Wildrosen wie die Kartoffelrose erleben momentan eine merkbare Renaissance, weil viele Gärtner wieder auf den Duft und die ursprüngliche Wuchskraft der „Ur-Rose“ Rosa rugosa aufmerksam geworden sind und von den unproblematischen Naturrosen begeistert sind. Hier geht es um Pflege und Schneiden und die möglichen Einsatzzwecke der Kartoffelrose.
Die Pflege der Kartoffelrose
Die Rosa rugosa gehört zu den pflegeleichtesten Pflanzen, die man sich vorstellen kann.
An ihren Standort hat sie fast keine Ansprüche, solange es dort ein wenig Licht gibt – mindestens heller Halbschatten wäre gut, volle Sonne wird genauso gut und gerne vertragen. In Bezug auf den Boden ist die Kartoffelrose vollkommen anspruchslos, wo Kartoffelrosen nicht gedeihen können, sollten sich Menschen wahrscheinlich auch eher fernhalten.
Die Rosa rugosa wächst auf sandigen Böden fast ohne Nährstoffe, auf salzigen und vegetationsarmen Böden, wenn ihr der Wind kräftig um die Nase weht, sie krallt sich noch auf dem letzten Fleckchen Düne fünf Meter vor dem Meer fest, im Internet gibt es schöne Bilder, auf denen ganz zarte junge Triebe einer Kartoffelrose gerade unbeirrt die mächtig dicken Betonplatten einer ehemaligen Militäranlage durchbrechen.
Wenn Sie lesen, dass die Blätter der Kartoffelrose auf kalkhaltigen Böden vergilben können, scheint das anzudeuten, dass sie eben doch nicht jeden halbwegs normalen Boden verträgt. Das ist falsch, eine Kartoffelrose wird in einem normalen Boden, ob der pH-Wert eher sauer oder eher kalkhaltig (alkalisch) ist, keine Probleme bekommen. Sie erträgt nur nicht jeden Kalküberschuss im Boden, dann entwickelt sie (wie die meisten anderen Pflanzen auch) eine Blattchlorose, weil ein Boden mit zu viel Kalk irgendwann keine normale Versorgung mehr ermöglicht. Besonders wenn dieser Boden auch noch stark verdichtetet ist – auf einem solchen Boden werden sehr viele Pflanzen nicht wachsen, und die Kartoffelrose wird wahrscheinlich eine der letzten sein, die aufgibt.
Kartoffelrosen können im Herbst oder im Frühling gepflanzt werden, die Triebe werden dann bis auf wenige Knospen zurückgeschnitten, nach dem Pflanzen sollten sie einmal gut gewässert werden. Wenn direkt nach dem Einpflanzen eine lange Periode der Trockenheit folgt, sollten Sie der Kartoffelrose nochmals etwas Bewässerung gönnen, um ihr beim problemlosen Einwurzeln zu helfen. Aber eigentlich war’s das dann mit der Pflege, wenn Ihre Kartoffelrose einmal angewachsen ist, wird sie sich mit ziemlicher Sicherheit auch dann prächtig entwickeln, wenn Sie ihr nie wieder einen Blick schenken.
Schneiden
Sie können ihr jedoch Beachtung schenken, alle zwei Jahre, dann profitiert die Kartoffelrose nämlich von einem kräftigen Rückschnitt. Die Kartoffelrose setzt Blüten und Früchte jeweils am jungen Holz der Saison an, wenn Sie sie alle zwei Jahre im Winter/Frühling so kürzen, das nur etwa ein Viertel stehen bleibt, sorgen Sie für eine gute Verzweigung. Sie wählen die stärksten Triebe aus und lassen an ihnen vier bis fünf Knospen stehen, die schwächeren Triebe behalten nur zwei bis drei Knospen, die obersten Knospen sollten jeweils nach außen stehen. So bildet die Kartoffelrose eine schön lockere Wuchsform aus, die im nächsten, beschnittfreien Folgejahr besonders viele Blüten und Hagebutten ausbildet. In dieser Wuchsform wird die Rosa rugosa um 1,5 Meter hoch werden.
