Schleierkraut kennt wohl jeder aus gebundenen Blumensträußen. Besonders bei Rosensträußen ist die Kombination mit Schleierkraut ein Bestseller. In Gärten sieht man die Pflanze allerdings recht selten, was verwundert, denn sie ist echt hübsch anzusehen. Außerdem hat Schleierkraut eine Leichtigkeit, die für alle Beetnachbarn passend ist. Man nennt das Schleierkraut auch Rispiges Gipskraut. Auf alle Fälle gehört es zu den Nelkengewächsen. Gipskraut heißt es, weil es besonders gern auf Gipsgestein wächst.
Blühfreudige Staude
Bemerkenswert bei Gypsophila paniculata sind natürlich die vielen Blüten. Diese sind zwar klein, aber durch die große Anzahl ist das gar kein Problem. Die Blüten sind meist weiß, Es gibt aber auch rosa blühendes Schleierkraut. Das Rispige Gipskraut kann 50 bis 90 cm hoch werden, manchmal noch höher. Unter der Erde wird eine rübenartig verdickte Wurzel gebildet, die sage und schreibe bis fast 2,5 Meter lang sein kann. Früher wurden diese Wurzeln zur Seifenherstellung genutzt, sie enthalten nämlich viel Saponin. Außerdem wurde das Schleierkraut in früheren Jahrhunderten als Heilpflanze verwendet, zum Harntreiben, zur Förderung für das Abhusten von Schleim im Nasen- und Rachenraum. Man nutzte oder nutzt sicher auch heute noch aus der Pflanze gewonnene Auszüge.
Schleierkraut stammt ursprünglich aus den kanadischen Rocky Mountains und ist inzwischen von Ost-Europa bis West-Sibirien zu Hause. Meist wird es angepflanzt, allerdings verwildert es auch mancherorts. Besonders gern wächst die Pflanze in Sandsteppen und auf sandigen Hügeln. Außerdem kennt man noch das Kriechende Schleierkraut oder Teppich-Schleierkraut (Gypsophila repens), welches in den Alpen und den Pyrenäen zu Hause ist. Beide Pflanzen mögen ganz unterschiedliche Kulturbedingungen.
Das Schleierkraut passt sehr gut in Bauerngärten, Rosengärten und naturnahe Gärten. Man sollte die höher wachsenden Arten und Sorten anbinden, denn sie neigen dazu, auseinander zu fallen.
Achtung. Schleierkraut soll leicht giftig sein. Genaueres habe ich aber nicht herausgefunden. Auf den Haustierseiten steht jedenfalls überall, das es giftig ist. Gleichzeitig berichten viele Katzenbesitzer davon, dass ihre Katzen welches gefressen hätten, es ihnen aber gut ginge. Ich wäre vorsichtig, auch mit Kindern.
Sorten des Schleierkrautes
- Gypsophila paniculata ’Festival Star’ – oft als Topfschleierkraut angeboten, Blüte weiß, Wuchshöhe etwa 40 cm, Blüte ab Mai, gut für Gefäße
- Gypsophila paniculata ’Flamingo’ – große gefüllte rosa Blüten, wird bis 120 cm hoch, Blüte Juni bis August, wächst reichverzweigt
- Gypsophila repens ‚Rosea‘ – zartrosa, bis 25 cm hoch, Blüte Mai bis Juli
- Gypsophila repens ‚Letchworth’ – rosa-rote Blüten, breitwachsend, nur 10 cm hoch, Blüte Mai bis Juli
- Gypsophila repens ’Compacta Plena’ – große, weiße, gefüllte Blüten, wird nur 20 cm hoch, ideal für Steingärten, sehr dicht wachsend
- Gypsophila repens ‚Rosenschleier’ – zart rosafarbene gefüllte Blüten, nur 10 cm hoch, sehr lang blühende Sorte
- Gypsophila paniculata ’Bristol Fairy’ – gefüllte weiße Sorte, am häufigsten angeboten, große Blüten, 90 bis 100 cm hoch, Blüte ab Ende Juni
- Gypsophila aretioides – weiße Blüten, bildet harte, flache (nur 5 cm hoch), weiße Polster, für sonnige Mauerspalten, mehrere Pflanzen zusammensetzen
- Gypsophila pacifica – weiße, sehr große Blüten, bis zu 100 cm hoch, besonders geeignet für kalte Gebiete, gedeiht fast überall
- Gypsophila elegans – einjährige Sorte, Blüte rosa oder weiß, wird 30 bis 50 cm hoch, reichhaltiger Blütenflor, beliebte Schnitt- und Trockenblume
Die Pflege von Schleierkraut
Das Wichtigste bei der Pflege ist, dass das Schleierkraut recht trocken zu halten ist. Oft ist das nicht so einfach möglich. Ein kleiner Trick schafft da Abhilfe. Man pflanzt das Schleierkraut auf einen kleinen Hügel. So kann überflüssiges Wasser besser ablaufen und auch die Nachbarschaft von Pflanzen, die mehr Wasser benötigen, ist deutlich aussichtsreicher. Ansonsten muss man sich kaum um die Pflanze kümmern. Ein Rückschnitt nach der Blüte bringt häufig einen zweiten Blütenflor hervor, ansonsten kommt Schleierkraut alleine klar. Gießen muss man nur bei absoluter Trockenheit, düngen lässt man ganz, schneiden ist nicht viel Arbeit und eigentlich ist die Pflanze winterhart. Allerdings gibt es auch einjährige Sorten. Die treiben dann nicht wieder aus. Für alle anderen empfiehlt es sich, sie im Winter gut abzudecken, damit die Nässe das Überleben nicht verhindert.
