Bei feucht-warmer Witterung ist die Infektionsgefahr besonders groß. Das bedeutet nicht, dass Pflanzen sich bei kühlem, trockenem Wetter in Sicherheit befinden vor Pilzen und Bakterien. Im Grunde genommen darf der Hobbygärtner in seiner Wachsamkeit nie nachlassen, denn Pflanzenkrankheiten lauern zu jeder Zeit darauf, zuzuschlagen. Einige Sporen haben sich sogar auf bestimmte Gattungen spezialisiert. Wer nach dem Motto handelt ‚Erkannte Gefahr ist gebannte Gefahr‘, wird sich mit Interesse die folgende Aufstellung über die häufigsten Pflanzenkrankheiten zu Gemüte führen. Je früher die ersten Symptome diagnostiziert werden, desto effektiver wirkt sich die Behandlung aus.
Pilz- und Bakterienerkrankungen
- Grauschimmel (Botrytis cinerea)
- Echter Mehltau (Erysiphaceae)
- Falscher Mehltau (Peronosporaceae)
- Feuerbrand (Erwinia amylovora)
- Kraut- und Braunfäule bzw. Wurzelfäule (Phytophthora infestans)
- Monilia Fruchtfäule und Spitzendürre (Monilia laxa, Monilia fructigena)
- Blattfleckenkrankheit (Alternaria, Ascochyta und Septoria)
- Fusarium-Welke (Fusarium)
- Verticillium-Welke (Verticillium dahliae und Verticillium albo-atrum)
- Baumkrebs (Nectriaceae)
- Sternrußtau (Diplocarpon rosae)
Grauschimmel (Botrytis cinerea)
Dieser Schimmelpilz verfügt über ein breit gefächertes Beutespektrum von mehr als 230 Wirtspflanzen. Typischerweise siedelt er sich auf abgestorbenen Pflanzenteilen an und erzeugt einen pelzig-grauen Belag. Ist eine Pflanze freilich geschwächt durch ungünstige Kulturbedingungen, wie Überdüngung, Nässe oder zu enger Stand, hat der Grauschimmel keine Hemmungen, auch über diese Gewächse herzufallen, bis sie faulen und absterben. Folgende Gegenmaßnahmen haben sich bewährt:
- Mäßig gießen und wenig düngen.
- Mulchen mit Stroh, Reisig oder Laub.
- Blätter und Blüten trocken halten.
Echter Mehltau (Erysiphaceae)
Es gibt wohl kaum einen Hobbygärtner, der noch keine Konfrontation mit dem allgegenwärtigen Schlauchpilz durchstehen muss. Im Freiland, im Gewächshaus sowie im Zimmer, offenbart sich die Krankheit durch einen mehligen Belag auf den Blattoberseiten. Angesichts der ersten Symptome besteht unmittelbarer Handlungsbedarf, um einer Ausbreitung entgegenzutreten.
- Im Gewächshaus und Zimmer ausreichend lüften.
- Befallene Pflanzenteile entfernen.
- Mit einer Milch-Wasser-Lösung einsprühen.
Falscher Mehltau (Peronosporaceae)
Als Eipilz, dringen diese Sporen tiefer in die Pflanzen ein und rufen einen gräulichen Überzug auf den Blattunterseiten hervor. Es erscheinen in der Folge gelb-braune Flecken, die sich immer weiter ausbreiten und die gesamte Pflanze gefährden. Im Gegensatz zum Echten Mehltau, sucht diese Pilz-Art eine nasse Umgebung.
- Bei der Pflanzung auf einen ausreichend großen Abstand achten.
- Grundsätzlich nicht über Blätter und Blüten gießen.
- Die Widerstandskraft stärken durch Kupferkalk-Gaben.
Feuerbrand (Erwinia amylovora)
Diese meldepflichtige Bakterienerkrankung ist extrem gefürchtet bei allen Gärtnern, die Kernobst kultivieren. Wo sie auftritt, breitet sie sich seuchenartig aus, indem die Bakterien über Wunden im Zellgewebe eindringen. Blüten und Blätter welken, krümmen und verfärben sich schwarz. Eine Rettung gibt es bislang nicht. Die zuständige Behörde richtet eine Quarantänezone ein und ordnet die Rodung an.
- Vorsorglich stets resistente Obstsorten anbauen.
- Verletzungen an Blättern, Blüten, Trieben und Früchten vermeiden.
