Gartenpflanzen Olivenbaum

Olivenbaum richtig schneiden – Anleitung und Zeitpunkt

Olivenbaum

Natürlich können Sie Ihren Olivenbaum wachsen lassen, wie Mutter Natur es ihm zugedacht hat. Früher oder später werden Sie diesen Entschluss bereuen, weil das mediterrane Gehölz Ihnen über den Kopf wächst. Dann sprengt ein Olivenbaum insbesondere in seinem Winterquartier alle Dimensionen, denn ausgepflanzt im Garten überlebt er in mitteleuropäischen Breiten selten. Tauchen angesichts des bizarren Habitus Zweifel auf, ob Sie als Hobbygärtner den Anforderungen eines Rückschnitts gewachsen sind, dürften die folgenden Zeilen von Interesse sein. Eine fundierte Anleitung erklärt den Zeitpunkt und wie Sie Ihren Olivenbaum richtig schneiden. Am Ende werden Sie überrascht sein, wie unkompliziert das Prozedere ist.

Steckbrief

  • Gattung der Ölbäume (Olea)
  • Name der Art: Olivenbaum (Olea europaea)
  • Beheimatet am Mittelmeer, im Nahen Osten und in Südafrika
  • Immergrüner, nicht winterharter Laubbaum
  • Sortenabhängige Wuchshöhen im Freiland von 10 bis 20 Metern
  • Durchschnittliche Höhe in Kübelkultur zwischen 4 und 6 Metern
  • Jährlicher Zuwachs 10 cm bis maximal 30 cm
  • Weiß-gelbe Blüte im April und Mai
  • Schwarze oder dunkel-violette Steinfrüchte im Herbst

Die anfänglich grünen, später dunklen Oliven sind direkt vom Baum nicht für den Verzehr geeignet. Der hohe Gehalt an Bitterstoffen muss zuvor durch ein aufwändiges Verfahren herausgeschwemmt werden. Daher werden nahezu 90 Prozent der weltweiten Olivenernte zu hochwertigem Speiseöl verarbeitet. Im gewerblichen Anbau werden Olivenbäume einem regelmäßigen Schnitt unterzogen, um die Ernteerträge zu steigern. Je kleiner und knorriger der Baum, desto reichhaltiger und qualitativ wertvoller gestaltet sich die Ernte.

Optimaler Zeitpunkt im Frühling

Olivenbaum schneiden Für die Durchführung des zentralen Verschnitts empfiehlt sich ein milder Tag im Frühling. Den Stress kalter sowie dunkler Wintertage hat der Olivenbaum hinter sich gelassen und richtet sich unter freiem Himmel auf den erneuten Austrieb ein. Wer seinem mediterranen Gehölz bereits im Herbst einen Rückschnitt zumutet, liefert ihn zusätzlich geschwächt den Strapazen einer Überwinterung aus. Selbst im klimatisierten Wintergarten reichen Licht und Wärme schlichtweg nicht aus, um den natürlichen Anforderungen eines Ölbaumes zu genügen. Um diese Phase heil zu überstehen, benötigt der Baum alle Reserven, die er im Laufe des vergangenen Sommers aufbauen konnte. Ist die klimatische Talsohle im Frühling dann durchschritten, spricht nichts mehr gegen einen Form- und Erhaltungsschnitt.

Hinweis: Ein Olivenbaum entwickelt Blüten stets am neuen Austrieb. Ein Rückschnitt im Frühjahr birgt folglich keine Gefahr einer Reduzierung des Blütenflors.

