Dem Spaziergänger fällt das Echte Mädesüß als stolze Wiesenkönigin ins Auge, entlang idyllischer Bachufer oder in lichten Laubwäldern. Kleidet sich das mehrjährige Rosengewächs momentan in sein weißes Blütenkleid, verströmt es einen intensiven Duft nach Honig und Mandeln. Diese Attribute qualifizieren Filipendula ulmaria bereits zu einer idealen Besetzung für die Feuchtzone der Kräuterspirale, die Begrünung des Gartenteiches oder die Perfektionierung des Bauerngartens. Der virtuose Charakter dieser dekorativen Feuchtzonenstaude wird komplettiert durch wirksame Ingredienzien, wie Salicylsäure, die zur Erfindung des weltweit geachteten Medikaments ‚Aspirin‘ führte. Seit Jahrhunderten wohlbekannt, hat Echtes Mädesüß nichts von seiner Aktualität eingebüßt; nicht zuletzt dank der anspruchslosen Pflege.
Steckbrief
In ganz Europa ist Echtes Mädesüß überall dort in freier Natur zu entdecken, wo Feuchtigkeit und Nährstoffgehalt die Rahmenbedingungen des Standortes dominieren. Schon aus der Ferne betrachtet, ist selbst der Laie in der Lage, Filipendula ulmaria zu identifizieren anhand unverwechselbarer Kennzeichen.
- Wuchshöhe 50 cm bis 150 cm, selten 200 cm.
- Weiße Blüte in Schirmrispen von Juni bis August/September.
- In Sorten mit rosa und gelben einfachen bis gefüllten Blüten.
- Gefiederte, dunkelgrüne Blätter an rötlichem Stängel.
- Aufrechter Habitus, nach oben hin verzweigend.
- Kriechendes Wurzelwerk mit allmählich verholzenden Strängen.
- Unscheinbare Fruchtnüsschen im Oktober mit sichelförmigen Samen.
- Winterhart bis in die Höhenlagen der Gebirge.
- Beliebte Bienenweide und Pollenlieferant für Schwebfliegen.
- Echtes Mädesüß ist in allen Teilen zum Verzehr geeignet.
Kaum eine andere Pflanze wurde vom Volksmund mit so zahlreichen Namen bedacht: Wiesenkönigin, Federbusch, Spierstrauch (aufgrund der Ähnlichkeit), Metkraut, Johanniswedel, (fälschlicherweise) Geißbart, Stopparsch, Waldbart, Wiesensüß, Immenkraut, Beintrost. Jeder der Trivialnamen bezieht sich auf eine herausragende Eigenschaft des Erscheinungsbildes, der Heilkräfte oder des würzenden bzw. süßenden Aromas in Speisen und Getränken.
Anbau und Pflanzen
Wer sich das Erlebnis nicht nehmen lassen möchte, Echtes Mädesüß vom 1 mm kleinen Samen bis zu einer 2 Meter hohen Wildstaude zu kultivieren, wählt die Anzucht im Haus.
- Von Ende Januar bis Mitte März die Samen in Aussaaterde ausstreuen.
- Samendick mit Substrat bedecken, andrücken und mit Wasser besprühen.
- Die Saatschale mit Glas oder einer Klarsichtfolie bedecken.
- In den folgenden 3-4 Wochen am warmen Fensterplatz die Aussaat konstant feucht halten.
- Die Abdeckung wiederholt lüften, damit sich kein Schimmel bildet.
Sollte nach 1 Monat noch keine Keimung eingesetzt haben, benötigen die Samen eine mehrwöchige Kühlperiode, damit der Kältereiz sie dazu animiert. Zu diesem Zweck füllt der findige Hobbygärtner sie mit feuchtem Sand um in eine Plastiktüte, die er platzsparend im Gemüsefach des Kühlschranks deponiert. Nach 2 bis 4 Wochen dürften sich die Keimblätter regen, was als Signal gilt für einen weiteren Umzug zurück ins Aussaatgefäß. Zunächst für einige Tage bei 12° Celsius und anschließend bei 18° bis 22° Celsius, gedeihen die Sämlinge nun rasch in die Höhe, sofern sie ausreichend mit Wasser versorgt werden. Ab einer Wuchshöhe von 10 cm werden die Pflänzchen in Einzeltöpfe pikiert, wo sie zügig einen eigenen Wurzelballen entwickeln.
- Ab Mitte Mai ist Pflanzzeit für Echtes Mädesüß in Beet und Kübel.
- Am auserkorenen Standort das Erdreich tiefgründig auflockern.
- Zu sandige Pflanzerde mit Kompost und Bentonit verdichten.
- Im Topf bietet sich Blumenerde auf Kompostbasis als Substrat an.
