Wunderbare Kois – schön anzusehen und von ansehnlicher Größe, ein neuer Fisch für Ihren Gartenteich? Ihr Kind wird den Koi sogar streicheln können, aber über die Arten und die Haltung gibt es eine Menge zu wissen.
Der Koi-Karpfen
Koi-Karpfen heißen Koi, weil die menschliche Abkürzungswut auch vor der Tierwelt nicht halt macht. Eigentlich tragen die Kois nämlich den japanischen Name „Nishikigoi“, was übersetzt „Brokatkarpfen“ heißt. Und eigentlich hätten die schönen Kois diesen Namen nicht nur verdient, sondern er hätte uns auch einen viel genaueren Eindruck vermittelt, mit was für einem vornehmen Fisch wir es hier zu tun haben.
Abkürzung oder nicht, Kois oder Brokatkarpfen sind außergewöhnliche Fische, und das ausnahmsweise einmal nicht deswegen, weil sie uns außergewöhnlich gut schmecken. Während gewöhnliche Karpfen ganz profan gezüchtet werden, um vor allem zu Weihnachten und Silvester verzehrt zu werden, haben es die Kois geschafft, ihre Beziehung zum Menschen vom „gefressen werden“ zu entkoppeln.
Herkunft
Auch die Kois waren zwar ursprünglich genau solche einfarbige Karpfen, als sie vor etwa 2500 Jahren (vermutlich aus Europa) nach Asien gelangten. Sie wurden dort auch zunächst als Insektenfresser und Speisefische gezogen. Dann gab es ein paar Mutationen, aus denen schöne bunte Fische hervorgingen, und die Urväter der asiatischen Farbkarpfenzucht waren geboren. Seitdem werden die Farbkarpfen im asiatischen Raum gezüchtet. China baute in dieser Beziehung bereits auf Tradition in der Fischzucht auf. Von dort stammt das älteste Fischzuchtbuch der Welt. Wie und wann sich die Farbkarpfen über den asiatischen Raum verbreiteten, ist nicht näher belegt- Wir wissen nur, dass etwa um das Jahr 1800 japanische Reisbauern in der Region Niigata die ersten Farbkarpfen unter ihren Speisekarpfen entdeckten.
Die schönen Fische blieben auch in Japan nicht unbemerkt und wurden gezielt weitergezüchtet. Die ersten „prominenten“ japanischen Kois gewannen 1914 auf einer Ausstellung in Tokio einen Preis. Einige dieser Ausstellungs-Kois wurden damals dem japanischen Kronprinzen Hirohito geschenkt, damit entdeckten auch die japanischen Adeligen diese bunten Fische als Statussymbole für sich. Nun begann der Koi-Karpfen seinen Siegeszug als König der Gartenteichfische, der inzwischen um die ganze Welt führt. Die „Hauptstadt der Koi-Zucht“ ist immer noch Ojiya-City in der japanischen Region Niigata. Die Kois aus Japan sind die begehrtesten und die teuersten, aber heute werden auch in Singapur und Südafrika, Israel und Europa erfolgreich dekorative Kois gezüchtet.
Vor allem in Asien haben diese Tiere eher den Status von Haustieren, in Japan gelten sie als Glücksbringer und in China als Verkörperung von Klugheit und Kraft.
Die Arten der Koi-Karpfen
Wo Zucht stattfindet, findet auch eine Einteilung und Bewertung nach Zuchtergebnissen statt. Heute werden über ein Dutzend Varianten von Koi-Karpfen mit über 100 Untervarianten unterschieden, und es werden ständig mehr. Bei jeder dieser besonders unterschiedenen Zuchtarten gibt es bestimmte Farben und Farbkombinationen, die einen einzelnen Fisch besonders kostbar machen. Hier ein erster Überblick über die wichtigsten bei uns erhältlichen Koi-Variationen:
1. Asagi-Koi
Eine der ältesten Zuchtformen, die die Grundlage für viele weitere Unterarten der Kois bildet. „Asagi“ bedeutet „hellblau“, und so sollte der Rücken eines Asagi auch aussehen, während der Kopf hell ohne Muster ist. Wangen, Brust- und Schwanzflossen, Kiemendeckel und Bauchunterseite überraschen dafür mit orange-roten Akzenten. Von diesem Asagi-Koi werden laufend weitere Unterarten gezüchtet, die besondere Formen oder Farben aufweisen.