Kraut- und Braunfäule bzw. Wurzelfäule (Phytophthora infestans)
Treten im Juli an Tomaten und Kartoffeln braune runzelige Stellen auf, die sich vom Rand der Blätter ins Zentrum ausbreiten, handelt es sich wahrscheinlich um die weit verbreitete Pilzinfektion. Kommt zu dieser Pflanzenkrankheit erschwerend eine kühl-feuchte Witterung hinzu, droht ein vollständiger Ernteverlust. Chemische Bekämpfungsmittel sind im Hausgarten nicht erlaubt und wohl auch nicht im Sinne des Hobbygärtners.
- Regengeschützter Anbau im Treibhaus oder unter Folie.
- Ein Pflanzabstand von mindestens einem halben Meter.
- Kartoffeln und Tomaten nicht nebeneinander anbauen.
Monilia Fruchtfäule und Spitzendürre (Monilia laxa, Monilia fructigena)
Es sind insbesondere Obstbäume, die von den Pilzsporen heimgesucht werden. Die Schadbilder, die sie verursachen, klingen schauerlich: faulende Früchte, besetzt mit weißen Kreisen, welke Blüten, schlaff herabhängende Blätter, kümmerliche Triebspitzen. Einzig ein beherztes Handeln kann das Obstgewächs jetzt noch retten.
- Erkrankte Pflanzenteile restlos entfernen.
- Fruchtmumien auch vom Boden auflesen.
- Stärkenden mineralisch-organischen Dünger verabreichen.
Blattfleckenkrankheit (Alternaria, Ascochyta und Septoria)
Verschiedene Pilzgattungen machen Garten- sowie Zimmerpflanzen schwer zu schaffen, indem sie Blätter und Triebe besetzen. Abhängig von der Pilzart, erscheinen unterschiedlich gefärbte Flecken. Durch Pflegefehler gestresste Gewächse sind besonders anfällig. Zu hohe Feuchtigkeit spielt eine große Rolle, in Verbindung mit keiner oder minimaler Luftzirkulation.
- Trockenere Kulturbedingungen schaffen.
- Verseuchte Pflanzenteile abschneiden.
- Erlaubte Fungizide sprühen.
Fusarium-Welke (Fusarium)
Eine Vielzahl populärer Nutzpflanzen wird bei warmen Temperaturen von der Schlauchpilz-Gattung Fusarium bedroht, wie Tomaten, Spinat, Erbsen, Gurken oder Kohl. Die Sporen dringen über die Wurzeln in die Versorgungsleitungen ein, verstopfen sie und verursachen so ein rasches Absterben. Bemerkt ein Hobbygärtner die typischen Welkeerscheinungen, ist es zu spät, die Pflanze zu heilen. Als besonders dramatisch dürften die erheblichen gesundheitlichen Risiken zu bewerten sein, die ein Verzehr mit sich bringt. Vorbeugend ergreifen erfahrene Gärtner folgende Maßnahmen:
- Beachtung einer adäquaten Fruchtfolge.
- Gezielter Anbau resistenter Arten.
- Konsequente Bodenbearbeitung.
Verticillium-Welke (Verticillium dahliae und Verticillium albo-atrum)
Ähnlich, wie die Fusarium-Welke, operiert die Verticillium-Welke. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Pilzerkrankungen besteht darin, dass Letztere bei Temperaturen unter 20° Celsius ihr Unwesen treibt. Somit bedeutet kühleres Wetter für den geplagten Hobbygärtner keine Atempause, denn die beiden Pflanzenkrankheiten wechseln sich bösartigerweise einfach ab. Da die Verticillium-Welke vorzugsweise Gehölze befällt, bieten sich zur Prävention folgende Vorgehensweisen an:
- Trockenstress vermeiden durch regelmäßiges Wässern.
- Stickstoffbetonte Gabe von Dünger unterlassen.
- Keine Verletzungen an den Wurzeln verursachen.
Baumkrebs (Nectriaceae)
Der Name klingt bedrohlich – und das zu Recht. Leidet ein Baum unter Verwundungen, schlagen die Pilzsporen zu und dringen ins Innere ein. Freilich handelt es sich nicht um Krebs im eigentlichen Sinne in Form unkontrollierten Zellwachstums, sondern um eine Pilzinfektion. Schnitt- und Frostverletzungen öffnen den Pustelpilzen ebenso Tür und Tor, wie die herbstlichen Blattnarben nach dem Laubfall. Typische Symptome sind die runden Wucherungen auf Stämmen und Ästen. An Obstbäumen verursacht Baumkrebs früher oder später zudem Fruchtfäule. Da die Erkrankung nur langsam fortschreitet, hat ein Hobbygärtner in diesem Fall die Chance, sein Gehölz noch zu retten.
