Selenicereus grandiflorus erinnert monatelang eher an ein hässliches Entlein, bis die Pflanze eines Nachts zum Schwan wird und ihre volle Schönheit entfaltet. Von der kurzen, nächtlichen Blühdauer leitet sich auch der Name Königin der Nacht ab. Das Kakteengewächs bezaubert dann mit großen, cremeweißen Blüten, die nach Vanille duften. Kakteenfreunde veranstalten Feste und auch so mancher botanische Garten öffnet seine Pforten, um gemeinsam dem Augenblick der Öffnung der Blüten entgegen zu fiebern. Als Kakteengewächs ist die Pflanze recht anspruchslos und lässt sich ohne weiteres im heimischen Wohnzimmer kultivieren. Bekommt sie eine adäquate Winterpause, steht einer reichen Blüte nichts mehr im Weg.
Merkmale der Königin der Nacht Pflanze
Die rasch wachsende Pflanze stammt ursprünglich aus der Region Mittelamerikas. Dort wächst sie halb kletternd, halb herabhängen auf Felsen und Bäumen. Ihre schlangenartigen, dornigen Triebe, die auch im Kübel gut und gerne mehr als 1 m Länge und 2,5 cm Durchmesser erreichen können, brauchen in der Zimmerkultur häufig eine Stütze. Es empfiehlt sich die Triebe von Anfang an zu stabilisieren. Die Blüten öffnen sich des Nachts und verwelken vor Sonnenaufgang. Erst am gleichen Tag ist erkennbar, ob die Blüte sich später öffnen wird oder nicht. Anzeichen sind eine deutlich angeschwollene Knospe mit leicht geöffneten Blütenblättern. Die strahlenförmigen Blüten verströmen ein liebliches Vanillearoma. Beeindruckend ist auch ihre Größe, sie können einen Durchmesser von bis zu 30 cm aufweisen. Die Blütezeit der Königin der Nacht liegt zwischen Juni und Juli. Die Pflanze produziert dann runde bis ovale, pinkfarbene Früchte, die typischerweise eine Länge von 8 cm aufweisen.
Aussaat
Kakteen sind generell Lichtkeimer, deshalb dürfen die Samen nie komplett mit Erde bedeckt sein. Gute Erfolge erzielt man, wenn die Samen auf ein leicht angedrücktes und ebenes Substrat gestreut werden. Das feine Substrat sollte stets feucht gehalten und zur besseren Regelung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit mit einem Deckel oder Stück Folie abgedeckt werden. Die Anzuchtschale kann auf einem mit Wasser gefüllten Untersetzer stehen, so dass die Erde stets genug Feuchtigkeit zieht. Direkte Sonne ist für die kleinen Keimlinge nicht anzuraten, aber hell sollte der Standort schon sein. Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad sind optimal. Im Frühling und frühen Sommer herrschen die besten Bedingungen zur Aussaat. Die Keimdauer beträgt bei Samen der Königin der Nacht etwa 2 bis 3 Wochen.
Samen sind im Onlinehandel erhältlich, können aber auch aus den Früchten adulter Pflanzen gewonnen werden. Zu diesem Zweck nur gesunde, unbeschädigte Früchte an der Pflanze lassen und abwarten bis diese geradezu überreif sind. Aus den überreifen Früchten lassen sich die Samen leicht entfernen. Nach einer gründlichen Säuberung von Fruchtfleischresten können die Samen entweder direkt ausgesät oder für die spätere Verwendung aufbewahrt werden.
Pflege
Wie bei Kakteen üblich, so ist auch die Königin der Nacht recht robust und anspruchslos. Die Pflege gestaltet sich also nicht sonderlich aufwendig. In der ganzjährigen Wohnungskultur gedeiht Selenicereus grandiflorus problemlos, die Pflanze kann aber auch an einen Sommerstandort im Freien gewöhnt werden.
Standort und Substrat
Die Standortansprüche der Königin der Nacht leiten sich aus den Bedingungen in ihren Heimatgebieten ab. So liebt sie einen warmen Platz mit einer Temperatur von mindestens 20 Grad. Es sollte hell bis halbschattig sein, auf pralle Sonne ist lieber zu verzichten.
