Der Dschungel im Wohnzimmer bei wenig Pflege und wenig Arbeitseinsatz muss kein Traum bleiben, Sie müssen nur ein paar Philodendren aufstellen und diese wachsen lassen. Genauer gesagt, einen Philodendron, denn der Baumfreund lässt sich so leicht pflegen und vermehren, dass Sie auch mit diesem einen Philodendron sehr schnell zu Ihrem Wohnzimmer-Urwald kommen werden.
Der Philodendron – eine wuchsfreudige Pflanzengattung
Die Philodendren (auch Baumfreund genannt), sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Aronstabgewächse. Es handelt sich um immergrüne krautige Pflanzen, Wurzelkletterer, die auch epiphytisch wachsen können, oder buschförmig wachsende Pflanzen. Sie können bis zu 6 m hoch werden und haben sich meist in Regenwäldern entwickelt, im tropischen Amerika und der Karibik.
Die Blätter bieten eine reiche Auswahl an unterschiedlichen Formen, und nicht nur wegen dieser dekorativen Abwechslung gehören die Baumfreunde zu unseren beliebtesten Zierpflanzen. Sie eignen sich nämlich ganz hervorragend als Zimmerpflanzen, geben sich auch bei Anfängern unverwüstlich, sind insgesamt anspruchslos zu halten, und werden eigentlich meist erst dann zum Problem, wenn sie ihren „Haltern“ über den Kopf wachsen (was sich schnell ändern lässt, siehe unten).
Dadurch, dass der Philodendron öfter mit Wasser besprüht werden möchte, macht er auch für uns Menschen besonders im Winter die trockene Heizungsluft erträglicher. Außerdem reinigt er auch noch für uns die Luft, er kann sehr gut schädliches Formaldehyd (giftige Chemie, u. a. in Lacken, Desinfektionsmitteln und Kosmetika), Kohlenmonoxid (z. B. in Abgasen) und Benzol (z. B. in Abgasen) aus der Luft filtern bzw. aufnehmen und unschädlich machen.
Vorsicht, der Philodendron ist giftig
Oder besser gesagt, „Philodendron essen“, alle Pflanzen der Gattung sollten weder von Kleinkindern noch von Haustieren beknabbert werden können, und bei der Pflege sollten sich auch erwachsene Zimmergärtner vorsehen: Die Pflanzen enthalten verschiedenste, von der Wissenschaft noch nicht genau benennbare giftige Substanzen, sie werden meist einfach als „Scharfstoffe“ bezeichnet. Sicher ist man sich jedoch, dass die Philodendren Calciumoxalat-Kristalle und lösliche Salze von Oxalsäure enthalten, der Kontakt mit dem Pflanzensaft kann deshalb schnell Hautreizungen hervorrufen.
Und so schön es ist, wenn Sie für Ihren Philodendron einen Standort gefunden haben, an dem er im Abstand von wenigen Monaten eine Blüte nach der anderen entwickelt – so störend könnte das für Menschen mit empfindlichen Nasen werden: Die Blüten der meisten Philodendron-Sorten duften recht deutlich nach Aas, das finden Insekten nun einmal wirklich lecker, und die sollen durch den Duft zur Bestäubung animiert werden. Einige Philodendron-Arten können dazu auch noch sehr hohe Temperaturen erzeugen, sie heizen das Innere ihrer Blüten durch bestimmte ähnlich wie Batterien funktionierende Pflanzenzellen auf über vierzig Grad auf, können so die Duftstoffe ihrer Blüten noch besser verströmt und noch mehr Insekten anlocken – im Wohnzimmer stinkt es dann aber schon einmal ein bisschen.
Arten der Philodendren
Insgesamt gibt es so irgendetwas zwischen 450 und 620 Philodendron-Arten. Nur wenige Vertreter der Art werden Ihnen jedoch im Handel als Zimmerpflanze angeboten, weil sie es auch in unseren Breiten einigermaßen aushalten. Hier einige häufige Zimmer-Philodendren und ihre Ansprüche:
- Unser wahrscheinlich häufigster Philodendron ist der Kletterphilodendron Philodendron hederaceum, im Handel unter dem Synonym Philodendron scandens, der aus Mexiko und dem tropischen Amerika kommt. Er hat dicke und ledrige Blätter, die in der Form irgendwo zwischen plattgequetschten Herzen und Eiern liegen, und kann an Rankgerüsten und Moosstäben hochklettern. Er möchte am liebsten im Halbschatten stehen, verträgt aber auch Schatten (jedoch keine volle Sonne), mag im Sommer Temperaturen um 20 Grad und kann im Winter kühler, aber nicht unter 15 Grad gehalten werden.