- Konsequenter Rückschnitt bis ins gesunde Holz.
- Jegliche Schnittwunde sogleich versiegeln mit Baumwachs.
- Stickstoffhaltigen Dünger auf ein Minimum reduzieren.
Sternrußtau (Diplocarpon rosae)
Zu den häufigsten Pflanzenkrankheiten zählt diese Schlauchpilz-Infektion, die auch als Schwarzfleckenkrankheit bezeichnet wird. Schwarz-braune, dunkel-violette Flecken breiten sich sternenförmig auf den Blättern aus, woraufhin sie sich gelb verfärben und abfallen. Vornehmlich Rosen sind gefährdet durch den Sternrußtau. In der Folge sind junge Triebe nicht in der Lage, vor dem Winter auszureifen und büßen ihre Frosthärte ein. Die unmittelbare Bekämpfung ist in der Regel nicht möglich. Im Vorfeld kann der Gärtner einiges unternehmen, damit es erst gar nicht zu einem Befall kommt.
- Den Nährstoffgehalt des Bodens hoch halten.
- Abgefallenes Laub sogleich entsorgen.
- Knoblauch zwischen die Pflanzen setzen.
- Wiederholt mit Ackerschachtelhalmbrühe stärken.
Viruskrankheiten
- Scharka-Virus
- Apfelmosaik-Virus
- Schwarzringfleckigkeit
- Kräuselvirus
- Gurkenmosaikvirus
Werden die häufigsten Pflanzenkrankheiten beleuchtet, dürfen Viruskrankheiten nicht unerwähnt bleiben. Viren sind sehr viel kleiner, als Pilzsporen und Bakterien. Da sie über keine eigenen Zellen verfügen, fehlt der Stoffwechsel, sodass die Anwendung von Heilmitteln sinnlos ist. Viren bemächtigen sich vielmehr der Zellen ihrer Wirte, um sich auszubreiten und zu vermehren. In den befallenen Pflanzen leben sie im Strom der Nährstoffe, von wo sie einzig durch ein kräftiges Immunsystem vertrieben werden können. Kaum eine Pflanzenart wird von Viren verschont, da diese Parasiten extrem anpassungsfähig sind und sich stets auf der Suche nach neuen Wirten befinden.
Scharka-Virus
Unter Pflaumen, Zwetschgen, Aprikosen, Pfirsichen und Nektarinen, gilt sie als die wichtigste überhaupt, denn sie richtete katastrophale Ernteausfälle an. Folglich ist die Scharka-Infektion meldepflichtig. Im Mai und Juni bilden sich diffuse Scheckungen oder Ringe auf den Blättern. Auf den Früchten bilden sich pockenförmige Einsenkungen, unter denen sich das Fruchtfleisch verfärbt und eine gummiartige Konsistenz annimmt. Unmittelbare Bekämpfungsmethoden sind nicht bekannt. Geeignete Abwehrmaßnahmen resultieren aus der Vorbeugung:
- Engmaschiges Netz ausbreiten, um übertragende Insekten abzuhalten.
- Vermehrung einzig über virusfreie Unterlagen.
- Erkrankte Bäume sogleich roden und entsorgen.
Apfelmosaik-Virus
Auch wenn der Name es vermuten lässt, beschränkt sich dieser Virus nicht einzig auf Äpfel. Vielmehr umfasst der Wirtspflanzenkreis mehr als 85 Arten, wie Rosen, Himbeeren oder Hopfen. Weiße bis gelbliche Sprenkelungen, verkümmernde Triebe, verkrüppelte Früchte und abgestorbene Bereiche deuten auf den Apfelmosaik-Virus hin. Da sich die Krankheit nur sehr langsam ausbreitet, muss der Hobbygärtner den Schaden nicht untätig hinnehmen:
- Tolerante oder resistente Sorten pflanzen.
- Kranke Triebe und Äste herausschneiden.
- Befallsverdächtigen Gehölzen keine Edelreiser entnehmen.
