Wenn Sie zu den Menschen mit feinem Geschmack gehören, wird Ihnen sicher schon aufgefallen sein, dass ein frisch geernteter Kohlrabi aus dem eigenen Garten noch einmal ein gutes Stück besser schmeckt als das Tiefkühlgemüse. Wenn Ihnen das noch nicht aufgefallen ist, sollten Sie es auf jeden Fall ausprobieren, und gesünderen (und schadstofffreien) Kohlrabi können Sie auch nicht auf den Teller bekommen. Hier die wichtigsten Fakten zum Vorziehen, zur Pflege und zur Ernte des Kohlrabis.
Kohlrabi vorziehen
Kohlrabi gehört zu den Gemüsen, die bei uns nicht vorgezogen werden müssen. Vorgezogen werden müssen Gemüse, die bei unseren klimatischen Bedingungen nicht ausreifen könnten, wenn sie im Garten gezogen würden, z. B. Tomaten und Paprika. Kohlrabi hat ganz im Gegenteil sogar eine sehr kurze Entwicklungszeit, bis er geerntet werden kann, er kann also einfach nach den Eisheiligen direkt ins Beet gesät werden, wenn Sie einfach nur irgendwann eigenen Kohlrabi ernten möchten.
Wenn Sie aber über das Jahr eine intensive Fruchtfolgewirtschaft planen, um aus der beschränkten Gartenfläche das Optimum herauszuholen und um Bodenqualität und Ertrag durch ausgewogenen Fruchtwechsel zu erhöhen, wollen Sie den Kohlrabi in einem Zustand ins Beet setzen, in dem er nur noch ganz kurze Zeit bis zur Ernte braucht. Dann wird vorgezogen, in einer warmen und geschützten Umgebung, meist in einem Gewächshaus. In einem geheiztes Gewächshaus könnten Sie theoretisch wann immer Sie wollen mit der Vorzucht des Kohlrabi beginnen, Sie könnten ihn ja hier gleich zu Ende kultivieren. Der Regelfall für das Vorziehen ist bei uns jedoch das ungeheizte Gewächshaus, das ohne zusätzlichen Energieverbrauch auskommt. Hier wird der Wärmespeichereffekt der Verglasung beim Vorziehen ausgenutzt. Pflanzen können also vorgezogen werden, wenn die Sonne schon merkbare Kraft entfaltet, und kein Bodenfrost mehr zu erwarten ist, der die Jungpflanzen schädigen würde.
Der genaue Zeitpunkt hängt vom Klima der Region ab, in dem das Gewächshaus sich befindet, und von der Empfindlichkeit der Pflanzen, die hier vorzogen werden sollen. Kohlrabi ist nicht super empfindlich, er verträgt sogar einen nicht zu häufigen und nicht zu kräftigen nächtlichen Kälteschock. Kohlrabi kann deshalb zum Vorziehen ausgesät werden, wenn die Nachttemperatur im Boden durchschnittlich höher als 5 Grad liegen, das ist im größten Teil Deutschlands etwa ab Mitte April garantiert.
Das Vorziehen hat noch einen weiteren Vorteil: Wenn Sie den Vögelchen, Eichhörnchen, Mäusen und Schnecken partout nicht die Hälfte Ihrer Jungpflanzen gönnen, sollten Sie vorziehen – und die Pflanzen erst in den Garten setzen, wenn sie so groß sind, dass die lieben Tierchen höchstens ein paar „Opferpflanzen“ vertilgen und nicht die ganze Ernte.
Kohlrabi vorziehen auf kleinstem Raum
Wenn Sie zwar kein Gewächshaus, aber wunderschön breite Fensterbretter haben, können Sie mit dem Vorziehen des Kohlrabis noch einen Tick früher anfangen: Kohlrabi braucht von der Aussaat bis zur Ernte gut zwei Monate, Mitte Mai kann er überall ins Gartenbeet, weil nach den Eisheiligen keine Fröste mehr zu erwarten sind.
