In der Gattung der Primel gibt es etwa 550 Arten. Zahlreiche davon stammen aus den Gebirgsregionen Europas oder aus Asien, es existieren aber auch Arten aus Nordamerika. Die meisten Primeln sind Stauden, allerdings gibt es auch ein- und zweijährige Arten. In milden Wintern kann die Primelsaison schon im Februar beginnen, meist starten die Pflanzen aber erst im März richtig durch. Zu den ersten gehören Schlüsselblumen, Kugel- und Karnevalsprimeln. Übrigens stammt der Name Primel von Primula ab und der wiederum vom lateinischen „primus“, was soviel wie „der Erste“ bedeutet. Später dagegen blühen die beliebten Etagenprimeln und Orchideenprimel. Zu den Primeln zählen auch die Aurikel, von denen es zahlreiche wunderschöne Sorten gibt.
Hinweis
Primin ist ein Kontaktallergen, mit einer der stärksten Sensibilisierungspotenzen überhaupt. Primin befindet sich in den feinen Härchen an den Stängeln und an der Unterseite der Blätter. Selbst in den Blüten ist der Stoff nachweisbar. Schon bei leichtester Berührung brechen die Härchen auf und können in die Haut eindringen. Bei welk gewordenen Blättern und Stängeln gelangt das Primin auch an die Oberfläche und es besteht ein noch höheres Allergierisiko. Besonders betroffen sind in der Regel die Hände. Es treten Ekzeme auf, erst winzige Blasen, die jucken, aufbrechen und nässen. Das Ekzem breitet sich aus. Es tut weh und ist sehr unangenehm. Ich gehöre auch zu den Allergikern. Die Sache ist aber nicht weiter schlimm. Wenn ich mit Primeln zu tun habe, ziehe ich Einmalhandschuhe an und das funktioniert hervorragend.
Primelarten und Sorten
Es gibt über 500 Primelarten. Ich zähle hier nur einiger der bei uns gebräuchlichsten auf, sonst würde die Sache ausufern.
-
Kugelprimeln (Primula denticulata) – stammt von den feuchten Bergwiesen des Himalaja, zu erkennen an ihrer kugeligen Blütenkrone an einem längeren Stängel, wird etwa 30 cm hoch, blüht in zahlreichen Farben (weiß, blau, violett, rot und rosa), Blüte im April
- ’Rubin’ – pinkfarbene Sorte mit kleiner gelben Mitte
- ’Alba’ – weiße Kugelblüte
- Kissenprimel (Primula vulgaris) – gehört zu den meistverkauften Pflanzen überhaupt, leuchtende Blüten in vielen Farben und Farbkombinationen, breitet sich durch Samen aus, Selbstaussaat, eine der gebräuchlichsten Primeln
- Hybrid ‘’Miss Indigo’ – blaue Blüten mit zarten, weißen Rändern
- ’Lilac Sensation’ – lilafarben mit weißem Rand
- Echte Schlüsselblume (Primula veris) – auch Himmelschlüssel genannt, steht unter Naturschutz, duftende gelbe Blüten im Frühjahr, breitet sich durch Selbstaussaat aus
- Japanische Etagenprimel (Primula japanica) – Blütenfarbe je nach Sorte in Rosa, Purpur oder Weiß, Blüte ab Mai, wird 40 bis 50 cm hoch, Vermehrung durch Teilung, stammt aus Japan und Taiwan
- ’Atropurpurea’ – auffällig karmesinrote Blüten
- ’Postford White’ – weiße Blüten mit einem roten Auge, leider oft inzwischen mit gelbem Auge
- Karnevalsprimel (Primula vulgaris subsp. Sibthorpii) – blüht zuerst, oft schon ab Februar, stammt ursprünglich aus dem östlichen Balkangebiet, Blüte in Rosa über Rot und Purpur bis hin zu Gelbtönen, Selbstaussaat, eignet sich zum Verwildern
- Aurikel (Primula auricula) – stammen ursprünglich aus den Alpen, viele Sorten sind Sammlerstücke, wunderschöne Farbkombinationen der Blüten, Blüte im April, Vorsicht: die Pflanze ist in allen Teilen giftig!!!