- Der Philodendron elegans ist eine kletternde Art mit langen Ranken, die Blätter ausbildet, die ein wenig wie ausgefranst aussehen, zwischen den einzelnen Blattteilen ist jeweils eine größere Lücke. Die ganze Pflanze wirkt durch die großzügige Blattform sehr raumeinnehmend und vornehm.
- Recht bekannt ist auch der „Ausgefranste Baumfreund“, der Philodendron laciniatum, der auch unter dem Synonym P. pedatum verkauft wird. Er bildet kräftige runde Blattstiele aus, gilt als sehr widerstandsfähig und entwickelt im Grundsatz dreiteilige, in der Form aber sehr variable Blätter. Dieser Philodendron verträgt etwas mehr Licht als seine Kollegen, an einem zu dunklen Platz entwickeln sich seine Blätter in nur kleiner Größe und nicht in der typischen Form.
- Der Kleinblättrige Philodendron oder Philodendron grazielae hat sich in Peru und Brasilien entwickelt, wo er als Kletterpflanze von mehreren Metern Länge die Bäume im Regenwald berankt. Er hat herzförmige Blätter, die bis zu 5 cm breit werden, dunkelgrün glänzen und dicht an dicht an den Ranken stehen.
Diese Arten sind insgesamt im Hinblick auf die Temperaturen eher nicht so anspruchsvoll, vor allem vertragen sie im Winter einen kühlen Standort. Das sind also passende Baumfreunde für einen im Winter kühler gehaltenen Wintergarten. Etwas wärmer, auch im Winter, mögen es die folgenden Arten, im Winter darf es für ihren Geschmack nicht kälter als 18 Grad werden. Sie sind also die richtigen Philodendren für eine ganzjährige Wohnzimmerhaltung:
- Der Philodendron bipennifolium ist eine robuste kletternde Art aus Südbrasilien, die länglich herzförmige bis ähnlich wie ein Anker geformte, glänzend dunkelgrüne Blätter entwickelt. Je nach Lichtintensität, der die Pflanze ausgesetzt ist, wird die Blattform sich leicht verändern.
- Der auch Baumlieb genannte Philodendron erubescens ist eine bekannte Kletterpflanze mit Heimat Kolumbien. Sie entwickelt einen grünlichen bis roten Stamm, oben dunkelgrüne und unten rötlich gefärbte Blätter und teils auch tiefrosa getönte Deckblätter. Vom Baumlieb wird meist die Kultursorte „Green Emerald“, daneben sind aber auch buntgefleckte Sorten verfügbar.
- Der Philodendron melanochrysum, auch unter dem Synonym P. andreanum bekannt, kommt ebenfalls aus Kolumbien und klettert auch, entwickelt jedoch im Jugendstadium etwas hellgrünere Blätter, die später bronzegrün mit gestreiften Akzenten werden.
Natürlich waren das noch längst nicht alle Baumfreunde, die bei uns kultiviert werden können, Sie können sich auch noch die Sorten Philodendron bipinnatifidum oder selloum, P. gloriosum, P. impolitum, P. radiatum, P. rugosum, P. sagittifolium, P. squamiferum, P. stenolobum × selloum, P. tuxtlanum und P. warszewiczii ansehen, so finden Sie bestimmt den Philodendron, der für Sie genau die richtige Blattform und -farbe, die richtige Wuchsform und Wuchsgröße und die richtigen Ansprüche an die Umgebungstemperatur hat.
Wenn Ihnen jetzt in den ganzen Beschreibungen genau die Pflanze fehlt, die Sie bisher für einen Philodendron hielten, liegt das daran, dass auch die Fensterblätter oder Monstera häufig als Philodendron gehandelt werden. Als man anfing, sie bei uns zu verkaufen, hießen manche Monstera noch Philodendron, z. B. die „Monstera adansonii“, die damals den botanischen Name „Philodendron pertusum“ trug. Das hat sich in der Folgezeit geändert, inzwischen werden die Gattung Philodendron und die Gattung Monstera als getrennte Unterfamilien der Aronstabgewächse betrachtet.
Pflege
Bis auf die feinen Extrawünsche der einzelnen Arten wünschen sich alle Baumfreunde die gleiche Pflege: Sie kommen alle aus tropischen Regenwäldern, und in denen herrschen nun einmal ganz bestimmte Bedingungen vor, die sie bei uns so gut wie möglich nachgestellt haben möchten – zumindest, wenn sie so richtig gut gedeihen sollen.
