Für die Gesundheit und Blühfreudigkeit der Blumenkönigin wird alles Erdenkliche getan. Dazu gehört neben Wässern und Düngen auch der alljährliche Schnitt im Frühjahr. Manche Besitzer greifen allerdings im Herbst erneut zur Schere, weil sie damit gute Erfahrungen gemacht haben. Experten raten ab. Wer die Hintergründe näher beleuchtet, versteht, warum es in einem privaten Garten dennoch seine Berechtigung hat Rosen im Herbst zu schneiden.
Erfrierungen im Winter
Es stimmt, Rosen sind winterharte Gewächse, die eisige Winter im Freien verbringen und überleben. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ihnen der Frost keinerlei Schäden zufügt. Ganz im Gegenteil. Bei den meisten Rosen sind nicht alle Triebe kräftig genug, um der Kälte zu trotzen.
- neue Triebe können oft nicht rechtzeitig ausreifen
- die Spitzen sind bis Herbst noch nicht verholzt
- diese weichen Triebe sind frostempfindlich
- frieren schon bei niedrigen Minusgraden zurück
Haben diese Erfrierungen gravierende Folgen? Muss dagegen zwingend etwas unternommen werden? Zum Beispiel durch einen Herbstschnitt.
Die Expertenmeinung
Früher war es auch in Fachkreisen üblich, Rosen im Herbst zurückzuschneiden. Experten sehen diese Maßnahme inzwischen als nicht erforderlich. Sie betrachten die Erfrierungen der Triebe als unproblematisch für die Vitalität der Rosen. Junge Zweige, die im Herbst am Rosenstock verbleiben, können Experten zufolge sogar im erfrorenen Zustand noch zwei wichtige Funktionen erfüllen:
- sie halten kalte Winde ab
- bei einer starken Wintersonne wirken sie als Schattenspender
Aus diesen Gründen empfehlen sie einen herbstlichen Rückschnitt nur dann, wenn die Bepflanzung sehr dicht ist. Durch das Wegschneiden einiger Äste ist die Wurzelbasis besser für Winterschutzmaßnahmen zugänglich. Bei Hochstämmchen erleichtert der Rückschnitten das Einpacken der Krone.
Die Beobachtungen der Gärtner
In privaten Gärten haben Rosenbesitzer ihre eigenen Erfahrungen mit der Überwinterung gesammelt. Dass das Erfrieren der Triebe den Rosen keine negativen Wirkungen hat, können sie nicht bestätigen. Dabei sind die erfrorenen Triebe an sich nicht das Problem, sondern das, was daraufhin folgt:
- abgestorbene Triebe bleiben an der Pflanze
- sie bilden ideale Brutstätten für schädliche Keime
- Fäulnis und Pilzkrankheiten breiten sich aus
- greifen auf gesunde Pflanzenteile über
Rosenkrankheiten sind nicht zu unterschätzen, deswegen wollen Hobbygärtner diesen Risikofaktor mit einem Herbstschnitt minimieren.
Gründe für unterschiedliche Einschätzungen
Es macht schon stutzig, wenn die Meinungen der sog. Experten und Laien so weit auseinandergehen. Wer sich die Sachverhalte anschaut, erkennt, dass beide Parteien auf ihre Art recht haben. Das liegt daran, dass unterschiedliche Ausgangssituationen vorliegen.
Die Experten, die von einem herbstlichen Rosenschnitt abraten, sind auch diejenigen, die einen großzügigen Pestizideinsatz zur Krankheitsbekämpfung oder sogar als Krankheitsvorbeugung empfehlen. Eine mit Pestiziden eingehüllte Pflanze wird sicherlich keine Krankheitsprobleme mit erfrorenen, faulenden Trieben bekommen. Deswegen ist in der Tat kein Rückschnitt vor dem Wintereinbruch notwendig.
In privaten Gärten ist der Pestizideinsatz dagegen immer weniger willkommen. Deswegen besteht natürlich ein gewisses Erkrankungsrisiko, dass im Winter durch erfrorene Triebe geradezu herausgefordert wird. Anstatt Pestizide zu versprühen, müssen andere, umweltfreundliche Maßnahmen der Vorsorge dienen.
Wie hilft der Herbstschnitt?
Die Rosen im Herbst zu schneiden dient lediglich dazu, schwache Triebe, die den Winter sowieso nicht überleben würden, zu entfernen. Die geschädigten Triebe würden im Frühjahr eh nicht austreiben und folglich spätestens dann geschnitten werden. Wenn Sie bereits vor dem Winter vorbeugend entfernt werden, kann während des Winters gar nicht erst faulendes Totholz entstehen. Damit wird automatisch auch das Infektionsrisiko gesenkt.
Der optimale Zeitpunkt
Der herbstliche Rückschnitt der Beetrosen sollte noch vor dem ersten Frost erfolgen. Das gilt auch für Kletterrosen. Da sich Frost weder an einen bestimmten Kalendertag hält, noch lange ankündigt, muss der Rosenbesitzer achtsam auf die Natur und das Wetter achten. So kann es sein, dass in manchen Gegenden bzw. in milden Jahren bis in den Dezember hinein die Rosen blühen.
