Rhododendren richtig zu schneiden kann eine anspruchsvolle Aufgabe sein, denn nicht jeder Vertreter der Sorte gibt sich mit sanften Einkürzungen zufrieden. Andere nehmen zu radikale Eingriffe hingegen ausgesprochen übel und erholen sich in einigen Fällen gar nicht mehr von dem Verschnitt. Damit der Rhododendron nicht jahrelang geradezu misshandelt aussieht oder gar eingeht, ist das richtige und angepasste Vorgehen entscheidend. Denn ganz ohne Einkürzen der Triebe neigt der Rhododendron zum Verkahlen, auf diese Maßnahme kann also nicht gänzlich verzichtet werden. Die folgende Anleitung hilft dabei, die richtigen Korrekturen durchzuführen.
Warum ist ein Verschnitt sinnvoll?
Eine ansprechende Form behält der Rhododendron in der Regel von ganz allein. Für eine dekorative Optik ist der Verschnitt in erster Linie also nicht notwendig. Zumindest nicht in den ersten Jahren. Dennoch ist er sinnvoll. Denn Rhododendren neigen mit zunehmendem Alter dazu, nach und nach zu verkahlen. Vor allem der untere Bereich ist dann recht unansehnlich.
Wer sich nicht direkt von dem Strauch trennen will, kann dem aber recht einfach entgegen wirken. Ein jährlicher, leichter Formschnitt oder sanft korrigierende Maßnahmen verhindern, dass es überhaupt erst soweit kommt. Ist der Rhododendron bereits kahl, kann ihn ein verjüngender Schnitt wieder zu neuem Austrieb und dichtem Wuchs anregen. Dabei muss jedoch auf die Art geachtet werden, denn einige profitieren von radikalen Verschnitten schnell und sichtbar. Andere gehen durch die Maßnahme ein.
Arten
Der Rhododendron kann nicht nur in verschiedene Sorten, sondern auch in der Art der Vermehrung und Aufbereitung unterschieden werden. So finden sich stecklingsvermehrte Rhododendren und veredelte Formen.
Zahlenmäßig überlegen sind die veredelten Rhododendren. Ausgerechnet diese nehmen es aber übel, wenn ihnen plötzlich zu viel Blattmasse fehlt. Werden sie mit einem Mal zu sehr verschnitten, wachsen sie unter Umständen gar nicht mehr. Ein Verjüngungsschnitt ist dennoch möglich, muss aber in mehreren Stufen durchgeführt werden.
Deutlich pflegeleichter zeigen sich hier die stecklingsvermehrten Ausgaben. Sie können auch rundum radikal verschnitten werden und treiben auch dann wieder aus, wenn sie nach der Maßnahme kein einziges Blatt mehr tragen.
Optisch unterscheiden sich veredelte und stecklingsvermehrte Rhododendren durch die Veredelungsstufe im unteren Bereich des Stamms. Ist die damit einhergehende Verdickung und Narbe nur schlecht zu erkennen – kann also nicht sicher von einer Vermehrung durch Stecklinge ausgegangen werden – sollte besser sanft geschnitten werden. Anderenfalls wird ein Eingehen der Pflanze riskiert.
Formschnitt
Wie bereits erwähnt, kann auf einen jährlichen Formschnitt oder korrigierende Einkürzungen verzichtet werden. Ratsam sind sie dennoch. Allerdings erst ab dem zweiten Standjahr. Erst dann haben die Gewächse nämlich ausreichend Wurzeln ausgebildet, um den Verlust abfangen und sich schnell erholen zu können.
Bei dem korrigierenden Verschnitt empfiehlt es sich, die folgenden Hinweise zu beachten.
- Einzelne, dünne und herausragende Triebe bis auf das nächst größere Holz zurückschneiden
- Auf gerade Schnittflächen achten
- Nicht in das alte Holz schneiden
- Krone sanft auslichten
- Maximal ein Viertel der Blattmasse pro Verschnitt entfernen
- Schwache Triebe im unteren Bereich des Rhododendrons einkürzen
Werden diese Korrekturen fortlaufend jährlich durchgeführt, wird die Verkahlung reduziert. Zudem kann sich das Gewächs einfacher erholen und wirkt nicht ‚gerupft‘. Unbedingt zu beachten ist, dass sehr sanft vorgegangen und wirklich nur das Nötigste beim Verschnitt entfernt wird. Wer zu radikal vorgeht, schwächt den Rhododendron. Zudem muss man beachten, dass der Austrieb nach dem Verschnitt nicht allzu schnell zu sehen ist. Das Wachstum wird nicht beschleunigt. Das korrigierende Schneiden sollte also möglichst unauffällig ausfallen.
