Geht es dem Rhododendron nicht gut, versetzt sich der erfahrene Hobbygärtner in die Lage eines Pflanzendoktors. Es gilt, die Symptome richtig zu diagnostizieren und eine adäquate Behandlungsmethode zu entwickeln. Schwierig wird die Lage, wenn sich die Schadbilder ähneln. Eine Kenntnis über die häufigsten Krankheiten, Pilz und Schädlinge ist von Vorteil, damit es nicht zu Verwechslungen und eventuell einer ungeeigneten Therapie kommt. In dieser Hinsicht unterscheidet sich ein leidender Rhododendron kaum von seinem menschlichen Gärtner. Lernen Sie im Folgenden alle wichtigen Details kennen hinsichtlich der Krankheitsbilder und wählen unter den möglichen Heilmethoden.
Krankheiten und Pilze
Eisenmangel (Chlorose)
Ein niedriger pH-Wert des Bodens stellt den Dreh- und Angelpunkt in der Pflege eines Rhododendrons dar. Pendelt der Wert nicht zwischen 4,5 und 5,5, zieht dieser Umstand fatale Folgen für den Zierstrauch nach sich. In erster Linie treten Mangelerscheinungen auf, weil sich der Flachwurzler nicht mehr genügend Nährstoffe erschließen kann. Insbesondere legt ein zu hoher Kalkgehalt des Erdreichs das dringend benötigte Eisen fest, was innerhalb kurzer Zeit eine Chlorose auslöst.
Schadbild
Es beginnt an den Triebspitzen der jungen Blätter. Sie verfärben sich gelb. Nach einiger Zeit breitet sich der Verlust der sattgrünen Farbe über das gesamte Laub aus, wobei typischerweise die noch grünen Blattadern auffällig heraustreten.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Rhododendron stets in Substrat pflanzen mit einem pH-Wert von 4,5 bis 5,5
- Prinzipiell gießen mit gesammeltem Regenwasser oder entkalktem Leitungswasser
- In 10 Liter Wasser 150 Gramm Bittersalz auflösen und damit den Boden gießen, um den pH-Wert zu senken
- Großzügige Mengen an Kompost, Torf, Torfersatzstoffen, Rindenhumus oder Laubkompost einarbeiten
- Den Bodenhilfsstoff Rhodovital von Substral ausbringen und anschließend einen Eisendünger zuführen
- Bei einem pH-Wert von 6,0 bis 6,5 vorzugsweise kalktolerante Inkarho-Rhododendren pflanzen
Knospensterben durch Pilzinfektion (Pycnostysanus azaleae)
Es sind diverse Ursachen, die ein Knospensterben an Rhododendron hervorrufen. In der Regel steckt eine Pilzerkrankung dahinter, ausgelöst durch den Erreger Pycnostysanus azaleae. Dieser nutzt kleinste Verletzungen des Pflanzengewebes, um in den Zierstrauch einzudringen. Vermutlich ist die Rhododendron-Zikade der Hauptüberträger dieser Krankheit. Ein fundierter wissenschaftlicher Beweis konnte bislang nicht erbracht werden.
Schadbild
Die im Vorjahr angelegten Knospen verfärben sich im Laufe des Winters braun und verkümmern. An einen Austrieb ist im nächsten Frühjahr somit nicht mehr zu denken. Betroffen sind überwiegend immergrüne Rhododendron-Sorten.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Im März alle abgestorbenen Knospen so tief wie möglich herausschneiden
- Die Abwehrkräfte stärken mit Algenprodukten oder Lebermoosextrakt
- Gezielt gegen die Rhododendron-Zikade vorgehen
- Notfalls ein zugelassenes Fungizid mit systemischer Funktion anwenden
Blattfleckenkrankheit durch Schlauchpilz (Septoria)
Erscheinen auf den tiefgrünen, dekorativen Blättern unschöne Flecken, liegt entweder ein Pflegefehler vor, oder eine Schlauchpilzinfektion breitet sich aus. Erfolgt kein Eingreifen durch den Hobbygärtner, vertrocknet das Laub und fällt schließlich ab. Zugleich besteht höchste Ansteckungsgefahr für sämtliche Pflanznachbarn im Garten.
