und koordiniert gegebenenfalls die gleichzeitige Bekämpfung, damit die Kakerlaken überall verschwinden.
Fazit
Wenn in Ihrer Küche Tierchen zu sichten sind, die durch einen Blick ins Internet mit hoher Wahrscheinlichkeit als Küchenschaben zu identifizieren sind, ist das weder ein Grund für Schamröte im Gesicht noch ein Grund zur Panik. Sie sollten nur recht schnell eines der Tierchen fangen und die genaue Art feststellen. Dann können Sie sofort die passenden Bekämpfungsmaßnahmen einleiten.