Im Frühling und Sommer kann Selenicereus grandiflorus auch an einen Standort im Freien gewöhnt werden. Auch hier gilt es starke Sonneneinstrahlung zu meiden. Zudem ist ein windgeschützter Platz zu wählen, da die langen Triebe an sich nicht sehr stabil sind.
Für optimales Wachstum braucht die Pflanze einen lockeren, durchlässigen Boden. Das Substrat sollte säuerlich und nährstoffhaltig sein. Es eignet sich humushaltige Blumenerde, die mit etwas Torf, Sand oder Perliten vermischt werden kann.
Die Königin der Nacht kann ohne weiteres mit anderen Kakteen, Sukkulenten oder anderen tropischen Pflanzen zusammen stehen. Je größer die Pflanze wird, desto besser ist es sie als Solitär zu kultivieren, da ihre langen Triebe leicht anderen Pflanzen in die Quere kommen können.
Düngen
Die warmen Frühlings- und Sommermonate sind die Hauptwachstumszeit der Königin der Nacht. In dieser Zeit können neue Triebe mit einer Länge von bis zu 40 cm wachsen. Für das Wachstum ist regelmäßiges Düngen hilfreich, denn nur die kräftigen, dicken Triebe bilden starke Knospen aus.
- Flüssigdünger ins Gießwasser
- Kakteendünger oder Volldünger geeignet
- 1 x Woche
- Im Winter Düngen einstellen
Gießen
Beim Gießen gibt es eine kakteenspezifische Besonderheit: Gegossen wird nur im Sommer. In der kalten Ruhepause braucht die Königin der Nacht kaum Wasser. Während des Winters Acht geben, dass die Triebe nicht austrocknen oder schrumpelig werden. Das wären Anzeichen dafür, dass die Pflanze mehr Wasser benötigt.
Im Sommer ist hingegen regelmäßiges wässern angesagt. Vor allem im Frühling und Sommer, in der Wachstumsperiode, benötigt die Pflanze deutlich mehr Feuchtigkeit. Dabei bekommt ihr auch ein feiner Sprühnebel besonders gut. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit und das regelmäßige Besprühen sorgen in der Wachstumsperiode für verbesserte Knospenbildung und steigern die Chancen auf prachtvolle Blüten.
Nach der Blüte verlangsamen sich die physiologischen Prozesse der Pflanze wieder und sie braucht weniger Wasser. Hier unbedingt auf einen guten Wasserabzug achten, damit es nicht zum Verfaulen der Wurzeln kommt. Dabei hilft es die oberste Schicht der Erde einmal gut durchtrockenen zu lassen, bevor wieder gegossen wird.
Schneiden
Selenicereus grandiflorus braucht keinen regelmäßigen Schnitt. Lediglich im Fall wenn die Pflanze zu groß geworden ist oder unansehnliche Triebe hat, kann die Schere zum Einsatz kommen. Solch einen Schnitt verträgt die Pflanze ohne Probleme. Die frischen Schnittstellen im Idealfall mit Holzkohle versorgen, die hilft aktiv gegen Pilzkrankheiten. Die abgeschnittenen Triebe eignen sich wunderbar als Stecklinge.
Umtopfen
Die schlangenartigen Triebe der Pflanze wachsen recht schnell und auch ihre Wurzeln brauchen nach einer Weile wieder mehr Platz. Es empfiehlt sich die Königin der Nacht etwa alle drei Jahre umzutopfen. Sollte der Wurzelballen in dieser Zeitspanne den ganzen Topf noch nicht ausfüllen, bitte dies abwarten. Hier die Tipps:
- Achtung, Dornen!
- Auf fester, abwischbarer Unterlage umtopfen.
- Handschuhe tragen.
- Vorsichtig agieren, Triebe labil.
- Abgebrochene Triebe als Steckling verwendbar.
- Soliden Topf wählen.
- Topfgröße langsam steigern.
- Guten Wasserabzug gewährleisten.
- An Platz für Rankhilfen denken.
- Frisches, neues Substrat benutzen.
- Altes Substrat abschütteln.
- Wurzelballen zwischendurch leicht schütteln, damit Substrat in die Zwischenräume gelangt.
- Substrat leicht andrücken.
- Anschließend leicht gießen.
