Selbst im kleinsten Gemüsegarten findet sich ein Plätzchen für den mediterranen Doldenblütler. Da der gehaltvolle Knollenfenchel als Frühjahrs-Saat und Herbst-Fenchel kultiviert wird, steht die Gewürz-, Heil- und Gemüsepflanze nahezu das ganze Jahr mit ihren zahlreichen Vorteilen zur Verfügung. Dank der zierlichen gelben Doldenblüten von Juli bis September, ist Fenchel im naturnahen Garten selbst im Blumenbeet zu entdecken. Von den drei Varietäten, die der Foeniculum vulgare hervorgebracht hat, ist es insbesondere der Knollenfenchel, den Hobbygärtner im Anbau favorisieren. Wer ihm die gebührende Aufmerksamkeit und Pflege widmet, wird belohnt mit aromatischen, reinweißen Knollen, dekorativ besetzt mit einer zartgrünen Spitze aus gefiederten Laubblättern.
Anzucht
Gartenfreunde, die ein Gewächshaus ihr Eigen nennen oder über ausreichende Platzkapazitäten im Haus verfügen, umgehen die Gefahren einer Direktaussaat, indem sie ab März Knollenfenchel unter Glas vorziehen. Auf diese Weise verschaffen sie dem Doldenblütler einen beachtlichen Wachstumsvorsprung, denn die wärmeliebende Gemüsepflanze kann frühestens ab Mitte Mai im Freiland ausgesät werden. Bestens geeignet für die Anzucht sind Torfpresstöpfe, die im Frühling mitsamt den jungen Fenchelpflanzen ausgepflanzt werden, sodass die begehrte Knolle mitsamt der empfindlichen Pfahlwurzel bei diesem Vorgang nicht angerührt werden muss.
- Ab Mitte April in Saatschalen oder Torfpresstöpfen die Fenchelsamen aussäen.
- Die Samen dünn mit Substrat bedecken und leicht anfeuchten.
- Die ideale Keimtemperatur bewegt sich zwischen 20° und 22° Celsius.
Sobald sich die Keimblätter zeigen, ist es unbedingt zu beachten, die Anzuchtgefäße kühler und heller zu platzieren, bei maximal 16° Celsius. Diese Maßnahme verhindert, dass die Knollenfenchel in diesem frühen Stadium zu lange Wurzelhälse bilden, wodurch die Hoffnung auf kompakte, robuste Zwiebeln schwindet. Nach weiteren 5 Wochen können die vorgezogenen Jungpflanzen im Beet ausgepflanzt werden. Für die Kübelkultur ist Fenchel ungeeignet.
Bewährte Frühjahrs-Sorten
Für die frühe Aussaat haben sich die folgenden Fenchel-Sorten in der Praxis bewährt:
- Argo: schossfest auch bei einer frühen Aussaat.
- Atos: resistente, traditionelle Sorte.
- Bologneser: für die frühe und die späte Aussaat geeignet.
- Montavano: bildet feste, runde Knollen.
- Selma: schossfest mit dicken Knollen und festem Laub.
- Sperlings Cantino: robuste, schossfeste Sorte.
- Zefa Fino: klassische Sorte für den Früh- und Folgeanbau
Standort
Damit Fenchel seine facettenreichen Talente vollständig entwickeln kann, bedarf es eines warmen und geschützten Standortes, wie die mediterrane Kulturpflanze es von ihrer Heimat her kennt.
- Vollsonnige bis sonnige und windgeschützte Lage.
- Mäßig trockener, lockerer und humoser Boden.
- Als Mittelzehrer benötigt Fenchel ein nährstoffreiches Erdreich.
Günstig auf das Wachstum von Knollenfenchel wirkt sich aus, wenn am gewählten Standort im Vorjahr Blumenkohl, Kartoffeln, Radieschen oder Kopfsalat angebaut wurden. Darüber hinaus hinterlassen Hülsenfrüchte günstige Bodenverhältnisse, wenn ihnen Fenchel folgt.
Direktaussaat
Stehen dem Hobbygärtner keine Optionen für eine Anzucht unter Glas zur Verfügung, nimmt er ab Ende Mai am geeigneten Standort eine Direktaussaat vor.
- Die Erde gründlich lockern und von Unkraut, Wurzeln oder Steinen reinigen.
- Gut verrotteten Gartenkompost und etwas Hornmehl in den Boden einarbeiten.
- Mit dem Spaten 2 cm tiefe Furchen ziehen und die Samen im Abstand von 25 cm ausbringen.
- Mehrere Reihen mit Foeniculum vulgare im Abstand von 40 cm anlegen
Nachdem die Erde mit Wasser besprüht wurde, sollte sie für die kommenden Wochen mit einem wärmenden Vlies oder einer Folie abgedeckt werden, denn Knollenfenchel neigt dazu, ins Kraut zu schießen, wenn er unerwarteter Kälte ausgesetzt wird. Desgleichen fördert ein ständiger Wechsel zwischen Trockenheit und Nässe das Schossen der Doldengewächse. Befinden sich die Pflanzen hingegen unter Folie, kann diese unerwünschte Wirkung zumindest zum Teil unter Kontrolle gehalten werden.