Wenn die Kartoffelrose nicht als freistehende Flächenbegrünung, sondern in einer Hecke steht, wird sie jedes Jahr im Frühjahr beschnitten. Sie lichten sie dann aus, indem Sie jeweils die ältesten zwei bis drei Triebe entfernen. Diese Triebe werden gleich über dem Boden weggeschnitten, sodass die Kartoffelrose von der Basis aus neue Triebe ausbildet, so erhalten Sie die Pflanze jung. Die erhaltenen Triebe legen pro Jahr bis zu 40 cm zu, bei einer solchen Schnittpflege kann eine freiwachsende Hecke mit Kartoffelrose bis zu 2 Meter hoch werden.
Wenn eine Kartoffelrose zu lange frei wachsen durfte, wird sie irgendwann im oberen Bereich nicht mehr gut aussehen, mit weit auseinander stehenden, dünnen und spärlich bestückten Zweigen. Dann ist es Zeit für einen radikalen Stutzschnitt, eine Kartoffelrose lässt sich problemlos „auf den Stock setzen“, also bis zum Boden herunterschneiden. Die Pflanze treibt dann komplett neu aus und wird in einer der gerade beschriebenen Formen weiter gepflegt.
Aber: Bei der Rosa rugosa ist Vorsicht angebracht
Wenn sich frische Gartenbesitzer über die Pflege der Kartoffel-Rose informiert haben, strahlen die Gesichter der Neu-Gärtner meist: Eine blühende Wildrose, die in jedem Boden wächst, weder durch Salz noch durch Nährstoffmangel aufzuhalten ist, nach dem Anwachsen weder Dünger noch zusätzliche Bewässerung braucht – das klingt ganz wunderbar, da kann man ja wirklich nichts falsch machen.
Doch, kann man schon, nämlich immer dann, wenn Sie die Rosa rugosa irgendwo anpflanzen, wo sie sich ungehindert ausbreiten kann. Das gilt vor allem für die Wildformen, in eingeschränktem Maße aber auch für die Hybriden.
Die Kartoffelrose bildet nämlich gerne und eifrig Wurzelausläufer und Rhizome, mit denen sie sich zu den Seiten hin ausdehnt. Jeder Spross, der irgendwo in einen Sandboden gelangt, bewurzelt sich, jedes Wurzelfragment mit ein paar Zentimetern Länge wird zu einer neuen Pflanze, auch wenn es nicht mehr an der Mutterpflanze hängt. Eine Reihe von Vögeln sorgt auch für die Verbreitung der Kartoffelrose, die ausgeschiedenen Samen keimen fast überall.
Kartoffelrosen wurden in vielen Küstengebieten auf Dünen gepflanzt, um Erosion zu verhindern, dort haben sie ein derart aggressives Ausbreitungsverhalten entwickelt, dass sie ganze Landstriche überwuchern. Wenn ausbreitungswütige Kartoffelrosen gute Anfangserfolge erzielen konnten, ist es fast nicht möglich, sie wieder einzudämmen. In freier Landschaft weite Flächen überwuchernde Kartoffelrosen treiben nach einer Mahd wieder aus, nach mehrfachem Mähen auch, weder durch Schafe noch durch Abbrennen können die Wurzeln daran gehindert werden, aus Resten immer wieder auszutreiben.
Inzwischen wird die (nicht bei uns heimische, dazu siehe gleich unten) Kartoffelrose deshalb in Bezug auf Landschaftsgestaltung als invasiver Neophyt angesehen, der nur mit Vorsicht eingesetzt wird. Im Hausgarten sind die Kontrollmöglichkeiten natürlich ganz anders, aber auch hier sollte die Anpflanzung überlegt erfolgen, unter Auswahl der richtigen Sorte.