Schadbild
Auf den Rhododendronblättern entwickeln sich gelbe, braune, schwarze oder rötliche Punkte, die sich stetig ausbreiten. Sofern Sonnenbrand, Frostschäden oder Pflegefehler ausgeschlossen werden können, ist von einer Pilzinfektion auszugehen.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Die Standortbedingungen genau überprüfen und Mängel umgehend beheben
- Bei Staunässe den Zierstrauch ausgraben und das Erdreich austauschen
- Trockenheit durch ausgiebiges Wässern mit Regenwasser beheben
- Vorerst keinen stickstoffreichen Dünger verabreichen
- Pflanzenstärkungsmittel applizieren, wie Neudovital oder Moosextrakt
- Sämtliche befallenen Blätter entfernen und verbrennen
Echter Mehltau (Erysiphaceae)
Eine der häufigsten Pilzerkrankungen an den Pflanzen im Nutz- und Ziergarten verschont auch den Rhododendron nicht. Die Erreger überwintern in winzigen Sporengehäusen, im Erdreich oder an Unkraut. Steigen im Frühjahr die Temperaturen, lassen sich die Sporen vom Wind, über die Kleidung des Gärtners oder Insekten zu ihren unzähligen Wirtspflanzen tragen, zu denen auch Rhododendron zählt. Echter Mehltau wird aus diesem Grund auch als Schönwetterpilz bezeichnet. Für die Keimung auf ihren Opfern benötigen die Erreger hingegen Feuchtigkeit, sodass während eines verregneten Sommers Echter Mehltau im Hausgarten weit verbreitet ist. Auf einem regennassen Blatt schwimmen die Sporen solange umher, bis sie eine winzige Verletzung des Gewebes entdecken und als Zugang zum Inneren des Strauches nutzen.
Schadbild
Aus anfänglich kleinen, weißen Infektionsherden entwickelt sich eine mehlig-weiße Patina. Fatalerweise beginnt die Ausbreitung zumeist auf den Blattunterseiten und expandiert erst im weiteren Verlauf auf die weithin sichtbare Oberseite des Laubs. Innerhalb kurzer Zeit ist die Blattfläche vollständig bedeckt, sodass die Photosynthese zum Erliegen kommt und das Blatt abstirbt.
Bekämpfung und Vorbeugung
- Rhododendron luftig und im angemessenen Abstand pflanzen
- Kontinuierlich Unkraut auszupfen, aber nicht zu tief harken
- Befallenes Laub umgehend abschneiden und im Hausmüll entsorgen
- Stickstoff-betonte Nährstoffversorgung sofort stoppen
- Stattdessen düngen mit Patentkali, Beinwelljauche oder kalkfreiem Gesteinsmehl
- Regelmäßig mit einem Mix aus Milch und Wasser einsprühen
- Gehäuften Esslöffel Natron in 4 l Wasser auflösen, mit je 15 ml Kernseife und Pflanzenöl
- Basilikum, Thymian, Knoblauch oder Tagetes als Pflanznachbarn ansiedeln
- Als Fressfeinde Marienkäfer und Blattwespen anlocken
- Als letzte Möglichkeit ein zugelassenes Schwefelpräparat spritzen
Triebsterben – Verticillium-Welke (Verticillium dahliae und Verticillium albo-atrum)
Eine der häufigsten Krankheiten an Rhododendron schlägt scheinbar über Nacht zu. Die Blätter hängen plötzlich schlaff herab und bald die Triebe insgesamt. Was auf den ersten Blick eine Wachstumsdepression vermuten lässt, ist in Wahrheit die gefürchtete Pilzinfektion mit dem Namen Verticillium-Welke. Besonders tückisch ist der Befall vom Boden her, indem die Sporen alle Leitungsbahnen verstopfen. Auf Dauer kommt die Wasser- und Nährstoffversorgung zum Erliegen und das Ziergehölz stirbt ab. Wenngleich schlagkräftige Fungizide nicht zur Verfügung stehen, stehen Sie der Katastrophe nicht vollkommen hilflos gegenüber.
