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Orchideenerde selber machen | DIY-Orchideensubstrat

Orchidee

Orchideen benötigen eine fachgerechte Pflege, um ideal zu gedeihen. Dazu zählt auch der richtige Boden, an den sie einen bestimmten Anspruch stellen. Im Handel gibt es gebrauchsfertiges Orchideensubstrat. Also warum Orchideenerde selber machen? Dafür gibt es verschiedene Gründe, die vorteilhaft für diese Pflanzen sind. Mit der Profi-Anleitung für ein DIY-Orchideensubstrat klappt es schnell und unkompliziert.

Fertiges vs. DIY-Orchideensubstrat

Gründe dafür, warum ein Orchideensubstrat selber gemacht werden sollte, gibt es einige. Von einem Fertigprodukt profitieren Orchideenliebhaber von der leichten Handhabung. Einfach kaufen, öffnen und in das Pflanzenbehältnis schütten – fertig! DIY Orchideensubstrat erfordert ein wenig Aufwand. In Hinblick auf die Pflanzenansprüche die selbst gemachte Orchideenerde ebenfalls mehr zu bieten, als die herkömmliche aus dem Gartenhandel:

  • Orchideenerde Inhaltsstoffe auf die jeweiligen Ansprüche verschiedener Orchideenarten abgestimmt werden – Fertigerde besitzt meist immer gleiche Inhaltsstoffe für alle Arten
  • Wenig bis kein Torf mischbar – in Fertigerde oft zu viel Torf, was zu weniger Luftdurchzug und zu viel Feuchtigkeitsbindung führt, sodass Wurzeln geschädigt werden können
  • Gute Vorbereitung verhindert Schädlinge in Orchideenerde – in Fertigerde sind oftmals Schädlinge vorhanden
  • Ist günstiger
  • hochwertige Fertigprodukte sind deutlich teurer

Orchideensubstrat-Eigenschaften

Prinzipiell muss eine Orchideenerde verschiedene Eigenschaften mit sich bringen. Neben Nährstoffen geht es vor allem um die Beschaffenheit beziehungsweise Qualität. Folgende Bedingungen hat ein selbstgemachtes Orchideensubstrat je nach Orchideenart zu erfüllen:

  • Luftigkeit zur Vermeidung von Schimmel- und Fäulnisbildung
  • Luftdurchlässigkeit zum Trocknen des Substrats
  • Wasserspeicherung für gleichbleibenden Feuchtigkeitsgehalt
  • Wasserdurchlässigkeit zur Vermeidung von Staunässe
  • Strukturstabilität für bessere Wurzelhaftigkeit
  • Ungleichmäßig geformte Materialkomponenten für ideales Klima (nicht zu klein wählen)

Substrat für Orchideenarten

Wie das ideale Orchideensubstrat mit welchen Materialien selber zu machen ist, hängt davon ab, welche Bodenverhältnisse die jeweiligen Arten von ihrer ursprünglichen Herkunft „gewohnt“ sind. Eine Orchidee gedeiht am Besten in einer Erde, welche dem Herkunftsstandort nachgeahmt ist. So entwickeln sich tropische Orchideenarten beispielsweise problemloser in luftigem Substrat, weil dies für eine schnellere Abtrocknung sorgt und einer Wurzelfäulnis entgegenwirkt. Orchideenarten aus Europa und der Arktis bevorzugen durchlässige Erde, während tropische Exemplare freiliegende Wurzeln besitzen und einen frischen Luftdurchzug gewohnt sind. Zudem wird zwischen verschiedenen Wuchsformen unterschieden:

  • Epiphytisch – Aufsitzer-Orchideen, welche auf anderen Pflanzen wachsen, beispielsweise an Bäumen
  • Lithophytisch – Orchideen, die auf Steinen und Felsen wachsen
  • Terrestrisch – Erd-Orchideen, die in oder auf Erde gedeihen

Gartenerde als Grundbasis

Pflanzenerde Wird herkömmliche Gartenerde für Orchideenerde zum selber machen verwendet, sollte auf eine hochwertige Qualität geachtet werden. Lockerheit und Durchlässigkeit sind die wichtigsten Eigenschaften hochwertiger Gartenerde, in welche Erdorchideen eingepflanzt/aufgesetzt werden möchten. Angereichert wird diese mit Humus, Nadelhumus oder Kompost. Sie sorgen für eine verbesserte Nährstoffaufnahme für Orchideenarten mit hohem Nährstoffbedarf, wie beispielsweise die Orchideen aus der Gattung „Pleione“ besitzen. Als ideal hat sich Nadelhumus bewiesen, weil er einen sauren pH-Wert besitzt und es so zu keiner Belastung durch Salze kommt. Zudem besteht bei Humus und Kompost die Gefahr, dass Schädlinge beinhaltet sind, welche Schaden anrichten können. Hier ist ein besonderes Augenmerk darauf zu legen, falls diese Verwendung finden.