Sorten und Hybriden
Die Rosa rugosa kommt aus Ostasien, sie ist heimisch im südlichen Kamschatka, im nördlichen Japan, in Korea und in China, wo sie schon seit rund tausend Jahren kultiviert wird. Nach Europa kam die wuchsfreudige Rose im Gepäck des schwedischen Naturforschers Carl Peter Thunberg, der sich extra als Chirurg bei der Niederländischen Ostindien-Kompanie verdingte, um nach Japan zu gelangen und die dortige Pflanzenwelt zu erkunden (und auszuschmuggeln). Als er 1776 Japan verließ, hatte er Samen der Rosa rugosa dabei, die mit ihm 1778 London erreichten, 1796 bot eine Gärtnerei in der Nähe Londons die ersten Kartoffelrosen zum Verkauf an. Von dort aus verbreitete sie sich langsam über Europa, wahrscheinlich hat sie der deutsche Botaniker von Siebold Mitte des 19. Jahrhunderts sogar noch einmal aus Japan eingeführt. Ab dann machte die Kartoffelrose in Deutschland „ihre Karriere“, zu Beginn des 20. Jahrhunderts war sie schon so weit verbreitet, dass sie häufig als heimische Pflanze beschrieben wird.
Die Kartoffelrose wurde damals bereits in zwei Arten eingeführt, die normale Rosa rugosa mit pinkfarbenen Blüten und die weiße Kartoffelrose „Alba“, die schon eine asiatische Zuchtform der „echten Kartoffelrose“ ist. Diese gesunden, widerstandsfähigen und kräftigen Wildformen der Kartoffelrose können im Garten besondere Aufgaben wahrnehmen (welche, wird weiter unten erklärt).
Die Wuchskraft der neuen Pflanze entzückte schnell die europäischen Züchter, sie brachten viele Hybriden hervor, die zwar meist das runzlige Laub (Kartoffelkraut = Kartoffelrose) erbten, aber auch die lange Blütezeit, die prächtigen Hagebutten und Widerstandsfähigkeit.
So sind inzwischen Hybrid-Formen der Rosa rugosa in vielen Farben und für verschiedenste Einsatzzwecke entstanden, zumindest das erste Dutzend der wichtigsten und erfolgreichsten Hybriden wird Ihnen nachfolgend kurz vorgestellt:
- „Agnes“: Alte Sorte, Ende des 19. Jahrhunderts aus der Rosa rugosa und einer natürlichen Mutation der asiatischen Wildrose Rosa foetida (Persian Yellow) gezüchtet, gelbe Blüten mit ausdrucksstarkem Zitronenduft, widerstandsfähig und gesund, ein kräftig wachsender Rosenstrauch mit extrem vielen Stacheln für wehrhafte Freiwuchs-Hecken oder Solitärstellung.
- „Blanc double de Cubert“: Ebenfalls vor über 100 Jahren gezüchtet, weiße Blüte und buschiger Wuchs, Dauerblüher mit süßem Duft und schöner Herbstfärbung, braucht einen recht sonnigen Standort, da nicht gut regenfest.
- „Dagmar Hastrup“: 1914 gezüchtet, zierliche Bodendeckerrose mit pastellrosa Blüten und großen gelbroten Hagebutten, schön in niedrigen Hecken, flächigen Pflanzungen und kleinen Gruppen.
- „F.J. Grootendorst“: „Nelkenrose“, mit gerüschten Blütenblättern, Zucht von 1918, karminrote Blüte und bis fast 2 m hoher, buschiger Wuchs, unkompliziert und für jeden hellen Standort im Garten geeignet.
- „Hansa“: Magentarote Rose von 1905, dauerblühend mit kräftigem süßem Duft und lackroten Hagebutten, robuster Alleskönner.
- „Mme Georges Bruant“: Schöne und sehr alte (1887) Rosa rugosa mit rahmweißen halbgefüllten Blüten, gut duftend und sehr winterhart.
- „Moje Hammarberg“: Entstand 1931, magentarote Blüte und sehr natürlicher „unordentlicher“ Wuchs, ansonsten unkompliziert.
