Wer kennt nicht diese ausdauernde Pflanze, die so gern in unserem Rasen wächst und sich immer wieder ausbreitet, obwohl man so hinterher ist, damit sie genau dies nicht tun kann? Löwenzahn, eigentlich eine ganz niedliche Pflanze, von Haustieren wie Hamstern und Meerschweinchen sehr begehrt, auch lecker im Salat, aber meist nur tief verhasst. Wie viele T-Shirts meiner Kinder waren durch die Milchsaftflecken von Löwenzahn auf immer verschandelt, weil sie für das Meerschweinchen Futter gepflückt haben? Ich weiß es nicht mehr. An den Händen gibt es diese Flecken auch, wenn man nicht aufpasst. Alles in allem ist Löwenzahn eine weit verbreitete Pflanze, die aber niemand so recht mag.
Blüten
Die Blüten des bei uns als Unkraut bezeichneten Gewächses sind eine prima Bienenweide. Löwenzahnhonig ist absolut lecker, er hat ein sehr kräftiges Aroma. Auch sonst kann man mit Löwenzahn allerhand anfangen, aber dazu kommen wir später.
Ihren Namen hat die Pflanze von den gezackten Blättern, die wohl an Löwenzähne erinnern sollen. Da braucht es viel Fantasie. Pusteblume leuchtet mir da deutlich mehr ein. Wer hat nicht schon mal die Samen angepustet und den kleinen Kapseln, die wie an einem Fallschirm hängen hinterhergeblickt? Löwenzahn ist ein Korbblütler. Die Blüten sind leuchtend gelb und erscheinen hauptsächlich von Mai bis Juni, aber auch noch deutlich später und oft leider auch schon früher. Löwenzahn wird 10 bis 60 cm hoch, kann sich aber deutlich kleiner machen und passt sogar unter dem Rasenmäher durch, wenn er will.
Eigentlich ist Löwenzahn ein Wildkraut. Es gedeiht auf Wiesen, an Wegrändern und leider auch in unseren Hausgärten. Löwenzahn ist nicht anspruchsvoll, wächst eigentlich überall und kommt gänzlich ohne Pflege aus. Es ist absolut nicht schwierig, ihn zu kultivieren, aber sehr schwer, ihn wieder loszuwerden, zumindest dauerhaft. Ein Grund dafür ist seine Pfahlwurzel. Diese reicht oft bis zu einem Meter und manchmal sogar weiter in den Boden hinein. Wenn man sie nicht komplett entfernen kann, treibt aus den Rückständen immer wieder eine neue Pflanze.
Ein anderer Grund ist die Vermehrung durch Samen, durch Selbstaussaat. Es dauert nicht lange, bis die verblühten Hüllenblätter sich erneut öffnen und die Zungenblüten abfallen. Es zeigt sich die Pusteblume. Jeder Samen besitzt einen eigenen Fallschirm, mit dessen Hilfe er bei Wind davonfliegen kann. Wenn der Samen auf geeignete Erde trifft, entwickelt sich eine neue Löwenzahnpflanze. Selbst wenn man die Pflanzen im eigenen Garten ausgerottet hat, der Wind bringt immer wieder neue Samen mit und der Kreislauf beginnt von vorn.
Wie wird man Löwenzahn wieder los?
Erst einmal muss dafür gesorgt werden, dass anwesende Löwenzahnpflanzen keine Samen bilden können. Dagegen hilft ganz einfach, die Blütenköpfe abzuschneiden, sobald sie verblühen. So wird erst einmal die Vermehrung verhindert. Abraten muss ich vor der Verwendung von Salz und Essig. Obwohl beide Mittel gern als natürliche Mittel angeboten werden, sie sind es nicht. Auf gepflasterten oder versiegelten Flächen ist die Anwendung sowieso verboten. Im Beet macht es keinen Sinn, denn sowohl Salz als auch Essig unterscheiden nicht zwischen Nutz- und Unkrautpflanze. Es geht also nicht nur der Löwenzahn ein. Eigentlich werden beide Mittel hauptsächlich auf Wegen, Einfahrten, Terrassen und ähnlichen Flächen genutzt, doch gerade dort sind sie nicht erlaubt und sollten auch nicht angewandt werden, denn dort gibt es keine Bodenorganismen, welche die Stoffe abbauen können. So gelangen sie in den Boden und ins Grundwasser.
