Lavendel ist als Duftpflanze, Blume und Küchenkraut enorm beliebt in deutschen Gärten und auf Balkonen. Es werden unterschiedliche Arten für jeden Bedarf angeboten. Viele Hobbygärtner und Pflanzenliebhaber sind sich vielfach nicht sicher, ob Lavandula angustifolia giftig und falls ja, für wenn sie es ist. Vor dem Kauf und Einpflanzen sollten Sie sich diesbezüglich genau informieren.
Giftig – ja oder nein?
Die Antwort lautet Ja und Nein. Das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz führt die Liste giftiger Pflanzen und hat Lavendel als nicht giftig eingestuft. Aber es gibt Ausnahmen.
Empfindliche Menschen
Ältere Personen, kranke und geschwächte Menschen sowie Kleinkinder umfassen eine Gruppe, die unter Umständen auf den Verzehr oder Kontakt von Lavendel reagieren können. Normalerweise ist dazu ein Verzehr in größeren Mengen erforderlich. Auch für schwangere und stillende Frauen kann ein Verzehr Auswirkungen auf die Gesundheit nehmen. Hier reichen manchmal schon kleinere Dosen, um Reaktionen beim Ungeborenen oder Säugling hervorzurufen. Lebensbedrohliche Situationen sind bisher dem Bundesministerium für Umwelt und Natur nicht bekannt, sodass keine gesonderte Warnung, sondern lediglich die Empfehlung des Verzichts für schwangere und stillende Frauen sowie für Kinder unter zwei Jahren ausgesprochen wird. Dies betrifft nicht nur den Verzehr, sondern generell der Kontakt mit den „bedenklichen“ Inhaltsstoffen.
Mögliche Symptome
- Magen- und Darmbeschwerden
- Kopfschmerzen
- Durchfall
- Übelkeit
- Hautreizungen
- Hautausschlag
Haustiere
Entgegen vieler Behauptungen und Gerüchte, die seit Jahren aufrecht gehalten werden, ist eine Vergiftung von erwachsenden Hunden oder Katzen durch Lavendel nicht möglich. Allein der bittere Geschmack lässt sie meist kein zweites Mal am Lavandula probieren. Wenn Welpen oder junge Kätzchen eine hohe Dosis davon verspeisen, kann zu leichten gesundheitlichen Beschwerden kommen, die sich ähnlich wie bei empfindlichen Menschen, bemerkbar machen. Anders sieht es bei kleinen Nagetieren aus. Für sie ist Lavendel giftig und sie können unter Umständen sogar daran sterben – selbst bei der Aufnahme von kleineren Mengen. Zu den gefährdeten Kleinnagern zählen:
- Kaninchen
- Meerschweinchen
- Hamster
- Mäuse
Giftige Lavendel-Pflanzenteile
Zu Reaktionen und zum Tod von kleinen Nagern führt in erster Linie das ätherische Öl. Den meisten Gehalt weisen die Blüten auf, sodass vor allem während der Blütezeit zwischen ungefähr Juni bis August Kleinnagetiere und Kleinkinder außer Reichweite von Lavendel gehalten werden sollten. Aber auch die Zweige und Blätter beinhalten ätherisches Öl. Für eine Vergiftung beziehungsweise das Auftreten von Symptomen, ist eine größere Menge erforderlich, als von den Blüten. Bei manchen Menschen und selbst bei Hunden und Katzen, kann schon der Lavendelduft ausreichen, um Kopfschmerzen auszulösen.
Blüten
Die Konzentration von ätherischem Öl in den Lavendelblüten beträgt mindestens 1.5 Prozent. Die einzelnen Stoffe, aus denen sich das Lavendelöl zusammensetzt, können je nach Lavendelart, in unterschiedlichem Maß beinhaltet sein. Zu den Stoffen zählen:
- Flavonoide (Blütenfarbstoff und sorgen mit für einen bitteren Geschmack)
- Gerbstoffe (unter anderem Geschmackgeber)
- Kampfer („giftiger“ Hauptstoff für gesundheitliche Reaktionen)
- Cineol (Hauptbestandteil in ätherischem Öl (Eukalyptus))
- Linalylacetat (mit 30 bis 60 Prozent Hauptstoff des Lavendelöls – riecht süßlich)
- Linalool (sorgt für frischen, blumigen Geruch, auf den Duftstoffallergiker reagieren)
Lavendelarten
Der Grad der Empfindlichkeit in Kombination mit der Dosis bestimmen, ob die Risiko-Gruppen gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten haben. Hier zeigen sich einige Unterschiede im Gehalt des ätherischen Öls der verschiedenen Lavendelsorten.
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) besitzt den geringsten Anteil an ätherischem Öl. Deutlich höher liegt dieser Wert bei dem Spei-, Woll- und Schopflavendel. Dementsprechend reicht von diesen Lavendelarten eine deutlich geringere Menge, um Reaktionen hervorzurufen und den Tod bei Kleinnagern herbeizuführen. Da sie gern aufgrund ihrer intensiveren Würzeigenschaften in der Küche verwendet werden, sollte hier mit Bedacht dosiert werden.
Hybridsorten
Hybridsorten, wie beispielsweise „Lavandin“, sind eine spezielle Zuchtform, die gezielt aus einer Kreuzung von mindestens zwei „normalen“ Lavendelarten entsteht. In dem Fall „Lavandin“ handelt es sich um einen Mix aus dem Speiklavendel und der Lavandula angustifolia. Hybridsorten des Lavendels besitzen in der Regel den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen beziehungsweise an dem „giftigen“ Kampfer. Die Konzentration von Kampfer liegt nicht selten im doppelt so hohen oder noch höheren Bereich.
„Erste Hilfe“
Sollten sich Symptome bei Kindern, Jungtieren oder Kleinnagern nach einem Verzehr zeigen, ist auf keinen Fall ein Erbrechen herbeizuführen. Eventuell verschluckte Pflanzenteile könnten die Speiseröhre verletzen oder das Erbrochene „auf halben Wege“ hängenbleiben und dort für eine Erstickung sorgen.
Hilfe gegen Symptome
In jedem Fall ist unverzüglich viel Wasser zu verabreichen. Auf die Gabe von Milch ist zu verzichten, weil in dieser Inhaltsstoffe vorhanden sind, welche den Pflanzenstoffen ein zügigeres Eindringen in den Blutkreislauf ermöglicht und sich damit der Verlauf beziehungsweise die Beschwerden verschlimmern könnte. Kohletabletten binden im Magen die Pflanzenstoffe und reduzieren die Gefahr, dass sie in den Blutkreislauf gelangen. In der Regel klingen die Symptome nach kurzer Zeit auch von allein wieder ab. Die Giftnotrufzentrale ist 24/7 erreichbar und steht indes bei Fragen und zur Hilfestellung für Jedermann zur Verfügung.
Tiere
Bei Jungtieren und vor allem Kleintiernagern sollte sofort der Tierarzt informiert werden.