- „Pink Grootendorst“: Mutation von F.J. Grootendorst aus dem Jahr 1923, in dicken Büscheln erscheinende Blüten in klarem Rosa mit zerfransten Rändern, wenig Duft.
- „Rosa x paulii“: Weiße Rose von 1903, interessanter bogenförmiger Wuchs und Duft nach Gewürznelken.
- „Rosa rugosa rubra“: Um 1800 in Großbritannien gezüchtet, dunkel magentarote, ungefüllte Blüte mit leuchtend gelben Staubgefäßen, buschiger Wuchs und süßer Duft.
- „Rosa Zwerg“:, Reichblühende Zwergform aus dem Jahr 1985, rosafarbene, gut duftende, halbgefüllte Blüten.
- „Roseraie de l’Hay“: Violettes Farbwunder mit gerüschten Kronblättern, 1901 gezüchtet, kräftiger, fruchtiger Duft und attraktive Herbstfärbung.
Das war ein Dutzend von wohl mehreren hundert Zuchtsorten der Kartoffelrose, bei jedem halbwegs sortierten Rosenhändler bekommen Sie über 100 Sorten Rosa-Rogusa-Hybriden, die Auswahl Ihrer liebsten Sorte wird Sie sicher eine Weile beschäftigen.
In diesem Artikel geht es jedoch erst einmal um den generellen Nutzen der Kartoffelrose für den Hausgarten, deshalb werden Ihnen nun um die verschiedenen Einsatzvarianten vorgestellt:
Schnelle Gartengestaltung mit der Kartoffelrose und ihren Hybriden
Die Rosa rugosa in ihrer ursprünglichsten (Wild-) Form ist immer Ihr williger Partner, wenn schnelle und unkomplizierte Begrünung gefragt ist, sollte aber an einem freien Standort nur mit einer Wurzelsperre in den Garten gesetzt werden.
Mit der Wildform kann eine wirklich schnelle Begrünung erreicht werden, wenn Sie sie in Gartenbereichen einsetzen können, in denen Sie nicht erst eine Wurzelsperre einbuddeln müssen. Zum Beispiel oben auf einem Friesenwall, der nicht mit Erde, sondern mit Zement stabilisiert wurde, dann können sich die Wurzelausläufer kaum ausbreiten. Wenn Sie eine Sorte wählen, deren Hagebutten von Ihnen gut verwertet werden können, und die Hagebutten recht schnell pflücken, wird die durch Vögel stattfindende Verbreitung durch Samen im tolerablen Rahmen bleiben.
Die Wildform der Rosa rugosa ist auch eine gute Rose zur Hanggestaltung, wenn Sie bei einem Hang ohne viel Aufwand Wurzelsperren an den Seiten integrieren können. Das ist z. B. bei einem frisch aufgeschütteten oder ohnehin baulich bearbeiteten Hang der Fall, die Kartoffelrose sorgt mit ihrer mächtigen Wurzelbildung hier schnell für eine Stabilisation des Hanges und verhindert zudem eine Erosion. Auch bei steilen Hänge, bei denen eine richtige ingenieurbiologische Hangsicherung erfolgt, kann eine Wurzelsperre meist ohne Probleme beim Aufbau der Befestigung mit Geo-Gittern und Erdabdeckung integriert werden, sodass die wuchsstarken Wurzeln der Kartoffelrose nur dort ihre Kraft entfalten, wo es gewünscht ist.
Die Hybridformen der Rosa rugosa haben von der Urform der Kartoffelrose in aller Regel sowohl die Widerstandsfähigkeit (Unempfindlichkeit gegen Krankheiten) und die absolute Winterhärte geerbt als auch die reiche Blütenfülle und den Duft. Diese neuen Gartensorten sind pflegeleicht, gelten aber als nicht ganz so ausbreitungswütig wie die Wildformen (Sie sollten trotzdem damit rechnen, dass Sie gelegentlich eine Jungrose ausbuddeln müssen).
Fazit