- feuchtes Wetter fördert Pilzkrankheiten
- ist der Herbst nass, dann Rosen früher schneiden
- erste verfaulte Blätter sind das Startsignal
- auch die Ankündigung von Nachtfrösten beachten
Das Schneiden selbst sollte immer an einem trockenen und frostfreien Tag erfolgen. Wurde der ideale Zeitpunkt verpasst und der Frost steht unmittelbar vor der Tür, sollten keine Triebe mehr geschnitten werden. Gelbe Blätter und Reste von Rosenblüten sollten aber auch in diesem Fall entfernt werden.
Geeignetes Schnittwerkzeug
Das beste Werkzeug für das Schneiden von Rosen im Herbst, egal ob Beet- oder Kletterrosen, ist natürlich die Rosenschere. Das gilt für alle Schnittmaßnahmen, unabhängig davon, in welcher Jahreszeit sie durchgeführt werden. Damit die Schnittflächen gut ausheilen können, muss die Schere saubere, glatte Schnitte hinterlassen. Ausgefranste Enden machen es Pilzen und Bakterien leicht, ins gesunde Holz vorzudringen und Krankheiten hervorzurufen.
- nur eine scharfe Schere verwenden
- zuvor gründlich desinfizieren
- mit reinem Alkohol oder speziellen Desinfektionsmitteln
Anleitung für Beetrosen
Beim Herbstschnitt müssen die Beetrosen nicht so umfangreich und stark zurückgeschnitten werden, wie es beim Frühjahrsschnitt der Fall ist. Die Regel, wonach auf fünf Augen zurückzuschneiden ist, gilt hier nicht.
- Beetrosen auf Saftwaage schneiden
- d.h. alle Triebe auf einer Höhe
- über einem Auge schneiden, so hoch, wie der Stängel breit ist
- Rosenstrauch ausdünnen
- es sollte luftdurchlässig sein
- so kann Feuchtigkeit schneller und besser abtrocknen
- nur 3-4 kräftige Stängel stehen lassen
- diese um etwa zwei Drittel zurückschneiden
Achten Sie darauf, dass beim Schneiden der Beetrosen alles tote Holz entfernt wird. Ebenso sollten Sie alle störend wachsenden Triebe entfernen.
Anleitung für Kletterrosen
Kletterrosen werden zumeist nach der Blüte geschnitten und das ist im Herbst. Sie haben Triebe, die schnell wachsen und sehr lang werden können. Wenn dies aus Platzgründen nicht schon im Sommer zurückgeschnitten wurden, sollten sie noch vor der kalten Jahreszeit eingekürzt werden. Im Herbst dürfen Sie ihren Kletterrosen allerdings keinen Radikalschnitt zumuten. Grundsätzlich gilt, dass je bescheidener die Kletterrosen zurückgeschnitten werden, umso zuverlässiger überstehen sie eisige Winter. Wie bei den Beetrosen ist aber auch hier notwendig, dafür zu sorgen, dass Pilzkrankheiten über den Winter keinen guten Nährboden vorfinden. Um beiden Erfordernissen gerecht zu werden, wird nur das entfernt, was wirklich stört.
- alle abgestorbenen Triebe entfernen
- störend wachsende Äste wegschneiden
- verblühte Blüten abschneiden
- gelbe Blätter von den Trieben entfernen
- herabgefallene Blätter aufsammeln und entsorgen
Das Ergebnis des Schneidens soll ein luftiger Aufbau sein. Falls notwendig, müssen Sie kräftig ausdünnen:
- eng wachsende Triebe auslichten
- vorrangig schwache Triebe schneiden
- diese sind krankheitsanfälliger
Anleitung für Wundverschluss
Sowohl Beetrosen als auch Kletterrosen können mit dem Alter kräftige Triebe entwickeln. Breite Stängel hinterlassen nach dem Schnitt große offene Schnittstellen. Diese sollten Sie mit Pflanzenwachs bestreichen, damit Pilzerregern und anderen schädlichen Keimen der Weg ins Innere der Rose versperrt wird.
Alternative zum Schnitt
Der Herbstschnitt muss nicht unbedingt sein, ist aber aus zuvor beschriebenen Gründen in einem chemiefreien Privatgarten sinnvoll. Wer keine Zeit dafür findet, seine Rosen rechtzeitig vor dem Wintereinbruch im Herbst zu schneiden, sollte ihnen dennoch einen Mindestschutz bieten. Dieser besteht darin, alle gelben Blätter und verblühte Blüten zu entfernen. An ihnen sammelt sich Nässe, die ohne Sonne nur schlecht verdunsten kann. Sie fangen an zu faulen und sind ein Nährboden für schädliche Keime.
Winterschutzmaßnahmen
Die Schnittmaßnahmen haben das Volumen der Rosen deutlich reduziert und die Wurzelbasis zugänglicher gemacht. Neben dem Schutz vor Krankheiten liegt ein weiterer Vorteil darin, dass so Winterschutzmaßnahmen besser möglich sind. Nur beides zusammen, die Reduzierung von krankheitsanfälligem Pflanzenmaterial und Winterschutzmaßnahmen, bieten bestmöglichen Schutz vor Kälte und damit einhergehenden Krankheiten.