
„Rhabarber Rhabarber Rhabarber“ murmeln Schauspieler gelegentlich auf der Bühne – und wollen damit erstaunlicherweise weder ausdrücken, wie gerne sie Rhabarber essen, noch ihre Absicht kundtun, Rhabarber im Hof des Theaters anzupflanzen. Nein, die Schauspieler huldigen der interessanten Nutzpflanze, weil sie angewiesen wurden, auf der Bühne „Stimmengewirr im Hintergrund“ darzustellen. Wenn Sie mehr vorhaben, z. B. Rheum rhabarbarum in den Garten zu pflanzen, bietet der folgende Artikel Ihnen einige Informationen.
Fast vergessener Rhabarber
Die „fremdländische Wurzel“, der Name setzt sich zusammen aus rheum = Wurzel und barbarus = fremd, ist zwar schon im 18. Jahrhundert von ihrer Heimat in der Himalaja-Region über Russland im westlichen Europa angekommen, aber vom frühsommerlichen Rhabarber-Kompott mit Sahne können meist nur noch unsere Großeltern berichten. Die haben noch ziemlich viel davon genossen – kurz vor dem 2. Weltkrieg wurde in Deutschland noch auf einer Fläche von rund 1.700 Hektar Rhabarber angebaut. Bis zur Jahrtausendwende wurden gerade noch auf 20 Prozent dieser Fläche Rhabarber gezogen.
Anbau
Rhabarber lässt sich aus Samen ziehen. Im Internet können Sie auch Rhabarber-Samen bestellen. Es soll jedoch nicht ganz so einfach sein, den Rhabarber aus dem Samen zu einer kräftigen Pflanze aufzuziehen. Meist sollen die Zöglinge ziemlich schwächeln.
Wenn Sie keine große Lust haben, das selbst auszuprobieren, kaufen Sie sich einfach Jungpflanzen, beim örtlichen Gärtner oder im Internet. Je kräftiger die Rhabarber-Pflanzen sind, desto eher können Sie ernten. Bei Rheum rhabarbarum aus Töpfen jedoch unter Umständen erst im zweiten Jahr nach dem Pflanzen. Schneller kommen Sie meist zum eigenen Rhabarber, wenn Sie einen Nachbarn finden, der Ihnen einen kräftigen Rhabarber abgibt: Rhabarber lässt sich problemlos vermehren, wenn der Wurzelstock ausgegraben und mit einem scharfen Messer in der Mitte so durchgeschnitten wird, dass an jedem Teilstück mindestens eine Triebknospe sitzt.
Rhabarber sollte in einen nährstoffreichen und gut wasserhaltenden Boden gepflanzt werden. Der pH-Wert sollte zwischen 5,5 und 7 liegen, also leicht sauer bis normal. Der Standort darf sonnig bis halbschattig sein. Bekommt der Rhabarber sehr viel Sonne, entwickelt er zu schnell Blüten. Bekommt er zu wenig, bildet er nur schwächliche Stängelchen aus. Sie können die Jungpflanzen im Frühjahr setzen, vor dem Austrieb, oder im Herbst. Im ersten Jahr können Sie ohnehin noch nicht ernten. Hauptsache, sie pflanzen einen Rhabarberstock nicht gerade in der Zeit ein, wenn die Knospen bereits treiben. Sie starten im März/April und treiben bis in den Oktober hinein. Wichtiger ist der Pflanzabstand. Die Stauden können ziemliche Ausmaße annehmen und sollten in einem Abstand von einem bis anderthalb Metern gesetzt werden.
Die Pflege des Rhabarbers
Ansonsten ist der Rhabarber erfreulich anspruchslos. Sie müssten nur darauf achten, dass eine Pflanze mit solcher Wuchskraft natürlich einen erheblichen Wasserbedarf hat. Wenn Sie sich die Bewässerung etwas erleichtern möchten, sollten Sie am besten im Frühjahr zwischen den Pflanzen eine Mulchschicht auftragen. Der Mulch hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu halten.
In der Saison, in der er gesetzt wurde, darf der Rheum rhabarbarum einfach wachsen und sich entwickeln. Die oberirdischen Teile werden im Herbst absterben. Im Frühjahr treibt der Rhabarber aus seinen unterirdischen Knospen dann wieder aus.
Der Starkzehrer Rhabarber braucht viel Dünger, deshalb sollten Sie im Hochsommer mehrmals Kompost in die Erde mischen, und nach der Ernte sollte der Boden nährstoffmäßig auf das nächste Jahr vorbereitet werden, indem Sie mit Kompost/Stallmist, Knochen- oder Hornmehl und eventuell Pflanzenjauche düngen.
Auf ausreichende Bewässerung sollten Sie durchgehend achten. Wobei auch immer aufmerksam beobachtet werden sollte, dass der Boden die Feuchtigkeit zwar gut hält, aber dennoch keine Staunässe entsteht.
Die Blüte
Wenn Ihr Rheum rhabarbarum im Frühsommer einen Blütentrieb entwickelt, wird dieser Blütenstand normalerweise in jungem Alter entfernt, um den Ertrag zu erhöhen. Das kann im April oder Mai geschehen, sobald Sie den Trieb deutlich als Blütenstandsspross erkennen können.
Krankheiten und Schädlinge
Wenn Sie in Ihrem Garten mehrere Gemüse kultivieren, sollten Sie bei der Auswahl des Standortes daran denken, dass der Rheum rhabarbarum diesen Platz eine ganze Weile besetzen wird. Der Rhabarber kann (und sollte) bis zu acht Jahren an einem Platz bleiben. Es sei denn, es zeigt sich eine ernsthafte Krankheit.
