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Pfaffenhütchen (Spindelstrauch) – Pflege, Schneiden und Vermehren

Pfaffenhütchen giftige Pflanzen

Teile der Pflanze fanden jahrhundertelang in der Volksheilkunde Verwendung. Das Pfaffenhütchen besitzt eine harntreibende, herzstärkende und wundheilende Wirkung und aus den Früchten wurde zusätzlich ein wirksames Pulver gegen Ungeziefer hergestellt. Mittlerweile wird von der innerlichen und äußerlichen Anwendung jedoch dringend abgeraten. Alle Teile des Pfaffenhütchens gelten für Mensch und Tier als überaus giftig und die genaue Dosierung bzw. Anleitung für die medizinische Wirksamkeit der Pflanze ist schwer einzuordnen.

Allgemeines

  • Die Blütezeit des Spindelbaumgewächses liegt zwischen Mai und Juni.
  • Das Pfaffenhütchen kann eine Höhe von bis zu 6 Metern erlangen, in der Breite erreicht das Gewächs einen Umfang von bis zu 4 Metern.
  • Das flach wurzelnde Gewächs wird oft Hang- und Uferbefestigung verwendet.
  • Der Großstrauch ist in ganz Europa und in vielen Teilen Asiens weit verbreitet.
  • Die Blüten und Früchte sind eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vögel.
  • Alle Pflanzenteile sind giftig und bei einem Verzehr kann es auch nach Stunden zu Vergiftungserscheinungen kommen.
  • Weit über 180 Sorten des Pfaffenhütchens sind weltweit bekannt. 

Der richtige Platz zum Wohlfühlen

Die anspruchslose Pflanze ist fast überall in der heimischen Flora anzutreffen und gedeiht auch im eigenen Garten an fast jedem von Ihnen gewählten Ort.

  • Ein heller Standort, wenn möglich direkt in der Sonne oder im lichten Halbschatten, wird vom wärmebedürftigen Pfaffenhütchen bevorzugt.
  • An zu dunklen Plätzen vegetiert die Pflanze vor sich hin und bildet nur wenig bis kaum Blüten aus. 

Der „Gewöhnliche Spindelstrauch“ findet oft Verwendung in der Landschaftsplanung, wird als Befestigung für Uferränder ebenso eingesetzt wie als Lärmschutzgehölz und Erosionsschutz. Trotz seiner Vielseitigkeit und Robustheit stellt das Pioniergehölz doch gewisse Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit:

  • Um das Wachstum des sparrigen Strauchs optimal zu fördern, wird humusreiche Erde mit etwas Kalk vermischt.
  • Der Standort muss einen tiefgründigen Boden aufweisen, welcher von den Feinwurzeln der Euonymus europaeus vollständig durchdrungen wird.
  • Eine verdichtete Bodenstruktur schadet der Pflanze – das regelmäßige Auflockern der obersten Substratschicht ist deswegen angeraten. 

Um eine ungewollte Vermehrung der Gartenpflanze zu verhindern, ist eine Rhizomsperre rings um das Pfaffenhütchen empfehlenswert. Geschieht dies nicht, kann die giftige Schönheit schnell zu einer Plage im eigenen Garten werden.

Tipp: Das Pfaffenhütchen gilt als aparter und locker wachsender Sichtschutz für den eigenen Garten.

Gießen und Düngen

Pfaffenhütchen sind häufig wild wachsend an Feld- und Waldrändern anzutreffen. Um die Pflanze im eigenen Garten zu kultivieren und sie nicht zum „lästigen“ Unkraut verkommen zu lassen, bedarf es der richtigen Pflege. Auch beim Thema „Gießen“ gibt es einiges zu beachten:

  • Der Boden muss durchlässig sein – Staunässe schädigt schnell die feinen Wurzeln des Spindelstrauchs.
  • Mäßig gießen. Sobald die oberste Substratschicht getrocknet ist, wird nachgegossen.
  • Ab Anfang September die Wassermenge reduzieren.
  • Auch kalkhaltiges Leitungswasser kann zur Bewässerung der Pflanze eingesetzt werden. 