Gestein für Lithophyten

Wenngleich sich nahezu jedes Gestein als Substrat für Orchideen eignet, welche auf Felsen und Steinen wachsen, so ist die beste Wahl Vulkangestein, woraus beispielsweise Perlite entstehen. Dieses wird bei Orchideen oft eingesetzt, die an anderen Pflanzen wachsen und dort für einen optimalen Wasserablauf sorgen. Bei Stein- und Felsenorchideen stellt Vulkangestein eine hervorragende Nährstoffquelle.

Bedeutende Materialien

Nach jahrelangen Experimenten haben sich vor allem drei Materialien für die ideale Orchideenerde zum Selber machen bewiesen, welche verschiedene Eigenschaften mit sich bringen:

Baumrindenstücke

Orchideenerde Rindenstücke finden seit vielen Jahren Verwendung in der Orchideenhaltung. Darauf sind Experten gekommen, weil zahlreiche Arten aus den Tropen und Subtropen angeboten werden, welche an Bäumen wachsen, wie zum Beispiel die Nachtfalterorchidee. Dementsprechend eignet sich Baumrinde ideal, um heimatliche Gegebenheiten für epiphytische Orchideenwuchsformen nachzustellen. Weitere wissenswerte Informationen, Vorteile und Details, die berücksichtigt werden sollten:

  • Meist Verwendung von Pinienrinde mit Stückgrößen bis über 30 Millimeter
  • Je zarter die Wurzeln, desto kleiner die Körnung wählen
  • Langsame Zersetzung
  • Ideale Nährstoffversorgung gegeben
  • Hohe Wasserdurchlässigkeit
  • Organisches Material

Optimal eignen sich organische Materialien für Orchideenarten, die an/auf Pflanzen wachsen. Da diese nur so viel Wasser aufnehmen, wie sie benötigen, ist es wichtig, dass Zusätze gewählt werden, die Feuchtigkeit aufnehmen, verteilen und speichern. Organische Stoffe erfüllen diesen Kritikpunkt. Gute Ergebnisse erzielen vor allem folgende Materialien:

  • Laub (im Idealfall von der Buche)
  • Moos – Sphagnum-Moos ideal für Exemplare mit feinem Wurzelwerk und hohen Wasserbedarf, wie Orchideengattungen Phragmipedium, Disa und Dracula
  • Holz- und Kokosfasern – bieten eine hohe Strukturfestigkeit
  • Kork
  • Nusschalenfasern
  • Holzkohle – kann man jeder Orchideenerde zufügen – desinfiziert, lockert Erde auf und sorgt für mehr Vitalität
  • Weißtorf – neigt zur schnellen Verdichtung und kann Wurzeln ersticken – deshalb nie mehr als 30 Prozent nutzen
Tipp: Berücksichtigen Sie bei der Wahl von organischen Materialien für das Orchideensubstrat, dass sie sich alle mit der Zeit zersetzen und entsprechend öfter neu untergemischt werden sollten. Eine Ausnahme bildet Torf.

Anorganische Materialien

Zu den anorganischen Materialien zählen vor allem Styropor, Perlite und Schaumstoff. Sie sorgen für mehr Lockerheit der Orchideenerde und machen sie durchlässiger. Geeignet sind sie vor allem für europäische und arktische Züchtungen, die in Erde gesetzt beziehungsweise aufgesetzt werden. Sie sind vorsichtig zu verwenden, weil sie gleichzeitig auch viel Wasser aus der Erde ziehen, das der Pflanze fehlen könnte. Weniger Vorsicht ist bei folgenden anorganischen Materialien geboten:

  • BlähtonBlähton – versalzt geringfügig, dient aber als idealer Wasserspeicher
  • Lavalit – ist bestens für Orchideen geeignet, die an Steinen und Felsen wachsen
  • Lehm – geringe Wasserspeicherkapazität, sorgt für mehr Bodenstruktur für Erdorchideen
  • Granulat wie beispielsweise Seramis – optimale Durchlässigkeit für Orchideengattung Odontoglossum
  • Steinwolle – perfekte Alternative zu Granulat/Seramis

Mineralien

Zu den anorganischen Stoffen gehören auch wichtige Mineralien. Kalk ist zum Beispiel ein Stoff, der als Spurenelement die Wasseraufnahme positiv unterstützt. Sand bindet Wasser, wenn eine Pflanze überwässert wurde. Zeolith lässt sich gegen Ammoniak einsetzen. Verwendung finden Mineralstoffe ausschließlich in Orchideensubstrat für Erdorchideen.

