Der auch als Herkulesstaude oder Herkuleskraut bekannte Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) gehört zu den sogenannten Neophyten. Das heißt, er hat sich ohne menschliches Zutun in unterschiedlichen Regionen angesiedelt und breitet sich aus. Das Problem bei dieser Staude liegt in ihrer Giftigkeit und der starken Ausbreitung. Schon ein einfacher Hautkontakt reicht aus, um bei Mensch und Tier schmerzhafte Hautreaktionen hervorzurufen. Wir klären in diesem Ratgeber, ob eine Meldepflicht beim entdecken von Riesenbärenklau besteht und worauf Sie im Umgang mit der Pflanze besonders achten sollten.
Riesenbärenklau erkennen
Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) ist eigentlich eine wunderschöne Pflanze von majestätischer Gestalt, was schnell über die von ihm ausgehende Gefahr hinwegtäuschen kann. Deshalb sollte man diese Giftpflanzen zeitnah und effektiv bekämpfen. Das geht umso leichter, je früher man damit beginnt.
- Bezeichnung ‚Bärenklau‘ im Namen irreführend
- Heracleum mantegazzianum gehört nicht zu den Bärenklauarten
- Sie ist eine mediterrane Wildstaude
- Anfangs an einer Rosette zu erkennen
- Mit bis zu einem Meter großen, stark gefiederten Blättern
- Kann innerhalb weniger Wochen Wuchshöhen von 150 bis 300 cm erreichen
- Teilweise auch bis zu 400 cm möglich
- Stängel sind bis zu 10 cm dick, hohl und behaart mit roten Flecken
- Blüten weiß bis zart-rosafarben und tellerförmig
- Bestehen aus vielen kleinen Einzelblüten
- Blütezeit ist von Juni bis Juli
- Blütendolden erreichen Durchmesser zwischen 30 und 50 cm
- Blätter sind grün und zwischen 100 und 300 cm lang
- Sie sind drei-, fünf- oder neunteilig
Schon eine einzige Pflanze kann pro Jahr durchschnittlich etwa 20.000 Samen bilden, über die sie sich rasant ausbreiten kann. Allerdings ist es nicht ganz so leicht, die Herkulesstaude zu erkennen, denn es gibt auch andere Pflanzen, die ihr teilweise zum Verwechseln ähnlich sehen. Einige von ihnen sind völlig ungefährlich, andere übertreffen sie sogar in ihrer Giftigkeit.
Verwechslungsgefahr – Infos
Zu den harmlosen Doppelgängern gehören die Wald-Engelwurz, eine traditionelle Heilpflanze, der Wiesenbärenklau, Wiesenkerbel, Wilde Möhre, Wilder Fenchel, die Große Pimpernelle, ein beliebtes Kraut für Salate sowie Süßdolde und Giersch. In Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen ist dagegen der Gefleckte Schierling, den man vor allem an seinem intensiven Geruch nach Mäuseurin erkennt und der Wuchshöhen von bis zu 200 cm erreichen kann. Dem Schierling ebenbürtig in Sachen Giftigkeit ist auch die Hundspetersilie (Aethusa cynapium). Beide Pflanzen enthalten das Nervengift Coniin und zwar in allen Pflanzenteilen. Am höchsten ist die Konzentration in den Samen.
Keine Meldepflicht von Riesenbärenklau
Auch wenn einige Pflanzen im Garten, sowohl für Menschen als auch Tiere giftig sind, unterliegen sie in Deutschland nicht der Meldepflicht auch der Riesenbärenklau nicht. Im Gegensatz zu öffentlichen Plätzen, wo das Bundesnaturschutzgesetz greift und der Riesenbärenklau daran gehindert wird, sich auszubreiten, ist das im heimischen Garten ganz anders.
Breitet sich die Pflanze hier aus, liegt es im eigenen Ermessen bzw. in der Verantwortung des Gartenbesitzers, wie mit dieser Pflanze umgegangen wird. Auch wenn für diese, wie für viele weitere Giftpflanzen keine Meldepflicht besteht, heißt das nicht, dass Riesenbärenklau ungefährlich ist. Ganz im Gegenteil, aufgrund ihres Gefahrenpotenzials ist es auf jeden Fall ratsam, sie frühzeitig und intensiv zu bekämpfen.
Was diese Pflanze so gefährlich macht
- Hochgiftige Wirkung beruht auf sogenannten Furanocuraminen
- Furanocuramine sind Phototoxine
- Sind auch schon in kleinen Jungpflanzen enthalten
- Entfalten erst unter Einfluss von Sonnenlicht ihre giftige Wirkung
- Bei UV-Licht reagieren körpereigene Eiweißstoffe mit diesen giftigen Stoffen
- Das kann zu heftigen Reaktionen der Haut führen
- Symptome nicht sofort erkenn- oder spürbar
- Treten meist erst Tage später auf
- Einfacher Hautkontakt mit dieser Pflanze bereits ausreichend
- Rötungen der Haut und Juckreiz, bis hin zu Blasenbildung möglich
- Blasenbildung ähnlich den Symptomen einer Verbrennung ersten oder zweiten Grades
- Daraus entstehende, nässende Wunden heilen sehr schlecht
- Oft erst nach mehreren Wochen
Weitere Anzeichen einer Vergiftung können Fieber, Schweißausbrüche bis hin zu einem Kreislaufschock sein. Bei besonders empfindlichen Personen muss es nicht einmal zu Hautkontakt kommen, hier kann schon der bloße Aufenthalt in der Nähe dieser Pflanze zu Atemproblemen führen. Der Riesenbärenklau ist nicht nur für Menschen giftig, sondern auch für Hunde und Katzen.
