Mit glänzenden Wedeln in leuchtendem Apfelgrün vertreibt Nestfarn die Tristesse aus dämmrigen Zimmernischen. Auf eine Blüte kann die Urgestalt prähistorischer Fauna dabei getrost verzichten, denn die gewellten, ungeteilten Wedel in üppiger Rosettenform sind Augenweide genug. Damit Asplenium nidus den Wohnraum in ein immergrünes Refugium verwandelt, bedarf es keiner umfangreichen Pflege. Einzig ein wenig Umdenken ist gefragt, wenn es um den Wasser- und Nährstoffhaushalt geht. Wie die Kultivierung ganz unkompliziert von der Hand geht, erfahren Sie hier. Das Rätsel um die Vermehrung der prächtigen Blattschmuckpflanze wird hier ebenfalls gelöst.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie: Streifenfarne (Aspleniaceae)
- Art: Nestfarn (Asplenium nidus)
- Beheimatet in den Regenwäldern der Tropen
- Ungeteilte, glänzend grüne Wedel bis 100 cm lang und 20 cm breit
- Dunkelbraune Mittelrippe mit braunen Sporen bei Reife
- Rosettenförmiger Habitus ohne Ausläufer
- Verwendung als Zimmerpflanze im Kübel
Neben der reinen Art, bietet der Fachhandel einige wenige Sorten. Zu den Publikumslieblingen zählt ‚Crispy wave‘, ein Nestfarn mit stark gekräuselten Blättern und einer Wuchshöhe von 40-60 cm. Als weiterer Kultivar hat sich ‚Fimbriatum‘ einen Namen gemacht, dank seiner gefiederten, hellgrünen Wedel.
Standort
Dreh- und Angelpunkt in der fachgerechten Pflege von Nestfarn ist die Wahl eines adäquaten Standortes. Ein Blick auf die Regionen des natürlichen Vorkommens zeigt auf, worauf die Grünpflanze Wert legt. Obgleich sie im Dämmerlicht tropischer Regenwälder gedeiht, sucht sie sich vorzugsweise einen Platz auf den Bäumen, um immerhin ein Minimum an Sonnenlicht zu ergattern. Pflegen Sie Asplenium nidus daher in diesen Lagen:
- Halbschattiger bis schattiger Standort
- Idealerweise am oder in der Nähe vom West- oder Ostfenster
- Kein Platz unter praller Mittagssonne
Die Lichtintensität sollte an allen Seiten des Farns gleich hoch sein, damit sich eine harmonische Silhouette entwickelt. Wo diese Voraussetzung am Standort nicht gegeben ist, drehen Sie die Zimmerpflanze indes alle paar Tage um 90 Grad. Diese Routine nehmen Ihnen übrigens elektrische oder solarbetriebene Drehteller aus dem Fachhandel ab.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Das Temperaturminimum für Nestfarn liegt bei 16 Grad Celsius. Platzieren Sie die Pflanze kühler, kommt das Wachstum ins Stocken und die Schmuckblätter büßen an Schönheit ein. Sein Optimum erzielt das Urzeitgewächs, wenn die Quecksilbersäule sich zwischen 18 und 22 Grad Celsius bewegt. Damit einher geht die Anforderung an eine für hiesige Verhältnisse hohe Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 Prozent. Stellen Sie mit Wasser gefüllte Schalen oder Luftbefeuchter auf, profitiert ebenso das eigene Wohlbefinden von dieser Maßnahme. Überdies erhöht ein Zimmerbrunnen oder ein Aquarium die Luftfeuchtigkeit im Raum auf das erwünschte Maß.
