Das Blatt einer Kobralilie ist schon bemerkenswert geformt: Es ist rohrförmig und enthält eine Flüssigkeit, mit der gefangene Insekten verdaut werden. Der obere Teil des Blattes ist für die Fangfunktion der Insekten modifiziert. In der überhängenden, rundlichen Kappe befindet sich eine kreisförmige Öffnung, durch die Insekten in die Haube gelangen. Warum sie dort hinein möchten, ist einfach erklärt. Drüsen auf den fahnenartigen Verlängerungen des Blattes sowie im Inneren des Blattes produzieren süßen Nektar. Nektar, den die Insekten lieben. Heraus findet das Insekt meist nicht mehr.
Steckbrief
- botanischer Name: Darlingtonia californica
- andere Namen: Kobrapflanze, Draculapflanze, Draculalilie
- gehört in die Familie der Schlauchpflanzengewächse (Sarraceniaceae)
- fleischfressende Pflanze
- Wuchshöhe: bis 40 cm
- Blütezeit: Juli bis August (unscheinbar)
Arten und Vorkommen
Die Kobralilie ist die einzige Art in der Gattung der Darlingtonia. Sie wächst endemisch in Mooren, an Bachläufen und in den Randgebieten torfiger Teiche im Südwesten der USA und an den Küsten Oregons. Die typische Umgebung für eine Darlingtonia californica ist immer mit kaltem Wasser verbunden, das an der Oberfläche fließt oder knapp darunter.
Standort
Beim Lichtbedarf ist die Kobralilie sehr anpassungsfähig. In ihrer Heimat wächst sie sowohl im heißen Tiefland als auch im kühlen Bergland an der Nordseite. Meist genießt sie die pralle Sonne, verträgt aber auch recht sonnenarme Standorte im Schatten.
- Lichtbedarf: sehr anpassungsfähig, von praller Sonne bis Schatten
- Boden: nährstoffarm, gute Speicherkapazität für Wasser, saurer pH-Wert
- immer kühle Wurzeln
- Temperatur: im Sommer um die 20 Grad
Eine Darlingtonia wächst sehr langsam, vor allem, wenn sie recht sonnig steht. Dafür entwickelt die Pflanze an der Sonne jedoch wunderschöne violette Ausfärbungen an den Blättern. Wer eine große Draculalilie bevorzugt, sollte die Pflanze eher schattig stellen.
Gießen
Ein reines Gießen, um den Feuchtigkeitsbedarf der Pflanze zu decken, ist bei der Kobralilie nicht genug. Das Wasser dient in Hitzeperioden auch zur Kühlung der Wurzeln. Zum Wässern sollte immer entweder Regenwasser oder entsalztes Wasser verwendet werden. Leitungswasser enthält zu viele Salze und zudem Kalk. Beides verträgt die Darlingtonia schlecht. Bei kühlen Temperaturen muss der Boden nur leicht feucht gehalten werden. Gegossen wird immer reichlich und mit kaltem Wasser. Staunässe und Trockenheit führen zum Absterben der Pflanze.
Schutz vor warmen Wurzeln
Die Anpassungsfähigkeit bezüglich der Lichtverhältnisse in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet könnte den Eindruck erwecken, dass die Kobrapflanze einfach zu kultivieren sei – das ist aber eindeutig nicht der Fall. Was nämlich alle diese wild wachsenden Standorte gemein haben, ist kaltes Quellwasser, das ständig in ihrer Umgebung fließt. Eine Bedingung, die in der Wohnung oder im Garten nur schwer geboten werden kann. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, ihre Wurzeln bei warmem oder heißem Wetter kühl zu halten. Bei steigenden Temperaturen sollte man die Pflanze aus der prallen Sonne nehmen, ab etwa 25 Grad benötigt die Draculapflanze zusätzliche Kühlung.
- Pflanze mit Übertopf in einen Eimer mit kühlem Wasser stellen
- Eiswürfel aus salzarmem Wasser auf die Erde legen und schmelzen lassen
- häufig am Tag Wasser aus dem Kühlschrank über den Ballen gießen
- alle Blätter entfernen, die älter als ein Jahr alt sind
Düngen
Gedüngt werden muss die Darlingtonia californica nicht. Ihren Nährstoffbedarf deckt die Pflanze durch das Verdauen der Insekten, die ihr in die Blattfalle gegangen sind. Zusätzliche Nährstoffe und Salze über die Wurzeln zuzuführen, schadet mehr als es nützt. Die Pflanze reagiert sehr empfindlich auf hohe Salzgehalte oder Kalk im Boden.