Tipp: Bares Geld ist zu sparen, wenn man anstelle des Kaufs von Kalk aus dem Handel, Kalk aus den Haushalt oder vom Strand verwendet. Eierschalen, Muscheln und Steine werden zerkleinert, hinzugegeben und erfüllen den gleichen Zweck.

„Rezepte“ für epiphytische Arten

Mittelgroße Orchideen

Folgende Bestandteile werden benötigt:

  • Orchideenerde Fünf Teile Pinienrinde (mittelgrob)
  • Zwei Teile Sphagnum
  • Ein Teil Perlite
  • Ein Teil Nussschalen
  • Ein bis zwei Holzstückchen
  • Eine Handvoll gemahlene Holzkohle
  • Bei Bedarf etwas Kalk

Zubereitung:

Nussschalen vor dem Verwenden gut säubern, von Salz sowie anderen Verschmutzungen reinigen. Das geht am besten, wenn sie längere Zeit in Wasser eingetaucht werden. Danach gehen Sie wir folgt vor:

  • Rinde in auf den Boden des Pflanzengefäß legen
  • Die anderen Bestandteile hinzugeben
  • Alles gut durchmengen
  • Pflanze in die Orchideenerde setzen
  • Leicht angießen

Wirkung:

  • Verbesserte Strukturstabilität
  • Mehr Durchlässigkeit
  • Desinfizierend
  • Bindung von eventuellen Giftstoffen
  • Optimale Bodenlockerheit

Kleine Orchideen

Folgende Bestandteile werden benötigt:

  • Dendrobium Orchidee Sechs Teile Pinienrinde (sehr fein)
  • Drei Teile Weißtorf
  • Ein Teil Perlite
  • Halbe Handvoll zerbröselte Holzkohle

Zubereitung:

  • Rinde in auf den Boden des Pflanzengefäß legen
  • Die anderen Bestandteile hinzugeben
  • Alles gut durchmengen
  • Pflanze in die Orchideenerde setzen
  • Leicht angießen

Wirkung:

  • Herstellung von saurem pH-Wert für ideale Wachstumsbedingungen
  • Bessere Luftdurchlässigkeit
  • Wurzeln können sich optimaler entwickeln/ausbreiten
Tipp: Bakterien und Mikroorganismen setzen sich gern an Rinde ab. Um diese nicht in Pflanzennähe zu bringen, empfiehlt es sich die Rinde vor der Verwendung zu desinfizieren. Am besten gelingt dies mit einer 30-minütigen Erhitzung in der Mikrowelle oder einige Stunden im Backofen bei circa 60 Grad Celsius.

„Rezept“ für terrestrische Arten

Folgende Bestandteile werden benötigt:

  • Drei Teile Herkömmliche Gartenerde
  • Zwei Teile Nadelhumus
    • Alternativ Humus oder Kompost
  • Zwei Teile Blähton
  • Zwei Teile Lehm
  • Einen Teil Zeolith
  • Drei Handvoll Kalk
  • Etwas Holzkohle

Zubereitung:

Orchideen im Glas Alle Zutaten miteinander vermengen und in das Pflanzloch beziehungsweise Pflanzengefäß füllen. Danach die Orchidee einsetzen und leicht angießen.

Wirkung:

  • Gesundes Wachstum wird unterstützt
  • Bakterien abgetötet
  • Gute Wasserdurchlässigkeit
  • Wasserspeicherung optimiert
  • Staunässe vorgebeugt
  • Wurzeln setzen sich leichter fest
  • Ammoniak wird gebunden

„Rezept“ für lithophytischen Arten

Hier wird lediglich ein größerer Vulkanstein genommen, die Pflanze mit den Wurzeln darauf gesetzt und diese mit Schnüren am Stein befestigt, damit die Orchidee Halt bekommt. Über den Vulkanstein erhält sie alle Nährstoffe, die sie zu einem prächtigen und gesunden Wachstum braucht.