Wer exotisches Obst liebt, muss dieses nicht unbedingt aus fernen Ländern einfliegen. Probieren Sie lieber wenig bekannte Früchte wie die Mispel – das wirkt sich nicht nur positiv auf die CO2-Bilanz aus, denn der winterharte Mispelbaum wächst problemlos im heimischen Garten. Die kleinen, orangebraunen Früchte waren bis vor wenigen Jahrzehnten noch weit verbreitet. Wir zeigen wie Sie Mespilus germanica ernten und verarbeiten können. Doch kann man Mispeln auch roh essen?
Mispeln – ein fast vergessenes Obst
Noch bis vor wenigen Jahrzehnten war der Mispelbaum bzw. -strauch (lat. Mespilus germanica) noch in vielen Selbstversorgergärten zu finden. Unsere Urgroßmütter haben aus den kleinen, im reifen Zustand fast braunen Früchten gern Gelee, Marmelade, Saft oder Likör hergestellt – nicht nur, weil das Obst als besonders gesund galt, sondern auch, weil die Früchte aufgrund des hohen Pektingehalts gut gelieren und zudem für eine bessere Haltbarkeit gemischter Produkte sorgen.
Mispeln gehören zu den Rosengewächsen und sind eng mit der hierzulande ebenfalls als Wildobst geschätzten (und wahrscheinlich bekannteren) Felsenbirne (lat. Amelanchier ovalis) verwandt. Der kleine Baum oder Strauch eignet sich gut zum Einpflanzen in kleine Gärten, da er mit einer Wuchshöhe zwischen zwei und fünf Metern recht kompakt bleibt. Wer sich nicht gleich ein solches Gewächs in den Garten setzen, sondern lieber erst einmal die Früchte probieren möchte, sammelt diese zwischen November und März in öffentlichen Anpflanzungen.
Weitere Informationen über Mespilus germanica:
- schon im Mittelalter bekanntes und sehr beliebtes Obst
- geriet erst in neuerer Zeit in Vergessenheit
- Grund wahrscheinlich die geringe Eignung für industriellen Anbau und Verarbeitung
- sehr kleine Früchte: Wildformen zwischen zwei und drei Zentimeter im Durchmesser
- Kulturmispeln erreichen rund sechs bis sieben Zentimeter große Früchte
- orangebraune Färbung, bei Reife braun gefleckt oder braun
- erinnern im Aussehen leicht an Aprikosen
Geschmack und Inhaltsstoffe
Geschmack und Konsistenz der Mispelfrüchte sind für unsere modernen, an süße Kulturfrüchte gewöhnten Gaumen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig:
- zunächst hartes, ungenießbares Fruchtfleisch
- enthält adstringierende Gerbstoffe
- diese lassen die Mundschleimhaut sich zusammenziehen
- Reife erst nach längerer Frostperiode
- Früchte weich und nun erst zum Essen geeignet
- Geschmack süßsäuerlich, herb
- leicht nussige Note
- oft leicht mehlig, da hoher Stärkeanteil
Essen Sie Mispeln auf keinen Fall vor einer kräftigen Frosteinwirkung: Sie sind dann zwar nicht giftig, aber ungenießbar und lassen die Mundschleimhäute unangenehm zusammenziehen. Erst durch stärkeren Frost bauen sich die dafür verantwortlichen Gerbstoffe ab und das Fruchtfleisch nimmt ein süßsäuerliches, herbes Aroma an. Dieses resultiert aus dem hohen Anteil an Vitamin C, den die Früchte gerade in den Wintermonaten so gesund sein lassen. Weiterhin enthalten Mispeln mit rund 250 Milligramm pro 100 Gramm Fruchtfleisch recht viel Kalium.
Ernte und Erntezeitpunkt
In der Regel sind Mispeln bereits zwischen Anfang November und Anfang Dezember reif für die Ernte, sofern zu diesem Zeitpunkt schon stärkerer Frost auftritt. Ist die Witterung hingegen zu mild, können Sie die Früchte bis Januar oder Februar bedenkenlos am Strauch hängen lassen und auf die Kälte warten. Auch Vögel – Amseln etwa lieben Mispeln – warten, bis das Fruchtfleisch butterweich und das Aroma süßer geworden ist. Wenn Sie nicht so lange warten möchten, ernten Sie die unreifen Früchte und packen sie für einen halben Tag in die Tiefkühltruhe. Lassen Sie sie anschließend ein paar Tage nachreifen, da sie durch das Einfrieren zwar weich, aber noch nicht süß genug sind. Reife Früchte erkennen Sie an der rostroten Färbung.
Verarbeiten und Haltbarmachen
Die reifen Früchte von Mespilus germanica können Sie entweder frisch und roh vom Baum essen oder aber durch Einkochen haltbar machen. Mispeln eignen sich sehr gut für Marmeladen, Gelees, Liköre oder Säfte. Verwenden Sie sie entweder pur – dann kommt das Aroma besser heraus – oder gemischt mit anderen Früchten. Besonders gut eignen sich für diesen Zweck Äpfel, Birnen oder auch Quitten.
Um Mispeln roh zu essen, sollten Sie die pelzige Schale sowie die im Inneren der Frucht befindlichen Kerne entfernen. Am einfachsten ist es, das Obst wie eine Kiwi einfach auszulöffeln. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Entfernen Sie den Blütenansatz.
- Dies funktioniert am besten, wenn die Frucht noch gefroren ist.
- Ritzen Sie die Schale mit einem scharfen Messer vorsichtig an.
- Ziehen Sie sie nun ab.
- Lassen Sie die Schale an der Frucht und schneiden Sie sie in der Mitte durch.
- Entfernen Sie mit einem Löffel die Kerne.
- Löffeln Sie das Fruchtfleisch heraus.
Soll das Fruchtfleisch hingegen zu Marmelade etc. verarbeitet werden, entfernen Sie auf jeden Fall Blütenansatz, Schale und Kerne. Letztere müssen übrigens mühsam herausgepult werden, da sich aufgrund der etwas klebrigen Konsistenz der reifen Früchte Hilfsmittel wie die Flotte Lotte oder ein Sieb nur schwerlich einsetzen lassen. Verwenden
Sie zum Einkochen Gelierzucker im Verhältnis 1:1. Für Mispelgelee pressen Sie den Saft aus und nehmen pro Paket Gelierzucker (500 Gramm) etwa 750 Milliliter Saft.
Je reifer die Früchte sind, desto süßer wird das Endergebnis. Faulige Mispeln erkennen Sie übrigens an ihrem säuerlichen Mostgeruch. Diese Früchte bitte nicht mehr verwenden, sondern entsorgen. Gute Mispeln erinnern in ihrem süßlichen Duft eher an Birnen.