2. Shusui-Koi
Ein ursprünglicher Asagi mit ganz eigenen optischen Merkmalen. Shusui heißt „herbstgrün“. Dieser Koi hat symmetrische Schuppen in eben dieser Farbe, wie der deutsche Spiegelkarpfen. Er soll auch als Kreuzung zwischen Asagi und Spiegelkarpfen entstanden sein. Ansonsten soll die Farbe wie beim Asagi aussehen, in roter oder blauer Grundfärbung mit weißem Trennstreifen. Auch vom Shusui gibt es weitere Varietäten, scharlachrote Hi Shusui und gelbe Ki Shusui, perlmuttfarbene Perl Shusui, bunte Hana Shusui ( Blumen-Shusui) und Showa Shusui in weiß-rot-schwarz oder schwarz-rot-weiß.
3. Bekko-Koi
Der Bekko („Schildpatt“) wurde aus dem Taisho Sanke gezüchtet. Seine panzerartigen Schuppen glänzen wie Schildpatt, seine Grundfarbe ist rot, gelb oder weiß mit schwarzen Flecken nur am Körper. Die Untervarianten des Bekko-Koi unterscheiden sich in der Grundfarbe:
- Shiro Bekko, weiß mit schwarzen Flecken.
- Aka Bekko, rot mit schwarzen Flecken.
- Ki Bekko, gelb mit schwarzen Flecken.
4. Hikari-Utsurimono-Koi
Koi mit einzigartig schöner Färbung, der sich je nach Veranlagung und Umwelteinflüssen in seiner Erscheinung immer weiter verändern kann und metallische, stark glänzende Schuppen am gesamten Körper trägt. Der Hikari-Utsurimono-Koi ist eine ursprüngliche Magoi-Zuchtform, schnelle und lebendige Fische mit oft bestechend schöner Grundfarbe und einfallsreicher Akzentuierung.
5. Kohaku-Kois
Kohaku bedeutet rot-weiß, und so sieht eine der beliebtesten Zuchtformen aus, weißer Körper mit roter Zeichnung auf dem Rücken. Also die Farben der japanischen Nationalflagge, die in vielen Abwandlungen erscheinen darf, wenn sich nur der rote Fleck deutlich vom reinweißen Körper abhebt, gerne auch mit Flecken in bestimmten Formen, sie ergeben die Kohaku-Varietäten. Diese sind unglaublich spannend, vom Inazuma Kohaku mit blitzförmiger Rückenzeichnung bis zum Kuchibeni Kohaku mit Kussmund-Flecken am Maul.
6. Chagoi
Die Chagoi sind zwar unscheinbar ockerfarben bis hellbraun, dafür sind es aber die Kuscheltiere unter den Kois. Sie werden am schnellsten handzahm, wer mit seinen Fischen „Freundschaft pflegen will“, hat mindestens einen Chagoi im Teich. Es gibt auch graue Chagoi, sie werden Soragoi genannt. Und weitere Unterarten: Ochiba Shigure in grau mit braun, Ginrin-Varianten von Chagoi, Soragoi und Ochiba Shigure und eine meist höchstens beim Ochiba Shigure zu findende Doitsu-Form.
7. Hikarimoyomono-Koi
Hikarimoyomono heißt „glänzend gemusterte Sorte“, und so sollte dieser metallisch glänzende Koi-Karpfen auch gefärbt sein. Die Farben beim Hikarimoyomono können gerne variabel und vielfältig sein. Wenigstens eine der Grundfarben sollte aber in einem metallischen Ton glänzen. Zwei grundlegende Typen werden unterschieden:
- Der Moyo-Typ ist farbig und ein wenig glänzend, egal in welchem Metallton
- Beim Hariwake-Typ sollte einer der drei edelmetallischen Farbtöne Gold, Silber oder Platin deutlich hervortreten.
Auch vom Hikarimoyomono gibt es Untervarianten. Insgesamt 10 Stück mit jeweils unterschiedlicher Farbgebung. Ein ganzer Regenbogen von Farben, der selbst den Züchtern die Zuordnung eines Hikarimoyomono oft schwer macht.
8. Kawarimono-Koi
Der Kawarimono kommt ohne besondere Farbbezeichnungen und Musterbeschreibungen aus. Kawarimono ist vielmehr eine Art „Sammelbezeichnung“: Hier werden alle Kois ohne Metallfarbe eingeordnet, die sich keiner anderen Zuchtform zuordnen lassen. Dieser Definition entsprechend gibt es natürlich sehr viele Untervarianten des Kawarimono, bei denen oftmals streitig ist, ob sie unter die Kawarimono oder als eigene Variante eingeordnet werden.
9. Ogon-Koi
Der Ogon ist der goldene Koi-Karpfen, immer einfarbig und immer metallisch glänzend. Die Brustflossen müssen die Körperfarbe haben und dürfen nicht durchsichtig sein. Ogons gibt es in vielen Variationen, die sechs wichtigsten sind: Yamabuki, Orenji, Platinum, Nezu, Hi und Shiro.