Kranke Zweige schnell entfernen

Anders gestaltet sich die Sachlage, sofern ein Olivenbaum kranke, verkümmerte Triebe entwickelt. In diesem Fall ist ein sofortiges Eingreifen erforderlich, indem derartige Pflanzenteile ohne Verzögerung gekappt werden. Das gilt ebenso, wenn nach einem Sommersturm Äste gebrochen sind. Jegliche Verletzung der Rinde öffnet Pilzsporen, Viren und Schädlingen Tür und Tor für einen Befall und gehört umgehend in Behandlung. Schnittwunden, die in diesem Zusammenhang unvermeidlich sind, werden mit Holzkohleasche versiegelt. Einzig Wunden mit einem Durchmesser von mehr als 5 cm sollten mit einem Wundverschlussmittel therapiert werden, und zwar einzig am Rand entlang. Ist ein infizierter oder zerstörter Trieb vollständig zu entfernen, schneiden Sie bis an den Astring heran, ohne diesen zu berühren.

Richtige Schnittführung bei der Formgebung

Um ein zentrales Attribut im Wachstum ranken sich sämtliche Einzelschnitte: Ein Olivenbaum entwickelt stets einen Haupttrieb mit abgehenden Hauptästen, die ihrerseits die jungen Triebe tragen. Vor Beginn der Arbeiten gilt es, diesen Haupttrieb zu definieren. Sofern Sie die Olive als Strauch kultivieren, werden einige Hauptäste als zusätzliche Haupttriebe bestimmt. Damit eine harmonische, halbrunde Krone entsteht, sollte der zentrale Trieb stets auch der längste sein.

  • Den Haupttrieb nur minimal einkürzen
  • Die Hauptäste einheitlich rundherum einkürzen
  • Zur Orientierung eine Schablone aufstellen oder Seile am Boden auslegen
  • Alle abwärts gerichteten Äste vollständig entfernen
  • Die jungen Triebe an den Hauptästen dürfen am stärksten gekürzt werden
  • Bei jedem Schnitt die Schere leicht schräg ca. 3 mm über einem Auge ansetzen
  • Keine Knospe oder Blattknoten sollte ins Kroneninnere weisen

Da ein Olivenbaum nur gemächlich wächst, sind Schnittfehler, die im Eifer des Gefechtes schnell passieren, über lange Zeit sichtbar. Empfehlenswert ist demnach, in mehreren Etappen vorzugehen. Treten Sie zwischendurch ein paar Schritte zurück und begutachten das bisherige Resultat. Ein Nachschnitt ist rasch erfolgt. Wichtig ist, dass am Ende das letzte Auge eines Triebes stets nach außen weist. Die leichte Schräghaltung des Schneidwerkzeugs ist von Bedeutung für die Gesunderhaltung des Baumes. Das Regenwasser kann so besser ablaufen, was einer Pilzinfektion wirksam vorbeugt.

Tipp: Werden alle zwei Jahre Zweige, die bereits Früchte trugen, geschnitten, fördert dies den Fruchtbehang in diesem Jahr.

Sequenz des Formschnitts

Rückschnitt des Olivenbaums In Anbetracht des langsamen Wachstums des Ölbaumes, dürfte der eine oder andere Hobbygärtner versucht sein, auf einen alljährlichen Schnitt zu verzichten. Grundsätzlich ist gegen einen Turnus von drei Jahren nichts einzuwenden. Dessen ungeachtet plädieren geübte Olivenbaum-Gärtner für die Beibehaltung einer jährlichen Sequenz. Bleibt der Baum für mehrere Jahre sich selbst überlassen, potenzieren sich Verdichtungen, abgestorbene Bereiche und kräftezehrende Triebe. Dieser Umstand wiederum erfordert einen sehr viel drastischeren Eingriff in das Wachstum, als bei einer jährlichen Routine. Wenn Sie in jedem Frühling den Olivenbaum ein wenig zurechtschneiden, werden Sie zudem belohnt mit einer üppigen Verzweigung. Nehmen Sie ab dem zweiten Jahr einen regelmäßigen Rhythmus auf, hält sich zugleich der zeitliche Aufwand stets im überschaubaren Rahmen.

