Im herbstlichen Garten sind Schere und Säge im Dauereinsatz. Rechtzeitig vor dem ersten Frost schneiden umsichtige Gärtner Sträucher, Hecken und Bäume zurück. Der Lohn für die Mühe sind ein gepflegtes Erscheinungsbild und vitaler Austrieb im nächsten Frühjahr. Diese Prämisse trifft indes nicht für alle Gartenpflanzen zu. Fragen Sie sich, welche Pflanzen Sie im Herbst schneiden sollten? Dieser Ratgeber informiert Sie über die sachkundige Verfahrensweise für 15 Pflanzen.
Ziersträucher
Rosen (Rosa)
Erfahrene Rosengärtner greifen im Herbst zur Gartenschere für einen leichten Pflegeschnitt. Die Maßnahme wird ergänzend zum Hauptschnitt im Frühjahr durchgeführt und zielt ab auf die Beseitigung verwelkter Blüten. Vornehmlich Beet- und Edelrosen reagieren positiv darauf, wenn sie im Herbst von abgestorbenen Pflanzenteilen gereinigt werden. Diese Schnittführung hat sich in der Praxis ausgezeichnet bewährt:
- Bester Zeitpunkt ist nach dem Ende der Blütezeit an einem Tag mit milder Witterung
- Rosenschere schärfen und desinfizieren
- Alle verwelkten Blüten ausputzen
- Abgestorbene Rosenzweige auslichten
- Verdorrte Blätter aus dem Rosenstrauch entfernen
Kehren Sie das Schnittgut bitte zusammen und entsorgen es im Hausmüll. Häufig befinden sich Krankheitserreger oder Schädlinge darin, die vorzugsweise auf Rosenblättern überwintern.
Oleander (Nerium oleander)
Im Oktober hat ein Oleander sein furioses Blütenschauspiel beendet. Bevor Sie die Kübelpflanze einräumen, sorgt ein Pflegeschnitt für Ordnung im Geäst. Da das Ziergehölz bereits die Knospen für die nächstjährige Blüte angelegt hat, erfordert die Schnittführung besondere Umsicht. So schneiden Sie Oleander im Herbst richtig:
- Verwelkte Blüten ausputzen bis zur nächsten Knospe
- Kranke, beschädigte und überalterte Zweige auslichten
- Überhängende Triebe zurückschneiden bis kurz oberhalb eines Blattknotens oder einer Knospe
Schneiden Sie mittlere Zweige stets etwas kürzer, als die äußeren. Auf diese Weise entwickelt Ihr Oleander eine gleichmäßige Form und das Sonnenlicht erreicht auch das Strauchinnere. Das mediterrane Blütengehölz ist so gut schnittverträglich, dass Sie die Zweige ohne weiteres stärker einkürzen können, wenn im Winterquartier drangvolle Enge herrscht.
Weigelie (Weigelia)
Am sonnenverwöhnten Standort erfreut die Weigelie mit einer Hauptblüte im Juni und Juli, gefolgt von einer Nachblüte im Herbst. Im unmittelbaren Anschluss schneiden Sie den Blütenstrauch im Herbst so zurück:
- Abgeblühte Zweige abschneiden bis zu einer diesjährigen, jungen Verzweigung
- Im ersten Herbst nach der Pflanzung 8 bis 12 der kräftigsten Bodentriebe um ein Drittel oder die Hälfte zurückschneiden
- Ab dem vierten Standjahr in jedem Herbst 2 bis 3 der ältesten Bodentriebe entfernen
Bitte führen Sie den Schnitt nicht zu spät im Herbst durch, weil der Strauch nach dem Ende der Blütezeit die Knospen für das nächste Jahr anlegt.
Hecken
Buchsbaum (Buxus sempervirens)
Am Ende der Gartensaison ist es an der Zeit, Einfassungshecken oder Beetumrandungen aus Buchsbäumchen in Form zu bringen. Das sehr langsame Wachstum von 5 bis 8 Zentimetern pro Jahr erfordert eine gute Portion Fingerspitzengefühl beim Schnitt. Erschwerend kommt hinzu, dass Buchs aus altem Holz kaum noch austreibt, sodass bei zu rabiatem Vorgehen unschöne Lücken entstehen. So schneiden Sie eine Buchsbaumhecke vorbildlich:
- Bester Zeitpunkt ist zwischen November und Januar an einem frostfreien Tag
- Zur Orientierung für die vorteilhafte Trapez-Form Schnüre entlang der Hecke spannen
- Den Rückschnitt beschränken auf den diesjährigen, grünen Zuwachs
Hat die Buchsbaumhecke die gewünschte Höhe noch nicht erreicht, kürzen Sie die Triebe so ein, dass die Büsche in jedem Jahr zwischen 5 und 8 Zentimetern wachsen dürfen.
