Sie sind wahre Kletterkünstler und dekorieren triste Hauswände sowie Fassaden innerhalb kurzer Zeit mit einer bunten Blütenpracht. Für die kreative Gestaltung von Terrasse, Balkon und Gartenzaun eignen sich die einjährigen Sorten unter den Kletterpflanzen gleichfalls hervorragend. Die facettenreiche Auswahl erstreckt sich von Exemplaren mit riesigen, duftenden Blüten über Sorten mit besonders dekorativen Blättern bis hin zu Variationen, die zudem eine fruchtige oder herzhafte Ernte bieten. Die Vorteile liegen auf der Hand: Einjährige Kletterpflanzen lassen sich problemlos aus Samen ziehen und erfordern keine langfristigen Planungen, denn es steht dem Gartenfreund frei, im nächsten Jahr eine alternative Sorte zu wählen. Große Ansprüche an ihre Pflege stellen die Rankengewächse nicht, solange eine Kletterhilfe bereitsteht, an der entlang sie gen Himmel wachsen.
Pflege
Da der Großteil der einjährigen Kletterpflanzen aus tropischen Regionen stammt, spielt die Wahl des Standortes für eine erfolgreiche Pflege eine wichtige Rolle. Wer den folgenden Tipps zur Pflege Beachtung schenkt, wird seine Freude haben an den Vegetationssprintern:
- Sonniger, warmer und windgeschützter Standort.
- Einige Sorten vertragen leichten Schatten.
- Rankhilfe von Anfang an.
- Reichlich gießen, im Sommer täglich.
- Regenwasser ist besser geeignet als Leitungswasser.
- Bildung von Staunässe vermeiden.
- Im Kübel erst bei trockener Oberfläche wässern (Daumenprobe).
- Herkömmliche Blumenerde als Substrat geeignet.
- Mulchen schützt im Beet und im Kübel vor Austrocknung.
- Kalkempfindliche Sorten in Moorbeet- oder Rhododendronerde setzen.
- Ab Mai jede Woche eine Dosis Flüssigdünger verabreichen.
- Verblühtes umgehend auszupfen fördert und verlängert die Blütezeit.
- Regelmäßig auf Krankheiten und Schädlinge untersuchen.
- Leichtes Stutzen fördert die Verzweigung.
Besonders populäre Arten unter den einjährigen Kletterpflanzen sind im Gartencenter nicht selten pflanzfertig zu erwerben. Eigene Anzucht aus Samen ist ab März in den eigenen vier Wänden oder im beheizten Treibhaus problemlos möglich.
Kletterpflanzen durch Aussaat selbst heranziehen
Zum Frühlingsanfang ab Mitte März ist die ideale Zeit, um mit der Vorkultur zu beginnen. Nachdem sie eine Nacht in Wasser einweichten, werden die Samen in einer Anzuchtschale oder einer selbstbefeuchtenden Aussaatbox auf nährstoffarmem Substrat verteilt. Besonders harte Samenschalen, wie beispielsweise die der Duftwicke, werden mit einer Feile etwas aufgeraut, um die Keimung zu beschleunigen. Bestens geeignet für die Anzucht ist ein Minigewächshaus, in dem mehrere kleine Anzuchttöpfchen mit jeweils 3 bis 5 Samenkörnern Platz finden. Alternativ wird das Anzuchtgefäß einfach mit Klarsichtfolie abgedeckt, die ab und zu gelüftet wird, damit sich kein Schimmel bildet.
Während der nächsten 2 bis 3 Wochen keimen die Samen in einer hellen Umgebung bei etwa 20° Celsius. Unter direkte Sonneneinstrahlung sollten sie nicht geraten. Daher ist eine Fensterbank an einem Ostfenster über der Heizung ein gut gewählter Standort. Das Substrat wird während dieser Zeit permanent leicht feucht gehalten, aber nicht vollkommen durchnässt. Zeigen sich die ersten zarten Blättchen, ist es an der Zeit, die Keimlinge zu pikieren und bis zu ihrer Auspflanzung im Freien in einem eigenen Topf zu kultivieren. Abhängig von der Sorte, kann es bereits zu diesem frühen Zeitpunkt vorteilhaft sein, die junge Kletterpflanze an einem kleinen Stab mit dünner Schnur hochzubinden. Nach den Eisheiligen, ab Mitte Mai, werden die Jungpflanzen an ihrem Standort im Beet, im Kübel oder im Blumenkasten ausgepflanzt.