Manuelle Bekämpfung
Um Löwenzahn dauerhaft loszuwerden, muss die gesamte Pflanze, bis zum letzten Zipfelchen der Wurzel entfernt werden. Die Wurzel darf nicht abreißen. Um das zu verhindern, nutzt man einen Unkrautstecher. Außerdem wird nach Regen gejätet, denn dann ist der Boden lockerer, die Wurzel reißt nicht so schnell ab. Der Unkrautstecher ist schmal und lang geformt, damit man tief in die Erde kommt. Am besten funktioniert er, wenn man unmittelbar neben der Wurzel in den Boden sticht und dann den Boden durch leichtes Hebeln in beide Richtungen etwas lockert. Dann fasst man den Stängel der Pflanze so weit unten wie möglich an und zieht die Wurzel vorsichtig aus dem Boden.
Neue Modelle, auch mit langem Stiel, so dass im Stehen gearbeitet werden kann, haben metallene Zähne an den Seiten. Nach dem Einstechen neben der Wurzel wird eine halbe Drehung ausgeführt, wobei die gesamte Pflanze gleich mit herausgezogen wird. Es braucht etwas Übung, bis das richtig klappt, aber dann ist es ganz leicht, rückenschonend und wenig anstrengend.
Chemische Bekämpfung
Natürlich kann man auch Herbizide gegen Löwenzahn einsetzen. Ich bin jedoch kein großer Freund davon, nicht zuletzt, weil wir eine kleine Hündin haben und die ihre Nase überall ran- und reinsteckt. Ich lebe ganz gut mit Löwenzahn, wir stechen ihn aus. Wer aber lieber Chemie nutzen möchte, der kann das natürlich tun. Wissen muss man, dass besser ausgewachsene Pflanzen durch das Besprühen mit Herbiziden geeignet sind, da sie einfach eine größere Angriffsfläche besitzen. Viele Breitbandherbizide schädigen aber auch andere Pflanzen, von der Umwelt mal ganz zu schweigen. Schlimmstenfalls gelangen sie sogar ins Grundwasser.
Ein weiterer Nachteil der chemischen Mittel ist, dass viele Pflanzen bereits Resistenzen gebildet haben. Die Unkräuter sprechen einfach nicht mehr auf die Chemikalien an. Das erschwert die Bekämpfung zusätzlich. Deshalb würde ich Herbizide immer nur als letzte Möglichkeit wählen, nur im absoluten Ausnahmefall nutzen.
Die aufwändigste Methode
Manchmal übernimmt man einen Garten, dessen Rasen fast nur noch aus Löwenzahn besteht. Da macht es keinen Sinn, die Pflanzen ausstechen zu wollen. Am Ende bleibt nicht mehr viel Rasen übrig. Besser, wenngleich auch sehr aufwändig ist es, die gesamten obersten 30 bis 50 cm Boden abzutragen. Wurzeln und Samen müssen ausgesiebt werden. Da dadurch Erde verloren geht, muss wieder welche aufgefüllt werden. Die ausgesiebten Reste dürfen nicht auf den Kompost, sonst beginnt das Spiel von neuem. Auf der bearbeiteten Fläche kann neuer Rasen ausgesät werden. Zwar werden auch hier wieder einige Löwenzahnpflanzen aufgehen, weil sie ganz einfach eingeschleppt werden, aber die kann man durch regelmäßiges Ausstechen im Zaum halten.
Die Verwendung von Löwenzahn
Löwenzahn kann vielseitig genutzt werden. Schon seit Jahrhunderten ist bekannt, dass man fast die gesamte Pflanze essen kann. Außerdem wird Löwenzahn in der Heilmedizin schon lange genutzt. Wichtig zu wissen ist, dass der Verzehr von größeren Mengen zu Vergiftungserscheinungen führen kann, hauptsächlich aber bei Kindern. Sie sollten nicht den Milchsaft aus den Stängeln saugen. Das kann zu Kontaktallergien führen.