Feldahorn (Acer campestre)
Zu den mannigfaltigen Vorzügen des Feldahorns zählt die gutmütige Schnittverträglichkeit. Da die pflegeleichte Heckenpflanze bis zu 50 Zentimeter Jahreszuwachs aufweist, steht mehrmals pro Saison ein Rückschnitt auf dem Programm. Für ein gepflegtes Erscheinungsbild während der Winterzeit, schneiden Sie im Herbst Ihre Feldahorn-Hecke zurück. So gehen Sie fachkundig vor:
- Bester Zeitpunkt ist nach dem 1. Oktober, gemäß Bundesnaturschutzgesetz für Gehölzschnitte
- Totholz auslichten sowie schwache, ins Heckeninnere gerichtete Zweige entfernen
- Mit einer Heckenschere Triebe auf die gewünschte Länge einkürzen
Ein Schnitt in Trapez-Form mit breiter Basis und verjüngter Krone ist ideal für eine Feldahorn-Hecke. Auf diese Weise kann das Licht in alle Regionen vordringen, sodass die Laubsträucher nicht verkahlen.
Feuerdorn (Pyracantha coccinea)
Als immergrüner, dornenbewehrter Strauch mit einer Wuchshöhe von bis zu 3 Metern macht sich Feuerdorn als Sichtschutzhecke nützlich. Das schnelle Wachstum von bis zu 50 Zentimetern jährlich legt einen mehrmaligen Heckenschnitt nahe. Damit eine Feuerdornhecke im Winter wie aus dem Ei gepellt erstrahlt, erhält sie im Herbst einen finalen Schnitt für dieses Jahr. So schneiden Sie vorbildlich:
- Bester Zeitpunkt ist zwischen Ende August und Ende September
- Überstehende Zweige einkürzen
- Idealerweise mit einer manuellen Schere jeden Ast einzeln abschneiden kurz über einem Blattknoten
Zum Schutz vor den Dornen legen Sie bitte Handschuhe mit langen Stulpen an sowie eine Schutzbrille. Auslichten von Totholz erledigen Sie wahlweise im Herbst oder in Verbindung mit dem Erhaltungsschnitt im März.
Kirschlorbeer, Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus)
Ziert eine Hecke aus Kirschlorbeer Ihren Garten? Dann widmen Sie sich im Herbst letztmalig für dieses Jahr dem Form- und Erhaltungsschnitt. Verwenden Sie bitte eine Gartenschere und keine elektrische Heckenschere, damit die glänzenden, ledrigen Blätter nicht verstümmelt werden. Die Schnittführung ist dank der ausgeprägten Schnittverträglichkeit einfach:
- Bester Zeitpunkt ist im September bis Anfang Oktober
- In den Jahren des Aufbaus: junge Triebe um maximal die Hälfte einkürzen, um ein dichtes Höhenwachstum zu fördern
- Ausgewachsene Hecke: den diesjährigen Zuwachs zurückschneiden und abgestorbene Zweige auslichten
Ein alljährlicher Schnitt ist nur dann erforderlich, wenn Sie Kirschlorbeer als Hecke kultivieren. Eine solitäre Lorbeerkirsche schneiden Sie in Intervallen von 5 Jahren im Herbst oder zeitigen Frühjahr in Form und lichten das Totholz aus.
Liguster (Ligustrum vulgare)
Ein lockeres, straff aufrechtes Wachstum, dichtes Blätterkleid und rasanter Jahreszuwachs qualifizieren Liguster zu einer der beliebtesten Heckenpflanzen. Wo es dem pflegeleichten Laubgehölz gefällt, gewinnen die Zweige bis zu 120 Zentimeter an Länge pro Jahr. Ein wiederholter Rückschnitt hält den Zuwachs unter Kontrolle und garantiert für eine gleichmäßige Form. In die winterliche Wachstumsruhe verabschieden Sie eine Ligusterhecke mit diesem Schnitt:
- Bester Zeitpunkt ist im September
- Markierungen setzen für eine Heckenform mit breiter Basis und schmaler Krone
- Den diesjährigen Zuwachs oben und an den Seiten zurückschneiden
- Abgestorbene Triebe auslichten
Verwenden Sie wahlweise eine manuelle oder elektrische Heckenschere. Haben Sie Ihrer Ligusterhecke einen kräftigen Rückschnitt verordnet, wählen Sie bitte einen Termin nach dem 1. Oktober. Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes erlaubt erst ab diesem Datum radikale Schnittmaßnahmen, die über den jährlichen Zuwachs hinausgehen.
Kletterpflanzen
Blauregen, Glyzinie (Wisteria sinensis und Wisteria floribunda)
Im Anschluss an die Blütezeit öffnet sich für Blauregen das Zeitfenster für einen Erhaltungsschnitt. Die Maßnahme zielt darauf ab, das kräftige Wachstum einzudämmen und die Blütenfülle des kommenden Jahres zu erhöhen. So schneiden Sie Blauregen im Herbst:
- Bester Zeitpunkt ist zwischen August und November
- Alle diesjährigen Seitentriebe zurückschneiden auf 30 bis 50 cm
Zugleich lichten Sie bitte abgestorbene und kümmerliche Äste aus. Wo Triebe zu dicht stehen, entfernen Sie die schwächsten Exemplare.
