Das Schaublatt mit dem botanischen Namen Rodgersia ist eine langlebige Staude mit imposanten, smaragdgrünen bis dunkelroten Schmuckblättern, die von Juni bis Juli durch Blütenstände in Cremeweiß oder Zartrosa dekoriert werden. Gewährt der Hobbygärtner der Rodgersia ausreichend Platz, entwickelt sich eine Strukturpflanze, die der Gartenanlage optische Fülle verleiht. Schaublätter gibt es in mannigfaltigen Sorten, mit Wuchshöhen von 40 cm bis 140 cm, die allesamt überzeugen mit Genügsamkeit und gutmütiger Standorttoleranz. Selbst am Gehölzrand wissen sie sich zu behaupten, wo andere Gartenpflanzen aufgrund der dort herrschenden Wurzelkonkurrenz nur schwer Fuß fassen.
Pflanzen
Pralle Sonneneinstrahlung mag das Schaublatt gar nicht leiden. Ihre wahre Naturschönheit entwickeln die Rodgersia daher vorzugsweise bei folgenden Standortbedingungen:
- Lichter Schatten in windgeschützter Lage.
- Humose, frische und durchlässige Pflanzerde.
- Staunässe wird nicht ertragen.
Im Schutz großer Gehölze oder am Rand des Gartenteichs fühlt sich das Schaublatt besonders wohl. Einen Platz unter Morgen- und Abendsonne nimmt das Steinbrechgewächs problemlos hin, solange dort genügend Gießwasser verabreicht wird. Die Wahl der Pflanzstätte sollte also mit Bedacht erfolgen, denn mit der richtigen Pflege wird das Schaublatt dort etliche Jahre verbringen. Hat der Gartenfreund die Entscheidung getroffen, erfolgt das Pflanzen in folgenden Schritten:
- Empfehlenswerte Pflanzzeit ist das zeitige Frühjahr.
- Den Wurzelballen in einen Eimer Wasser tauchen.
- Das Pflanzloch ist doppelt so groß wie der Wurzelballen.
- Die Sohle des Lochs mit der Harke auflockern.
- Eine Drainage aus Kies und Tonscherben beugt Staunässe vor.
- Der Aushub wird mit Kompost, Sand und Hornspänen vermischt.
- Den Wurzelballen vor dem Einpflanzen leicht auseinander ziehen.
- Mittig in das Pflanzloch setzen und eingraben.
- Einen Gießrand anlegen, der zur Mitte hin abfällt.
Im letzten Arbeitsschritt wird das Schaublatt gut angegossen. Der Abstand zur nächsten Pflanze sollte nicht weniger als 80 cm bis 100 cm betragen, damit die Pflanze sich in den kommenden Jahren ungehindert entwickeln kann.
Vermehren
Da Schaublätter in der Anschaffung recht kostspielig sein können, wird der geübte Hobbygärtner eine eigenhändige Vermehrung der dekorativen Staude anstreben.
Aussaat
Da es sich bei den meisten Schaublatt-Pflanzen um Hybriden handelt, ist eine Aussaat selbst gesammelter Samen selten von Erfolg gekrönt. Einerseits sind die Kapselfrüchte zwar prall gefüllt mit Samen; diese sind jedoch so dünn und zart, dass 1 Gramm aus mindestens 12.000 Samen besteht. Darüber hinaus ist es eine botanische Lotterie, welche Attribute der Eltern- und Großeltern sich durchsetzen werden. Daher ist es ratsam, sortenreine Samen im Fachhandel für wenige Euro zu erwerben. Die fragilen Samen keimen besonders gut in Saatschalen auf feuchter Watte oder Moos, abgedeckt mit Klarsichtfolie. Für Schaublatt-Samen gilt dabei die Faustregel: Je feiner die Samen, desto höher ist ihr Lichtbedarf. Daher dürfen sie keinesfalls mit Erde bedeckt werden. Mit einem Wassersprühgerät werden sie leicht feucht gehalten und keimen an einem warmen, nicht zu dunklen Ort bei etwa 20° Celsius innerhalb weniger Tage.