Gießen
Verwöhnen Sie Ihren Nestfarn mit weichem, zimmerwarmem Wasser. Idealerweise verwenden Sie gesammelten Regen oder abgestandenes Leitungswasser. Einen Härtegrad von 12 °dH sollte das Gießwasser nicht überschreiten. In deutschen Haushalten kommt Wasser in der Regel Wasser mit einem Härtegrad von ° 15 dH aus der Leitung. Somit sind besondere Vorkehrungen zu treffen, um Asplenium nidus artgerecht zu gießen. Es genügt bereits, das Leitungswasser einige Tage stehen zu lassen. Meinen Sie es besonders gut mit Ihrem Zimmerfarn, hängen Sie während dieser Zeit einen mit Torf gefüllten Nylonstrumpf in das Wasser als natürliche Entkalkungsmethode. So regulieren Sie den Wasserhaushalt perfekt:
- Nestfarn regelmäßig gießen, sobald die Substratoberfläche angetrocknet ist
- Ergänzend alle 1-2 Tage besprühen mit kalkfreiem, handwarmem Wasser
- Im Sommer ein Mal pro Woche den Wurzelballen vollständig in Wasser tauchen
Während der winterlichen Wachstumspause reduziert sich zwar die Menge des Gießwassers ein wenig. Gleichwohl bleibt der Wunsch nach einem konstant leicht feuchten Substrat erhalten. Einzig das Tauchbad sollte während des Winters ausfallen.
Düngen
Der Nährstoffbedarf von Nestfarn bewegt sich auf niedrigem Niveau. Verabreichen Sie von März bis September alle 30 Tage einen Flüssigdünger für kalkempfindliche Grünpflanzen in verdünnter Konzentration. In der Zeit von Oktober bis Februar erhält ein Asplenium nidus alle 6 Wochen eine leichte Zwischendüngung.
Schneiden
Einzig vollständig vertrocknete Wedel werden abgeschnitten. Führen Sie den Schnitt so aus, dass ein minimaler brauner Rand an der Pflanze verbleibt. Entfernen Sie kein grünes Farnblatt, da es an Nestfarn nicht mehr nachwächst. Um Krankheiten und Schädlingen nicht Tür und Tor für einen Befall zu öffnen, sollte das Schneidwerkzeug frisch geschärft und penibel desinfiziert sein.
Überwintern
Parallel zu mitteleuropäischen Winter, legt Nestfarn von Oktober bis Februar eine Wachstumsruhe ein. Die Rahmenbedingungen am Standort können während dieser Phase getrost beibehalten werden. Das Temperaturminimum von 16 Grad Celsius sollte beachtet werden. Reduzieren Sie den Wasserbedarf entsprechend und geben nur alle 6 Wochen eine kleine Dosis Flüssigdünger. Damit die trockene Heizungsluft einem Asplenium nidus nichts anhaben kann, werden die Wedel weiterhin regelmäßig eingesprüht.
Umtopfen
Nestfarn legt ein gemächliches Wachstum an den Tag. Der Wechsel in einen größeren Topf ist so durchschnittlich alle 2-3 Jahre erforderlich. Wählen Sie für diese Pflegemaßnahme das zeitige Frühjahr, kurz bevor die neue Wachstumsperiode beginnt. Als Substrat kommen lockere Mischungen aus Lauberde, Torf und Sand in Betracht. Der Einfachheit halber verwenden Sie handelsübliches Torfkultursubstrat (TKS2) und geben eine Handvoll Lavagrus oder Perlite hinzu für beste Durchlässigkeit. So gehen Sie beim Umtopfen fachgerecht vor:
- Im neuen Kübel über der Bodenöffnung Tonscherben auslegen als Drainage
- Bis auf halbe Höhe das empfohlene Substrat einfüllen, um mit der Faust eine Mulde hinein zu drücken
- Den Nestfarn austopfen und mittig einpflanzen unter Beibehaltung der bisherigen Pflanztiefe
- Reichlich bemessen angießen mit handwarmem, kalkfreiem Wasser
Bei dieser Gelegenheit nehmen umsichtige Hobbygärtner den Wurzelballen einmal genau in Augenschein. Vertrocknete oder faulige Wurzelstränge werden mit einer desinfizierten Schere herausgeschnitten.