Verjüngungsschnitt
Ist der Rhododendron bereits im unteren Bereich kahl, hilft hier nur ein verjüngender Verschnitt. Und dieser muss recht radikal ausfallen. Da gerade die veredelten Rhododendren einen plötzlichen Rückschnitt in einem Jahr nicht vertragen, sollte er jedoch auf mindestens zwei Jahre verteilt werden.
Die folgende Anleitung verrät, wie es geht.
- Im ersten Jahr des verjüngenden Verschnitts wird nur die Hälfte des Rhododendrons eingekürzt. Verschnitten wird jeder zweite Trieb bis etwa 40 cm über dem Boden.
- Zu beachten ist, dass der verschnittene Trieb von langen Trieben umgeben ist und förmlich verdeckt wird.
- Wer sich nicht auf das Augenmaß verlassen will, kann die Zweige durchzählen und markieren. Auf diese Weise entstehen keine ungewollten Löcher in dem Gewächs.
- Die Schnittwunden sind durch die umgebenden Zweige zwar etwas geschützt, bei großen Ästen empfiehlt sich dennoch die Behandlung mit Wundwachs.
- Im zweiten Schnittjahr werden die korrigierten Triebe bereits neue Blätter ausgetrieben haben. Nun können die noch langen Zweige verschnitten werden.
- Verschnitten werden die übrigen Triebe bis etwa fünf Zentimeter unter den bereits kurzen Zweigen. Auf diese Weise sind die Schnittwunden wiederum durch die vorhandenen Blätter geschützt.
Tipps
Damit sich der Rhododendron nach dem Schneiden einigermaßen schnell erholen kann und das Risiko von Infektionen klein ist, sollten einige Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden.
- Gerade Schnitte setzen, keine schrägen Schnittwunden hinterlassen
- Ausgefranste Schnitte notfalls mit einem scharfen Messer nachbearbeiten
- Schnittwerkzeuge vor dem Einsatz gründlich reinigen und desinfizieren
- Vor der Maßnahme auf Anzeichen für Krankheiten und Schädlinge kontrollieren – bei einem Befall nicht verschneiden
- Nur sehr große Schnittwunden mit Wundwachs versiegeln
- Nicht in der prallen Sonne verschneiden
Trotz aller Vorsicht sollte man beachten, dass der Rhododendron nicht gerade schnell wächst. Auch nicht nach einem Verschnitt. Nach besonders radikalen Eingriffen – selbst wenn diese in einzelnen Schritten über mehrere Jahre erfolgen – dauert es also eine ganze Weile, bis sich Rhododendren erholt haben. Bei größeren Gewächsen sind bis zu fünf Jahre notwendig, bevor die Krone wieder vollständig hergestellt ist. Mit der passenden Nachsorgen kann dieser Prozess aber beschleunigt werden. Wunder sollten Hobbygärtner dennoch nicht erwarten.
Nachsorge
Das Schneiden schwächt den Rhododendron, auch wenn er recht sanft ausfällt. Durch die Blattmasse geht dem Strauch auch anteilig die Fähigkeit verloren, sich selbst mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen. Diese müssen in Form von Dünger zugesetzt werden. Direkt nach dem Schneiden empfiehlt es sich daher, dem Rhododendron etwas Dünger zu gönnen.
Spezielle Rhododendron-Dünger, Hornspäne, Kompost und frischer Rindenmulch sind geeignet. Für eine bessere Aufnahme kann die Oberfläche des Bodens leicht aufgelockert werden. Allerdings nicht zu tief, um die Wurzeln nicht zu verletzen. Weiterhin muss nach Verschnitt und Düngung reichlich gegossen werden. Ansonsten wird die Versorgung mit Nährstoffen zur gefährlichen Belastung, die die Wurzeln chemisch verbrennen kann.