Beherzt auslichten

Wenngleich ein Herausschneiden von Totholz während der Vegetationsphase bei Bedarf umgehend stattfindet, sollte gleich nach dem Austrieb im Frühling grundsätzlich ausgelichtet werden. Aufgrund der großen Anzahl frischer Triebe, junger Blätter und sprießender Knospen, fallen kranke, vertrocknete und kümmerliche Überbleibsel nun besonders ins Auge. Nicht nur aus ästhetischer Sicht wird nun ein Auslichten unvermeidlich. Es ist wichtig, dass Licht und Luft an alle Regionen des Baumes gelangen, weil er andernfalls trotz eines Formschnitts verkahlt.

  • Sich kreuzende Zweige entfernen
  • Zu dünne, offensichtlich kranke Triebe vollständig kappen
  • Alle vertrockneten Äste abschneiden
  • Unerwünschte Zweige und Triebe unterhalb der Kronen beseitigen

Nicht zuletzt sollten steil aufgerichtete Wasserschosser, die dem Wurzelbereich entstammen ausgerissen werden. Sie nur abzuschneiden, hält sie nur sporadisch fern. Im Verlauf der Saison sprießen sie aus den verbliebenen Pflanzenresten stets aufs Neue hervor.

Richtig pflegen nach dem Schnitt

Olea europaea Im Anschluss an den Rück- und Formschnitt bedarf ein Olivenbaum für einige Zeit der besonderen Aufmerksamkeit. Damit er nun gut gerüstet startet in die neue Saison, sollte er sich vom Stress des Umzugs aus dem Winterquartier und dem Schnitt erholen. Für eine kurze Phase erhöht sich der Bedarf an Wasser und Nährstoffen. Gießen Sie den Ölbaum daher großzügig und fügen einen phosphatreichen Flüssigdünger hinzu. Setzen Sie den Baum noch nicht der prallen Sonne aus. Für 8 bis 14 Tage sollte er sich am geschützten, halbschattigen Platz auf dem Balkon akklimatisieren. Nach dieser kleinen Erholungsphase treten Sie ein in das normale Pflegeprotokoll.

Olivenbaum als Bonsai richtig schneiden

In der fernöstlichen Gartenkunst sind bizarre Formen sehr beliebt. Diesem Wunsch kommt ein Olivenbaum mit seinem spektakulären Habitus, in Verbindung mit einem langsamen Wachstum, sehr entgegen. Angepflanzt in einer dekorativen Schale, liegt der Fokus auf dem richtigen Schnitt, um dem mediterranen Ölbaum eine zierliche Wuchsform abzutrotzen. Selbst dem Laien dürfte klar sein, dass es in diesem Fall nicht mit einem einmaligen Schnitt im Frühjahr getan ist. Vielmehr lautet das Motto: Im richtigen Verhältnis schneiden und gedeihen lassen.

  • Von Mai bis September alle 6 bis 8 Wochen den Olivenbaum schneiden
  • Zweige herausschneiden, die aus der Form wachsen
  • Niemals alle jungen Triebe zugleich entfernen
  • Prinzipiell gedeiht kein stärkerer Ast oberhalb eines dünneren Zweiges
  • Wo 5 bis 7 neue Blätter gewachsen sind, wird der Trieb auf 2 bis 3 eingekürzt

Hinsichtlich der eigentlichen Schnittführung besteht kein Unterschied zur Anleitung für einen großen Olivenbaum. Ähnlich wie bei den ‚großen Brüdern‘ im Kübel, ist eine regelmäßige Routine von Bedeutung. Nur dann wird auf Dauer die filigrane Verzweigung erzielt.

Blattschnitt

Zweige des Olivenbaums Diese Schnittvariante verfolgt das Ziel, weitere Seitentriebe hervorzulocken und gleichzeitig die Feinverzweigung zu forcieren. Darüber hinaus bilden sich daran anschließend kleinere Blätter, was dem zierlichen Habitus insgesamt entgegenkommt. Im Frühsommer, wenn der Saftfluss in Gang gekommen ist, werden alle Blätter in der Mitte des Stiels abgeschnitten. Ein kleiner Rest des Blattstiels muss am Ast verbleiben, damit die Knospe keinen Schaden nimmt. Er fällt später von alleine ab, wenn die Knospe austreibt. Aus diesem Grund dürfen die Blätter nicht abgerissen werden, was den Vorgang erheblich erleichtern würde. Da im Ergebnis die Photosynthese des Olivenbaums vollständig zum Erliegen kommt, setzt sich der Überlebensmechanismus in Gang. So schnell es irgend geht, treibt der entlaubte Bonsai wieder aus; dieses Mal mit den erwünschten kleineren Blättern.