Jelängerjelieber, Echtes Geißblatt (Lonicera caprifolium)
Herbstzeit ist Schnittzeit für die wunderbare Schlingpflanze aus der Familie der Geißblätter. Schneiden Sie Jelängerjelieber so zurück:
- Bester Zeitpunkt ist von November bis Mitte Dezember an einem frostfreien Tag
- Äste ohne florales Leben an der Basis abschneiden
- Beschädigte Zweige zurückschneiden bis auf 3 Knospen, gezählt vom Triebansatz aus
Lässt die Blühwilligkeit der Schlingpflanze nach, bringt ein scharfer Rückschnitt Schwung ins Wachstum. Zwischen November und Januar schneiden Sie sämtliche Äste zurück bis auf eine Höhe von 10 Zentimetern.
Waldrebe (Clematis)
Sommerblühende Waldreben, wie Clematis viticella und Clematis montana, werden im späten Herbst kräftig zurückgeschnitten. Die Arten und daraus hervorgegangene Sorten bilden ab dem Frühjahr ausgeprägte Langtriebe aus, überreich besetzt mit Knospen und Blüten. Ein derartiges Wuchsverhalten mündet in einer Verkahlung von unten her, wenn die Triebe nicht radikal eingekürzt werden auf eine Länge von 20 bis 50 cm. Infolge der Klimaerwärmung hat sich eine Terminverlegung vom zeitigen Frühjahr auf die Monate November und Dezember als sinnvoll erwiesen. Das zunehmend warme Winterklima verursacht einen verfrühten Austrieb, sodass ein Frühjahrsschnitt zahlreiche Knospen entfernt.
Moderne, zweimalig blühende Hybriden unterziehen Sie im Herbst bitte ebenfalls einem Erhaltungsschnitt. Dieser fällt indes zurückhaltender aus, indem Sie abgeblühte Zweige um die Hälfte zurückschneiden. Grund dafür ist das Wachstum von Kurztrieben aus dem alten Holz im unteren Bereich. An diesen Zweigen erblühen Waldreben im nächsten Frühling. Im Anschluss an die erste Blütezeit treiben Langtriebe aus, an denen sich im Sommer die zweite Blüte entfaltet.
Zierbäume
Kugel-Ahorn ‚Globosum‘ (Acer platanoides)
Bei dem populären Hausbaum bestimmt ein starker Saftfluss über den besten Termin für einen Form- und Erhaltungsschnitt. Während der Wachstumsperiode ist der Baum durchströmt von Pflanzensaft, sodass ein Schnitt die Pflanze erheblich schwächt. Parallel zum Laubfall reduziert sich der Saftdruck, sodass Sie einen Kugel-Ahorn im Herbst schneiden können. So geht es:
- Bester Zeitpunkt ist im späten Herbst zwischen September und Dezember
- Die Krone gründlich auslichten
- Anschließend zu lange und aus der Kugelform ragende Zweige abschneiden
Setzen Sie die Astschere oder Säge bitte kurz über einem Auge oder Blattknoten an. Wunden ab dem Durchmesser einer 2-Euro-Münze glätten Sie mit einem Messer. Anschließend bestreichen Sie die Wundränder dünn mit Baumwachs, um das wertvolle Kambiumholz vor Frostschäden zu schützen.
Tulpenmagnolie (Magnolia soulangiana)
Die Tulpenmagnolie macht dem Gärtner das Leben leicht, weil ihre Krone nicht zur Vergreisung neigt. Der Baum entfaltet seine malerische Schönheit ohne einen alljährlichen Rückschnitt. Eine Ausnahme gilt für alte Bäume mit einem zunehmenden Anteil von Totholz. Im Dezember ist der ideale Termin, um eine zu dichte Krone auszudünnen und überalterte, weit ausladende Äste zu entfernen. Achten Sie bei der Schnittführung bitte darauf, dass Schere oder Säge nicht den Astring verletzen. Als Astring wird der Wulst bezeichnet, der sich im Übergang vom Ast zum Stamm respektive Leitast befindet.
Beerensträucher
Brombeeren (Rubus sectio Rubus)
Im November lösen Sie abgeerntete Ruten von der Rankhilfe und schneiden diese bodennah zurück. Die Seitenverzweigungen diesjähriger Ruten schneiden Sie zurück bis auf eine Länge von 20 bis 30 Zentimetern. Im Anschluss binden Sie die eingekürzten Triebe erneut an, denn auf ihnen ruht die Hoffnung für einen reichen Ernteertrag im nächsten Jahr. An Säulen-Brombeeren schneiden Sie abgetragene Triebe bis auf 10 cm zurück. Bei dieser Gelegenheit binden Sie diesjährige Ruten hoch, ohne diese einzukürzen.
Herbst-Himbeeren (Rubus idaeus)
Im August und September richtet sich der Blick des Gärtners auf seine Herbst-Himbeeren. Nachdem alle Früchte geerntet sind, schneiden Sie die Ruten zurück bis auf einen kleinen Stummel. Aus den Triebresten treibt der Himbeer-Strauch im nächsten Frühjahr munter wieder aus.