Forciert wird dieser Vorgang, wenn Weidenwasser für die Befeuchtung verwendet wird, weil dieses ein natürliches Wachstumshormon enthält. Die kräftigsten Sämlinge werden anschließend umgepflanzt in 9-cm-Töpfe, die gefüllt sind mit Anzuchterde und an einem kühleren Ort weiter kultiviert. Während des Winters haben die jungen Rodgersia genügend Zeit, ein kräftiges Wurzelsystem zu entwickeln. Direkter Heizungsluft sollten sie in dieser Zeit nicht ausgesetzt werden, sodass ein Platz im kühlen Treppenhaus oder im Wintergarten vorzuziehen ist. Da junge Schaublatt-Pflanzen durch Spätfröste empfindlichen Schaden davontragen könnten, werden sie erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Freiland ausgepflanzt und ab dann wie adulte Exemplare gepflegt.
Teilung
Schaublätter neigen zwar nicht zum Wuchern; trotzdem bilden sie unterirdische Rhizome, die für die Vermehrung genutzt werden können. Zu diesem Zweck wird im Frühjahr ein Teil des Wurzelbereichs der Pflanze freigelegt und ein etwa 10 cm bis 15 cm langes Rhizom mit einem scharfen Messer oder dem Spaten abgetrennt. Das Wurzelstück muss über mindestens eine Knospe verfügen. Die entstandene Wunde wird sogleich mit einem Wundverschlußmittel oder reiner Holzkohleasche behandelt. Am neuen Standort wird die Erde gut aufgelockert und mit Kompost sowie Hornspänen angereichert, bevor das Rhizom dort eingesetzt wird. Die wüchsige Pflanze wird schnell austreiben.
Pflege
Mit der Wahl des adäquaten Standortes ist bereits ein wichtiger Bestandteil der erfolgreichen Kultivierung erfüllt. Darüber hinaus sollten folgende Hinweise zur Pflege berücksichtigt werden:
- Je heller der Standort, desto reichlicher wird gewässert.
- Laub- oder Rindenmulch reguliert den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens.
- Im Frühjahr und Sommer eine Dosis Volldünger verabreichen.
- Alternativ regelmäßig mit gutem Gartenkompost und Hornspänen düngen.
- Abgeworfenes Laub im Herbst zum Schutz vor Frost und Schnee liegen lassen.
- Schneiden ist nicht zwingend erforderlich.
- Bei Bedarf werden im Frühjahr die verblühten Stängel ausgelichtet.
- Bodennaher Rückschnitt nur, wenn das Schaublatt sich zu mächtig ausbreitet.
Es schadet dem Schaublatt zwar nicht, wenn Schneiden bzw. Auslichten bereits im Herbst erfolgt. In diesem Fall verzichtet der Hobbygärtner allerdings auf den Zierwert der Samenstände der Rodgersia während der kalten Jahreszeit, wenn sie von Raureif oder Schnee bedeckt sind.