- Im Abstand von 40 cm bis 60 cm die Jungpflanzen in die Erde setzen.
Den Abschluss der Arbeiten bildet ein durchdringendes Angießen, wobei darauf zu achten ist, dass aufgestiegene Pflanzen sogleich wieder in die Erde gedrückt werden.
Standort
Solange Echtes Mädesüß seine Wurzeln in ausreichend feuchter und nahrhafter Erde ausstrecken darf, zeigt sich das Rosengewächs gegenüber den weiteren Bedingungen am Standort recht flexibel.
- Sickernasses oder feuchtes Erdreich ohne Wasserstand.
- Reich an Nährstoffen, humos und nicht zu dicht.
- Gerne ein leicht saurer bis neutraler pH-Wert.
- Sonnige bis halbschattige Lage ohne Mittagssonne.
Ein üppiges Wachstum entfaltet die langlebige Staude in Lehm- oder Tonboden, der über einen leichten Sandgehalt verfügen darf. Darüber hinaus siedelt sich Echtes Mädesüß problemlos in Torf- oder Sumpflandschaften an.
Gießen und Düngen
Die Wiesenkönigin sollte möglichst nicht an- oder gar austrocknen. In diesem Fall würde ein Defizit im Wasserhaushalt entstehen, das nur eine gut etablierte Pflanze wieder ausgleichen kann.
- Konstant gut feucht halten, freilich nicht ertränken.
- An trockenen Sommertagen täglich gießen des Morgens oder abends.
- Während der Vegetationsperiode wiederholt mit Kompost düngen.
- Gut geeignet sich zudem Dung und Hornspäne.
- Im Pflanzgefäß bzw. der Kräuterspirale mit Flüssigdünger stärken.
Der enorme Feuchtigkeitsbedarf gestaltet eine Kultivierung im Kübel, insbesondere in Tongefäßen, als ausgesprochen aufwändig. Wenn ein warmer Sommerwind durch poröses Material den Wurzelballen trocknen lässt, dürfte es mit einem einmaligen Gießvorgang pro Tag nicht getan sein. Wer auf den dekorativen Effekt von Filipendula ulmaria nicht verzichten möchte, wählt einen Keramikkübel und stellt ihn in einen permanent mit Wasser gefüllten Untersetzer.
Schneiden
Die Intention, die Hobbygärtner verfolgen, wenn sie Echtes Mädesüß kultivieren, bestimmt zu einem wesentlichen Teil den Rhythmus des Rückschnitts.
- Filipendula ulmaria für die Kräuterernte gleich nach Erscheinen der Blüte schneiden.
- Dient Echtes Mädesüß als Zierstaude, erfolgt der bodennahe Rückschnitt im Herbst.
- Ist ein Aussamen erwünscht, stutzt der Gartenfreund die Pflanze im zeitigen Frühjahr.
Die Blütezeit des Rosengewächses verlängert sich merklich, wenn regelmäßig verwelkte Blätter und Blüten ausgeschnitten werden. Die kleinen Pflanzenteile verbleiben idealerweise auf dem Boden, um dort als zusätzlicher Mulch und natürlicher Dünger zu fungieren.
Überwintern
Echtes Mädesüß im Beet oder am Rand des Gartenteiches begnügt sich mit dem Rückschnitt im Herbst zur Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit. Weitere Maßnahmen für eine sichere Überwinterung sind hingegen erforderlich, wenn die Wildstaude im Kübel steht. Das Ausmaß der Kälteverträglichkeit wird unbedeutend, wenn der gesamte Wurzelballen durchfriert. Die Zellen innerhalb der Wurzeln dehnen sich aus und zerreißen. Der entstandene Schaden ist irreparabel, unabhängig davon, ob eine Pflanze bis – 3° oder bis – 30° Celsius verkraftet.
- Filipendula ulmaria im Kübel nach Möglichkeit im frostfreien Raum überwintern.
- Alternativ das Gefäß mit wärmender Luftpolsterfolie oder Juteband umhüllen.
- In einer geschützten Ecke auf Holz oder einen Styroporblock stellen.
- Den Wurzelballen mit einer Kälte abhaltenden Schicht aus Laub und Stroh bedecken.
Den Winter hindurch verdunstet eine Wiesenkönigin zwar wesentlich weniger Wasser, als in voller Blütentracht; trotzdem gießt der erfahrene Hobbygärtner die Pflanze an frostfreien Tagen im Beet ebenso, wie im Topf.
Vermehren
Es erscheint wie ein ehernes Gesetz von Mutter Natur. Pflanzen, die sich anspruchslos in der Pflege erweisen, lassen sich völlig unkompliziert vermehren. Echtes Mädesüß macht von dieser Regel keine Ausnahme.
