Noch vor nicht allzu langer Zeit galt der Kirschbaum, sowohl die Süß- als auch die Sauerkirsche, als sehr Schädlingsresistent. Spezielle Züchtungen, Umweltfaktoren und ungünstige Standorte machen den Obstbaum jedoch anfällig für Blattkrankheiten. Symptomatisch ist unter anderem das Kräuseln der Kirschbaum-Blätter. Dieses Indiz kann verschiedene Gründe haben. Der folgende Ratgeber gibt eine Übersicht über die häufigsten Ursachen, stellt hilfreiche Maßnahmen vor und gibt ebenfalls Tipps zur Vorbeugung.
Die schwarze Kirschlaus
Aufgrund seines Aussehens wird die schwarze Kirschblattlaus häufig für einen Käfer gehalten. Es handelt sich um einen Schädling mit kugelförmigem, schwarz glänzendem Korpus mit einer Länge von rund 2mm. Obwohl zwei Arten existieren, die schwarze Süßkirschlaus sowie die schwarze Sauerkirschlaus, werden beide Sorten unter der Bezeichnung der Kirschlaus zusammengefasst, da ihr Schädlingsbild nahezu identisch ist. Allerdings verursacht die Süßkirschlaus deutlich drastischere Symptome als ihr Verwandter. Während sich die Kirschbaum-Blätter bei seinem Befall stark kräuseln, hemmt die schwarze Sauerkirschlaus vornehmlich das Wachstum des Baumes. Die Blätter wölben sich dabei lediglich.
Beide Arten überwintern auf den Kirschbaum-Blättern. Ende April, Anfang Mai, kurz bevor der Obstbaum austreibt, schlüpfen ihre Larven und beginnen das Laub anzusaugen. Allerdings verweilt die schwarze Süßkirschlaus nur bis Mitte Mai auf dem Obstbaum. In den Sommermonaten hält sie sich vermehrt in nahe liegenden Gräsern auf. Ebenso die schwarze Kirschlaus, die die Kirsche wenig später verlässt. Denkt der Gärtner nun aber, den Schädling los zu sein, freut er sich zu früh. Im Spätsommer kehren die Tierchen zurück, paaren sich und der Zyklus beginnt von neuem.
Symptome
- die Kirschbaum-Blätter kräuseln sich an den Triebspitzen stark
- manchmal sterben die Blätter kurz darauf ab
- aus dem Kot der Läuse bildet sich Honig- beziehungsweise Rußtau, der mitunter zu Verschmutzungen der Kirschen führt
- die Blattläuse sammeln sich an der Blattunterseite oder an den Blattstielen
Bekämpfung
Am natürlichsten bekämpft man die schwarze Kirschlaus mit Fressfeinden wie Marienkäfern oder den Larven der Schwebefliege. Chemische Pflanzenschutzmittel sind nicht nur aufgrund der Umweltbelastung eher die zweite Wahl. Um ihre Wirkung zu entfalten, müssen jene Fungizide bereits aufgetragen werden, ehe sich die Kirschbaum-Blätter kräuseln. Das verlangt die Früherkennung der Ursachen. Zudem sind die in Deutschland zugelassenen Bekämpfungsmittel wie Pirimicarb, Thiacloprid und Acetamiprid nur unter einem Mindestvorkommen der Laus erlaubt. Dieser liegt bei zwei bis fünf Kolonien auf 100 Trieben verteilt.
Die schwarze Kirschenblattwespe
Vereinzelt ist die schwarze Kirschenblattwespe harmlos, ein starker Befall verursacht jedoch starke Schäden an den Kirschbaum-Blättern. Pro Jahr vermehrt sich der Schädling, der neben der Kirsche auch andere Obstgewächse befällt, zwei Mal. Das tückische an seiner Fortpflanzungsweise ist die pathogene Art, bei der kein Männchen benötigt wird. Die zweite Generation richtet dabei deutlich mehr Schaden an.
Zunächst erinnern die Larven mit ihrem von einer schwarzen Schleimschicht umgebenden Körper eher an Schnecken. Mit zunehmendem Alter verschwindet dieser Schleim, die Larve erreicht eine Größe von etwa 10 cm. Die ausgewachsene Wespe ist mit 4-5 mm deutlich kleiner. Ihre Flügelspannweite beträgt 11 mm.
