Wenn Sie diesen Artikel über das Leberblümchen lesen, lesen Sie einen Artikel über eine „prominente Blume“. Die Stiftung Naturschutz Hamburg hat das Leberblümchen zur Blume des Jahres 2013 gekürt. Er braucht auch dringend Ihren Schutz. Außerdem ist es wirklich hübsch. Es gibt also genug Gründe, sich mit dem Pflanzen und der Pflege von Leberblümchen zu beschäftigen.
Einordnung des Leberblümchens
Dass die Gattung der Leberblümchen zur Familie der Hahnenfußgewächse gehört, ist noch sicher, ab dann streiten sich jedoch die Botaniker: Die meisten Botaniker sehen die Leberblümchen als eigene Gattung der Hepatica an. Einige Wissenschaftler sind jedoch aufgrund neuester Untersuchungsergebnisse z. B. genetischer Untersuchungen der Meinung, dass die Gattung der Windröschen (Anemone) viel weiter gefasst werden müsse und dass die Leberblümchen hier mit hineingehören würden.
Der Streit ist nicht ganz neu. Die Windröschen gehören innerhalb der Hahnenfußgewächse auf jeden Fall zum gleichen Tribus wie die Leberblümchen. Der bekannteste Vertreter der Leberblümchen, das Echte Leberblümchen, trägt schon lange zwei botanische Namen, die eben diese Einordnungsschwierigkeiten widerspiegeln: Carl von Linné nannte das Echte Leberblümchen 1753 „Anemone hepatica“. Johann Christian von Schreber bestand 1771 auf den Namen „Hepatica nobilis“. Beide Synonyme sind noch heute anzutreffen.
Die Hahnenfußgewächse sind auf jeden Fall hervorzuheben. Endlich einmal eine Pflanzenfamilie, die sich auf der nördlichen Erdhalbkugel in unseren gemäßigten Zonen so richtig wohlfühlt. Hier im gemäßigten Klima haben sich nämlich die meisten der rund 2.500 Arten entwickelt. Ob Anemone oder nicht, die Leberblümchen bilden innerhalb dieser jedoch eine recht exklusive Gruppe, der nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr als einige wenige Arten umfasst.
Die Pflege der Leberblümchen
Die Leberblümchen sind in der Überzahl Waldpflanzen, die deshalb so früh im Vorfrühling blühen, weil die Bäume dann noch unbelaubt sind. So können sie von dem Licht profitieren, das jetzt noch bis zum Boden durchkommt. Die grundsätzlichen Pflegebedürfnisse sind bei allen Leberblümchen ähnlich:
- Standort sollte halbschattig sein
- unter Bäume bzw. Sträucher oder an der Nordseite eines Gebäudes
- nur im tiefsten Schatten blüht es kaum noch
- Boden sollte nährstoffreich und für die meisten Arten kalkhaltig sein
- mäßig trocken und locker, am besten mit etwas Lehm
- Leberblümchen mögen keinen frischen Boden
- können dagegen sehr gut an Stellen angesiedelt werden, die schon ewig keinen Spaten gesehen haben
- sauren Boden vertragen die meisten Arten nicht sehr gut
- Leberblümchen lassen sich beim Ausbreiten viel Zeit
- gleichmäßig feucht aber nicht nass halten
- weder Trockenheit noch Staunässe mögen sie gerne
- Düngung erfolgt am besten durch mulchen, das garantiert die richtige Feuchtigkeit
- gemulchte Leberblümchen nur bei längerer Trockenheit zusätzlich gießen
- mit bis zu 30 cm in die Erde reichenden Wurzeln leistungsfähige Tiefwurzler
Die Blüte
Die wunderschönen Blüten der Leberblümchen erscheinen früh, aber dafür nur ganz kurz, etwa eine Woche dürfen Sie das Schauspiel genießen. Die Blüten schließen sich nachts und wenn es regnet, am Tag und bei besonders schönem Wetter öffnen sie sich besonders weit. Das „Auf- und Zuklappen“ bewerkstelligt das Leberblümchen, indem es seine Blüten jedes Mal ein ganz winziges bisschen wachsen lässt, so verdoppeln die Blütenblätter im Normalfall während der Blütezeit in etwa ihre Länge.
In Leberblümchenblüten gibt es keinen Nektar zu holen, trotzdem werden die Leberblümchen reichlich von Bienen und Schmetterlingen, Käfern und Schwebfliegen besucht, die ihre Pollen fressen bzw. sammeln.