Sie könnten also den Kohlrabi bereits Ende März aussäen (in den wärmsten Gegenden Deutschlands entsprechend früher) und auf der Fensterbank schon ziemlich groß werden lassen, dann kommt er nur für die letzten paar Wochen ins Gartenbeet, um prächtige Knollen auszubilden. Dazu brauchen Sie jedoch Fensterbänke, die viel Helligkeit abbekommen und auf denen nicht zu warme Temperaturen herrschen, ideal wären Temperaturen nicht unter 12 und nicht über 16 Grad (auf Dauer, einzelne kurze Abweichungen halten die Kohlrabijungpflanzen aus).
Wenn der Kohlrabi zu wenig Licht bekommt, aber gleichzeitig durch zu hohe Temperaturen zum Wachsen aufgefordert wird, wird er ziemlich sicher Geilwuchs entwickeln, dünne Triebe, die sich dem Licht entgegenrecken. Bei diesen Trieben bleibt es dann sehr häufig auch, wenn der Kohlrabi ins Beet kommt – er entwickelt vielleicht noch viel Blattmasse, jedoch nur selten eine Knolle (manchmal aber schon, ausprobieren lohnt sich, bevor Sie die Anzucht wegschmeißen).
Gerade für den Kohlrabi und seine Vorzucht gibt es für manchen Balkonbesitzer eine interessante Variante: Wenn Ihr Balkon so geschützt/sonnig liegt, dass die gerade beschriebenen Temperaturen gewährleistet sind, könnten Sie den Kohlrabi auf dem Balkon vorziehen. Damit müssen Sie dann nicht Ihre Balkonkästen blockieren, wo sicher schon die ersten Frühlingsblumen heranwachsen, sondern Sie nutzen eine geniale Erfindung, die die Beetfläche in der Stadt einfach in die Senkrechte ausdehnt:
Den Salatbaum, der von der Seite besät bzw. bepflanzt wird, und das geht mit Kohlrabi ganz genauso gut wie mit Salat. Einen Salatbaum können Sie sich selber bauen, im Grunde geht es darum, ein Rohr von mindestens 20 cm Durchmesser senkrecht befestigt aufzustellen, es seitlich mit vielen rund 4 cm großen Löchern versehen und innen mit Erde aufzufüllen, genaue Anleitungen zum Bau eines Salatbaums finden Sie im Internet. Über Erfahrungen mit einer Direktaussaat in die Löcher des Salatbaums kann hier leider nicht berichtet werden, ist aber eigentlich nicht unvorstellbar, Pflanzen wachsen nun einmal immer in Richtung Licht … Sie können aber auch Keimlinge auf dem Fensterbrett vorziehen, gerade während der Keimung möchte es der Kohlrabi ja besonders warm haben. Die Kohlrabi werden dann ganz vorsichtig in den Salatbaum gesetzt, indem Sie mit dem Finger ein Pflanzloch bohren, den Keimling vorsichtig hineinsetzen und die Erde mit Fingerspitzengefühl andrücken. Mitunter wird behauptet, Sie könnten den Kohlrabi nun im Salatbaum gleich endgültig groß ziehen, das könnte aber sicher schwierig werden, weil die schweren Knollen irgendwann einfach seitlich abkippen … Sie können jedoch hier kräftige Jungpflanzen heranziehen und später ins Beet setzen.
Vorsicht, Kohlrabi schießt gerne ins „Kraut“
Die Kälte, die der Kohlrabi beim Vorziehen im Gewächshaus möglicherweise ertragen muss, sollte sich während der Keimung auf ganz kurze Temperaturabfälle beschränken. Denn junge Kohlrabi möchten es ziemlich warm haben, müssen sie frieren, bedanken sie sich häufig mit der sogenannten „Herzlosigkeit“, sie bilden also einfach keine Knollen mehr aus.