Symptome
- die Kirschbaum-Blätter rollen sich zusammen und vertrocknen
- es kommt zu Fensterfraß
- übrig bleiben Unterhaut und Adern der Kirschbaum-Blätter
- im Juni Eier an der Blattunterseite
Bekämpfung
Da die Bekämpfung der ersten Generation in die Zeit der Kirschen Ernte fiele, sind Maßnahmen zu diesem Zeitpunkt eher selten. Der Gebrauch von Pestiziden hätte Ertragseinbußen zur Folge. Um größere Schäden zu vermeiden, ist die Bekämpfung der zweiten, aggressiveren Generation jedoch unumgänglich. Sie ähnelt den Behandlungsempfehlungen der oben genannten schwarzen Kirschblattlaus und erübrigt sich quasi bei gleichzeitigem Befall. Am häufigsten beheben auch hier die zugelassenen Fungizide Pirimicarb, Thiacloprid sowie Acetamiprid die Ursachen.
Die Narrenkrankheit/Taschenkrankheit
Die Narren-/Taschenkrankheit ist eine Pilzinfektion, die zwar hauptsächlich Pflaumen- oder Zwetschgenbäume betrifft, jedoch auch an der Traubenkirsche vorkommt. Taphrina pruni nennt der Botaniker den Übeltäter, die einen hohen Ernteverlust verursacht. Vordergründig macht er nämlich die Früchte der Obstbäume ungenießbar, verändert aber auch die Blattform. Dieses Schadbild ist vermutlich ausschlaggebend für die etwas verwunderliche Bezeichnung des Pilzbefalls. Optisch sieht der Kirschbaum ein wenig verrückt aus. Leider treten die Symptome aber erst dann auf, wenn es bereits zu spät ist, eine vollständige Infektion der Kirschbaum- Blätter zu verhindern. Verregnete Tage und nasskalte Temperaturen sollten den Gärtner aufmerksam machen. Diese klimatischen Bedingungen bieten dem Pilz beste Voraussetzungen, sich auszubreiten. Die Sporen gelangen mit dem Wind auf einen Wirtsbaum.
Symptome
- schotenförmige Früchte
- Fruchtreife setzt verfrüht ein
- die Bildung eines Obststeins bleibt aus
- den Früchten fehlt der süße Geschmack
- sie faulen schon früh und fallen zu Boden
- Triebe und Blätter weisen Verkrümmungen und Verdickungen auf
- auf den Früchten bildet sich ein mehliger Belag
Bekämpfung
Im Gegensatz zu den oben genannten Ursachen eines Schädlingsbefalls, ist bei diesen Blattkrankheiten kein chemisches Mittel zugelassen. Zwar vernichtet die Narren- Taschenkrankheit die gesamte Obst Ernte, eine ernstzunehmende Gefahr für die Umwelt geht jedoch nicht von ihr aus. Die Behandlung von Fungiziden belastete allerdings die umliegende Natur. Aus diesem Grund muss sich der Gärtner mit alternativen Methoden behelfen. Je nach Intensität der Ursachen sind ein kräftiger Rückschnitt, das Auslichten der Krone, die Entfernung der befallenen Triebe oder lediglich die Entsorgung der faulen Früchte empfehlenswert.
Allgemeine Vorbeugung
Damit es gar nicht erst zu Blattkrankheiten kommt, sollten regelmäßig Maßnahmen zur Vorbeugung unternommen werden. Zum einen empfiehlt es sich, beim Kauf eines Kirschbaums auf eine resistente Sorte zu achten. Weiterhin sollte bei der Pflege auf möglichst viel Chemie verzichtet und stattdessen auf alternative biologische Maßnahmen zurückgegriffen werden. Künstlicher Dünger schadet dem Obstbaum oft mehr als er nützt. Er schwächt zum Beispiel die Abwehr des Baumes. Eine Kompostschicht aus organischem Material ist meistens ausreichend, um die Kirschbaum-Blätter mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Schon das eigene hinabgefallene Laub kann als solche Kompostschicht dienen. Gegen Schädlinge helfen Spritzungen aus selbst hergestellten Pflanzenbrühen. Als Zutaten kommen haben sich hier Hausmittel wie
- Ackerschachtelhalm
- Rainfarn
- Knoblauch
- oder Meerrettich
bewährt. Bei Verdacht auf Blattkrankheiten sollten die befallenen Triebe sorgsam entfernt werden.
Fazit
Wenn sich die Kirschbaum-Blätter kräuseln, handelt es sich häufig um Blattkrankheiten, die entweder von einer Pilzinfektion oder einem Schädlingsbefall hervorgerufen werden. Neben den Verkrümmungen der Kirschbaum-Blätter helfen weitere Symptome beispielsweise die Erscheinung der Früchte, auf die genauen Ursachen zu schließen. Biologische Behandlungsmethoden sind chemischen Maßnahmen stets vorzuziehen.