Schadbild
In einer frühen Phase welken die älteren Blätter, während das junge Laub weiterhin prächtig gedeiht. Je mehr Versorgungsleitungen im Rhododendron verstopfen, desto spärlicher entwickelt sich neuer Austrieb. Zuletzt tritt auch bei den jüngsten Blättern die Welke sichtbar in Erscheinung. Je vitaler der Rhododendron, desto länger zieht sich dieser Prozess hin. Die Erreger besiedeln nicht gleich sämtliche Leitungsbahnen, sodass eine Teilversorgung für etliche Jahre stattfinden kann. Erst im Verlauf einer längeren Trockenperiode stirbt der gesamte Zierstrauch ab. Aus diesem Grunde nehmen viele Hobbygärtner zunächst an, dass ihr Rhododendron verdurstet ist und wässern, das das Zeug hält. Diese Maßnahme kann die Pflanze jedoch nicht mehr retten.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Im Vorfeld der Pflanzung eine Bodenanalyse erstellen hinsichtlich eines Bestandes an Dauersporen
- Beim Kauf von Jungpflanzen diese genau auf Krankheitssymptome untersuchen
- Rhododendron grundsätzlich mit Drainage und einem Schnorchel pflanzen für eine gute Wurzelbelüftung
- Stärken mit Spritzungen von Jauchen aus Ackerschachtelhalm, Beinwell, Brennnesseln, Rainfarn und Wermut
- Biologische Bodenbegasung durch Saatmischungen aus Senfarten, Ölrettich und Sudangas (Biofumigation)
- Rhododendron niemals einsetzen in schwere, kalte, staunasse Erde
- Gezielt düngen mit Kompost, Hornmehl und Patentkali
- Jedes Jahr gründlich auslichten und zurückschneiden mit desinfiziertem Werkzeug
- Schnittwunden sogleich behandeln mit Holzkohleasche
- Schreitet die Verticillium-Welke ungehindert fort, wird die Pflanze weiträumig gerodet
Ohrläppchenkrankheit (Exobasidium japonicum)
Die Brandpilzart lebt als Parasit vorzugsweise auf kleinen Rhododendren, bzw. Zimmerazaleen. Zunächst unbemerkt wachsen die Sporen in das Speichergewebe der Blätter, um an die dortigen Nährstoffe zu gelangen. Erst wenn sie durch Spalten an die Blattoberflächen durchbrechen, um sich zu vermehren, fällt die Infektion auf.
Schadbild
Auf den Oberseiten des Laubs treten rote Flecken in Erscheinung. Drehen Sie das Blatt um, sind bis zu 3 cm große Gallen zu erkennen. Im weiteren Verlauf wächst das weiße Myzel und überzieht die vollständige Fläche, wobei auch die Gallen überwuchert werden. Stängel und Blütenknospen verdicken, werden mastig und deformiert.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Anfällige Sorten meiden, wie ‚Brilliant‘ oder die Azalee ‚Muttertag‘
- Alle infizierten Pflanzenteile bis ins gesunde Holz abschneiden
- Im Hausmüll entsorgen oder verbrennen; keinesfalls auf den Kompost
- Schlimmstenfalls behandeln mit einem zugelassenen Fungizid
Schädlinge
Nicht nur Krankheiten aufgrund von Mangelerscheinungen oder Pilzinfektionen suchen einen Rhododendron heim, sondern auch die folgenden Schädlinge.
Rhododendronzikade (Graphocephala coccinea)
Wie der Name bereits verrät, hat sich dieser Schädling auf Rhododendren spezialisiert. Abgesehen haben es insbesondere die Larven auf den Pflanzensaft. Die fröhlich bunt gefärbten Zikaden sind 8 bis 10 mm lang und tummeln sich vorzugsweise auf den Unterseiten des Laubs. Scheint die Sonne, sitzen die Zikaden in Horden auf den Oberseiten, um nach ihrem schändlichen Treiben zu relaxen. Ab Ende April bis in den Juni hinein saugen die Larven dem Zierstrauch den Lebenssaft aus, um sich anschließend zu verpuppen und die nächste Generation zu produzieren. Die Rhododendronzikade gilt zudem als Hauptverdächtige für die Übertragung der Pilzkrankheit Pycnostysanus azaleae.