Die Kohlrabijungpflanzen tolerieren auf keinen Fall Frost, manchmal wird sogar berichtet, dass für die erste Anzucht Mindesttemperaturen von 14 Grad erforderlich seien. Die Idealtemperatur während des Keimstadiums soll bei 20 bis 22 Grad liegen, nach dem Keimstadium soll der Kohlrabi dann mit Temperaturen zwischen 10 und 14 zufrieden sein.
Die Pflege – so ziehen Sie prächtige Kohlrabi-Knollen heran
Wenn Sie kräftige Jungpflanzen herangezogen haben, kommen diese ins Gartenbeet – das Sie am besten bereits im vergangenen Spätherbst mit reichlich Kompost vorbereitet haben. Der Kompost (gerne mit etwas Kuhmist vermischt) sollte dabei gut in die Erde eingearbeitet werden, über den Winter wird das Beet einfach brach liegen gelassen.
Zum Pflanzen der vorgezogenen Jungpflanzen oder zur direkten Aussaat ziehen Sie am besten mit mit der Harke eine kleine Rille ins Gemüsebeet, für Direktsaat rund einen Zentimeter tief, zum Pflanzen nur zur Markierung. Sie sollten bei den frühen Sorten rund 15 Stück pro Quadratmeter setzen, von den späteren Sorten nur noch 8 bis 10 Stück, die werden meist größer. Die nächste Reihe wird also im Abstand von ca. 20 oder 30 cm gezogen, den gleichen Abstand halten Sie dann auch von Jungpflanzen zu Jungpflanzen ein. Ausgesät wird einfach entlang der Reihe, hier dünnen Sie später durch Herausziehen der schwächeren Pflanzen aus.
Wenn der Kohlrabi im Beet sitzt, möchte er keine größeren Schwankungen der Bodenfeuchte erleben, sonst platzen meist die Knollen auf. Trotzdem braucht der Kohlrabi natürlich ausreichend Feuchtigkeit, an jedem trockenen Tag sollten Sie gießen. Wenn Sie die Bodenfeuchtigkeit recht gleichmäßig einstellen können, vermeiden Sie, dass die Kohlrabis verholzen.
Das war’s schon mit der Pflege des Kohlrabi, bei entsprechender Bodenvorbereitung braucht er keinen Dünger, im Gegenteil, zu viel Stickstoff könnte sogar zu einem erhöhten Nitrat-Gehalt führen.
Fruchtfolge beim Kohlrabi
Wenn Sie den Kohlrabi in Fruchtfolge anbauen, sollten Sie nach jedem anderen Kreuzblütler eine längere Anbaupause anzustreben. Also zu einer Menge anderer beliebter Gemüsepflanzen, denn zu den Kreuzblütlern gehören Blumenkohl und Brokkoli, Chinakohl und Meerrettich, Pak Choi und Radieschen, Rettich und Rosenkohl, Rot- und Weißkohl, Steckrübe und Weiße Rüben (unter anderem, es gibt mehr).
Wenn Sie die Fruchtfolge zu kurz planen, begünstigen Sie über den Boden übertragbare Krankheiten. Dazu gehört vor allem die gefürchtete Kohlhernie, ein Parasit, der bis zu 20 Jahre den Boden verseuchen kann und nicht direkt, sondern nur durch diese und andere Vorsorgemaßnahmen bekämpft werden kann. Das sind aber auch die einzigen Ansprüche des Kohlrabi an die Fruchtfolge, ansonsten kommt er mit jedem Nachbarn zurecht.
Kohlrabi-Sorten
Sie können eine ganze Menge verschiedene Kohlrabi-Sorten anbauen: Etwa 40 weiße Kohlrabi und 14 blaue Kohlrabi-Sorten.
Wenn Sie auf Rekorde aus sind: „Gigant“ und „Superschmelz“ sollen größten Knollen liefern, ansonsten geht es bei der Auswahl z. B. um Ertrag, Neigung zum Verholzen und Schnellwüchsigkeit. Es gibt Sorten für jede Anbauzeit; wenn Sie es eilig haben, sollten Sie immer weiße Kohlrabi wählen, die sind schneller als die blauen.