Umgesetzt oder umgetopft werden darf der Rhododendron nach einem radikalen Verjüngungsschnitt zunächst nicht. Erst wenn sich das Gewächs nach dem zweiten Schnittjahr wieder erholt und rundum neu ausgetrieben hat, kann ein Wechsel des Standorts erfolgen. Unversehrte Wurzeln sind von besonderer Wichtigkeit für den geschwächten Strauch, das Umsetzen könnte diese und damit die gesamte Pflanze gefährden.
Zeitpunkt
Zwischen spätem Sommer und frühem Herbst, also von September bis Anfang November, kann man den Rhododendron schneiden. Ebenso aber gegen Winterende, also etwa im Februar.
Wer spät im Jahr schneidet, sollte lediglich leichte Korrekturen durchführen. Anderenfalls geht der Pflanze vor dem Winter zu viel Kraft verloren. Für radikale Eingriffe sollte das Winterende bevorzugt werden. Dann muss allerdings zunächst auf einen guten Teil der Blüten verzichtet werden. Das ist bei einem radikalen Verschnitt aber ohnehin der Fall.
Umsetzen
Dass der Rhododendron kurz nach einem starken Verschnitt nicht umgesetzt werden sollte, wurde bereits erwähnt. Das Umpflanzen an einen neuen Standort kann aber auch eine Alternative zum Verschnitt sein. Zumindest dann, wenn der Grund für die Pflegemaßnahme die unerwartete Größe des Rhododendrons ist.
Passt der Standort aus anderen Gründen nicht, sollten radikaler Verschnitt und Umpflanzen nicht zu nah beieinander liegen. Ein zeitlicher Abstand von zwei Jahren ist sicher. Erst dann hatte das Gewächs ausreichend Gelegenheit, genug Wurzelmasse auszubilden. Diese ist nicht nur für die Versorgung mit Nährstoffen wichtig. Auch der notwendige Wasserdruck in dem Rhododendron hängt davon ab.
Bei der Kultur im Kübel kann der Abstand kleiner sein. Ein Jahr zwischen Umtopfen und Verschnitt des Rhododendrons sollte aber dennoch vergehen. Hier sind also Geduld und eine entsprechende Planung gefragt.
Vitalität
Weil der Rhododendron den Verschnitt – je nach Sorte – übel nehmen kann, müssen andere schwächende Faktoren dringend vermieden werden. Die Vitalität der Pflanze ist entscheidend. Hat das Gewächs gerade erst einen Befall mit Schädlingen oder eine Krankheit überstanden, sollten die Schere oder Säge keinesfalls zum Einsatz kommen. Zum einen ist der Rhododendron hierdurch noch geschwächt und belastet. Zum anderen besteht bei Infektionen die Gefahr, eventuell noch vorhandene Keime direkt auf die Schnittwunden zu bringen und ihnen so das Eindringen zu erleichtern. Selbst bei einer sofortigen Behandlung sind die Überlebenschancen dann gering. Bei Parasiten verhält es sich ähnlich. Offene Stellen im Holz sind willkommene Gelegenheiten für einige Schädlinge.
Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Bekämpfungsmaßnahmen bereits seit einiger Zeit abgeschlossen sind und das Gewächs vollkommen genesen ist. Zudem muss man natürlich darauf achten, dass man zum Verschnitt weder Krankheiten noch Parasiten übersieht. Eine eingehende Kontrolle auf Verfärbungen, Belege, Bohrlöcher und Fraßspuren – und natürlich die Schädlinge selbst, sollte man vor der Maßnahme nicht vergessen.
Im Zweifelsfall sollte auf das Schneiden des Rhododendrons zunächst verzichtet und weiterhin beobachtet werden, ob tatsächlich ein Befall vorliegt. Alternativ können die Schnittwunden desinfiziert und mit Wundwachs verschlossen werden.
Gut gedüngt und gewässert sollte der Rhododendron selbstverständlich ebenfalls sein. Desto besser der Zustand vor dem Verschnitt, umso schneller erholt sich die Pflanze. Das ist auch optisch von Vorteil.