Herbst-Fenchel sät der erfahrene Hobbygärtner zwischen dem 15. Juni und 5. Juli aus. In diesem Fall kann auf einen Kälteschutz natürlich verzichtet werden. Zudem neigen die späten Sorten kaum noch zum Schießen. Das regelmäßige Unkraut jäten bleibt dem Gärtner hingegen zu keiner Zeit erspart.
Vorgezogenen Fenchel pflanzen
Unter Glas vorgezogener Knollenfenchel ist ab Mitte/Ende Mai soweit ausgereift, dass die Auspflanzung vorgenommen wird. Die besten Aussichten auf eine gelungene Kultur weisen Jungpflanzen auf, die über 3 bis 4 Blätter verfügen. Dabei gelten die gleichen Pflanz- und Reihenabstände, wie bei der Direktaussaat. Wer sich bei der Aussaat für Torfpresstöpfe entschieden hat, profitiert nun davon, dass man die empfindlichen Pfahlwurzeln nicht austopfen muss.
- Die Pflanzlöcher nur so tief ausheben, dass der Knollenansatz über dem Boden steht.
- Auf diese Weise wird verhindert, dass sich lediglich längliche Knollenfenchel entwickeln.
- Vor dem Pflanzen den Aushub mit Gartenkompost anreichern.
Spätestens Mitte August sollten sich die letzten Fenchelpflanzen im Beet befinden, damit sie rechtzeitig vor dem ersten Frost ausreifen.
Pflege
Knollenfenchel beansprucht regelmäßige Aufmerksamkeit, damit sich die zarten, weißen Zwiebeln wie gewünscht prall, rund und knackig entwickeln mit dem einzigartigen Aroma, das an Anis erinnert.
- Alle 2 bis 3 Tage Unkraut jäten.
- Mäßig feucht halten, ohne Staunässe zu verursachen.
- Eine Mulchschicht aus Stroh oder Grasschnitt hält im Sommer den Boden feucht.
- Rindenmulch ist nicht geeignet, weil das Material dem Boden Nährstoffe entzieht.
Gartenfreunde, die eine Kombination aus organischem und klassischem Dünger bevorzugen, verabreichen vor der Pflanzung im Rahmen der Bodenvorbereitung 3 Liter Kompost pro Quadratmeter und maximal 35 Gramm Kalkammonsalpeter (hochkonzentrierter Stickstoffdünger) pro Quadratmeter. Nach 3 Wochen erfolgt eine Nachdüngung mit 25 Gramm Kalkammonsalpeter pro Quadratmeter Beetfläche.
Sollte eine vorherige Bodenanalyse ergeben haben, dass die Gartenerde einen hohen Phosphor- und Kaliumgehalt aufweist, reduziert sich die erste Gabe von Kalkammonsalpeter von 35 auf 25 Gramm pro m².
Anhäufeln
Die Knollen behält der erfahrene Gartenfreund stets im Auge. Erreichen sie einen Durchmesser von ca. 3 cm, während sich zugleich an der Basis weiße Knollenansätze bilden, ist es an der Zeit, die Pflanzen anzuhäufeln. Spätestens 2 Wochen vor der Ernte sollte diese Maßnahme erfolgt sein, weil sich andernfalls die Knollenfenchel verfärben, was zu Lasten des Aromas erfolgt.
- Die Erde so bearbeiten, dass sie eine feinkrümelige Konsistenz erhält.
- Anschließend mit der Hacke vorsichtig an den Knollenfenchel heranziehen.
- Die saftigen Blattstiele müssen bedeckt sein, wohingegen die grünen Blattpartien frei bleiben.
Das Anhäufeln wird belohnt mit weißen, knackig-süßen Fenchelknollen. Sie sind erntereif, wenn sie die Größe einer Faust erreicht haben. Geraten die Knollen zu groß, verlieren sie ihre Zartheit.
Praxiserprobte Sommer- und Herbstsorten
- Finale: saftig, aromatisch, gut geeignet für den Grill.
- Heracles: bei später Aussaat größere Erträge.
- Match: überzeugt mit einer Spitzenqualität.
- Orion F 1: eine Profi-Hybridsorte für die ganze Saison.
- Pollux: mittelmäßiger Ertrag, dafür sehr robust und rund.
- Rondo F 1: schossfest mit schönen, runden Knollen
- Rudy: neue Herbstsorte mit langer Erntezeit.
- Sirio: bei Aussaat im Juli beste Qualität.
Von den Ergebnissen der zahlreichen Versuchen für den gewerblichen Anbau, profitiert auch der Hobbygärtner. Wiederholt hat sich im Rahmen von Testreihen herausgestellt, dass Herbstsorten deutlich weniger zum Schossen neigen, als frühe Fenchelsorten.
Was bedeutet Schossen?