Vermehrung durch Ausläufer
Ältere Kobralilien senden seitlich Ausläufer aus, um sich zu vermehren. Am Ende dieser rhizomartigen Ausläufer bilden sich dann neue Pflänzchen. Sobald diese Triebe eigene Wurzeln gebildet haben, können sie mit einem sauberen Messer gekappt und in torfhaltiges Substrat gepflanzt werden. Nachteil dieser Methode: Die Pflanze muss die Ausläufer selbst anregen, das ist jedoch nur selten der Fall.
Vermehrung aus Samen
Die Technik für das Vermehren von fleischfressenden Pflanzen, die in Feuchtgebieten wachsen, unterscheidet sich ein wenig von den typischen Methoden für Gartenpflanzen. Die nur etwa 3 mm großen Samen der Darlingtonia californica benötigen beispielsweise eine Kälteperiode (Stratifikation), bevor man sie in die Erde säen darf.
Schritt 1: Stratifikation
Die Samen in den Beutel mit feuchtem Torfmoos geben und für mindestens vier bis acht Wochen in das Gemüsefach des Kühlschrankes legen.
Schritt 2: Materialien für die Aussaat
Es hat sich als sehr praktisch erwiesen, die Samen der Kobralilie gleich in geeignete Töpfe zu pflanzen, denn die Sämlinge sind sehr filigran, sodass man sie häufig beim Vereinzeln beschädigt.
- saubere Blumentöpfe (Plastik), Durchmesser etwa 10 cm
- etwas Unkrautvlies (pro Topf ein Quadrat von etwa 13 x 13 cm)
- Gemisch aus gewaschenem Torf und Sand
- gewaschenes Torfmoos, klein gehackt und mit Sand vermischt
- Sandstrahlsand (Korngröße 0,12-0,16 mm)
Schritt 3: Aussaat
Je ein Quadrat des Unkrautvlieses wird auf den Boden des Saattopfes gelegt. Der Torf wird in einem Eimer mit dem Sand gemischt und mit Wasser angefeuchtet. Man sollte darauf achten, dass das Substrat relativ steril ist, da die Keimlinge sehr empfindlich auf Schimmel reagieren. Die Saattöpfe füllt man mit diesem Gemisch (zu etwa 80%), darauf kommt eine 1-cm-Schicht aus sandhaltigem, angefeuchtetem Torfmoos. Am besten wird dies mit einem Teelöffel eingefüllt und die Oberfläche etwas glatt gestrichen. Nachdem der vorbehandelte Samen eingelegt wurde, wird eine feine Schicht Sandstrahlsand darüber verteilt.
4. Anzucht/Keimung
Der Topf wird in einen Plastik-Beutel gesteckt, um damit die Verdunstung zu reduzieren.
- etwas Wasser in den Ziploc-Beutel einfüllen
- Topf hineinstellen
- Beutel verschließen
- hell, aber ohne direkte Sonne
- auch unter eine Leuchtstoffröhre
- Temperatur: um 20 Grad
- wöchentlich Feuchtigkeit überprüfen
- Keimdauer: einige Monate
Substrat für ältere Pflanzen
Ob die Kobralilie gut genug wächst, um sie im Topf wirklich groß zu ziehen, hängt vor allem von der Wahl des Substrates ab. Das Substrat muss sehr viel Wasser speichern können, ohne dabei zu faulen, verrotten oder verschimmeln. Normale Blumenerde ist dafür denkbar ungeeignet.
- Mischung aus Torf und Sand ist die einfachste, mögliche Mischung
- Spezialisten schwören auf eine selbst kreierte Mischung
- 2 Teile langfaseriges Torfmoos, gehackt
- 1 Teil feine Orchideenerde (Rinde)
- 2 Teile gewaschener Bimskies
Überwintern
Wer in Regionen lebt, in denen es im Winter über einige Wochen stark friert, sollte seine Draculapflanze unbedingt in ein kühles, frostfreies Gewächshaus stellen. Alternativ geht auch eine helle Garage oder ein geschütztes Frühbeet, in das man die Pflanze in eine tiefe Schicht aus Kiefernnadeln oder Mulch stellt.
- kühl aber frostfrei
- ältere Pflanzen vertragen auch leichte Fröste
- hell
Krankheiten und Schädlinge
Kränkelt die Kobralilie, sind meist Pflegefehler schuld. Häufigster Pflegefehler ist ein zu warmer Wurzelballen im Sommer. Meist zeigen sich nach kurzer Zeit dann schon erste Vertrocknungserscheinungen an den Blättern. Freilandpflanzen werden gelegentlich von Schnecken heimgesucht, die alle oberirdischen Teile radikal abgrasen.
Fazit
Die Kobralilie ist eine tolle Pflanze, die es sich lohnt zu kultivieren. Wer aber die dringend benötigten – und nicht immer einfach einzuhaltenden – Wachstumsbedingungen, nämlich ständig kühle Wurzeln, nicht einhalten kann, der sollte die Kultivierung lieber lassen. Es ist die Mühe nicht wert.