In der Medizin
Besonders in der Volksheilkunde und der Homöopathie kommt Löwenzahn zum Einsatz. Verwendet werden die Blätter, also das Kraut, die Wurzel oder auch beides zusammen. Die wichtigsten Wirkstoffe sind die Bitterstoffe. Sie optimieren die Verdauung. Eingesetzt werden die Präparate bei Appetitmangel, Völlegefühl, Blähungen, bei Störungen im Bereich des Gallenflusses und auch äußert wichtig zur Anregung der Harnausscheidung bei entzündlichen Erkrankungen und Steinbildung. Löwenzahn soll auch bei rheumatischen Erkrankungen und Ekzemen helfen. Als Teeaufguss hat Löwenzahn eine blutreinigende Wirkung. Man kann dazu alle Teile der Pflanze nutzen. Nicht angewendet werden sollte Löwenzahn bei Gallensteinleiden oder einem Verschluss der Gallenwege.
Als Tiernahrung
Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen lieben Löwenzahn, er ist eine beliebte Futterpflanze. Die Blätter haben einen hohen Nährstoffgehalt, geben ein gutes Grün- und Saftfutter ab. Enthalten sind wichtige Bitterstoffe, Vitamine, Kalium, Eiweiß, Fettsäuren und Mineralstoffe. Jungtiere sollten nicht allzu viel Löwenzahn fressen, da die Pflanze den Gallenfluss fördert und die Harnausscheidung anregt. Dadurch wird die Nierentätigkeit übermäßig angeregt, was wiederum viele Mineralien ausspült. Das führt häufig zu Mangelerscheinungen, welche sich in Muskelschwäche, Muskellähmungen, Krämpfen, Muskelzittern oder Herzrhythmusstörungen äußern.
Natürlich dient Löwenzahn auch Bienen und Hummeln als Nahrung. Außerdem nutzen Schwebfliegen, Tagfalter, Käfer und andere Insekten die großen Blüten. Auch Raupen bedienen sich, allerdings an den Blättern. Letztendlich werden auch die Samen noch genutzt, von Gimpel, Distelfink oder Hänfling.
In der Küche
Besonders gut ist Löwenzahn als Beigabe in Salaten geeignet. Manche Feinschmecker schwören auf reinen Löwenzahnsalat. Besonders die jungen bitterstoffhaltigen Blätter sind gut geeignet. Auch Pesto kann man daraus machen. Die Blüten sind prima geeignet, um Löwenzahnsirup oder Honig daraus zu machen. Spezialisten brauen sogar einen leckeren Löwenzahnlikör.
Löwenzahn kann Grünen Smoothies zugegeben werden, entweder zusammen mit anderen Wildkräutern oder aber auch mit Obst und Gemüse. Da man die Pflanze fast ganzjährig ernten kann, ist sie prima für alle Menschen geeignet, die Grüne Smoothies täglich frisch zubereiten und trinken.
Früher hat man die langen Wurzeln geröstet und gemahlen und als Kaffee-Ersatz genutzt, heute ist das allerdings nicht mehr nötig.
Als Kautschukersatz
Im Moment wird erforscht, inwieweit Löwenzahn als potentielle Rohstoffpflanze für Kautschuk verwendet werden kann. Man will eine Alternative zum Naturkautschuk schaffen, praktisch synthetischen Kautschuk. Schon im Zweiten Weltkrieg wurde daran geforscht und es gab auch recht gute Ergebnisse.
Fazit
Löwenzahn ist eine interessantere Pflanze, als es auf den ersten Blick scheint. Zwar bin auch ich nicht begeistert, wenn sie sich auf unserem Rasen wahllos ausbreitet, aber ich kann ganz gut mit ihr leben. Da ich ein großer Fan Grüner Smoothies bin, landet die eine oder andere Pflanze bei mir auch im Mixer. Selbst am Salat habe ich Löwenzahn schon probiert, aber bei einem Wildkräutersalat schmeckt man diese Blätter nicht wirklich heraus. Alles schmeckt frisch, leicht bitter und lecker. Honig hatten wir auch schon und der war köstlich, da sehr kräftig im Geschmack. Löwenzahn ist also nicht nur Unkraut und man muss ihn nicht ausrotten. Besser ist, die Blätter, Blüten und Wurzeln zu verarbeiten und leckere und gesunde Sachen daraus zu machen.