Einjährige Sorten
Die Auswahl an Kletterpflanzen, die einjährig kultiviert werden, ist groß. Im Folgenden werden einige der faszinierendsten Sorten präsentiert:
Schwarzäugige Susanne – Thunbergia alata
- gelb-orange Blüten mit schwarzem Auge
- große, dreieckige Blätter
- dauerblühend und immergrün
- Wuchshöhe bis zu 200 cm
- Blütezeit Juni bis Oktober
- Aussaat bei 20° ab Anfang März
Glockenrebe – Cobaea scandens
- glockige, weiße oder lila Blüten
- verbreitet einen zarten Duft
- Wuchshöhe im Beet bis 300 cm
- wird im Topf nicht ganz so hoch
- Blütezeit Juli bis Oktober
- Aussaat Ende Februar/Anfang März
Prunkwinde – Ipomoea tricolor
- himmelblaue, bis 8 cm breite Prachtblüten
- Wuchshöhe bis 300 cm
- ideale Zaunbegrünung
- Blütezeit Juli bis September
- Aussaat März bis Anfang April
- weniger aufdringlich als die Ackerwinde
- Achtung: in allen Teilen giftig – auch die Samen
Passionsblume – Passiflora
- exotisch strahlenförmige Blüten in weiß-rot-lila
- Wuchshöhe bis 200 cm
- dunkelgrünes, dekoratives Laub
- lange Blütezeit von Mai bis September
- Symbolblume für den Leidensweg Christi
Feuerbohnen – Phaseolus coccineus
- schöne, rote Schmetterlingsblüten
- trägt lange, fleischige Bohnen
- ernten, sobald die Hülsen brechen
- nur gekocht verzehren, sonst giftig!
- Wuchshöhe bis 400 cm
- Blütezeit Juni bis September
- Direktaussaat ab Mitte Mai
Rosenkelch – Rhodochiton atrosanguineus
- besonders üppige, schwarz-rote Blütenpracht
- heller, purpurfarbener Kelch
- immergrüne, herzförmige Blätter
- Wuchshöhe bis 300 cm
- häufig als Kübelpflanze anzutreffen
- Blütezeit Juni bis September
- Aussaat ab Januar möglich
Kletternde Herzblume – Dicentra scandens
- leuchtend gelbe, herzförmige Blüten
- gedeiht nur in milden, geschützten Lagen
- Wuchshöhe bis 200 cm
- Blütezeit Juni bis August
Sternwinde – Ipomoea lobata
- Blütenfarbe wechselt von rot über orange zu weiß
- schmale Röhrenblüten
- gedeiht auch im lichten Halbschatten
- Wuchshöhe 300 cm bis 500 cm
- Blütezeit Juni bis Oktober
- Aussaat im Haus ab Februar
Kanarische Kapuzinerkresse – Tropaeolum peregrinum
- geschlitzte, leuchtend gelbe Blüten
- viele, aber recht kleine Blüten
- große, grün-gelappte Blätter
- Wuchshöhe bis 200 cm
- Blütezeit Juli bis Oktober
- Aussaat im Beet ab Mai
Duftwicke – Edelwicke – Lathyrus odoratus
- Blüten dunkelrot, violett, rosa, blau oder weiß
- angenehmer, intensiver Duft
- sehr schön als Zaunbegrünung oder im Kübel
- Wuchshöhe bis 150 cm
- Blütezeit Juni bis Oktober
- Direktaussaat ab 12° Bodentemperatur
Der überwiegende Teil dieser Kletterpflanzen wird als einjährig deklariert, weil eine erneute Aussaat im nächsten Jahr weniger aufwändig ist, als die Überwinterung. Für alle Gartenfreunde, die der Mehraufwand nicht stört, ist der folgende Abschnitt gedacht.
Überwintern
Kletterpflanzen, die den Sommer im Kübel oder im Blumenkasten verbracht haben, sollten ins Warme getragen werden, sobald die Temperaturen sich unter 10° Celsius bewegen. Vorher werden die Triebe um ein Drittel gekürzt. Das Winterquartier sollte hell und frostfrei sein. Ideal ist eine Temperatur zwischen 10° und 15° Celsius. Während der Winterruhe wird die Pflanze nur wenig gegossen und erhält keinen Dünger. Alternativ ist es möglich, die meisten Sorten in der warmen Wohnung überwintern zu lassen. Dann stehen die Chancen gut, dass sie während der dunklen Jahreszeit trotzdem ihre herrlichen Blüten entwickelt.