Zunächst gibt es im Regenwald einen sehr nahrhaften, aber gut wasserdurchlässigen Boden, die Philodendren möchten also auch bei uns in eine sehr nährstoffreiche Humuserde gesetzt werden. Die Temperaturen in Südamerika sind gleichmäßig das ganze Jahr über, und zwar mit einem deutlichen Überwiegen von Temperaturen über 20 Grad und nie (bis auf Berggipfel) unter null, deshalb möchten es die Philodendren auch bei uns eher warm als kühl haben.
Im Regenwald wachsen sie fast komplett im Schatten, nur die obersten Zweige strecken sich in den Baumwipfeln ins Licht, und so vertragen die Philodendren auch bei uns einen etwas schattigeren Platz. Mit Betonung auf etwas, die Lichtintensität in Deutschland ist mit der in Südamerika wirklich nicht zu vergleichen (viel schlechter, viel weiter vom Äquator entfernt). Deshalb können die Philodendron bei uns zwar an hellen bis halbschattigen Standorten gehalten werden, und mögen keine direkte Sonneneinstrahlung, geben sich aber nur in absoluten Ausnahmefällen auch mit echt dunklen Standorten zufrieden – das sind dann wohl die Arten, die im Regenwald am Boden entlang kriechen, über diese Wuchsform müssten Sie dann allerdings informiert sein.
Was es natürlich im Regenwald im Überfluss gibt, ist Feuchtigkeit, deshalb heißt er ja so. Also: Ein Philodendron möchte eine immer leicht feuchte Erde haben, und das ist wohl das Schwierigste bei der Haltung. Denn „leicht feucht“ heißt nicht „nass“, und sehr viele Hobbygärtner meinen es mit der Bewässerung ihrer Lieblinge so gut, dass sie es fast schon schaffen, Wasserpflanzen zu ertränken. Auch Philodendren sollten immer erst wieder gegossen werden, wenn die Erde oben abgetrocknet ist, und Staunässe mögen sie wirklich überhaupt nicht. Wenn Sie (trotz möglicher „Geruchsgefahren“) Blüten sehen möchten, sollten Sie Ihren Philodendron während der Winterzeit sogar eine Zeitlang ganz besonders knapp halten – Pflanzen sind in dieser Beziehung anders als wir, ohne Angst vor dem Aussterben wird die Fortpflanzung gerne hintan gestellt …
Ansonsten ist ein Philodendron auch viel Feuchtigkeit in der Luft um sich herum gewohnt, so viel Feuchtigkeit, dass in Ihrem Wohnzimmer die Tapeten von den Wänden fallen würden. Ersatzweise können Sie die Blätter regelmäßig mit der Wasserspritze ansprühen oder die Blätter mit einem feuchten Tuch, das ersetzt der Pflanze zumindest teilweise die fehlende Luftfeuchtigkeit und hält die Blätter auch immer schön glänzend.
Im Regenwald vollzieht sich Wachstum auch in ganz anderen Geschwindigkeiten als auf dem deutschen Acker, und gerne legen die Philodendren auch bei uns „Turbo-Wachstum“ hin – aber nur, wenn Sie Ihnen dazu die passende Ernährung in Form von regelmäßigen Volldüngergaben zur Verfügung stellen, während der Wachstumsphase im Sommer alle 2 Wochen, im Winter bekommen sie immer noch einmal im Monat etwas Grünpflanzendünger.
Schnitt und Vermehrung
Philodendren schneiden? Keine Frage, kein Problem und keine Überlegung notwendig. Wenn man im Regenwald öfter einmal als Affenschaukel benutzt wird, ist man es gewohnt, dass ab und zu ein Trieb verloren geht … Nein, im Ernst, einen Philodendron können Sie zurückschneiden, wie und wo Sie möchten. Auch gerne in der Mitte durch, sowohl das abgesäbelte Teil als auch der übrig gebliebene Rest werden neu austreiben (das abgesäbelte Teil natürlich nur, wenn Sie es in Erde stecken).
Sie können auch mehrere einzelne Teile wegschneiden, all diese Teile können gleich als Ableger zur Vermehrung eingesetzt werden. Die Spitzen können direkt eingepflanzt werden, Stamm- oder Stielteile werden einfach in rund handlange Stücke geschnitten und in Anzuchterde gesteckt)mit einem Teil an der Luft), sie werden sich alle zu neuen Pflanze entwickeln.
Was Sie jedoch nicht wegschneiden sollten, sind die Luftwurzeln, die gehören nämlich zum Philodendron dringend dazu. Mit ihnen nehmen die Philodendren in gleicher Weise Nährstoffe auf wie mit der Wurzel in der Erde. Diese Nährstoffe können sie mit den Luftwurzeln leichter in die oberen Teile der Pflanze leiten, und sie können mit den Luftwurzeln Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnehmen, Luftwurzeln sind also alles andere als überflüssig.
Fazit