Krankheiten und Schädlinge
müssen Sie beim Kohlrabi nicht in Mengen befürchten, dazu wächst er einfach zu schnell. Gegen ein paar vorwitzige Kohlweißlinge helfen Tomaten als Nachbarn oder Tomaten-Auszüge als biologisches Pflanzenschutzmittel.
Die Ernte des Kohlrabi
Der Kohlrabi reift je nach Sorte in zwei bis drei Monaten zur erntereifen Frucht. Gönnen Sie sich den Luxus, die Kohlrabis ziemlich klein zu ernten (bei den meisten Sorten mit einem Durchmesser von rund 10 cm), die schmecken einfach unerreicht zart und nussig.
Wenn Sie die Ernte nicht sofort verbrauchen können, können frühe Kohlrabisorten gut zwei Wochen im Kühlschrank gelagert werden, Empfindlichkeiten gegenüber bestimmten Nachbarn gibt es nicht. Herbstkohlrabi können an einem kühlen Ort sogar mehrere Monate gelagert werden, wenn Sie das Laub entfernen.
Wissenswertes zum Kohlrabi
Der Kohlrabi ist eine der unzähligen Zuchtformen des Gemüsekohls und auch unter den Bezeichnungen Oberrübe, Oberkohlrabi, Stängelrübe oder Rübkohl bekannt. Das „Ober“ im Namen spielt auf die Nutzung an, verwertet wird die oberirdisch wachsende Sprossknolle, das „rabi“ kommt vom lateinischen „rapa, rupum“ = Rübe.
Der uns so vertraute Kohlrabi hat einige nicht so bekannte Besonderheiten aufzubieten: Kohlrabi wächst zweijährig, bzw. über zwei Vegetationsperioden. Im ersten Jahr entsteht die dicke Sprossknolle, die wir ernten, nach einem längeren Kältereiz geht der Kohlrabi dann im zweiten Jahr an die Fortpflanzung – er entwickelt einen bis zu einem Meter hohen, stark in die Breite verzweigten Blütenstand, dessen Blütenrispen mit zahlreichen kleinen gelben Blüten besetzt sind. Die im ersten Jahr wachsende Kohlrabi-Knolle kann interessante Größen annehmen, so mancher Gärtner sah sich schon mit einem Kohlrabi in Fußballgröße konfrontiert. Was übrigens nicht bedeutet, dass das Riesengemüse nicht mehr genießbar wäre, im Gegenteil, das Innere kann sogar wegen des schnellen Wuchses ganz besonders zart ausfallen.
Bemerkenswert für so ein Allerweltsgemüse ist auch, dass nicht so genau bekannt ist, wo der Kohlrabi eigentlich herkommt und wann ungefähr er gezüchtet wurde – die Spekulationen gehen hier vom Mittelmeerraum bis nach Mittelasien. In Europa ist der Kohlrabi im 16. Jahrhundert aufgetaucht und hat vor allem in Deutschland bis zum 19. Jahrhundert eine solche Karriere gemacht, dass er bei unseren Nachbarn als „urdeutsches“ Gemüse gilt. Die Engländer, die Russen und die Japaner haben sogar den Namen 1:1 in ihre Sprachen übernommen, im Rahmen der internationalen Völkerverständigung wäre es also eigentlich angebracht, unverständliches Gebrabbel nicht als „Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber“ zu bezeichnen, sondern durch ein herzhaftes „Kohlrabi, Kohlrabi, Kohlrabi“ auszudrücken.
Fazit
Kohlrabi ist köstlich und gesund und leicht anzubauen, bei etwas Planung sogar mehrfach in einer Saison. Man könnte sagen: Kohlrabi gehört unbedingt in jeden Hausgarten.