Beim Schneiden der Leberblümchen ist Zurückhaltung angesagt. Eigentlich müssen die Leberblümchen überhaupt nicht beschnitten werden, weil die Pflanze die Blätter benutzt, um Nährstoffe für den nächsten Austrieb zu bilden, und sie bieten auch Winterschutz.
Wenn es denn unbedingt sein muss: Sie können die alten Blätter etablierter Leberblümchen wegschneiden, wenn sich bereits die nächsten Blütenknospen entwickelt haben. Bei jungen Pflanzen sollten Sie jedoch wirklich vorsichtig sein und erst an die welken Blätter gehen, wenn die Leberblümchen sicher angewachsen und schon etwas größer geworden sind.
Vermehren von Leberblümchen
Vermehren lassen sich die Leberblümchen nicht so ganz einfach, ihre Wurzeln sind sehr empfindlich und sie werden auch nicht gerne umgepflanzt. Sie können versuchen, sie durch Teilung zu vermehren, am besten während der Blüte, dann müssen Sie jedoch die Knospen entfernen, weil sie die Leberblümchen sonst zu viel Kraft kosten, müssen dabei aber wirklich vorsichtig mit den Wurzeln umgehen. Die Teilstücke werden dann im Topf angezogen und erst als kräftige Pflanzen in den Garten gesetzt, wenn bereits neuer Austrieb zu sehen ist.
Einfacher ist es, wenn Sie die Vermehrung der Leberblümchen der Natur überlassen, wenn sie sich wohlfühlen, werden sie sich selbst aussähen.
Überwintern
Überwintern kann das Leberblümchen ganz alleine, es entwickeln nämlich sogenannte Überdauerungsknospen, die sich in den Blattachseln am Erdboden und im Schutz der Mulchschicht ablagern, und die meisten Arten halten jede Kälte aus, die sie in Deutschland ereilen könnte.
Arten
Leberblümchen gibt es in Europa, in Ostasien und in Nordamerika, aber mit sehr großen Lücken zwischen den jeweiligen Arealen, was dafür spricht, dass sich die Leberblümchen in einer Zeit entwickelt haben, als unsere Erdkugel noch kräftig in Bewegung war. Denn solche Lücken in der Verbreitung sind ein eher seltenes Phänomen, sie können z. B. entstehen, wenn während einer Eiszeit zusammenhängende Gebiete durch Eisvorstöße voneinander getrennt werden. Wenn so etwas geschieht, entwickeln sich die „gewaltsam“ voneinander getrennten Arten in ihrer neuen Heimat mehr oder weniger unterschiedlich. Das ist auch bei den Leberblümchen zu beobachten, die in Europa, Asien und Amerika nach dem geographischen Siedlungsgebiet zu unterscheidende Rassen ausgebildet haben.
So unterscheiden die Botaniker heute fünf bis sieben verschiedene Arten Leberblümchen in der Gattung, je nach der unterschiedlich vorgenommenen systematischen Einteilung:
- Das Ur-Leberblümchen ist wahrscheinlich die in den Bergwäldern Zentralasiens wachsende „Anemone falconeri“, die auch „Hepatica falconeri“ genannt wird, weil sie zwischen den Gattungen Anemone und Hepatica steht. Von Gestalt und Aufbau ist sie der Anemone näher, soll aber ein Elternteil dreier Hepatica-Arten sein. Die Hepatica falconeri wird heute als ein Leberblümchen-Relikt angesehen, dass in Zentralasien zurückblieb, als die Leberblümchen ihren Eroberungszug nach Europa, Ostasien und über eine vor 23 Millionen Jahren noch existente Landbrücke nach Nordamerika starteten. Diese Hepatica falconeri werden etwa 20 cm hoch und entwickeln rund drei Zentimeter große weiße Blüten mit rötlichen Unterseiten.
- Daraus entstand in China die Hepatica henryi, und später aus den gleichen Elternarten die Hepatica yamatutai. Beide Leberblümchen blühen weiß. Die eine hat etwas spitzere Blüten als die andere, bei der dafür die Blätter spitze Zipfel aufweisen. Die Hepatica henryi sind die kleinsten Leberblümchen, mit einer Höhe zwischen fünf und zehn Zentimeter und nur knapp zwei Zentimeter großen rosafarbenen Blüten. Die weißen Blüten der Hepatica yamatutai werden dagegen bis zu fünf Zentimeter groß.