- ’Lisa’s Smile’ – Blüten in warmem Gelb mit großem, weißem Auge
- ’Elizabeth Killelay’ – kastanienbraune Blüten mit gelbem Rand, historische Sorte
- Orchideenprimel (Primula vialii) – ähnelt einer einheimischen Orchidee, dem Knabenkraut. Stammt aus China, wirkt sehr exotisch, blüht ab Juni, Blütenform ganz anders als bei den gebräuchlichen Arten, Blüte kolbenförmig
- Kandelaberprimel (Primula chungensis) – blüht zwischen Juni und Juli, kräftig gelbe Blüten mit orangerotem Hauch in lockeren Quirlen übereinander
- Rosenprimel (Primula rosea) – stammt aus den Feuchtwiesen und Sümpfen des Himalaja, blüht am Stängel wie die Kugelprimel, bildet aber keine Kugel, Blüte ab April, Blüten karmesinrot
- Kreuzungen mit Primula clarkei und Primula warshewskiana brachten robuste, großblumige Sorten hervor, z.B. ’Johanna’
- Sibolds Primel (Primula sieboldii) – blüht am Blütenschaft, jeweils 5 bis 15 Blüten in rosa bis lila-violett, selten weiß, Blütezeit ab Mai, stammt aus dem südöstlichen Sibirien, den nördlichen Provinzen Chinas und aus Japan
- ’Snowflake’ weiße, sehr große Blüten
- Becherprimel (Primula obconica) – blüht am Blütenschaft, vergleichsweise große Blüten in Rosa bis lavendelfarben-rosa, selten weiß, nicht winterhart, gern als Zimmerpflanze verkauft, stammt aus Südost- und Ostasien, als Gift-Primel bekannt, da ihre Drüsenhaare bei Kontakt Hautirritationen und allergische Reaktionen hervorrufen können
- ’Touch me’ Twilly Serie – besonders gezüchtet mit deutlich weniger Primin, rosaweiße Blüten, gibt es auch in anderen Farben
Besondere Sorten
- Primula ’Belarina Cream’ – zahlreiche große, cremeweiße gefüllte Blüten mit leicht dottergelbem Blütengrund
- Primula Belarina ’Nectarine’ – gelbe gefüllte Blüten mit kräftig pinkfarbiger Umrandung
- P. Belarina ‚’Miss Indigo’ – violett blau gefüllte Blüten mit weißem Rand
- P. ’Fringed Mix’ – sehr große, meist halbgefüllte Blüten in verschiedenen Farben an einer Pflanze, fast immer mit gelber Mitte und gewellten Blütenblatträndern
Die Pflege der verschiedenen Primel
Die verschiedenen Primelarten haben recht unterschiedliche Ansprüche an ihren Standort. Viele mögen es sonnig, andere wieder halbschattig. Die meisten lieben einen frischen, humosen Boden. Während einige am liebsten an einem Teichufer stehen, kommen andere dagegen ganz gut mit Trockenheit klar.
Kissenprimel und auch einige andere Primelarten können übrigens auch als Zimmerpflanze kultiviert werden. Sie halten bei Temperaturen über 15°C nur nicht lange. Wie in der Natur mögen sie keine direkte Sonne und keine zu trockene Luft. Wenn die Blätter schnell welken, wurde zu viel gegossen. Zu wenig gießen ist aber auch nicht gut. Das Pflanzsubstrat sollte nie ganz austrocknen, besser immer ganz leicht feucht sein. Wenn die Primeln abgeblüht sind, müssen sie nicht entsorgt werden. Besser ist, sie in den Garten zu pflanzen. Am richtigen Standort gedeihen sie über viele Jahre und breiten sich auch durch Selbstaussaat aus. Sie bilden dichte blühende Teppiche.