Von April bis Ende Juli – in der Hauptwachstumsphase – wird bei der Euonyms europeus eine zusätzliche Versorgung mit Nährstoffen empfohlen. Dies kann problemlos in Form von herkömmlichem Flüssigdünger erfolgen.

  • Im Frühjahr und Herbst unter das Substrat eine dickere Schicht Kompost, Hornspänen oder Rasenschnitt mischen.
  • Wird das Pfaffenhütchen als Bonsai gezogen, ist hierfür ein spezieller Bonsai-Dünger nötig. 

Spindelstrauch schneiden

PfaffenhütchenDer Großstrauch, der eine Höhe von über 6 Metern erreichen kann, lässt sich mit dem richtigen Schnitt problemlos in die gewünschte Form bringen. Wichtig dabei ist jedoch, dass der Beschnitt regelmäßig und bereits bei den Jungpflanzen erfolgen muss.

  • Der Auslichtungsschnitt erfolgt im Frühjahr oder Spätherbst.
  • Um einen kompakteren Wuchs zu erzielen, werden störende Hauptäste komplett entfernt. Das regt das Pfaffenhütchen zum Austrieb zahlreicher neuer Triebe an.
  • Um die Wuchsform grob vorzugeben, störende Neben- und Neutriebe radikal entfernen.
  • Die schnittverträgliche Pflanze lässt sich im Frühjahr oder Herbst auch komplett zurückschneiden.
  • Entstandene Schnittverletzungen müssen nicht behandelt werden. 

Hinweis: Erst das zweijährige Holz bildet Blüten aus. Werden diese Triebe entfernt, entwickelt der Pfaffenhut erst im Folgejahr wieder die volle Blütenpracht.

Umtopfen

In der Regel wird das im Freiland kultivierte Spindelbaumgewächs nicht umgetopft. Doch auch wenn es vielerorts zur Plage geworden ist, züchten einige Liebhaber die Pflanze im Bonsai-Format. Der Pflegeaufwand ist hierbei ungemein höher und neben dem richtigen Schnitt muss das Pfaffenhütchen auch etwa alle zwei Jahre umgepflanzt werden.

  • Kürzen Sie den Wurzelballen der Pflanze vorsichtig um etwa 1/3 seines Volumens.
  • Eine Drainage am Topfboden verhindert Staunässe – besonders Bonsai-Pflanzen sind sehr anfällig.
  • Nährstoffreiches Substrat, vermischt mit geringen Mengen Kalk, vorbereiten und den zugeschnittenen Mini-Spindelbaumstrauch einsetzen.
  • Spezielle Bonsaierde ist ebenfalls sehr gut geeignet.
  • In den ersten Wochen keinen Standortwechsel vornehmen und ausreichend wässern.

Vermehrung

Die Pflanze sät sich im Spätherbst von selbst aus, wenn die bunten Samenkapseln zu Boden fallen. Eine eigene Anzucht der selbigen ist jedoch schwierig und gelingt nicht immer. Besser Erfolgschancen haben Sie beim Pfaffenhütchen, wenn Sie auf die Vermehrung mit Triebstecklingen zurückgreifen.

