Gartengestaltung Rasen

Rasenkalk – Anleitung zum Rasen kalken

Rasenkalk

Über das Thema Rasen kalken gibt es sehr geteilte Meinungen. Kalken soll gegen Moos im Rasen helfen, zumindest versprechen und beschwören es die Anbieter. Andere sagen dagegen, dass Kalk im Rasen gar nichts bringt, ihm sogar Schaden kann. Ich bin nun kein Fachmann und fasse hier einmal zusammen, was ich bei meiner Recherche alles herausgefunden habe. Am Ende hilft nur wieder ausprobieren und selbst herausfinden. Was ich nämlich ganz sicher weiß ist, es kommt immer auf die Gegebenheiten an, also Standort (viel Schatten), Pflanzsubstrat (sehr fester Boden) und Wasserversorgung (sehr feuchter Boden). Bei schlechten Verhältnissen kann man kalken, düngen, hegen und pflegen und der Rasen wird trotzdem nie richtig toll aussehen. Ich kann also keinen Pauschaltipp geben. Es hilft nur austesten.

Als erster sollte man deshalb immer eine Bodenanalyse in Auftrag geben. Bevor man dieses Ergebnis nicht hat, macht es keinen Sinn, irgendwas zu unternehmen. So kann der pH-Wert festgestellt werden. In der Regel sind gerade etwas schattige Teile des Rasens saurer als die, die ständig in der Sonne liegen.

Warum wird Rasen gekalkt?

Wenn sich Moos auf dem Rasen breit macht, liegt das in der Regel daran, dass der Boden zu sauer ist. Moos liebt diesen sauren Boden, wächst und gedeiht und verdrängt den Rasen. Wenn die Bodenanalyse bestätigt hat, dass ein leichter Boden Kalk benötigt, sollte gekalkt werden. Das macht man am besten schon im März, sobald man einigermaßen sicher weiß, dass es keinen Schnee mehr gibt. Der ideale pH-Wert für Rasen liegt zwischen 5,5 und 6,5.

Kalk hat einen großen Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit. Er regt das Bodenleben an, verbessert außerdem die Krümelstruktur, fördert die Bewurzlung, begünstigt den Stoffumsatz im Boden und sorgt für feste Zellwände der Pflanzen. Zu wenig Kalk beeinträchtigt die Aufnahme von entscheidenden Nährstoffen, zu viel Kalk dagegen die von Eisen und Spurenelementen. Nur bei optimalem Kalkgehalt wird die Bodenstruktur verbessert und können Nährstoffe und Spurenelemente gut vom Rasen aufgenommen werden.

Rasen kalken Die Rasensaison beginnt also mit dem Kalken und hat zum Ziel, den Boden zu neutralisieren, damit das Gras wieder die Oberhand gewinnt. Vertikutieren und Kalken allein nützt aber in der Regel nichts, wenn der Boden nicht gleichzeitig auch verbessert wird.

Tipps

  • Viele Gartenprofis empfehlen das Kalken im Herbst und zwar aus dem Grund, dass im Frühjahr der Boden gedüngt wird. Kalk soll aber nicht mit stickstoffhaltigen Düngern ausgebracht werden, denn Kalk treibt den Stickstoff aus. Eine Herbstdüngung ist also wirklich sinnvoller.
  • Kohlensaurer Kalk reagiert sehr langsam. Auch deshalb ist eine Herbstdüngung sinnvoller, da hat er ausreichend Zeit.
  • Kalk verbraucht Unmengen an Humus. Wenn also gekalkt wird, muss danach für ausreichend Humus gesorgt werden.
  • Ist der pH-Wert bei der Messung im Idealbereich und es wächst trotzdem jede Menge Moos, darf nicht gekalkt werden. Das würde nämlich die Nährstoffversorgung der Gräser schwächen. Noch mehr Moos wäre die Folge. Dann ist die entsprechende Düngung sinnvoll, nachdem das Moos entfernt ist, versteht sich.

Achtung: Zeigt sich viel Klee auf dem Rasen, ist der Boden sehr basisch. Dann ist kalken nicht zu empfehlen, denn so wird er noch basischer. Das kann dazu führen, dass dem Gras die Lebensgrundlage entzogen wird und er richtig Schaden nimmt.

Welcher Rasenkalk ist empfehlenswert?