Teilung des Wurzelstocks
Sobald im Frühjahr der Frost aus dem Boden zieht, nimmt der geübte Hobbygärtner die Vermehrung durch Teilung in Angriff. Spätestens jetzt sollte der Rückschnitt der Triebe bis knapp über der Erdoberfläche erfolgt sein.
- Mit der Grabegabel den Wurzelballen rundherum lockern.
- Anschließend mit dem Spaten den Horst ausgraben.
- Die Mutterpflanze in zwei oder mehr Segmente zerteilen.
- Jedes Ballenstück verfügt über mindestens 1-2 Triebknospen.
- Sogleich am neuen Standort in die Erde pflanzen und durchdringend gießen.
Wer seiner Filipendula ulmaria einen Wachstumsvorsprung in der nächsten Saison verschaffen möchte, nimmt die Teilung gleich im Anschluss an den Rückschnitt im Herbst vor. Da das Erdreich zu dieser Jahreszeit noch über genügend Wärme verfügt, haben sich die Wurzeln bis zum ersten Frost gut etabliert.
Krankheiten und Schädlinge
Echtes Mädesüß entwickelt am angemessenen Standort unter umsichtiger Pflege eine robuste Widerstandskraft und gesunde Vitalität, die es Krankheiten und Schädlingen schwer macht, sich auszubreiten. Freilich darf sich der Gartenfreund nicht vollkommen in Sicherheit wiegen, denn unter den Schmetterlingen haben sich die Raupen eines Edelfalters auf den Filipendula ulmaria als Nahrungspflanze spezialisiert:
Mädesüß-Perlmutterfalter
Die bezaubernde Schönheit der erwachsenen Schmetterlinge mit gelborangen Flügeln und filigraner, schwarzer Zeichnung, täuscht leicht über das schändliche Treiben ihrer Brut hinweg. Von Ende Mai bis Mitte Juni machen sich die bis zu 25 mm langen Raupen über die Blüten und Blätter von Mädesüß-Arten her. Aufgrund der weißen, grauen und braunen Längsstreifen, besetzt mit gelb-weißen Dornen, sind die Schädlinge mit bloßem Auge leicht zu erkennen. Am frühen Morgen können die nachtaktiven Raupen leicht abgesammelt werden. Eine weitere Bekämpfung erscheint bislang nicht erforderlich, da sie nur in einer geringen Dichte über kurze Zeit auftreten und Schmetterlinge in freier Natur ohnehin immer seltener auftreten.
Blattläuse
Ab und an suchen Blattläuse Echtes Mädesüß heim und besiedeln die Blätter der Wildstaude. Vorbeugend hat sich als wirksam erwiesen, jede Pflanze vom Frühjahr an mit einem Ring aus Kaffeesatz zu umgeben, was des weiteren zugleich Nacktschnecken entgegenwirkt. Kommt es trotzdem zu einem Befall, greifen kundige Gartenfreunde zunächst zu einem ökologisch verträglichen Spritzmittel. Die Zutaten bestehen aus 1 Liter Wasser, 15 ml Kernseife ohne Zusätze und 15 ml Spiritus. Rechtzeitig und wiederholt aufgebracht, bekämpft die Mischung Blattläuse indes auf umweltverträgliche Weise.
Ernte und Trocknen
Den höchsten Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen weist ein Wiesensüß auf, kurz nachdem die Blüte in voller Pracht floriert. Die Stängel werden mit einem scharfen Messer bodennah abgeschnitten. Mithilfe einer Schnur kopfüber aufgehängt am dunklen, warmen, luftigen Ort, geht der Trockenvorgang indes besonders zügig vonstatten. Wenn Echtes Mädesüß knistert und raschelt, zupft der Hobbygärtner die Blätter und Blüten ab, um sie in einem dunklen Gefäß mit Schraubverschluss im kühlen Keller bis zur Verwendung aufzubewahren.
Einfrieren lassen sich die magischen Blätter und Blüten gleichfalls. Ausgesprochen praktisch erweist sich dabei eine Eiswürfelschale, aus der kleine Portionen später kinderleicht entnommen werden.
Fazit
Echtes Mädesüß hält als stolze Wiesenkönigin eindrucksvoll Hof im naturnahen Garten, in Zierbeeten, Kübeln und entlang des Teiches. Verfügt das Erdreich über ausreichend Wasser, bedarf Filipendula ulmaria kaum noch nennenswerter Pflege. Ab und zu ein wenig Kompost sowie ein beherzter Rückschnitt zur Ernte oder im Herbst reichen völlig aus, damit die magische Wildstaude mit den erstaunlichen Heilkräften in der nächsten Saison erneut erscheint.