Früher war die Quitte häufig auf Streuobstwiesen und in Bauerngärten zu finden. Das mittlerweile eher zurückhaltende Interesse liegt möglicherweise daran, dass zumindest die hierzulande heimischen Quitten in der Regel nicht zum Rohverzehr geeignet sind. Auch die Mühe das Obst einzukochen oder zu Marmelade zu verarbeiten, wollen sich nicht viele machen. Aber diese Früchte haben noch viel mehr zu bieten.
Heimische Quitten nicht zum Rohverzehr geeignet
Bei den etwa 200 Arten der Quitten (Cydonia oblonga) unterscheidet man zwischen zwei Sortengruppen, den sogenannten Apfel- und Birnenquitten. Deren Name leitet sich jeweils von der Form der Früchte ab.
- Apfelquitten sind hellgelb, sehr hart, mit eher grobkörnigem Fruchtfleisch
- länglichere Birnenquitte goldgelb, etwas weicher mit feinerem Fruchtfleisch
- diese Quitten sind sehr hart, mit herb-säuerlichem Geschmack
- Apfelquitten im gekochten Zustand sehr aromatisch
- Birnenquitte etwas milder im Geschmack
- beide werden gekocht und anschließend weiterverarbeitet
- beispielsweise zu Gelees, Marmeladen, Konfitüren und Säften
- nicht für den Rohverzehr geeignet
- meist hart und holzig und vor allem sehr bitter
- giftig sind Quitten generell nicht
Nur beim Garen oder Kochen entfaltet sich ihr aromatisch-herber Geschmack, während Bitterstoffe und Säure verschwinden. In Mitteleuropa angebaute Quittensorten sind aufgrund der zu geringen Sonnenstunden und der zu niedrigen Temperaturen nicht roh genießbar. Sie bilden zu viele Bitterstoffe.
Auch Früchte der Zierquitte nicht roh verzehren
Was viele nicht wissen, auch die Früchte der Zierquitte sind essbar, allerdings auch nur in gekochtem Zustand. Roh sind sie nicht genießbar, wobei auch sie nicht giftig sind. Im ungekochten Zustand sind auch die Früchte der Zierquitte sehr hart und sehr sauer, sodass sie problemlos als Zitronensaftersatz herhalten oder in Form von Mus und Soßen asiatische Gerichte verfeinern und andicken können. Als Würze sollte man sie jedoch nur sehr sparsam verwenden. Ansonsten lassen sie sich ebenso wie herkömmliche Quitten zu Gelees und Marmeladen oder Likör verarbeiten.
Nur wenige Sorten zum roh essen geeignet
Quitten haben etwa von September bis November Saison. Sorten, die sich zum Rohverzehr eignen, findet man in Deutschland eher selten. Meist sind sie ausschließlich in türkischen Obstläden oder Feinkostläden zu finden. Hat man dort kein Glück, kann man sich gegebenenfalls auch an Onlinehändler wenden, die exotische, mediterrane und tropische Früchte vertreiben bzw. anbieten.
Es gibt mittlerweile neuere Züchtungen, die weniger Bitterstoffe enthalten und so auch roh gegessen werden können. Dazu gehören u.a. die Sorten ‚Rohköstler‘, ‚Shirin‘, die Tafelquitte ‚Ayva‘ und die ‚Honigquitte‘ sowie die Sorten ‚Orange‘, ‚Kap’s Sweet‘, ‚Aromatnaya‘, ‚Crimea‘ und ‚Kuganskaya‘.
Quitten für den Rohverzehr vorbereiten
Je frischer die Quitte ist, desto schmackhafter ist sie. Bevor man sie jedoch essen kann, muss man sie entsprechend vorbereiten. Dazu reibt man zunächst mit einem Küchentuch, einem Baumwolltuch oder einer Gemüsebürste den feinen, leicht öligen Flaum, der die Schale bedeckt, ab. Das ist wichtig, weil der Flaum die meisten Bitterstoffe enthält. Die Schale sollte nur abgerieben und nicht abgewaschen werden.
Geschält werden müssen die genannten Sorten für den Rohverzehr nicht. Andere können wie Äpfel geschält werden, um die sehr harte und bittere Schale zu entfernen. Anschließend werden die Früchte halbiert oder geviertelt, um auf das Kerngehäuse zugreifen zu können, denn das muss komplett entfernt werden. Im Gegensatz zu Äpfeln kann das Kerngehäuse von Quitten nicht mitgegessen werden. Nun können sie, je nach persönlichen Vorlieben, in Scheiben oder Stücke geschnitten und gegessen werden.
Sind die Kerne der Quitte giftig?
Dass die Quitte eine heilende Wirkung hat, war schon sehr früh bekannt. Das betrifft auch die Kerne. Die unversehrten Kerne der reifen Früchte können getrocknet und unterstützend u.a. gegen Atemwegserkrankungen eingesetzt werden.
- nur intakte, unversehrte Kerne verwenden
- weder kauen noch herunterschlucken
- Quittenkerne enthalten Blausäure, wie andere Steinfrüchte auch
- Kerne nur lutschen
- beim Lutschen wird schleimige Substanz gebildet
- die kann Halsschmerzen, Husten und Bronchitis lindern
- versehentliches Herunterschlucken des einen oder anderen Kerns, kein Problem
- in höheren Dosen ist Blausäure äußerst giftig
Aus den Kernen lässt sich darüber hinaus ein Schleim herstellen, der äußerlich gegen Hautentzündungen hilft. Dazu weicht man einen Esslöffel intakte Quittenkerne in acht Esslöffeln kaltem Wasser ein. Nach einigen Stunden hat sich Schleim gebildet, der dann auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen werden kann. All das zeigt, was Quitten für vielfältige Früchte sind. Man kann nahezu die komplette Frucht nutzen. Reif ist die Quitte übrigens, wenn ihre Schale intensiv hell- oder goldgelb ist.
Fazit
Quitten zählen zweifellos zu den vielseitigsten Obstsorten, ganz gleich ob in rohem oder gekochtem Zustand. Ab Oktober sind ihre leuchtend gelben Früchte schon von weitem zu erkennen. Zudem verströmen sie noch einen betörenden Duft, sodass man am liebsten gleich hineinbeißen möchte. Doch nicht jede Quitte ist zum Rohverzehr geeignet.