Erfreulich ist jedoch, dass Sie bei der robusten Staude wesentlich weniger mit Krankheiten oder Schädlingen zu kämpfen haben wie bei vielen anderen Kulturen. Wenn sich Blattläuse, Raupen oder Blattkäfer an Ihren Rhabarber gütlich tun, schaffen diese es in der Regel noch nicht einmal, die Ernte zu vermindern.
Verschiedene Wurzelkrankheiten könnten auftreten, z. B. Falscher Mehltau oder andere Blattfleckenkrankheiten. Die zeigen sich aber meist erst nach der Ernte an den nun schon sehr alten Blättern und können deshalb in Bezug auf die aktuell vorhandene Pflanzenmasse ignoriert werden. Sie sollten sich allerdings den Boden, in dem der Rhabarber wächst, etwas genauer ansehen. Diese Wurzelkrankheiten sind meist ein Hinweis auf eine nicht so optimale Bodenstruktur.
Kritisch wird es erst, wenn Ihr Rhabarber an der Rhabarbermosaikkrankheit erkrankt. Eine durch Viren an der Mutterpflanze oder an Nematoden eingeschleppte Krankheit, die nicht direkt bekämpft werden kann. In diesem Fall müssten Sie die befallenen Rhabarber entfernen und vor einem erneuten Rhabarber-Anbau eine Pause von wenigstens 7 Jahren eingehalten werden.
Rhabarber-Sorten
Beim Rhabarber haben Sie gleich einige Sorten zur Auswahl, die sich jeweils in Färbung des Stiels (innen und außen), Entwicklungszeit, Länge und Dicke der einzelnen Stangen unterscheiden. Als besonders aromatisch und nicht zu sauer werden heute meist die rotstieligen Sorten bevorzugt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Sorten:
- „Elmsblitz“ zeichnet sich durch wenig Säure und viel Aroma und einen verminderten Anteil an Oxalsäure aus.
- „Frambozen Rood“ bildet recht früh im Jahr lange rote Stiele mit grünem Fleisch aus und soll sehr guten Ertrag bringen.
- „Goliath“ ist eine eher späte Sorte mit teils rötlichen und sehr kräftigen Stielen, die innen grünes Fleisch haben.
- „Red Valentine“ ist eine kanadische Züchtung mit sehr langen roten Stielen und rotem Fleisch, soll einen feinen säuerlichen Geschmack ausbilden.
- „Rosara“ ist ein Rhabarber mit langer Tradition im Bauerngarten, der außen rötliche und innen grüne, sehr lange Stiele trägt.
- „The Sutton“ umfasst mehrere, frühe bis mittelfrühe Sorten mit rot-grünen Stielen und grünem Fleisch, die teilweise gerne Längsrisse bekommen.
- „Van Kooten“ kann ebenfalls sehr früh geerntet werden, ist aber wesentlich robuster.
Das waren nur einige Sorten des „Rheum rhabarbarum“. Für Naturheilkundler ist der „Rheum rhaponticum“, der Rhapontik-Rhabarber (auch Bulgarischer Rhabarber oder Sibirischer Rhabarber) interessant. Aus ihm werden Präparate zur nebenwirkungsfreien Behandlung von Wechseljahresbeschwerden gewonnen. Wer sich nicht zwischen Ernte und Blüte entscheiden möchte, pflanzt gleich einen „Rheum palmatum var. tanguticum“ oder Kron-Rhabarber oder Sibirischen Zier-Rhabarber.
Rhabarberernte
Rhabarber wird traditionell nur bis zum Johannistag, dem 24. Juni, geerntet. Der Rheum rhabarbarum genießt es, wenn er in Ruhe ausreifen kann. Eine spätere Ernte würde dieser ausnehmend robusten Pflanze sicher nicht viel ausmachen. Hier geht es eher um den Schutz des Menschen. Der ansonsten wirklich gesunde und sehr kalorienarme Rhabarber enthält recht viel Oxalsäure. Der Oxalsäuregehalt steigt mit zunehmender Reife der Pflanze. Für gesunde Menschen ist der Oxalsäure eines bis zum Johannistag geernteten Rhabarbers, in normalen Mengen, nicht besorgniserregend. Menschen mit Nieren-/Gallenkrankheiten, Eisen- oder Kalziummangel und Kinder sollten jedoch auf zu spät geernteten Rhabarber verzichten. Diese Menschen sollten sich vor jedem Rhabarberverzehr gut darüber informieren, in welchen Zubereitungen und welchen Kombinationen man oxalsäurereiche Lebensmittel am besten genießen sollte.
Der Rhabarber hält sich in ein feuchtes Tuch eingeschlagen einige Tage im Kühlschrank. So können Sie vielleicht die Portion für den nächsten Kuchen „über die Tage bringen“. Da Sie aber auch bei geringerem Oxalsäuregehalt sicher wenig Lust haben, sich die nächsten Wochen ausschließlich von Rhabarber zu ernähren, sollten Sie den Rest einfach einfrieren. Das funktioniert ganz simpel. Sie schneiden die Stangen schlichtweg in kleine Stücke und geben sie portionsweise in Gefrierbeutel.
Fazit
Rhabarber ist ein dankbares Pflänzchen für den Anbau im eigenen Garten, aus dem Sie übrigens noch viel mehr machen können als Kompott oder Kuchen. Wie wäre es mit Rhabarber-Chips oder Rhabarber-Relish, Rhabarber-Gemüse-Eintopf oder Rhabarber-Aprikosen-Salsa? Wenn Ihre Rhabarberstangen sehr viel prächtiger gedeihen, als Sie jemals vermutet hatten, könnten Sie Ihren Rheum rhabarbarum auch einfach trinken, als Rhabarberbowle oder selbstgeernteten Rhabarbersaft.