- Auf der südkoreanischen Insel Ulleungdo hat sich ganz exklusiv (botanisch = endemisch) die Hepatica maxima entwickelt. Sie konnte im dortigen frostfreien Klima die größten Blättern und Blüten aller Leberblümchen entwickeln. Sie bringen 10 cm breite und 6 cm tiefe Blätter mit behaarter roter Unterseite und glatter Oberseite hervor. Die Blüten sind ebenfalls größer als bei anderen Leberblümchen, weiß und manchmal rosa Rosa angehaucht. Die übergroßen mattschwarzen Fruchtstände sind bis in den Herbst hinein zu bewundern. Diese Art ist jedoch nur bis zu minus 5 Grad frosthart.
- In den rumänischen Bergwäldern hat sich die Hepatica transsilvanica entwickelt, das Siebenbürger Leberblümchen. Sie wird in mehreren Sorten mit schönen Namen wie „Eisvogel“, „Loddon Blue“, „Elison Spence“, „Donnervogel“ und „Karpartenkrone“ gezüchtet. Die Namen deuten die Blütenfarben an, die von weiß mit blau angehauchter Unterseite über hellblau und hellviolett bis zu dunkelviolett reichen. Die „Karpartenkrone“ hat 15 Blütenblätter, die Blüte der „Elison Spence“ ist gefüllt. Diese in den Bergwäldern der Karpaten bis auf Höhen von 2 km wachsenden Leberblümchen blühen oft schon im Januar. Ihre Blüten werden bis zu 5 cm groß. Diese frühblühende Schattenstaude eignet sich hervorragend, um dem kargen Boden unter Laubbäumen oder immergrünen Gehölzen eine ganz neue Attraktivität zu verleihen. Die Hepatica transsilvanica brauchen einen lockeren Humusboden, der gerne leicht kalkig sein darf, viel Feuchtigkeit im Winter und keine Staunässe im Sommer.
Auch die ersten drei Arten von Leberblümchen können engagierte Naturschützer, die bei der Rettung der geschützten Blütenpflanzen mithelfen möchten, im Zeitalter des Internets erwerben. Der Verbreitungsschwerpunkt der Leberblümchen entwickelte sich jedoch in den Laubwäldern der nördlichen Halbkugel unserer Erde. Dort wächst „unser“ Leberblümchen, das Echte Leberblümchen oder Hepatica nobilis.
Verschiedene Varianten des Hepatica nobilis
- Hepatica nobilis var. nobilis:
- Ausbreitung von Skandinavien bis zu den Alpen und Pyrenäen
- wächst in der Natur in lichten Eichen- oder Buchenwäldern
- bevorzugt kalkhaltige Lehmböden
- unkritisch winterhart, hält Temperaturen bis zu etwa minus 25 Grad aus
- Staude mit den sternförmigen strahlend violett-blauen Blüten
- kalkreichen, humusreichen und lockeren Lehmboden und eine halbschattigen und im Frühling hellen Standort
- schon im März erscheinen die ersten Blüten
- sät sich immer weiter aus, mit der Zeit entwickeln sich größere Kolonien
- Hepatica nobilis var. asiatica oder auch H. asiatica:
- hat in Ostchina Wälder und grasige Abhängen in Höhen von 700 bis 1100m besiedelt
- Ausbreitung von Korea über China bis in die Manschure
- etwas marmoriertes Laub
- ist in Kulturformen erhältlich, die in vielen verschiedenen Farben blühen
- diese Art blüht im von Februar bis April
- wird 15 – 20 cm hoch
- gehört zu den ein wenig Kalk liebenden Leberblümchen
- Hepatica nobilis var. insularis oder H. insularis:
- blüht zur gleichen Zeit, aber nur in weißer Farbe
- kommt aus Mittel- und Südkorea
- einzige Art, die im Winter alle Blätter verliert
- gedeihen nur in einem mit einer sehr guten Entwässerung versehenen Boden
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Hepatica nobilis var. japonica oder H. japonica:
- wachsen halbkugelig und horstbildend
- blühen purpur im März und April
- mögen auch neutralen Boden und dort verbleiben sie gern jahrelang
- brauchen an passenden Standorten kaum Pflege
- sind bis zu gut minus 20 Grad winterhart
- Hepatica nobilis var. pubescens oder H. pubescens:
- wächst auf zentraljapanischen Berghöhen
- haben starke Wuchskraft, kräftige Gestalt und stabile Blüten entwickelt
- Hepatica nobilis var. acuta oder H. acutiloba:
- Heimat im östlichen Nordamerika
- diese Art gehört zu den niedrigen, kalkliebenden und winterharten Arten
- H. nobilis var. obtusa oder H. americana:
- kommt auch aus dem östlichen Nordamerika
- gehört zu den wenigen Arten, die auf saurem Boden gedeihen