Vermehren
Da Nestfarn weder Ausläufer noch Kindel hervorbringt, kommt die vegetative Vermehrung hier nicht infrage. Stattdessen verwenden Sie die reichlich vorhandenen Sporen auf den Blattunterseiten für die Aussaat. Steigt im Sommer nach einer Berührung feiner Staub auf, sind die Sporen reif. Um das Vermehrungsmaterial zu ernten, muss jetzt ein Wedel geopfert werden. Schneiden Sie das Blatt ab und legen es in eine Papiertüte oder ein Baumwollsäckchen. Die Sporen trocknen innerhalb weniger Tage trocknen und fallen ab. Als Vermehrungssubstrat eignet sich Einheitserde mit einem pH-Wert von 5,5, die im Backofen oder der Mikrowelle sterilisiert wird. Als Vermehrungsgefäß verwenden Sie vorzugsweise eine niedrige Schale. Ausgezeichnet geeignet sind flache Weck-Gläser, da hier ein transparenter Deckel gleich vorhanden ist. Als Abdeckung für eine Schale legen Sie Klarsichtfolie oder eine Glasscheibe bereit. Sind die Sporen eingesammelt und das sterilisierte Substrat abgekühlt, verläuft die Vermehrung so:
- Die Saatschale füllen mit dem Substrat
- Die Farnsporen dünn darauf ausstreuen und mit feiner Brause befeuchten
- Mit der transparenten Abdeckung versehen und aufstellen am halbschattigen Standort
- Bei konstant warmen Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad Celsius regelmäßig befeuchten
Die Vermehrung von Nestfarn erfordert einen langen Geduldsfaden. Es ziehen mehrere Monate ins Land, bis die Keimung schließlich einsetzt. Während dieser Zeit darf die Sporensaat nicht austrocknen und erfordert ein permanent feucht-warmes Mikroklima, ohne dass sich Schimmel ausbreitet. Lüften Sie daher die Abdeckung täglich für einige Minuten. Entwickelt sich ein moosartiger, grüner Belag, verläuft der Prozess erfolgreich. Sie haben jetzt die Prothallien vor sich, die noch keine Ähnlichkeit mit einem Nestfarn erkennen lassen. Erst nach einer weiteren wochen- oder monatelangen Pflege gedeihen kleine Pflänzchen. Diese werden pikiert, wenn es im Saatgefäß zu drangvoller Enge kommt. Droht die Aussaat zu vermoosen oder siedeln sich Algen an, sollte vorzeitig pikiert werden. In diesen Schritten gehen Sie weiter vor:
- Kleine Töpfchen füllen mit Pikiererde oder Torfkultursubstrat 2
- Mit dem Pikierstab eine kleine Mulde anlegen
- Den winzigen Nestfarn mit einem Löffel oder dem Pikierstab aus dem Saatgefäß heben
- In das frische Substrat setzen, um die Erde mithilfe des Pikierholzes bis an die unteren Blättchen zu drücken
Stellen sie das Mini-Gewächshaus an einen halbschattigen, warmen Fensterplatz. Halten Sie das Substrat weiterhin feucht und besprühen Ihre Zöglinge täglich mit lauwarmem Regenwasser. Haben die Pflänzchen eine Höhe von 5-6 cm erreicht, erhalten sie die erste Dosis Flüssigdünger in stark verdünnter Konzentration.
Krankheiten und Schädlinge
Die hohe Luftfeuchtigkeit und das wiederholte Besprühen der Wedel hält im gleichen Zug Krankheiten sowie Schädlinge auf Abstand. In der Regel werden Sie mit allgegenwärtigen Blatt- oder Wollläusen kaum Probleme bekommen. Die feuchte Kultivierung ruft stattdessen Blattälchen auf den Plan. Dabei handelt es sich um 1 mm kleine Fadenwürmer, die mit dem Gießwasser übertragen werden. Über Spaltöffnungen der Blätter finden die Schädlinge Zugang zur Pflanze und saugen ihr den Lebenssaft aus. Als erstes Symptom bilden sich glasige Flecken auf den apfelgrünen Wedeln, die sich im weiteren Verlauf schließlich braun verfärben. Isolieren Sie den infizierten Nestfarn umgehend und stellen für einige Zeit das Besprühen der Blätter ein. An wirksamen Bekämpfungsmitteln mangelt es bislang noch, sodass bei hohem Befallsdruck die Pflanze entsorgt werden sollte. Vorbeugend wirken die Sterilisierung des Substrats sowie die Verwendung abgekochten Wassers zum Gießen und Besprühen.