  • Wie bei vielen anderen Gehölzen und Stauden werden die Triebstecklinge auch beim Spindelstrauch Ende Juni entnommen.
  • Ein junger Trieb wird mit einem scharfen Messer vorsichtig abgetrennt und auf 10 – 15 Zentimeter eingekürzt.
  • Große Blätter auf etwa 1/3 ihrer Fläche zurückschneiden, das vermindert den Wasserverlust des Stecklings.
  • Blüten, sofern vorhanden, komplett entfernen.
  • Der Steckling wird in ein vorbereitetes Pflanzengefäß mit Anzuchterde eingesetzt.
  • Das Substrat kann mit herkömmlicher Blumenerde und Sand selbst zusammengemischt werden.
  • Gut angießen und für ein stetig feuchtes Erdreich sorgen.
  • Um das Anwurzeln zu beschleunigen, eine durchsichtige Folie um die Pflanze und das Gefäß wickeln. Das erhöht die Luftfeuchtigkeit und minimiert den Wärmeverlust.
  • Die Bildung der Wurzeln kann bis zu drei Monate dauern.
  • Verfügt die Pflanze über ein ausgeprägtes Wurzelwerk, kann sie an ihrem Standort im Freiland wie gewohnt kultiviert werden.
  • Für den ersten Winter empfiehlt sich eine wärmende Schutzschicht aus Kompost oder Rasenschnitt. 

Das Anwurzeln in Anzuchtgefäßen erhöht die Erfolgschancen und beugt einem etwaigen Befall von Schädlingen vor. Sofern frühe Frosteinbrüche oder andere Umstände das Umsetzen der Jungpflanzen in den Garten zunichtemachen, können die Pfaffenhütchen, auch Spindelstrauch genannt, in einem hellen Raum bei Temperaturen zwischen 4 – 8°C problemlos überwintern.

Überwintern

PfaffenhütchenWenn das Pfaffenhütchen eines nicht benötigt, so ist es Schutz vor der kalten Jahreszeit. Das sommergrüne Spindelbaumgewächs weiß sich selbst sehr gut vor Frost und anderen, wetterbedingten Umständen im heimischen Garten und auf dem freien Feld zu schützen. Einzige Ausnahme bilden hier junge Triebstecklinge und Spindelbaumgewächse, die als Bonsai gezogen wurden.

Mögliche Pflegefehler erkennen und vermeiden

Blüten und Früchte fallen vorzeitig ab:

  • Wurde der Großstrauch zu viel und zu häufig gegossen, reagiert er empfindlich darauf – das Gießen reduzieren.
  • Auch ein deutlicher Hinweis, wenn zu viel Düngemittel verwendet worden ist. Sofern es sich um Freilandkultivierung handelt, für ungefähr ein bis zwei Monate die zusätzliche Versorgung mit Nährstoffen einstellen.
  • Den Erdboden rings um die Pflanze regelmäßig auflockern und mulchen. Überschüssige Wassermengen können dadurch besser und schneller abfließen. 

Die Pflanze blüht nicht:

Blüten bilden sich erst an den zweijährigen Trieben. Beim lichten Ausschnitt bedenken und nicht alle Haupttriebe radikal entfernen.

Blätter vertrocknen und fallen frühzeitig ab:

  • Die Pflanze in der Hauptwachstumsphase bzw. im Hochsommer ausreichend wässern. Der Wurzelballen darf nicht vollständig austrocknen.
  • Pfaffenhütchen benötigen einen kalkhaltigen Boden.
  • Mögliches Anzeichen für einen Nährstoffmangel. Das Gewächs umgehend mit Flüssigdünger oder Kompost versorgen. 

Schädlinge und Krankheiten

Das Pfaffenhütchen gilt als überaus robust und anspruchslos. Dennoch machen einige Schädlingsarten und Pilzkrankheiten auch vor dem Pioniergehölz nicht Halt.

Filzgallmilbe 
Die etwa 0,4 mm große Filzgallmilbe lebt bevorzugt unter den Blättern der Wirtspflanze und ernährt sich von deren Zellsaft. Ein Befall äußert sich durch einen weißen, filzartigen Belag auf der Unterseite und einer gelbgrünlichen Vergilbung auf der Oberseite der Blätter. Bei einer starken Überpopulation reagiert die Pflanze mit einem vorzeitigen Blattabwurf, normalerweise jedoch muss ein Befall mit Filzgallmilben nicht bekämpft werden.