10. Kinginrin-Kois
Wieder eine Art, die durch ihren Glanz auffällt. „Kin Gin Rin“ bedeutet gold-silberne Schuppen, und eine solche Schuppenschicht mit Leuchtreflexen tragen die Kinginrin unabhängig von ihrer Grundfarbe. Diese Glanz-Schuppen eines Kinginrin können am ganzen Körper wachsen. Manche Kinginrin tragen aber auch nur ein paar golden oder silbern glänzende Schuppen, mindestens zwei Reihen Rückenschuppen sollten jedoch glänzen. Wenn Sie das am äußeren Rand tun, handelt es sich um einen Kado Gin. Wenn sie von innen heraus leuchten und zum Rand hin wieder matt werden, ist es ein Perl Gin-Rin, wenn sie strahlenförmig reflektieren, ist es ein Diamant-Gin-Rin. Voll reflektierende Schuppen werden Beta-Gin genannt. Die Kinginrin dürfen bestimmte Grundfarben haben, die vom goldenen bzw. silbernen Glanz leicht überdeckt werden. Die Unterarten Ginbo und Kinbo sind dunkel, Ginsui und Kinsui sind Shusui mit silbernem oder goldenen Glanz, Gin Kabuto schwarz behelmt.
Kinginrin und „normale“ metallische Kois sind nicht leicht auseinanderzuhalten, das für den Kinginrin typische charakteristische Muster auf den reflektierenden Schuppen ist selbst für Züchter nicht einfach zu identifizieren. Außerdem entstanden die Glanzschuppen durch sehr zielgerichtete Züchtung auf ein Merkmal, was die Kinginrin krankheitsanfällig macht, also keine Anfängerfische.
11. Koromo-Koi
Der Koromo hat bunte, schwarz schattierten Flecken mit meist weißer Grundfarbe, die Farbe der Flecken bestimmt die Untervariante:
- Ai Koromo: rote Flecken mit schwarzer Schattierung
- Budo Koromo: gelbe Flecken, wirken aufgrund der schwarzen Umrandung bräunlich
- Sumi Koromo: wie oben, mit Sumi auch auf den Kopfschuppen
12. Showa-Koi
Die Showa tragen die Grundfarbe Schwarz, mit weißen und roten Akzenten. Die gleichen Farben wie der Sanke, aber ganz anders aufgeteilt: In den Brustflossen und am Kopf muss schwarze Farbe zu sehen sein, je nach Unterart scharf gezeichnet oder weich fließend. Der Körper ist rot und weiß gefleckt, bei der noch sehr jungen Varietät Kin Showa sogar mit metallischem Glanz.
13. Taisho-Sanke-Koi
Der Taisho Sanke oder Taisho Sanshoku ist weiß mit roten und schwarzen Flecken am ganzen Körper, mit Feuer (Hi) und Tusche (Sumi). Sanke bedeutet dreifarbig, weiß, rot und schwarz können aber in in unterschiedlich Verteilung vertreten sein. Das ergibt dann die sechs typischen Untervarianten, die alle Wünsche von „Wölkchen“ bis „Metalldekor“ erfüllen.
15. Utsurimono-Koi
Übersetzt soviel wie der Harmonie-Koi, mit schwarzer Grundfarbe und roten, gelben oder weißen Flecken, mit vier wichtigen Varietäten:
- Shiro Utsuri: weiße Harmonie mit schwarzer Grundfarbe und weißer Zeichnung
- Hi Utsuri oder Scharlach: Harmonie ist diese Zeichnung rot
- Ki Utsuri, gelbe Harmonie
14. Tancho-Koi
Tancho sind von mehr oder weniger heller weißer Grundfarbe, mit einem „Hi“, roten Fleck, auf dem Kopf. Der rote Punkt kann perfekt rund sein, oder oval, aber auch herzförmig oder völlig unregelmäßig. Der Tancho gehört theoretisch zu den Kohakus, wie alle Kois mit weißen und roten Flecken, er heißt Tancho Kohaku, wenn der Körper bis auf den roten Fleck weiß ist, und Ippon-Kohaku, wenn er kreisrund ist.
Wenn ein Tancho keinen gänzlich weißen Körper, aber den einen roten Punkt auf dem Kopf hat, gilt er nicht mehr als Tancho, sondern als Tancho-Varietät der entsprechenden Farbgruppe (die Einordnung ist daher ein kompliziertes Thema für den Fachmann).
16. Die meisten dieser Koi-Karpfen gibt es auch als Doitsu-Variante, Kreuzungen mit dem deutschen Karpfen in den jeweils beschriebenen Farbvarianten.
Dieser erste Gesamteindruck der vielen verschiedenen Koi-Arten soll Ihnen helfen, eine erste Vorauswahl zu treffen. Wenn Sie vorher einige Varianten in die engere Auswahl nehmen, haben Sie zumindest eine Chance, in der nun anstehenden Beschäftigung mit den ausgewählten Koi-Sorten nicht komplett den Überblick zu verlieren. Denn wenn Sie daran gehen, die zahlreichen Untersorten jeder einzelnen Koi-Variante näher kennenzulernen, haben Sie auch genug zu tun, wenn Sie nur wenige „Koi-Familien“ betrachten.