Die schönsten Schaublatt-Sorten
Dank ihrer respektablen optischen Wirkung, haben sich die Schaublätter einen Stammplatz erobert in der langen Liste pflegeleichter Zierpflanzen, die auch einen Platz im lichten Schatten gutheißen. Dieser Umstand hat die Züchter dazu motiviert, eine Vielzahl gelungener Sorten zu kreieren, von denen einige der herausragenden Exemplare im Folgenden vorgestellt werden:
Kastanienblättriges Schaublatt (Rodgersia aesculifolia)
- Wuchshöhe 70 cm bis 120 cm
- Blütenfarbe cremeweiß
- bronzefarbene, rosskastanienähnliche Blätter
- gut geeignet für den Teichrand
Schaublatt ‚Die Schöne‘ (Rodgersia henrici)
- Wuchshöhe 70 cm bis 100 cm
- Blütenfarbe zartrosa
- mehrfach ausgezeichnete, wertvolle Sorte
- bronzefarbener Blattaustrieb, der sich grünlich verfärbt
- gedeiht auch am sonnigen Ort
Fiederblättriges Schaublatt ‚Chocolate Wings‘ (Rodgersia pinnata)
- Wuchshöhe 50 cm bis 80 cm
- treibt ein buntes Farbenspiel von Frühling bis zum Herbst
- schokoladenfarbener Blattaustrieb, der allmählich vergrünt
- rosafarbene Blüten mit dunkelrotem Auge
- herrliche Laubfärbung im Herbst
- eine der spektakulärsten Sorten
Gestieltblättriges Schaublatt ‚Pagode‘ (Rodgersia podophylla)
- Wuchshöhe 80 cm bis 130 cm
- beeindruckend große, gezackte Blätter
- strahlend weiße Blüten von Juni bis Juli
- leuchtend weinrote Herbstfärbung
- liebt den kühlen Halbschatten
Gestieltblättriges Schaublatt ‚Smaragd‘ (Rodgersia podophylla)
- Wuchshöhe 80 cm bis 110 cm
- smaragdgrüne Blätter an auffallend hohen Stielen
- bringt Struktur in jedes Schattenbeet
- cremeweiße Blüte von Juni bis Juli
Henry-Schaublatt (Rodgersia pinnata ‚Superba‘)
- Wuchshöhe 90 cm bis 120 cm
- blüht rosafarben von Juni bis Juli
- fächerförmige, dunkelgrüne Blätter
- benötigt etwas mehr Wasser als die Artgenossen
- daher bestens geeignet für den Rand am Gartenteich
Holunderblättriges Schaublatt ‚Rothaut‘ (Rodgersia sambucifolia)
- Wuchshöhe 100 cm bis 140 cm
- hellrosa Blüten an dunkelroten Stängeln
- Blätter treiben dunkelrot aus und wechseln dann ins Grün
- bringt Farbe in jeden Gartenbereich
Schaublatt ‚Bloody Mary‘ (Rodgersia pinnata)
- Wuchshöhe bis 60 cm
- dunkelrotes Laub
- tiefrote Blüten
- atemberaubende Wirkung am schattigen Ort
- hält Wurzelkonkurrenz unter alten Bäumen stand
Verwendung und schöne Begleitpflanzen
Die Vorkommen der majestätischen und langlebigen Rodgersia-Arten in ihrer Heimat Zentral- und Ostasien dienen den hiesigen Gartenfreunden zur Inspiration für die Verwendung in der eigenen Anlage. Gerne siedeln sie sich in Nachbarschaft zu großen Gehölzen an, wo sie mit kräftig wachsenden Farnen und anderen Gräsern eine harmonische Pflanzengemeinschaft bilden. Das kastanienblättrige Schaublatt begrüßt als Begleiter gerne das heimische Glanz-Schildfarn (Polystichum aculeatum) mit seinen gebogenen, glänzenden Wedeln, die Hohe Prachtspiere (Astilbe Thunbergii) mit den überhängenden Blütenrispen oder die wintergrüne Riesen-Segge (Carex pendula).
Ein exotisch anmutendes Szenarium entsteht, wenn das Fiederblättrige Schaublatt ‚Chocolate Wings‘ mit der Weißen Sterndolde Astrantia major ‚Shaggy‘ kombiniert wird, dem Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum ‚Album‘) oder dem Silbrigen Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla ‚Jack Frost‘). Wenn Smaragdgrün auf Reinweiß stößt, entsteht eine spannende optische Wechselwirkung, der sich niemand entziehen kann. Daher ist ein Arrangement aus Gestieltblättrigem Schaublatt ‚Smaragd‘ mit der Lilientraube (Liriope muscari ‚Monroe White‘) ein Zeichen höchster gärtnerischer Kunstfertigkeit. Kommt dann noch die Steife Gold-Segge (Carex elata ‚Bowles Golden‘) hinzu, entstehen Lichteffekte, die jegliche Schattendepression vergessen lassen.