Erste Hilfe – Infos
Ist man mit der Pflanze in Berührung gekommen, müssen betroffene Hautpartien sofort von Sonnenlicht geschützt und gründlich unter fließendem Wasser und mit Seife abgespült werden. Anschließend kühlt man sie mit einem in Leitungswasser getränkten Handtuch und trägt eine Sonnencreme auf, um Blasenbildung und Verbrennungen zu vermeiden. Ein entsprechender Schutz ist in den ersten beiden Stunden nach dem Kontakt besonders wichtig, denn in dieser Zeit reagiert das Gift zusammen mit Sonnenlicht am intensivsten.
Auch in den nächsten Wochen und Monaten sollte man regelmäßig eine Sonnenschutzcreme auftragen. Kommt es dennoch zu Hautreaktionen, wie starken Rötungen, Brandblasen oder allergischen Reaktionen wie Atemnot, sollte man schnellstens einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch für Haustiere, die Kontakt mit dem Riesenbärenklau hatten, sie sollten unbedingt einem Tierarzt vorgestellt werden.
Bekämpfung nicht ohne ausreichende Schutzmaßnahmen
Mit der Bekämpfung von Heracleum mantegazzianum sollte man frühestmöglich beginnen. Dabei hat der Eigenschutz höchste Priorität. Geschützt werden sollte der ganze Körper, am besten mit einem Overall, einer Schutzbrille, Atemschutz, Handschuhen und Stiefeln. Jeder Zentimeter Haut muss vor dem Gift der Pflanze geschützt werden. Sind sie bereits relativ hoch, ist es ratsam, Astsägen oder -scheren mit Teleskopstiel zu verwenden. So kann man sich vor den Toxinen der Pflanze, durch herabfallendes Schnittgut, schützen.
Infos zur richtigen Bekämpfung
Der beste Zeitpunkt diese Giftpflanze im Garten zu bekämpfen ist im März und April, auf jeden Fall noch vor der Blüte. Zu dieser Zeit haben die Pflanzen noch nicht ihre endgültige Größe erreicht und sind deshalb leichter zu bewältigen. Am besten wählt man einen Tag mit bedecktem Himmel, ohne Sonnenschein und nur leichtem Wind. Optimal wäre ein regnerischer, windstiller Tag.
- Im ersten Schritt, Pflanze vor dem Aufgehen der Zentraldolde, bodennah abschneiden
- Die Stängel samt der Blütendolden
- Abschneiden der kompletten Pflanze allein, nicht ausreichend
- Wirkung nur kurzfristig und nicht nachhaltig bzw. dauerhaft
- Pflanze treibt immer wieder aus und breitet sich aus
- Bildet vor dem Reifen der Früchte Reserven für eine erneute Blütenbildung
- Nachhaltiges Bekämpfen nur durch Ausgraben möglich
- Herkulesstaude hat eine rübenähnliche Wurzel
- Davon muss sogenannte Vegetationskegel ausgegraben werden
- Dazu einen scharfen Spaten oder Spitzhacke verwenden
- Etwa 15-20 cm in die Erde stechen und betreffenden Teil der Wurzel abstechen
- Darunter liegender Teil verrottet im Boden
- Nachkontrolle zunächst bis in den Oktober hinein
- Bildung neuer Nachkömmlinge jederzeit möglich
- Sollten möglichst sofort entfernt werden
Auch jährliche Nachkontrollen im Frühjahr sind unverzichtbar, um diese gesundheitsgefährdende Pflanze effektiv zu bekämpfen und ein erneutes Auftreten bereits im Keim zu ersticken. Dazu bietet sich auch eine Abdeckung des Bodens mit schwarzer Folie, z.B. Teichfolie, an, um die Lichtzufuhr zu unterbinden. Das soll zum einen verhindern, dass die Samen Licht zum Keimen bekommen und zum anderen die Verrottung der verbliebenen Wurzelreste unterstützen. Die Folie muss dann einige Monate am Boden liegen bleiben. Wenn man diese Infos berücksichtigt und am Ball bleibt, lässt sich Heracleum mantegazzianum zumindest im eigenen Garten dauerhaft beseitigen.
Schnittgut nicht auf den Kompost
Anfallendes Schnittgut sollte am besten verbrannt oder im Restmüll entsorgt werden. Der heimische Komposthaufen ist dagegen nicht geeignet, denn um die Pflanzenreste und Samen zu kompostieren, werden Temperaturen von mindestens 70 Grad benötigt. Ein selbst angelegter Komposthaufen weist in seinem Innern in der Regel Temperaturen von maximal 40-45 Grad auf. Die reichen bei Weitem nicht aus, um sowohl Samen und Wurzelreste als auch andere Keime komplett abzutöten.