Haltung von Koi-Karpfen in Deutschland
Kois können bei uns privat gehalten werden. Die übliche hohe Lebenserwartung von rund 70 Jahren ist jedoch nur bei vorbildlicher artgerechter Haltung zu erwarten (nicht artgerechte Haltung wäre ohnehin nach dem Tierschutzgesetz verboten).
Das bedeutet, Sie brauchen einen Koi-Teich, am besten einen Naturteich, und dieser Teich muss eine ziemliche Größe haben. Denn Kois möchten nicht alleine im Teich leben, mindestens zwei Pärchen sollten Sie schon einsetzen. Jeder Fisch braucht mindestens 1.500 Liter Wasser für sich, unter einer im Winter gefrorenen Teichdecke möglichst nicht viel weniger. Das sind Teiche mit erheblichen Ausmaßen. Nur so können Sie die vom Koi-Karpfen gewünschten Wassertemperaturen von mindestens 4 Grad im Winter, 14 bis 18 Grad im Frühjahr und 20 bis 26 Grad im Sommer garantieren.
Dieser Teich muss die richtige Lage auf dem Grundstück bekommen, die richtige, filternde Bepflanzung und möglichst einen Teichfilter. Er muss regelmäßig gepflegt und gereinigt werden, insgesamt eine nicht ganz unaufwendige Angelegenheit. Neben ausreichend Platz brauchen die Kois auch Rückzugsmöglichkeiten, beschattete oder begrünte Teichareale, sonst droht im Sommer Sonnenbrand. Sie werden sich also vorher gut und ohne Zeitdruck einige Zeitlang informieren müssen, z. B. im Artikel „Koiteich selber bauen – Teichbauanleitung„.
Sehr empfehlenswert wäre auch, wenn Sie sich eine Weile mit anderen Koi-Haltern unterhalten, bevor Sie Ihren Koiteich bauen und die ersten Kois hineinsetzen. Sie müssen sich auch noch über artgerechte Fütterung Ihrer Kois informieren. Kois sind Allesfresser, sie brauchen aber ein abwechslungsreiches und ausgewogenes Futter. Sie können zwar spezielles Koi-Futter im Handel kaufen, müssen aber auch hier wissen, was Sie tun. Natürlich sollten Sie auch Grundwissen zu Krankheiten der Kois und deren Behandlung erwerben.
Koizucht im Gartenteich?
Kann Ihnen natürlich niemand verbieten. In diesem Artikel werden Sie jedoch ganz bestimmt keine Anleitung zur Koizucht erhalten, sondern höchstens eine Warnung, sich als Koi-Anfänger auf ein solches Vorhaben nicht einzulassen.
Denn eine Koizucht erfordert vollkommen andere Bedingungen als die Koi-Haltung. Ein einfacher, sich weitgehend selbst regulierender Naturteich reicht meist nicht mehr aus. Wenn Sie nicht gerade einen See vor der Haustür haben, werden Sie bei der Aufzucht von Jungfischen mit überbesetzten Becken arbeiten müssen. In diesen muss die Wasserqualität laufend überprüft werden. Sie brauchen leistungsfähige Teichtechnik und Filterung, müssen viele Kenntnisse zu einer artgerechten Fütterung von Jungfischen erwerben und noch mehr Kenntnisse zum Umgang mit den Kois, wenn ein Krankheitsfall oder Parasitenbefall auftritt.
Außerdem müssten Sie bei der „Königsdisziplin Koizucht“ zumindest eine Vorstellung davon entwickeln, was Sie da eigentlich züchten wollen. Das geht nur, wenn Sie die Qualitätsstandards kennen und wissen, wie Sie Ihnen genügen können. Eine Koizucht ist nämlich keine einfache Koi-Vermehrung. Bei dieser würden innerhalb weniger Generationen nur noch graue, unscheinbare Karpfen herauskommen, ohne jegliche bunte Farbe. Das ist jedoch nicht das Zuchtziel, sondern die Erhaltung und Hervorbringung der schönsten, verrücktesten und ausgefallensten Farbkombinationen. Gleichzeitig müssen Sie jedoch darauf achten, dass die Elterntiere gesundheitlich geeignet sind. Dazu müssten Sie entweder lebenslange Erfahrung mit Koi-Karpfen haben oder eine wissenschaftliche Ausbildung. Verantwortungsvolle Züchter ziehen übrigens gerade einmal ein halbes Prozent ihrer vielen hundert Jungfische groß, um die Qualitätsstandards zu halten.