Vor eine besondere Herausforderung wird der Gartenfreund gestellt, wenn es gilt, passende Begleitpflanzen zum Holunderblättrigen Schaublatt ‚Rothaut‘ zu wählen. Natürlich spricht nichts dagegen, die Pflanze als spektakulären Solitär wirken zu lassen. In diesem Fall wird jedoch die Chancen auf eine Aufsehen erregende Inszenierung mit dem Blauen Lerchensporn (Corydalis elata ‚Blue Summit‘) verzichtet. Hier treffen die dunkelroten Pflanzenteile des Schaublatts auf stahlblaue Blüten und ergeben einen atemberaubenden Kontrast, dem sich kein Betrachter entziehen kann. Dieser Effekt wird übrigens auch erzielt in Nachbarschaft zum Schaublatt ‚Bloody Mary‘ mit den tiefroten Blüten und dem dunkelroten Laub.
Bleibt abschließend noch die Frage offen, zu welcher Pflanzenkombination der Hobbygärtner greift, der lediglich daran interessiert ist, den Boden unter den Schaublättern zu füllen, ohne dass von der Wirkung der Rodgersia abgelenkt wird. In diesem Fall bietet sich ein schattenverträglicher Bodendecker mit weißen Blüten an, wie beispielsweise die Schaumblüte (Tiarella cordifolia), die Schneemarbel (Tiarella cordifolia) oder die Schattenblume (Maianthemum bifolium).
Krankheiten und Schädlinge
Schaublätter haben sich bislang als äußerst resistent gegenüber den herkömmlichen Krankheiten und Schädlingen erwiesen. Vereinzelt wird über den Befall mit Grauschimmel berichtet, der vor allem dort auftritt, wo die wuchtigen Pflanzen zu eng beieinander gepflanzt wurden, sodass es an der lebenswichtigen Luftzirkulation fehlt. Die von dem samtig grauen Belag überzogenen Blätter sollten sogleich entfernt werden, damit sich die Infektion nicht weiter ausbreitet. Das verwendete Schneidwerkzeug ist unbedingt gründlich zu desinfizieren mit Alkohol oder Spiritus. Bereits abgefallene Blätter dürfen keinesfalls auf dem Boden liegen bleiben, sondern werden ebenfalls entsorgt. Auf dem Kompost haben sie jedoch nichts zu suchen, denn der Grauschimmel-Pilz ist recht langlebig. Besser ist, die erkrankten Pflanzenteile zu verbrennen oder in den Hausmüll zu geben. Die Verabreichung von stickstoffhaltigem Dünger sollte bei Erscheinen von Grauschimmel eingeschränkt werden. Zudem wird für einige Zeit auf Mulchen verzichtet, damit der zu feuchte Boden abtrocknen kann.
Fazit
Zeigte sich bisher im Garten eine karge Lücke in einer schattigen Ecke am Teich, am dämmrigen Gehölzrand oder schummrigen Zipfel des Staudenbeets, wo keine Pflanze so recht gedeihen will? Wie gut, dass es die zahlreichen Sorten des Schaublattes gibt, die sich gerade an derartigen Lagen wohlfühlen und sich dort prächtig entwickeln. Nicht nur die imposanten Schmuckblätter verwandeln bisher unbeachtete Winkel des Gartens in üppig gefüllte Blickfänger, sondern auch die unzähligen weißen und rosafarbenen Blüten in der Zeit von Juni bis Juli. Wer angesichts dieser Attribute eine anspruchsvolle Pflege erwartet, wird angenehm überrascht angesichts der Genügsamkeit, die sich auf regelmäßiges Düngen und Gießen beschränkt. Es ist zu erwarten, dass Rodgersia in Zukunft noch häufiger für Gesprächsstoff sorgen, denn die Züchter lassen nicht nach in der Entwicklung immer neuer, noch faszinierender Sorten.