Viele Hobbygärtner kennen nur Düngekalk, Branntkalk und Vitalkalk, aber es gibt eine Menge mehr. Je nach Boden wird mit den unterschiedlichen Mitteln gearbeitet.

Rasen kalken Die Menge an Kalk, die verwendet werden sollte, richtet sich nach dem pH-Wert des Bodens, aber auch nach dem Humusanteil und dem vorhandenen Nährstoffgehalt.

Es gibt unterschiedliche Angebote für Kalk. Viele empfehlen sehr feinen Kalk, andere schwören eher auf gekörnte Mittel, weil diese sich besser verteilen lassen, einfach gleichmäßiger.

  • Düngekalk – eher eine Zusammenfassung einiger Kalksorten (Sammelbezeichnung)
  • Branntkalk – wirkt zwar sehr schnell, ist aber nur für sehr schwere Böden geeignet und generell nicht empfehlenswert, da er einen ungünstigen Einfluss auf die bodenbiologischen Einflüsse hat.
  • Vitalkalk – Kohlensaurer Kalk, enthält Torf, Magnesium, Spurenelemente und Azotobacter-Bakterien. Gut für die Rasendüngung geeignet, allerdings werden etwa 10 Kilogramm pro 100 Quadratmeter benötigt. Gut für biologisch geführte Gärten.
  • Ätzkalk – ist ungelöschter Kalk, darf nicht einfach verwendet werden! Muss erst gelöscht werden!
  • Kalksteinmehl – ebenfalls kohlensaurer Kalk, der schwer wasserlöslich ist und deshalb meist im Herbst und Winter verwendet wird.
  • Gesteinsmehl – enthält Kali, Kalk und Magnesium und dazu verschiedene Spurenelemente. Es wirkt langsam, denn ähnlich wie beim Knochenmehl als Dünger müssen auch hier die Wirkstoffe erst durch Mikroorganismen aufgeschlossen werden.
  • Löschkalk – wirkt ähnlich wie Branntkalk und ist nicht zu empfehlen.
  • Dolomit – kohlensaurer Kalk, enthält viel Magnesium und wird deshalb bei gleichzeitigem Magnesiummangel eingesetzt. Günstig auf leichten Böden.
  • Thomasmehl – ist für saure Böden geeignet. Es ist ein Abfallprodukt der Erzverhüttung und enthält reichlich Phosphor und dazu Mangan und Spurenelemente.
  • Algenkalk – mein Favorit – wird aus Korallenablagerungen gewonnen. Gesteinsmehl mit hohem Kalkanteil, 80% kohlensaurer Kalk, dazu reichlich Magnesium, Silikate und Spurenelemente. Kann ganzjährig ausgebracht werden. Gut für biologisches Gleichgewicht. Die Gefahr von Überdüngung ist gering, im Gegensatz zu anderen Mitteln.

Dosierung

Rasen kalken Die Dosierung richtet sich, wie oben schon geschrieben, nach verschiedenen Faktoren. Wer keine speziellen Standort-, Boden- oder Bewässerungsprobleme hat, kann folgendermaßen dosieren:

Um den pH-Wert von 5 auf 6 umzuwandeln, verwendet man pro Quadratmeter

  • 200 Gramm Reinkalk
  • 400 Gramm kohlensauren Kalk 

Je nach Bodenart im Jahr

  • Auf leichten Böden – 6 bis 8 kg für 100 m²
  • Für mittlere Böden – 8 bis 13 kg für 100 m²
  • Für schwere Böden 12 bis 18 kg für 100 m²

Erhaltungskalkung

  • 60 bis 80 g pro m²

Mir erscheinen 10 kg Kalk auf 100 m² echt viel. Ich würde das auf mehrere Jahre verteilen. Ansonsten ist das wirklich ein radikaler Eingriff in das Bodenleben.

Oft ist es besser, kleine Mengen zu verstreuen, auch wenn man dies dann öfters tun muss. Ist der pH-Wert korrigiert und wieder im normalen Bereich, kommt man in der Regel zwei oder drei Jahre hin, bevor wieder etwas in diese Richtung getan werden muss. Am besten ist, den pH-Wert ein- bis zweimal im Jahr zu kontrollieren.

Sandböden brauchen in der Regel öfters eine Kalkdüngung als z.B. schwere Lehmböden. Diese können Kalk besser binden.

