Trauben aus dem eigenen Garten sind ein echtes Highlight. Man hat die Wahl zwischen grünen, roten und blauen, sowie kernhaltigen und kernlosen Sorten, die alle gleichermaßen lecker und gesund sind. Manchmal können jedoch Schädlinge, wie die Rebenpockenmilbe die Freude über die leckeren Früchte trüben. Doch woran erkennt man einen Befall und wie kann man ihn möglichst natürlich bekämpfen?
Einen Befall erkennen
Die Rebenpockenmilbe (Eriophyes vitis) aus der Familie der Gallmilben gilt im Weinanbau als Schädling. Sie überwintert in den Rebknospen. Sobald die beginnen anzuschwellen bzw. sich zu öffnen, legen die Milben mit ihrer Saugtätigkeit an den noch nicht entwickelten Blättern los.
- typisches Schadbild am Wein zeigt sich beim Austrieb
- in Form von blasen- bzw. pockenförmige Erhebungen auf den Blättern
- können gelblich, rötlich oder grünlich verfärbt sein
- auf den Blattunterseiten weißlicher, später bräunlicher Haarfilz
- Filz sitzt hauptsächlich in diesen Ausbuchtungen
- trotz auffälliger Blattsymptome, meist keine größeren Schäden zu befürchten
- in besonders trockenen Jahren, auch ein stärkerer Befall möglich
- kann zu leichten Ernteeinbußen führen
- in diesen Fällen entsprechende Gegenmaßnahme sinnvoll
- mehrere Methoden für eine natürliche Bekämpfung möglich
Befallene Blätter abschneiden
Auch wenn die Blattgallenbildung sehr auffällig ist, stellt sie meist nur eine optische Beeinträchtigung am Wein dar, sodass eine Bekämpfung in der Regel nicht erforderlich ist. Wird der Anblick jedoch als störend empfunden, ist das Entfernen betroffener Blätter das einfachste Mittel, diesen Schädling zu bekämpfen. Das verwendete Schnittwerkzeug sollte im Anschluss möglichst desinfiziert werden, um eine Übertragung zu vermeiden. Das Schnittgut ist im Hausmüll zu entsorgen und keinesfalls auf dem Komposthaufen.
Einsatz von Nützlingen
Die Rebenpockenmilbe hat Fressfeinde. Wenn Sie diese im Garten ansiedeln, können Sie dem Weinschädling schnell den Garaus machen.
Raubmilben
Raubmilben (Typhlodromus pyri) sind vielseitig einsetzbare Nützlinge und in der Regel das beste Mittel, die Rebenpockenmilbe am Wein zu bekämpfen. Sie kommen auch in der Natur vor und vertilgen diese Schädlinge ohne Schäden an den Reben zu verursachen. Da sich Raubmilben von Natur aus dort aufhalten, wo sich Rebenpockenmilben eingenistet haben, müssen sie normalerweise nicht extra angesiedelt werden.
Dabei vertilgen sie nicht nur diesen, sondern auch andere Schädlinge am Wein und anderen Pflanzen wie z.B. Spinnmilben und Blattläuse. Blühende Pflanzen in der Nähe der Reben sind eine gern genutzte Nahrungsquelle für die Raubmilben und sollten demzufolge nicht fehlen. Bei Bedarf können diese natürlichen Schädlingsvertilger auch in jedem Nützlingsfachhandel oder online erworben werden.
Räuberische Gallmücken
Die auch natürlich im Garten vorkommende, räuberisch lebende Gallmücke ist ein weiterer Fressfeind der Rebenpockenmilbe und anderer Schädlinge, insbesondere aber deren Larven. Während die meisten Gallmückenarten zu den Pflanzenschädlingen gehören, gelten einige wenige als nützlich wie Aphidoletes aphidimyza und Episyrphus balteatus.
Ihre Larven vertilgen neben einigen Blattlausarten und Spinnmilben auch Rebenpockenmilben (Eriophyes vitis). Sie legen ihre Eier in unmittelbarer Nähe der Schädlinge ab. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven, die sich dann etwa zwei Wochen lang an den Schädlingen satt fressen. Dann lassen sie sich auf den Boden fallen, wo sie sich in geringer Tiefe verpuppen.