Gespinstmotte 
GespinstmotteGefräßig und überaus lästig sind die Larven der Gespinstmotte. Die kleinen Schmetterlingslarven sind in der Lage, das komplette Laub ihrer Wirtspflanze radikal zu entfernen und auch Knospen werden von ihnen nicht verschont. Die auffällig weißen Raupen mit einer schwarzen Zeichnung auf dem Körper treten häufig regional auf. Das silbrige Gespinst der nimmersatten Schädlinge kann komplette Pflanzen und auch ganze Baumgruppen überziehen. Im Handel sind zahlreiche Insektizide zur Bekämpfung der Gespinstmottenraupen erhältlich. Diese überaus aggressiven Mittel sollten jedoch nur mit Bedacht und in geringen Maßen eingesetzt werden, denn Insektizide schädigen auch nachhaltig Nutzinsekten und die natürlichen Fressfeinde der Gespinstmotte. Verzichten Sie deswegen auf die chemische Keule und sammeln Sie die Raupen einzeln mit der Hand ab. 

Mehltau
Bei Mehltau wird zwischen zwei verschiedenen Pilzkulturen unterschieden, die verschiedene Witterungsbedingungen zum Überleben benötigen.

Als „Schönwetterpilz“ wird der Echte Mehltau bezeichnet. Wie der Name schon vermuten lässt, kommt dieser Pilz häufig an trockenen Sommertagen vor und befällt bevorzugt Pflanzen, die bereits durch die Hitze und ein zu trockenes Substrat geschwächt sind. Betroffen ist die Oberseite von Blättern, Knospen und Triebe, hier bildet sich ein mehlartiger, weißlicher Belag, der bei Bewegung oder Erschütterung stäubt.

  • Ein Befall mit Mehltau muss behandelt werden, da der „Echte Mehltau“ auch zum Überwintern neigt.
  • Das regelmäßige Absprühen mit Ackerschachtelhalm- oder Brennnesselbrühe beugt Mehltau vor.
  • Kieselsäurehaltige Mittel helfen bei der effektiven Bekämpfung beider Mehltau-Arten.
  • Entfernen Sie sofort befallene Pflanzenregionen und isolieren Sie – sofern möglich – die infizierte Pflanze.
  • Gießen Sie das Pfaffenhütchen gerade in der warmen Jahreszeit regelmäßig.
  • Eine Überdüngung vermeiden. 

Der Falsche Mehltau benötigt viel Feuchtigkeit und die Zier- und Gemüsepflanzen sind gerade bei einer lang anhaltenden Regenperiode enorm dem Risiko eines Befalls ausgesetzt.

Die Sporen des Falschen Mehltaus durchdringen vollständig das Pflanzengewebe. Häufiges Anzeichen eines Befalls ist ein weißlicher Belag auf der Blattunterseite, auch braune, violette oder gelb verfärbte Stellen auf der Oberseite der Blätter sind ein deutlicher Hinweis auf den „Falschen Mehltau“.

  • Auch dem Falschen Mehltau können Sie durch regelmäßiges Abspritzen mit einer angesetzten Brühe aus Ackerschachtelhalmen vorbeugen.
  • Ebenfalls bewährt bei einem Befall hat sich ein Sud aus Knoblauch und Zwiebeln.
  • Mit Mehltau infizierte Stellen großzügig entfernen und in die Restmülltonne werfen. Das beugt einem Befall weiterer Pflanzen vor.
  • Planen Sie bereits bei der Pflanzung zwischen den einzelnen Gewächsen im Garten einen gewissen Mindestabstand ein. Das erschwert die Ausbreitung des Mehltaus auf Nachbarpflanzen. 

Fazit
Ob als dekorativer Zierstrauch oder lichter Sichtschutz – das Pfaffenhütchen ist vielseitig im eigenen Garten einsetzbar. Gerade im Herbst besticht es durch seine vielfarbigen Blätter und stellt darüber hinaus wenig Anspruch an Standort und Pflege. Und auch wenn der „Gewöhnliche Spindelstrauch“ 2006 als Giftpflanze des Jahres ausgewählt wurde, hat er dennoch nichts von seiner Beliebtheit verloren.