Schadbild
Im Mai und Juni besiedeln kleine, gelblich-grüne Larven die Unterseiten des Laubs. Häufig werden sie mit Blattläusen verwechselt. Als Folge ihrer Saugtätigkeit treten Flecken auf, die sich vergrößern. Im Sommer steigen bei einer Berührung des Rhododendrons Horden von flugfähigen Zikaden auf.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Im Sommer die Zweige bewegen und die Zikaden mit dem Kescher fangen
- Gelbtafeln aufstellen, an denen die Insekten kleben bleiben
- Kranke Äste und Blätter abschneiden und verbrennen
- Behandeln mit Spruzid Schädlingsfrei
- Niemsamen als Streupulver ausbringen
Rhododendron-Netzwanze (Stephanitis rhododendri)
Als Parasiten betätigen sich die erwachsenen Wanzen ebenso, wie ihre Larven. Mit ihrem Stechrüssel saugen sie gemeinsam ab Mai an den Blättern. Die adulten Exemplare legen auf den Laubunterseiten bereits im Vorjahr zwischen August und Oktober die Eier ab. Da die Schädlinge nicht sonderlich mobil sind, hält sich glücklicherweise der Grad ihrer Ausbreitung im kontrollierbaren Rahmen. Ihren Namen verdanken sie der netzartigen Struktur ihres Körperbaus, der aufgrund ihrer winzigen Länge von 2-3 mm nur mithilfe einer Lupe zu erkennen ist.
Schadbild
Das Laub ist auf der Unterseite mit Flecken übersät. Bei hohem Befallsdruck rollen sich junge Blätter ein und welken. Herrscht eine warme, trockene Witterung, neigen die Netzwanzen zur Massenvermehrung. Die Larven scheiden ein Wachs aus, der ihren Körper wie mit Mehl bestäubt erscheinen lässt. Bei einem flüchtigen Blick auf den Zierstrauch könnte es zu einer anfänglichen Verwechslung mit Echtem Mehltau kommen. Ab August versenken die Weibchen die Eier der nächsten Generation in den Blattadern. Daraus entsteht ein schorfartiger Überzug.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Rhododendron-Sorten mit behaarten Blättern werden selten befallen
- Betroffene Pflanzenteile so früh wie möglich entfernen
- Natürliche Spritzmittel auf der Basis von Rapsöl verwenden
- Alternativ Spruzid Schädlingsfrei im Freiland einsetzen
Gefurchter Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus)
Er ist 10 mm lang, schwarz gekörnt und hat es auf Rhododendren abgesehen. Der nachtaktive Käfer macht sich in der Dämmerung auf den Weg, um die Blätter anzunagen. Dem nicht genug, legen die Weibchen ihre Eier an den Wurzeln aus. Die geschlüpften Larven ernähren sich von den zarten, empfindlichen Faserwurzeln und behindern die Wasser- und Nährstoffversorgung des Zierstrauchs. Die Schadwirkung der Brut ist somit höher zu bewerten, als die der adulten Dickmaulrüssler.
Schadbild
Das halbrunde Fraßbild fällt sogleich ins Auge. Vom Rand her nagen die Dickmaulrüssler die Blätter an verschiedenen Stellen an. Die Larven tummeln sich zumeist im Erdreich. Mitunter fressen sie den Wurzelhals eines jungen Rhododendrons an. Das eigentliche Debakel zeigt sich in einer Schwächung des Zierstrauches insgesamt, mit Welkeerscheinungen, weil die Versorgung nicht mehr vollumfänglich stattfindet.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Nematoden gelten als wirksamstes, natürliches Bekämpfungsmittel
- Mit Holzwolle gefüllte Töpfe umgedreht aufstellen als Käfer-Falle
- Samen von Neempresskuchen um den Strauch verteilen
- Freßfeinde anlocken, wie Vögel, Igel, Spinnen und Erdkröten
- Mit der Taschenlampe bei Dunkelheit die Käfer absammeln
Fazit
Rhododendron ist nicht einer der beliebtesten Ziersträucher im Garten, sondern ein begehrtes Ziel für Krankheitserreger und Schädlinge. Von diesem Wermutstropfen sollte sich hingegen kein Hobbygärtner abhalten lassen, das bezaubernde Blütengehölz zu kultivieren. Gegen die häufigsten Krankheiten, Pilze und Schädlinge stehen durchaus Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen zur Verfügung, die nachweislich wirken.