Standort
Der Standort variiert bei den einzelnen Arten. Fast alle mögen keine Mittagssonne. Viele stehen deutlich lieber im lichten Schatten, unter Gehölzen, ohne knallige Sonneneinstrahlung. Es gibt aber Ausnahmen, welche Sonne sehr mögen. Diese haben meist auch andere Ansprüche an den Boden.
- Kugelprimel – halbschattig, ideal im lichten Schatten von Bäumen und Mauern und an Teichrändern
- Kissenprimel – kühl, also eher halbschattig und schattig, am besten ist lichter Schatten
- Karnevalsprimel – sehr gut im Halbschatten unter Gehölzen, mag keinen offenen Gartenboden
- Orchideenprimel – halbschattig oder schattig, gut zwischen Gehölzen, sowie im Staudenbeet
- Etagenprimel – halbschattig, am besten unter Gehölzen
- Rosenprimel – sonnige bis halbschattige Lage
- Aurikel – meist in Pflanzgefäßen kultiviert, brauchen hellen Standort, mag die Sonne, aber besser keine Mittagssonne
- Schlüsselblumen – eine der wenigen Arten, die es gern sonnig mögen
Pflanzsubstrat
Auch beim Pflanzsubstrat gibt es deutliche Unterschiede. Die meisten Primeln sind nicht anspruchsvoll, einige haben aber ihre Eigenheiten. Günstig ist immer, wenn man weiß, was man sich da angeschafft hat.
- Kugelprimel – feuchte, humose Gartenböden
- Kissenprimel – feuchtes Substrat, aber keine stehende Nässe, ideal ist Lehmboden
- Aurikel – unbedingt durchlässiges Substrat, vertragen keine Nässe, lieber trockener Boden, brauchen Kalk
- Orchideenprimel – feuchter, humoser Boden
- Etagenprimel – mag feuchte Wiesen und bewaldeten Sumpfboden, wichtig ist humoser Boden
- Rosenprimel – feuchtes Substrat, verträgt sogar Staunässe und mag es besonders am Ufer eines Baches oder Teiches
- Schlüsselblume – durchlässiger, eher trockener Boden, vor allem keine Winternässe
Pflanzen
Beim Pflanzen gibt es nicht viel zu beachten. Die meisten Primeln werden im Frühjahr gekauft und kommen direkt sie ins Freiland. Topfpflanzen sollten nach dem Verblühen unbedingt in den Garten ausgepflanzt werden.
- Pflanzen kann man außer bei Frost das ganze Jahr über
- Wurzelballen vor dem Pflanzen in Wasser stellen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen.
- Beim Pflanzen ordentlich Kompost in die Erde einarbeiten
- Erde festdrücken, aber nicht festtreten
- Gut wässern
Gießen und Düngen
Die meisten Primeln mögen keinen richtig trockenen Boden. Sie lieben es etwas feucht. Der Boden sollte nicht austrocknen. Deshalb ist es wichtig, häufig zu gießen. Je sonniger die Pflanzen stehen, um so mehr Wasser benötigen sie schließlich. Staunässe ist aber unbedingt zu vermeiden. Primeln freuen sich im Frühjahr über eine Ladung Kompost. Weiteres Düngen über das Jahr ist dann in der Regel nicht nötig.
- Regelmäßig Gießen
- Nicht ersäufen
- Boden nicht austrocknen lassen
- Einmal Düngen bzw. Kompost zugeben im Jahr reichen
Schneiden
Schneiden muss man Primeln generell nicht. Sinnvoll ist es aber, verblühtes regelmäßig zu entfernen, damit neue Blüten es einfacher haben, sich durchzukämpfen. Das Entfernen verhindert, dass sich Samen bilden. So kann man das ungewollte Ausbreiten der Pflanzen unterdrücken. Außerdem kostet es den Primeln Kraft, die Samen auszubilden. Besser ist, sie stecken diese Kraft in die Ausbildung neuer Blüten.