Florfliegenlarven
Ein anderer Nützling, der u.a. auch die Rebenpockenmilbe zum Fressen gern hat, ist die Florfliege bzw. ihre Larven. Man kann sie im ersten oder zweiten Larvenstadium aus dem Fachhandel beziehen.
- Florfliegenlarven meist in wabenartiger Verpackung geliefert
- sollten zeitnah und genau nach Herstellervorgaben ausgebracht werden
- bei der Anwendung darauf achten, die Larven nicht über zu dosieren
- könnten sich ansonsten gegenseitig fressen
- Rebenpockenmilben oder andere Schädlinge blieben so unversehrt
- eine einzige Behandlung meist nicht ausreichend
- bei Bedarf nach 10-14 Tagen wiederholen
- auf den gleichzeitigen Einsatz anderer Bekämpfungsmittel verzichten
- mindestens 6-8 Wochen vor und nach dem Einsatz von Nützlingen abwarten
Natürliche Spritzlösungen
Schäden durch die Rebenpockenmilbe halten sich normalerweise in Grenzen, sodass man sie nicht direkt bekämpfen muss. Allerdings kann man einem erneuten Befall auf die eine oder andere Art entgegenwirken. So auch mit selbst hergestellten Spritzlösungen.
Raps- oder niemölhaltige Präparate
Sehr gut hierfür geeignet sind raps- oder niemölhaltige Lösungen, sofern sie zum richtigen Zeitpunkt zum Einsatz kommen. Bei der Rebenpockenmilbe ist das direkt nach Aufbruch der Knospen. Das ist deshalb genau der richtige Zeitpunkt, weil dann die Schädlinge die Knospen, in denen sie überwintert haben, verlassen.
Um eine entsprechende Mischung aus diesen ölhaltigen Mitteln herzustellen, mischt man 10 ml Niem- oder Rapsöl und 5 ml Rimulgan mit 1 Liter Wasser. Damit sprüht man die Pflanzen kurz vor dem Austrieb, etwa im April, für die Dauer von vier Wochen, einmal wöchentlich ein. Am Tag der Spritzung sollte möglichst warmes Wetter vorherrschen.
Selbst hergestellte Brennnesseljauche
- ein wirksames und natürliches Mittel gegen Eriophyes vitis
- Brennnesseljauche leicht selbst herzustellen
Aus einem Kilogramm Brennnesseln und neun Litern Wasser
- Brennnesseln zunächst grob zerkleinern
- anschließend in einem Behälter mit Wasser einweichen
- Gefäß wegen Geruchsbelästigung am besten abdecken
- Gemisch täglich gut umrühren
- nach drei Tagen durch ein Sieb oder ein Tuch abseihen
- Pflanzen alle drei bis vier Tage mit dem Sud besprühen
- Behandlung mehrfach wiederholen
Rebenpockenmilben vorbeugen
Um einem Befall durch diesen Schädling vorzubeugen, ist zunächst eine regelmäßige Befallskontrolle während und nach dem Austrieb empfehlenswert. Besonders empfehlenswert ist es, die Ansiedlung von Nützlingen im Garten, insbesondere Raubmilben und der Räuberischen Gallmücke zu fördern. Für die Raubmilben gilt es, ein ständiges Pollenangebot zu sichern, was man z.B. durch die Anpflanzung von Hecken, beispielsweise aus Haselnuss, Brombeere, roter Heckenkirsche und rotem Hartriegel, sicherstellen kann.
Um die Überwinterungsplätze der nachtaktiven, Räuberischen Gallmücke zu schützen, sollte man den Boden möglichst bedeckt halten oder mit immergrünen Pflanzen wie dem kleinen Immergrün zu bestücken. Die Gallmücke hält sich übrigens besonders gern auf Kamille, Dill, Schafgarbe, Buchweizen und Klatschmohn auf.