Vermehren
Vermehrt werden kann Selenicereus grandiflorus über Samen oder Stecklinge.
Stecklinge können ohne weiteres von den Trieben der Mutterpflanze geschnitten werden. Erfahrungsgemäß hat sich gezeigt, dass Stecklinge mit einer Länge von 15 cm eine gute Bewurzelung aufzeigen und zu soliden Pflanzen heranwachsen. Die Schnittstellen der Stecklinge sollten mit Holzkohle behandelt werden, damit Pilzkrankheiten sie nicht befallen.
Danach brauchen die Ableger eine Trocknungsphase von 1 – 3 Wochen, möglichst an einem warmen aber schattigen Ort. In dieser Zeit trocknen die Stecklinge leicht an. Anschließend können sie mit der angetrockneten Schnittstelle in ein humus- oder torfhaltiges Substrat gesteckt werden, das nur leicht feucht gehalten wird. An einem halbschattigen Standort bewurzeln die Ableger in der Regel schnell.
Überwintern
Die Königin der Nacht Pflanze ist nicht winterhart und braucht für ihre Ruhephase ein Winterquartier. Diese Pause vermindert das Wachstum, so dass im Frühling wieder kräftige Triebe und Knospen wachsen können. Die Bedingungen:
- Heller Standort
- Kühle Temperatur zwischen 12 und 15 Grad
- Unter 10 Grad bekommt die Pflanze Schäden
- Geeignet: Ungeheiztes Zimmer, Treppenhaus, Wintergarten
- Überwinterung auf der Fensterbank über der Heizung ungeeignet, beeinträchtigt die Blütenbildung!
- Nicht düngen.
- Sehr wenig gießen.
- Achtgeben, dass Triebe nicht einfallen oder schrumpelig werden. Dann sofort gießen.
- Ab März wieder wie gewohnt gießen und düngen.
Wissenswertes
Die Königin der Nacht ist in ihren heimatlichen Regionen mittlerweile vom Aussterben bedroht. Um mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Tatsache zu lenken, wurde sie im Jahr 2009 von den Kakteen-Gesellschaften der Schweiz, Deutschlands und Österreichs zum Kaktus des Jahres gewählt. Kakteenliebhaber hoffen nun, dass die Königin der Nacht zukünftig zumindest in der Kultur überleben kann.
Ihre Dornen schützen die Pflanze nicht nur vor Feinden, sie reduzieren auch die Transpiration (Verdunstung). Das hilft der Pflanze auch längere Trockenzeiten mühelos zu überstehen.
Selenicereus grandiflorus ist eine echte Nutzpflanze und wurde bis in die 1980er Jahre von einem deutschen Arzneimittelhersteller angebaut. Gleich mehrere medizinisch wirkungsvolle Inhaltsstoffe finden sich in den Blüten und jungen Trieben. In der pharmazeutischen Nutzung werden die krampflösenden und durchblutungssteigernden Wirkstoffe aus der Pflanze für Herzmittel verwendet.
Krankheiten und Schädlinge
Die tropische Königin der Nacht ist gegen Krankheiten und Schädlinge sehr widerstandsfähig. Als Kakteengewächs ist sie robust, verträgt aber zu viel Wasser nicht gut und fault dann im Wurzelbereich. Vereinzelt können sich sogenannte Woll- oder Schmierläuse einnisten. Diese befallen Vertreter der Kakteenfamilie recht häufig. Dagegen hilft es ein Gemisch aus Wasser, einigen Tropfen Spülmittel sowie Paraffinöl großzügig aufzusprühen. Einzelne Wollläuse und ihre Kokons können Sie auch manuell mit einer Pinzette abzupfen. Es empfiehlt sich die befallene Pflanze in den darauffolgenden Wochen auf weitere Schädlinge zu kontrollieren.
Fazit
Auf die Blüte lässt sie lange warten, dafür ist es ein echtes Erlebnis wenn die Königin der Nacht endlich in voller Blüte erstrahlt. Die Pflanze ist recht anspruchslos, braucht aber regelmäßig Dünger und ein kühles Winterquartier. Selbst in der Zimmerkultur entwickelt der gefährdete Kaktus meterlange Triebe, die jeden ins Staunen bringen.