Sollte kein ausreichender Platz zum Überwintern der Kletterpflanzen vorhanden sein, schneiden clevere Hobbygärtner im Herbst einige Stecklinge und lassen sie den Winter hindurch bewurzeln. Übrigens gibt es auch für Kletterpflanzen, die im Freiland stehen, eine clevere Möglichkeit, diese in ein Winterquartier umzusiedeln und so mehrjährig zu kultivieren. Wer bereits bei der Pflanzung im Mai eine Überwinterung vorsieht, wählt ein mobiles Rankgitter. Kletterpflanzen, die in einem kühlen Winterquartier die Zeit überdauert haben, werden bereits ab Februar schrittweise an höhere Temperaturen gewöhnt, damit sie im Mai schon
Rankhilfen für einjährige Kletterpflanzen
Keine Kletterpflanze kommt ohne ein Rankgerüst aus. Der Klassiker für die Fassadenbegrünung ist das Holzspalier. Das ist – abhängig von der Gestaltung – bereits ein dekorativer Blickfang, wenn noch keine Pflanze daran in die Höhe klettert. Da die Fassade durch Rankhilfe und Kletterpflanze maßgeblich geprägt wird, lohnt es sich, ein wenig Zeit in die Planung zu investieren:
- Wandaufbau und Statik untersuchen.
- Südwand ideal geeignet für einjährige Kletterpflanzen.
- Auf Bauzeichnungen mithilfe von Transparentpapier Entwürfe erstellen.
- Die Höhe beachten hinsichtlich der Pflegearbeiten an der Pflanze.
- Anzahl Quer- und Vertikalrahmen sowie der Anker ermitteln.
- Mindestabstand zur Wand ist abhängig von der Pflanzensorte.
- Detailzeichnung mit Fensterlücken und Überlappungspunkten erstellen.
Nun steht es dem Gartenfreund frei, das Holzspalier selbst zu installieren oder die Arbeit einem Fachbetrieb zu überlassen. Geeignete Holzsorten sind Robinie, Eiche, Kastanie, Lärche und alle Nadelhölzer. Bei den Planungsarbeiten sollte berücksichtigt werden, dass bei der Verwendung einjähriger Kletterpflanzen, die Rankhilfe während des Winters freiliegt. Aus diesem Grunde ist es ratsam, nicht nur den praktischen Nutzen im Auge zu behalten, sondern auch eine ästhetische Formengebung zu berücksichtigen.
Moderne Kletterhilfen
Nicht immer ist ein Holzspalier ist passende Wahl, vor allem, wenn ein modernes Gebäude mit Kletterpflanzen bewachsen soll. Für diesen Zweck haben sich zeitgemäße Stabgitter aus Edelstahl oder glasfaserverstärktem Kunststoff bewährt. Zur Auswahl steht eine Fülle an Größen, Formen und Farben, die aus flexiblen oder statischen Elementen zusammengestellt werden kann. Für besonders große Begrünungsflächen stehen preisgünstige Gittermatten bereit, die außerdem sehr robust gefertigt werden und individuelle Maschengrößen ermöglichen. Wünscht der Hobbygärtner nur eine punktuelle Akzentuierung mithilfe von Kletterpflanzen, bieten sich die kleinen Wandgitter an.
Obelisk für Kübelpflanzen
Perfekt geeignet als Rankhilfe für Kletterpflanzen im Kübel sind die dekorativen Obelisken und Pyramiden. In dieser Kategorie hat der Gartenfreund ebenfalls die Qual der Wahl unter den verschiedensten Materialien und Formgebungen. Für zart wachsende Kletterpflanzen, wie die Schwarzäugige Susanne, genügt bereits eine Konstruktion aus Holz, um eine attraktive, blühende Skulptur für Terrasse oder Balkon zu schaffen. Ein aus Eisen geschmiedeter Rankobelisk für den Kübel bietet sich für die kräftigeren Sorten an, wie die Glockenrebe, und wird dann jedes Jahr aufs Neue bepflanzt. Eine derart stabile Konstruktion taugt natürlich ebenso dazu, freistehend im Vorgarten augenfällige Akzente zu setzen.
Fazit
Wer sich für einjährige Kletterpflanzen entscheidet, legt sich nicht auf Dauer fest, sondern kann im folgenden Jahr eine völlig andere Begrünung wählen. Entscheidende Faktoren für eine gelungene Kultivierung der blühenden Himmelsstürmer sind der Standort und die Rankhilfe. Hinsichtlich der Pflege stellen die einjährigen Sorten nur geringe Ansprüche.