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Kirschbaum-Pflege – Steckbrief, Pflanzen und Krankheiten

Kirschbaum

Die Kirschblüte gilt als Symbol frühlingshafter Leichtigkeit und intensiviert die Vorfreude auf das neue Gartenjahr. Hobbygärtner betrachten ihren Garten folglich erst dann als komplett, wenn sich zumindest ein Kirschbaum darin befindet. Dank der imposanten Süßkirsche für große Areale und dem kompakten Sauerkirschbaum für den kleinen Garten, muss niemand auf das populäre Steinobstgewächs mit den paradiesischen Attributen verzichten. Erfahren Sie im Folgenden alles über die Kirschbaum-Pflege. Staunen Sie über das unkomplizierte Pflanzen und ergründen die wirksame Behandlung bei Krankheiten.

Steckbrief

  • Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae)
  • Gattung der Steinobstgewächse (Amygdaleae)
  • Arten Süßkirsche (Prunus avium) und Sauerkirsche (Prunus cerasus)
  • Wuchshöhen 15-20 Meter bzw. 1-10 Meter
  • Elliptische Blätter mit gesägtem Rand bis 15 cm lang
  • Weiße Blüten in April und Mai
  • Süße oder säuerliche Früchte von Juni bis August
  • Winterhart und laubabwerfend
  • Trivialnamen für die Süßkirsche: Vogel-Kirsche, Herz-Kirsche
  • Trivialnamen für die Sauerkirsche: Weichselkirsche, Weichsel

Im allgemeinen Sprachgebrauch bezieht sich der Name Kirschbaum auf beide Arten. Botaniker gehen davon aus, dass die Sauerkirsche als Kreuzung einer Süßkirsche mit der Wildform einer Steppenkirsche entstand. Die Differenzen beider Arten beschränken sich auf Wuchshöhe und Fruchtbehang. Die folgende Anleitung bezüglich Pflege, Pflanzen und Krankheiten umfasst demzufolge stets sowohl die Süßkirsche, als auch die Sauerkirsche.

Standortbedingungen und Bodenbeschaffenheit

Damit im Frühling eine verschwenderische Blüte erscheint, gefolgt von saftigen Kirschen, benötigt ein Kirschbaum jeden Sonnenstrahl, den er ergattern kann. Die Erwartungen an das Erdreich bewegen sich ebenfalls auf einem wenig überraschenden Niveau.

  • Kirschbaum Sonnige, warme Lage, geschützt und ein wenig luftig
  • Humoses, nährstoffreiches Erdreich, gut durchlässig und frisch
  • Idealerweise leicht kalkhaltig mit einem pH-Wert von 6,5 bis 7

Im verdichteten, staunassen Boden wird ein Kirschbaum Ihnen wenig Freude bereiten, denn hier gedeiht er kaum, lässt Blüten und Früchte vermissen. Im leicht trockenen, lehmhaltigen Sandboden dagegen breiten sich die Herzwurzeln in alle Richtungen aus und versorgen das Gehölz mit allem, was es benötigt.

Pflanzen

Der Herbst ist die beste Zeit, um einen Kirschbaum zu pflanzen. Wahlweise kann der Obstbaum als Containerware im Frühjahr in die Erde, wenn ab Mitte Mai keine Spätfröste mehr zu erwarten sind. Im Vorfeld der Pflanzung wird das Erdreich am gewählten Standort vorbereitet, um ein rasches Anwachsen sicherzustellen. Lockern Sie den Boden tiefgründig auf, wobei zugleich sämtliches Unkraut, alle Steine und alte Wurzeln entfernt werden. Steht Ihnen guter Gartenkompost zur Verfügung, arbeiten Sie eine gut bemessene Portion in die Scholle ein und geben noch eine Handvoll Hornspäne dazu.