Achtung: Kalk nicht mit Superphosphat, Volldünger und schwefelsaurem Ammoniak ausbringen!
Alternative zum Kalken
Von den Gartenliebhabern, die Kalken eher als nicht so gut einstufen, wird meist als Alternative das Ausbringen von Kompost empfohlen. Dabei kann Gesteinsmehl untergemischt werden. Das Verteilen von Kompost ist nicht nur für den Rasen günstig, man kann und sollte ihn im gesamten Garten verwenden. Der pH-Wert wird angehoben. Gleichzeitig wird dem Boden Humus zugeführt. Das ist in jedem Fall für den Garten und den Rasen gut, da braucht man nicht diskutieren.

Vorarbeiten zum Kalken

Vor dem Kalken empfiehlt es sich zu vertikutieren. Dabei wird schon eine Menge Moos aus dem Rasen entfernt. Auch anderer Fremdbewuchs wird aus dem Boden gezogen. Außerdem wird er so richtig gut belüftet. Man vertikutiert im Frühjahr, bevor das Gras wieder anfängt zu wachsen. Je nach Rasenfläche entsteht beim Vertikutieren jede Menge Abfall.

Wie wird richtig gekalkt?

Rasen kalken Als erstes sollte man einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.

  • Handschuhe tragen! Kalk nie mit der bloßen Haut in Berührung kommen lassen. Es kann zu Verätzungen kommen.
  • Am besten alte Kleidung tragen, auf alle Fälle langärmlig.
  • Auch alte Schuhe benutzen. Man wird furchtbar schmutzig, vor allem, wenn man mit der Hand ausstreut.
  • Für größere Flächen ist ein Streuwagen empfehlenswert, weil das Ausbringen gleichmäßiger erfolgt. 

Schritt für Schritt

  1. Rasen mähen (Schnitthöhe 4 cm)
  2. Rasen vertikutieren (Harke oder Vertikutierer)
  3. Rasenkalk ausbringen (per Hand oder mit Streuwagen)
  4. Rasen wässern (Regen oder Wasserschlauch)

Nach dem Kalken – Ruhephase
Nach dem Kalken ist Wässern ganz wichtig. Deshalb wird am besten vor Regen gekalkt. So kann der Kalk schneller in den Boden eindringen. Er kommt fixer wieder in Ordnung. Ohne Nässe nach dem Kalken kann es zu Verbrennungen kommen. Anschließend sollte man den Rasen Ruhen lassen. Keinesfalls darf kurz nach dem Kalken gedüngt werden!

Kalk gefährlich für Hunde und Katzen?

Kalk ist nicht so gefährlich wie mancher Mineraldünger, aber auch nicht ganz ohne. Hunde und Katzen sind sehr reinliche Tiere und sie putzen ihre Füße. Beim Lecken nehmen sie den Kalk mit auf, der an und zwischen ihren Zehen haftet. Deshalb würde ich unbedingt zu organischem Kalk raten, wobei wir wieder beim Algenkalk wären, aber ich habe eben auch einen Hund.

Bei den anderen Kalksorten ist es sicher sinnvoll, für zwei, drei Tage ein Gartenverbot zu verhängen. Wenn es ordentlich regnet bzw. der Rasen gewässert wird, sollte danach kein Kalk mehr oberflächlich zu finden sein. Die Tiere wären somit nicht mehr in Gefahr.

Fazit
Man ist sich also nicht einig, was das Kalken von Rasen anbelangt. Es hilft gegen Moos, aber nur, wenn der saure Boden Schuld am Mooswachstum ist. Ansonsten ist Vertikutieren die bessere Lösung. Hat man aber einen zu sauren Boden, ist kalken schon sinnvoll. Ideal ist die Nutzung eines organischen Kalkes. Mein Favorit ist Algenkalk. Dieser kann auch im gesamten Garten angewendet werden. Es kommt nicht zu Überdüngung und Kinder und Haustiere haben keine Nachteile, wenn der Rasen frisch gekalkt ist.
In jedem Fall ist eine Bodenuntersuchung sinnvoll. Der pH-Wert ist auf alle Fälle festzustellen. Das geht ja auch ganz einfach. Das Testset gibt es in jedem Bau- und Gartenmarkt. Dann hilft nur Ausprobieren. Ob das Kalken von Vorteil ist, kann man feststellen, indem nur die Hälfte des Rasens damit behandelt wird. So sieht man den Unterschied am deutlichsten.