Auch ohne Vorkeimen treiben Kartoffeln zuverlässig aus und bilden zahlreiche Knollen. Warum also sollte sich der Gärtner mehr Arbeit aufbürden? Befürworter führen einige Vorteile an, doch gibt es sie wirklich?
Die möglichen Vorteile
Die gärtnerische Praxis hat immer wieder unter Beweis gestellt, dass das Setzen vorgekeimter Knollen im späteren Verlauf der Kultivierung einige Vorteile bringt. Konkreter gesagt sind das folgende drei:
- die neuen Knollen sind schneller erntereif
- die Erntemenge fällt größer aus (ca. 20 %)
- Kartoffelkrankheiten treffen auf widerstandsfähigere Pflanzen
Entscheidung für oder gegen das Vorkeimen
Die zuvor dargelegten Vorteile sind keine „Kleinigkeit“. Experten sprechen sich daher klar für das Vortreiben aus. Vor allem im Hinblick auf das Auftreten möglicher Kartoffelkrankheiten, denen vorgekeimte Pflanzen entweder durch früheren Erntezeitpunkt ganz entgehen oder ihnen zumindest widerstandsfähiger begegnen. Dennoch kann die Frage, ob man Kartoffeln vorkeimen lassen sollte, nicht ausschließlich und allgemeingültig mit Ja beantwortet werden. Schließlich ist damit auch Arbeit verbunden. Auch ein geeigneter Platz im Haus muss sich erstmal finden lassen. Zudem kann das Pflanzen nicht vorgekeimter Knollen ebenfalls akzeptable Ergebnisse liefern. So muss jeder Hobbygärtner für sich abwägen, welche Vorgehensweise sich für ihn mehr lohnt. Entscheidet er sich für das Vortreiben, so sollte er das nach Anleitung tun, damit er das Optimum aus den Knollen rausholt.
Der ideale Zeitpunkt
In Deutschland werden etwa 200 verschiedene Kartoffelsorten angebaut, grob unterteilt in früh- mittel- und spätreifende Sorten. Ihre Pflanzzeit variiert um einige Wochen, liegt sortenabhängig irgendwo zwischen Mitte März bis Ende Mai. So muss sich auch der Zeitpunkt für das Vorkeimen daran ausrichten. Ausgehend von Pflanzzeit und Dauer des Keimvorgangs finden Sie mühelos den optimalen Termin:
- Frühsorten können ab Mitte Februar vorgekeimt werden
- andere Kartoffelsorten ab März
- etwa 6-8 Wochen vor dem geplanten Pflanztermin starten
- beim Vorkeimen ohne Erde etwa vier Wochen vor dem Pflanztermin
Die optimale Umgebung
Draußen im Beet können Kartoffeln nicht vorkeimen. Dafür ist es früh im Jahr noch viel zu kalt. Doch jeder Raum, der viel Licht und konstant eine Temperatur zwischen 10 und 15 °C zu bieten hat, kommt in Betracht. Prüfen Sie, ob der ausgewählte Platz bis zum Pflanztermin für das Keimen uneingeschränkt zur Verfügung steht und er keine direkte Sonne abbekommt.
Keimfähige Knollen
Legen Sie einige kleinere, unbeschädigte Knollen der eigenen Vorjahresernte zurück. Das ist eine besonders preisgünstige Möglichkeit, Saatknollen für das Folgejahr zu gewinnen. Keine Sorge, die lange Zeit bis zum Frühjahr überstehen sie gut, wenn sie wie folgt zwischengelagert werden:
- dunkel
- kühl (etwa 4-8 °C)
- trocken
Geeignete Behälter
Sie benötigen einen großen Behälter, oder mehrere kleinere, wo Sie die Kartoffelknollen hineinlegen. Zum Beispiel eine große Holzkiste, helle Kunststoffkiste, Multitopfplatte, zersetzbare Töpfchen oder Eierkartons.
Anleitung für das Vorkeimen ohne Erde
Für die Vorgehensweise ohne Erde ist eine flache Kiste ideal, für größere Knollenmengen entsprechend zwei oder mehr. Das sind die weiteren Schritte:
- Die Knollen in der Kiste ausbreiten, ohne dass sie übereinanderliegen. Im Eierkarton oder Multitopfplatten können die Knollen senkrecht aufgestellt werden.
- Besprühen Sie die Knollen mit etwas Wasser.
- Stellen Sie die Behälter samt Kartoffeln am idealen Keimplatz.
- Besprühen Sie die Kartoffeln noch ein paar weitere Tage mit etwas Wasser.
- Sortieren Sie laufend eventuell faulende Knollen aus.
Bei dieser Methode ohne Erde ist die Dauer des Vorkeimens auf vier Wochen verkürzt. Die Knollen sind danach sofort pflanzbereit. Die Erde im Beet sollte dann idealerweise mind. 9 °C warm sein.
Anleitung für das Vorkeimen mit Erde
Besorgen Sie rechtzeitig Gemüseerde oder vermischen Sie reifen Kompost und feinkörnigen Sand im Verhältnis 2:1. Ist der optimale Zeitpunkt gekommen, geht es so weiter:
- Füllen Sie den oder die Behälter (Kiste, Eierkarton, etc.) mit dem Substrat. So hoch, dass die Knollen etwa bis zur Hälfte hineingesteckt werden können.
- Legen Sie die Knollen aufrecht hinein, jeweils ohne Berührung untereinander. Eine Knollenhälfte sollte in der Erde stecken, die andere Knollenhälfte sichtbar rausschauen.
- Gießen Sie die Kartoffeln etwas an.
- Stellen Sie die Behälter dorthin, wo sie ideale Keimumgebung vorfinden.
- Prüfen Sie während der gesamten Dauer regelmäßig, ob die Erde noch feucht ist. Bei Bedarf wiederholen Sie das Besprühen mit Wasser.
Häufig gestellte Fragen
Saatkartoffeln und zurückgelegte Knollen aus eigener Ernte unterscheiden sich hinsichtlich Lagerung nicht voneinander. Ein dunkler und trockener Kellerraum mit einer Temperatur zwischen 4 °C und 8 °C ist ideale Zwischenstation, bis das Vortreiben endlich beginnen kann.
Rechnen Sie mit etwa sechs Kilogramm Pflanzkartoffeln, wenn die Knollen die typisch kleine Größe haben und Sie später die empfohlenen Pflanzabstände einhalten (60 cm von Reihe zu Reihe/ 30-50 cm in der Reihe).
Starten Sie die neue Saison nicht mit solchen Exemplaren, denn verschrumpelte Knollen haben ihre optimale Keimfähigkeit unwiederbringlich verloren.
Die Kartoffeln bekommen ausreichend Licht, stehen aber zu warm. Da diese Keime beim Einpflanzen leicht abbrechen, sollten Sie die Temperatur schnellstens anpassen oder einen neuen, kühleren Standort wählen. Die Lichtintensität muss aber weiterhin hoch bleiben.