  • Den Wurzelballen in einen Eimer mit Wasser stellen und vollsaugen lassen
  • Derweil ein Pflanzloch ausheben mit dem 1,5 fachen Volumen des Wurzelumfangs
  • An der Sohle eine Drainage anlegen aus groben, anorganischen Materialien, wie Kies oder Splitt
  • Containerware austopfen, den Wurzelbereich leicht auseinander ziehen oder dünn anritzen
  • An einer wurzelnackten Jungpflanze Knickstellen und zu lange Wurzelstränge abschneiden
  • Den Kirschbaum nicht tiefer einpflanzen als bisher und reichlich angießen

Prunus avium Es ist empfehlenswert, bereits im Rahmen der Pflanzung einen Stützpfahl neben den Kirschbaum einzuschlagen. Auf diese Weise ist das Gehölz von Beginn an geschützt vor Windwurf. Ein stabiler Holzpfosten wird in der noch offenen Grube in die Erde gerammt und später mittels Bastband, Sisal oder Gurten mit dem Baum verbunden. An einer windexponierten Stelle ist es ratsam, den Kirschbaum mit 3 Pfählen zu umgeben, in Anordnung eines Dreiecks.

Tipp: Eine wurzelnackte Vogel-Kirsche erhält im Anschluss an die Pflanzung einen Rückschnitt um 30 Prozent. Auf diese Weise wird der Verlust an Wurzelmasse ausgeglichen, der bei der Entnahme aus der Baumschule nicht zu vermeiden war.

Pflanzabstand berücksichtigen

Mit der mannigfaltigen Auswahl an Kirschbäumen einhergehen die unterschiedlichsten Wuchshöhen. In dieser Hinsicht macht es Sinn, sich bereits beim Erwerb der Jungpflanze genau zu erkundigen, in welchem Bereich sich die Endhöhe bewegt. Eine Vogel-Kirsche erreicht ungeschnitten Höhen von 20 Metern und mehr, während die Weichsel deutlich niedriger gedeiht. Der Abstand zum Haus, zum Nachbarn sowie zu den anderen Pflanzen des Gartens spielt eine wichtige Rolle, sofern Sie späterem Ärger vorbeugen wollen. Als Faustregel gilt für die Entfernung zum Wohnhaus, einen Minimalabstand der halben Endhöhe einzuhalten. Das Nachbarschaftsrecht der Länder legt den Abstand zum benachbarten Grundstück sowie zur Straße fest. In der Regel darf bei einem Baum die Entfernung von 2 Metern nicht unterschritten werden. Im Zweifelsfall gibt die regionale Behörde detailliert Auskunft.

Prunus avium Angesichts der ausladenden Krone, ist es ratsam, um den Kirschbaum herum einen genügend großen Freiraum zu belassen. Sofern Sie weitere Befruchtersorten pflanzen möchten, erfüllen diese noch aus einer Entfernung von 100 Metern ihre Aufgabe, wie die Praxis erwiesen hat.

Pflege

Bis sich ein frisch gepflanzter Kirschbaum im Garten etabliert hat, benötigt er ein höheres Quantum an Aufmerksamkeit. Das gilt insbesondere für die Wasserversorgung, die in der Startphase nicht unterbrochen werden sollte. Spätestens ab dem 2. Standjahr reduzieren sich die Pflegearbeiten auf ein Minimum.

  • Einen Kirschbaum nur gießen, wenn das natürliche Regenaufkommen nicht ausreicht
  • Eine dicke Mulchschicht aus Grasschnitt, Laub oder Kompost hält das Erdreich feucht
  • Bei regelmäßiger Gabe von Kompost, beschränkt sich die Düngung auf 20 g Kalk pro m²/Jahr

Als ertragsfördernd hat sich zudem die wiederholte Düngung mit Beinwelljauche erwiesen. Die natürliche Mixtur aus 10 l Regenwasser und 1 kg frischer Blätter enthält alle wichtigen Nährstoffe. Während der Wachstumszeit ein Mal pro Monat auf die Baumscheibe gesprüht, fördert Beinwelljauche die Vitalität und Widerstandskraft.