Foeniculum vulgare zählt zu den Langtagspflanzen. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die Eigenschaft der Pflanze, dass ihre grünen Triebe in die Höhe schießen und blühen, wenn im Frühjahr die Tage länger werden. Dieser Vorgang ist hingegen nicht erwünscht, erfolgt er doch zulasten der begehrten Fenchelknollen, weil die Pflanze ihre ganze Energie in das Wachstum der Triebe investiert. Das Ernteergebnis offenbart sich entsprechend niederschmetternd in kümmerlichen, abgeplatteten Knollen, denen jegliches Aroma fehlt. Diesem Dilemma beugt der kundige Hobbygärtner vor:
- Bevorzugt Fenchelsorten pflanzen, die sich als schossfest erwiesen haben.
- Gezielt nicht vor Mitte/Ende Juni aussäen bzw. pflanzen.
- Prinzipiell an warmen, geschützten Standorten den Knollenfenchel ansiedeln.
Glücklich die Gartenfreunde, die ihr Gemüsebeet im milden Weinbauklima kultivieren. Wem dieses Privileg nicht vergönnt ist, nutzt die bereits erwähnte wärmende Wirkung einer Folienabdeckung oder pflanzt seinen Knollenfenchel indes im Hochbeet an.
Damit wäre zudem geklärt, warum späte Fenchelsorten nur äußerst selten zum Schossen neigen. Nimmt der Hobbygärtner ihre Aussaat bzw. Pflanzung in Angriff, beginnen die sich die Tage bereits zu verkürzen.
Ernte und Lagerung
Als mediterrane Pflanze reagiert Knollenfenchel äußerst sensibel auf Kälte. Folglich sollte die gesamte Ernte bis zum ersten Frost eingefahren werden. Wurzeln und Blätter werden von der Knolle entfernt und idealerweise frisch aus dem Garten zubereitet. Zwingend erforderlich ist der Frischverzehr hingegen nicht, denn Fenchel verfügt über eine begrenzte Lagerfähigkeit.
- Im Gemüsefach des Kühlschranks für ca. 3 Wochen in feuchtem Tuch aufbewahren.
- Die Knollen samt Wurzel in feuchten Sand packen und im Keller 6 bis 8 Wochen lagern.
- Portionsweise in der Tiefkühltruhe einfrieren.
Übrigens sind die grünen Pflanzenteile viel zu schade, um sie auf dem Kompost zu entsorgen. Sie veredeln in der Küche Suppen, Salate und Fleischgerichte.
Krankheiten und Schädlinge
Junge, zarte Foeniculum vulgare zählen zu den Leibspeisen der Nacktschnecken. Dieser Gefahr beugt der erfahrene Hobbygärtner frühzeitig vor:
- Um das Beet eine Wanderschranke anlegen aus scharfem Material, wie Splitt oder Späne.
- Ausgestreuter Kaffeesatz ist für Schnecken giftig und bewegt sie zur Umkehr.
- Einzelne Pflanzen mit einem Schneckenkragen schützen.
- Den Knollenfenchel grundsätzlich am frühen Morgen gießen, damit er nachts abgetrocknet ist.
- Einen Schneckenzaun um das Gemüsebeet aufbauen und Bierfallen aufstellen.
Laufkäfer sind wichtige Freßfeinde der Nacktschnecken. Finden Sie in einem Garten passende Rückzugsorte vor, verbleiben sie auf dem Areal und machen des Nachts Jagd auf die Eier der Schädlinge. Ein umgedrehter Blumentopf, gefüllt mit Holzwolle lädt die Nützlinge indes zum Verweilen ein.
Blattläuse
Die winzig kleinen Schmarotzer verschonen kaum eine Pflanze des Nutz- und Ziergartens. Mithilfe ihrer stechenden und saugenden Mundwerkzeuge rauben sie dem Knollenfenchel die Lebenskraft, während sie sich explosionsartig vermehren. Da der Einsatz chemischer Präparate im Gemüsebeet nicht infrage kommt, bietet sich die Ansiedlung von Nützlingen an, die es auf Blattläuse abgesehen haben:
- Florfliegenlarven
- Marienkäfer
- Schlupfwespen
Die Insekten werden gezielt gezüchtet und sind im Fachhandel erhältlich. Sie vernichten ausschließlich die Blattläuse, ohne den Pflanzen zu schaden.
Fazit
Als unverzichtbare Zutat der mediterranen Küche, hat sich der Knollenfenchel im Gemüsebeet des Hobbygärtners fest etabliert. Der Anbau ist im Gegensatz zu anderen Nutzpflanzen zwar eine Spur anspruchsvoller; mithilfe praxisnaher Tipps, genügender Aufmerksamkeit sowie ein wenig Geschick hingegen gut zu bewältigen. Die Wahl der richtigen Sorte in Verbindung mit der Anzucht unter Glas, ebnet den Weg zu einer gelungenen Kultivierung. Das Ergebnis sind zarte, weiße Knollenfenchel, die für eine gesunde Abwechslung sorgen im Speiseplan.