Da ein Blattschnitt das Erscheinungsbild des Bonsais für einige Zeit stark beeinträchtigt, wird diese Methode nur ab und zu in den jungen Jahren durchgeführt. Gedeiht das Laub in der angestrebten Miniaturform, erübrigt sich die radikale Schnitt-Technik ohnehin.
Drahten festigt die Wirkung des Schnitts

Während der gesamten Wachstumsphase wird ein Olivenbaum in die Höhe streben. Mittels Form- und Blattschnitt nimmt der Bonsaigärtner einen regulierenden Einfluss auf diesen Wachstumsdrang. Bedient er sich zusätzlich der Kunst des Drahtens, verbessert sich die Aussicht auf die Schaffung einer dreidimensionalen Mini-Skulptur, die exakt dem natürlich gewachsenen Olivenbaum entspricht. Nach dem ersten Rückschnitt im Frühjahr kommt daher ein geeigneter Aluminiumdraht zum Einsatz. Dieser wird locker im 45 Grad Winkel um die zu formenden Triebe gewickelt. Die Knospen und Blätter kommen dabei nicht in Berührung mit dem Draht. Spätestens nach 4 bis 6 Wochen – rechtzeitig vor dem nächsten Schnitt – wird der Draht wieder entfernt.

Schnitt der Wurzeln

Im Gegensatz zum normalen Olivenbaum, dehnt sich bei einem Bonsai der Rückschnitt auf den Wurzelbereich aus. Alle 2 bis 3 Jahre findet der Baum nicht mehr genug Platz in der Schale und wird schließlich umgetopft. Diese Gelegenheit nutzt der Bonsai-Gärtner für einen Formschnitt des Wurzelsystems.

  • Im Frühjahr vor dem neuen Austrieb ist der perfekte Zeitpunkt
  • Die neue Bonsai-Schale entspricht in der Länge ca. 75 % der Baumhöhe
  • Der Olivenbaum wird aus der bisherigen Schale gehoben
  • Die Wurzeln soweit einkürzen, dass ein harmonisches Verhältnis zur Krone entsteht
  • Um die Aufnahmefähigkeit für Wasser zu erhalten, werden einige Wurzelspitzen nicht geschnitten
  • Alte Bonsai-Erde wird zu 2/3 ausgetauscht gegen frisches Substrat

Olea europaea Krone Wurzelschnitt und Umtopfen bedeuten für den Bonsai-Olivenbaum eine enorme Strapaze. Darauf nimmt der Gärtner Rücksicht und verzichtet in den folgenden 4 Wochen auf einen Schnitt im Kronenbereich und nimmt zugleich Abstand vom Drahten.

Fazit
Mithilfe einer fachgerechten Anleitung gerät der Rückschnitt an einem Olivenbaum zur leichten Übung. Wird diese wichtige Pflegemaßnahme regelmäßig zum richtigen Zeitpunkt im Frühjahr durchgeführt, bedankt sich der mediterrane Baum mit einem reich verzweigten, gesunden Wachstum. Wird ebenso gewissenhaft regelmäßig ausgelichtet, schaffen Sie sich eine treue Kübelpflanze über viele Jahre hinweg. Der altehrwürdige Kulturbaum empfiehlt sich zudem als spektakulärer Bonsai, der mit seinem bizarren Habitus alle Blicke auf sich zieht. In dieser Form gewinnt der regelmäßige Verschnitt zusätzlich an Bedeutung. Wenn Sie einige zentrale Aspekte beherzigen, lenkt die richtige Schnittpflege den Olivenbaum stets in die gewünschte Richtung.