Überwintern
Primeln sind ausreichend winterhart. Sie können auch bereits im Winter in die Beete, aber nur, wenn sie im Freiland gezogen wurden. Die oft im Handel angebotenen Primeln, die man Anfang des Jahres erwerben kann, sind übrigens meist in Gewächshäusern entstanden. Sie sind nicht abgehärtet und vertragen indes keine Minusgrade. Blüten von frisch gepflanzten Primeln sollten bei Frost mit Vlies abgedeckt werden.
Primeln als Zimmerpflanze zu überwintern, lohnt meist nicht. Wer es trotzdem probieren möchte, muss die Gefäße kühl und hell stellen. Je kühler die Temperaturen, um so weniger darf gegossen werden. Ganz austrocknen sollte das Pflanzsubstrat aber nicht.
Vermehren
Die einzelnen Arten können auf unterschiedliche Art und Weise vermehrt werden. Viele vermehren sich durch Selbstaussaat. Das funktioniert am besten in lehmigen Böden. Ansonsten ist bei einigen Arten indes Teilen eine gute Möglichkeit oder natürlich die gezielte Aussaat. Wurzelschnittlinge sind ebenfalls möglich. Dazu muss die Primel aber eine sehr kräftige Wurzel haben. Einfaches Teilen ist meist besser geeignet.
- Ausgesät wird am besten direkt ins Freiland. Da einige Primeln Kaltkeimer sind, werden die Samen von November bis Februar in den Boden gesteckt.
- Kaltkeimer sind: Himmelschlüssel, Kugelprimel und Waldprimel
- Eine andere Möglichkeit ist, Saatkisten zu benutzen. Man bedeckt die Samen 3 mm mit Sand und feuchtet alles gut an.
- Saatkisten verschließen und bei Temperaturen zwischen 10 und 15°C ins Freie stellen. Die Samen keimen bei 10 bis 12°C. Wenn die ersten Blätter zu sehen sind, kann der Deckel entfernt werden.
- Kissenprimeln – blühen mit den Jahren weniger stark und sollten deshalb geteilt werden. Die einzelnen Teile neu pflanzen. Das hat auch den Vorteil, dass die Farben wieder kräftiger erscheinen.
Krankheiten und Schädlinge
Eigentlich sind Primeln recht gesund und robust. Wenn es Probleme gibt, liegt das meist an falscher Pflege. Es wird zu viel oder zu wenig gegossen, das Wasser ist zu kalt oder zu kalkhaltig oder es gab zu große Temperaturunterschiede. Staunässe muss ebenso wie Ballentrockenheit vermieden werden.
- Becherprimeln sind salzempfindlich.
- Kissenprimeln neigen zu Blattfleckenkrankheiten. Hier sollten betroffene Blätter entfernt werden
- Als Schädlinge treten Dickmaulrüssler auf. Man erkennt den Befall an den typischen Fraßspuren.
- Bei zu nasser Erde werden die Blätter gelb und latschig. Das ist bei allen Primelarten gleich.
- Primeln neigen zu einem Befall mit Blattälchen.
Fazit
Primeln gehören zum Frühling einfach dazu. Ihre zahlreichen Blüten in leuchtenden Farben sind die ersten bunten Punkte im Garten. Eine Zeitlang halten sich die Blüten auch im warmen Wohnzimmer, aber die Bedingungen sind nicht ideal. Besser ist ein kühler Standort. Frisch gekaufte Primeln sollten nicht zu kühlen Temperaturen und vor allem keinen Minusgraden ausgesetzt werden. Sie sind in Gewächshäusern gezogen und müssen sich erst an das Freiland gewöhnen. Primeln können ausgepflanzt werden und kommen auch recht zuverlässig wieder. Es sind pflegeleichte Gartenpflanzen, die sich bei einem guten Standort auch ausbreiten und infolgedessen dichte Teppiche bilden. Ich kann Primeln als Frühjahrsboten nur empfehlen.