Schneiden

Abhängig von der Sorte, legt der Kirschbaum ein rasantes Wachstum an den Tag. Demzufolge ist ein jährlicher Form- und Erhaltungsschnitt unverzichtbar. Andernfalls bilden sich lange Peitschen, der Fruchtbehang reduziert sich und Krankheiten machen sich breit.

  • Kirschbaum Die Vogelkirsche sowie die Weichsel unmittelbar nach der Ernte schneiden
  • Vorteilhaft ist eine warme, trockene, leicht bedeckte Witterung
  • Alte Fruchttriebe um etwa ein Drittel einkürzen
  • Totholz, nach innen gerichtete sowie verkümmerte Zweige auslichten
  • Zu lang geratene Äste dürfen bis auf 2 oder 3 Augen gekürzt werden

Streben Sie möglichst viele junge Triebe mit einer Länge von 30-40 cm an, denn diese sind besonders fruchtbar. Die Schere wird prinzipiell 3-5 mm über einem Blattknoten angesetzt, in leicht schräger Haltung. Ältere Kirschbäume neigen ein wenig zu Behäbigkeit. Schneiden Sie in diesem Fall gezielt bis zum Ansatz jedes neuen Triebes. Auf diese Weise animieren Sie eine Süßkirsche ebenso, wie eine Sauerkirsche dazu, verstärkt auszutreiben mit zahlreichen neuen Blütenknospen.

Tipp: Eine alte Bauernregel besagt, dass die Kirsche perfekt geschnitten wurde, wenn ein in die Luft geworfener Hut durch die Krone hindurch zu Boden fällt.

Überwintern

Ein adulter Kirschbaum ist gut winterhart und erträgt problemlos Temperaturen bis -28° Celsius. In jungen Jahren ist er weniger durch Frost gefährdet, denn durch die intensive Wintersonne. Schlimmstenfalls entstehen Spalten und Risse, die nicht nur das dekorative Erscheinungsbild beeinträchtigen. Schädlinge und Pilzsporen lauern begierig auf einen derartigen Zugang zum Bauminneren.

  • In den ersten beiden Standjahren den Kirschbaum mit Juteband umwickeln
  • Wahlweise erfüllen Schilfrohrbandagen oder Bastmatten den Zweck ebenfalls
  • Ab dem dritten Jahr die Rinde mit einem Kalkmilchanstrich versehen

Den Kalkanstricht tragen Sie im Herbst auf bis hinauf in die Krone. Gebrauchsfertige Mischungen bietet der Handel an. Erfahrene Hobbygärtner stellen den Weißanstrich gerne selbst her. 1 Teil gelöschter Kalk und  10 Teile Wasser werden gründlich verrührt, unter Zugabe von etwas Hornmehl für die Festigkeit. Das Gemenge sollte einige Zeit quellen, bis eine zähflüssige Konsistenz entsteht. Bevor Sie den weißen Sonnenschutz mit einer Malerquaste auftragen, entfernen Sie Moos und lose Rindenstücke mit einer Drahtbürste.

Krankheiten

Eine gewissenhafte Pflege leistet unschätzbare Dienste für eine robuste Resistenz gegen Krankheiten. Vollkommen immun wird ein Prunus avium auf diese Weise leider nicht. Die folgenden Krankheiten können ihn heimsuchen.

Monilia Spitzendürre

Monilia Spitzendürre Diese Pilzkrankheit wird ausgelöst durch die Sporen Monilia laxa. Die Infektion äußert sich in welken Blüten und schlaff herabhängenden, jungen Blättern. Wo die Krankheit erst einmal auftritt, ist sie nur schwerlich zu beseitigen, weil die Erreger in den Ästen und Fruchtmumien überwintern, um im nächsten Frühjahr erneut zuzuschlagen. Vorzugsweise junge Triebe hat der Pilz dabei im Visier und verschont älteres Holz. Folgende Bekämpfungsmaßnahmen haben sich bewährt:

  • Vorzugsweise resistente Sorten pflanzen
  • Einen kalten Standort mit Staunässe unbedingt meiden
  • Bei nass-kalter Witterung im Frühjahr die jungen Triebe in Vlies hüllen
  • Keine Fruchtmumien am Baum belassen
  • Regelmäßig auslichten und jeden verdächtigen Trieb abschneiden

Wirksame Fungizide sind für den Hausgarten nicht erlaubt. In Betracht kommen einzig verschiedene biologische Präparate, die vorbeugend gegen eine Infektion einzusetzen sind. Eine Mischung aus Steinmehlen gehört dazu, wie Ulmasud oder ein Stärkungsmittel, wie Neudovital. Biogärtner schwören auf regelmäßige Spritzungen mit Schachtelhalmextrakt.

Monilia Fruchtfäule

Als wäre der fleißige Hobbygärtner nicht bestraft genug, geht die Monilia Spitzendürre häufig mit der Monilia Fruchtfäule einher. Der Erreger Monilinia fructicola agiert indes nicht ebenso gnadenlos, denn er befällt einzig verletzte Kirschen. Sofern Sie streng darauf achten, beschädigte Früchte sogleich zu entfernen, stehen die Chancen gut, dass Ihr Kirschbaum verschont bleibt. Bitte achten Sie zugleich darauf, zu Boden gefallenen Fruchtmumien umgehend zu entsorgen.

Schrotschusskrankheit

Schrotschusskrankheit Eine weitere Pilzkrankheit erhielt ihren Namen aufgrund des Schadbildes, das sie verursacht. An den jungen Blättern erscheinen helle Punkte, die sich nach einiger Zeit rötlich-braun färben. Der Kirschbaum setzt infolgedessen eine Abwehrreaktion in Gang, die dazu führt, dass die Flecken abgestoßen werden. Im Resultat sieht das Blatt aus, als hätte es einen Schuss aus der Schrotflinte erhalten. An den Kirschen bilden sich schwarze, eingesunkene Stellen, die Fäulnis auslösen. In Ermangelung zugelassener Fungizide, greifen Hobbygärtner zu biologischen Bekämpfungsmaßnahmen.

  • Ökologisch unbedenkliche Mittel mit Tonerde, Netzschwefel oder Kupfer verabreichen
  • Die Baumscheibe dicht bepflanzen mit Knoblauch und Zwiebeln
  • Bei Befall hilft ein konsequenter Rückschnitt bis ins gesunde Holz
  • Vor der Blüte den Baum stärken mit Neudovital oder Schachtelhalmextrakt

Gummifluss

Wollen nach einem Rückschnitt die Wunden einfach nicht heilen, sondern scheiden stattdessen eine harzartige Substanz aus, leidet der Kirschbaum an Gummifluss. Versäumnisse in der Pflege verursachen diese gesundheitliche Störung, wie Staunässe, Trockenheit, ein zu kalter Standort oder Überdüngung. In diesem Fall ist eine intensive Wundpflege erforderlich, bei der jede Schnittwunde mit Holzkohleasche versiegelt wird. Zudem sollten Sie es vermeiden, ins alte Holz zu schneiden, bis die Ursachen für den Gummifluss behoben sind.

Fazit
Ein Kirschbaum dient als wunderbare Bereicherung in jedem Hobbygarten. Die hoch wachsende Vogelkirsche eignet sich ausgezeichnet für große Zier- und Nutzgärten, während die Sauerkirsche im Kleingarten eine gute Figur macht. Ist der Baum erst einmal gepflanzt und angewachsen, fordert er nur wenig Pflege ein. Gießen und Düngen beschränken sich auf ein Minimum. Wichtig zu beachten ist der alljährliche Rückschnitt nach der Ernte. Darüber hinaus behält ein erfahrener Hobbygärtner den Obstbaum im Blick, um einen Befall durch Pilzkrankheiten rechtzeitig zu diagnostizieren und dagegen vorzugehen.