Kräuselvirus
Erdbeerbauern fürchten den Kräuselvirus wie die Pest, denn er richtet enormen wirtschaftlichen Schaden an. Deformierte Blüten, gekräuselte Blätter, gelbliche, mosaikförmige Strukturen und merklich abnehmender Zuckergehalt der Früchte kennzeichnen das Schadbild dieser Krankheit. Nicht selten kommt es zu Mischinfektionen, die das Ausmaß der Zerstörung noch verstärken. Überträger sind hier wiederum die Blattläuse sowie Grashüpfer und vermutlich auch Würmer.
- Natürliche Feinde der Blattläuse einsetzen, wie Schlupfwespen, Florfliegen, Marienkäfer.
- Auf eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung der Erdbeeren achten.
- Regelmäßig eine Schmierseifen-Lösung ausbringen, bis die Schädlinge entfernt sind.
Schwarzringfleckigkeit
Nahezu alle Kohlsorten befinden sich im Visier der Schwarzringfleckigkeit, die durch divergente Viren ausgelöst wird. Weißkohl, Rotkohl, Rosenkohl, Kohlrabi und Blumenkohl werden übersät mit fleckenförmigen Aufhellungen, nekrotischen Ringen und schwarzen Einsenkungen. Da Blattläuse als Hauptüberträger der Pflanzenkrankheit gelten, sollten sie entsprechend vehement bekämpft werden.
- Saugende und stechende Schädlinge konsequent abwehren.
- Die Nutznießer von Blattläusen, wie die Ameisen, fernhalten.
- Blattwanzen rigoros entgegenwirken.
Gurkenmosaik-Virus
Experten bezeichnen ihn als den häufigsten Virus im Hausgarten. Gurken, Zucchini, Melonen, Tomaten, Paprika und Petunien zählen zu den bevorzugten Opfern sowie weitere 80 Pflanzenfamilien. In Experimenten ließen sich sogar 1000 Pflanzengattungen infizieren. Die Übertragung erfolgt erschreckenderweise über mannigfache Kanäle, wie verunreinigten Werkzeugen, verseuchtem Saatgut, beschmutzten Handschuhen sowie Arbeitsschuhen. Die gefürchteten Mosaikerscheinungen, deformierte Blätter und unappetitlich verfärbte Früchte versetzen den Gärtner in höchste Alarmbereitschaft. Angesichts dieser Verstümmelungen gilt es, Schadenbegrenzung zu betreiben.
- Erkrankte Pflanzen gezielt aussortieren und im Hausmüll entsorgen.
- Penibel darauf achten, nur mit desinfizierten Werkzeugen zu arbeiten.
- Ausschließlich zertifiziertes, virenfreies Saatgut verwenden.
Flechten
Treten graue, grüne, rote oder gelbe Flechten an Pflanzen auf, ist der Hobbygärtner zumeist beunruhigt. In diesem Fall besteht indes kein Grund dazu, denn es handelt sich um eine ungefährliche Symbiose aus Pilzen und Algen und nicht um eine Pflanzenkrankheit. Sie besiedeln die unterschiedlichste Orten, zu denen nicht nur Pflanzen zählen, sondern auch Felsen, Gestein, Wände und Dächer. Am liebsten gedeihen sie auf den sauren Baumrinden von Erlen, Birken und Fichten, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Aufmerksame Freizeitgärtner nutzen Flechten vielmehr als Indikatoren für eine Unterversorgung durch Wasser oder einen Schädlingsbefall. Wo sie gedeihen, findet nur noch ein minimales Wachstum statt – wenn überhaupt -, denn Flechten bevorzugen einen ruhigen Untergrund. Eine aufwändige Bekämpfung ist folglich nicht erforderlich. Sofern sie das optische Erscheinungsbild stören, werden sie kurzerhand abgebürstet oder unter einem Kalkanstrich verborgen.
Fazit
Pflanzenkrankheiten sind die Geißel des ambitionierten Hobbygärtners. Allen voran, zählen Pilz- und Bakterieninfektionen zu den häufigsten Problemen, dicht gefolgt von Viren, die Nutz- und Zierpflanzen besonders zu schaffen machen. Wer sich mit den häufigsten Pflanzenkrankheiten auskennt, ist der Plage nicht wehrlos ausgeliefert, denn es steht ein ganzes Arsenal an prophylaktischen und abwehrenden Maßnahmen bereit.