Standort
Der Standort muss unbedingt warm und sonnig sein und so trocken es geht. Nässe mag das Schleierkraut überhaupt nicht. Die höheren Arten stehen auch nicht günstig im Wind. Sie sind dankbar für einen windgeschützten Platz. Ansonsten kann es passieren, dass die krautige, recht dicht wachsende Pflanze sehr zerfleddert wird und nicht mehr schön aussieht.
- Rispiges Schleierkraut – trockener Standort in voller Sonne
- Vor allem auch im Winter trocken.
- Günstig ist ein windgeschützter Standort.
- Teppich-Schleierkraut – auch sehr trocken, gern auch auf einer Mauer oder in Ritzen
- Ideal für den Steingarten
Pflanzsubstrat
Auch beim Pflanzsubstrat ist wichtig, dass es recht trocken ist. Sandiger Boden ist ideal. Das Schleierkraut gedeiht auch auf Geröll, Schotter und auf wirklich ungemütlichem Boden. Nässe wird nicht vertragen.
- Das Rispige Schleierkraut liebt trockene, leichte aber tiefgründige, sandige Böden
- Auf feuchten Böden ist es innerhalb kürzester Zeit verschwunden.
- Das Kriechende Schleierkraut liebt Steinfugen und Mauerkronen. Es ist auch ein recht guter Bodendecker.
- Unbedingt nährstoffarme Erde. Von dieser Sache her passt das Schleierkraut dann doch nicht so gut zu Blühstauden. Die mögen nämlich in der Regel nährstoffreichere Erde bzw. Dünger.
- Wichtig: keinen Torf oder organische Substanzen ins Beet geben. Auch Kompost schadet den Pflanzen.
- Empfehlenswert ist ein etwas kalkhaltiges Substrat.
Pflanzen
Beim Pflanzen daran denken, dass sich Rispiges Schleierkraut bei idealen Bedingungen weit ausbreiten kann, sowohl in die Höhe, vor allem aber in die Breite. Das Teppich-Schleierkraut hat es nicht so mit dem Höhenwachstum, aber es wächst sehr stark nach den Seiten. Pflanzen kann man außer bei Frost ganzjährig, wobei das Frühjahr sicher die geeignetste Zeit ist. Kleinbleibende Arten des Schleierkrauts eignen sich auch als Kübelpflanzen.
- Vor dem Pflanzen Boden lockern
- Pflanzballen reichlich wässern, am besten in Wasser stellen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen.
- Als gute Partner für Schleierkraut werden Iris, Rittersporn, Glockenblumen, Eisenhut oder Sonnenhut empfohlen, aber das sind fast alle Arten, die reichlich Wasser brauchen. Meiner Meinung nach passen die nicht so gut.
- Ich würde Sempervivum und Sedumarten, Fette Hennen und solche Pflanzen empfehlen. Die Spornblume braucht nur absolut wenig Wasser und es gibt sie in rot und weiß.
- Lavendel ist dafür bekannt, nicht viel Wasser zu benötigen, ebenso Salbei. Einige Storchschnäbel kommen auch gut mit Trockenheit klar.
- Geranien/Pelargonien stammen aus Südafrika und bekommen dort auch nicht viel Wasser. Allerdings vertragen sie das nur, wenn sie im Garten ausgepflanzt werden.
- Es gibt natürlich noch mehr geeignete Pflanzen. Man muss nur nach solchen suchen, die weder viel Wasser benötigen, noch Dünger brauchen.
- Die Hohen Arten sollten angebunden werden, damit sie nicht auseinander fallen.
Gießen und Düngen
Gießen muss man beide Arten wenig. Bei langer Trockenheit kommen die Pflanzen aber auch nicht ohne Wasser aus. Meist reicht die Regenmenge aber aus. Düngen ist auch nicht erforderlich. Ganz im Gegenteil, Dünger schadet. Das Kapitel ist ganz schnell abgearbeitet.
Schneiden
Geschnitten werden muss das Schleierkraut nicht viel. Im Herbst schneidet man eine Hand über dem Boden komplett ab und das war’s. Allerdings ist es möglich, die Blüte zu verlängern, bzw. eine ernute Blüte zu fördern. Die ist oft nicht mehr so reichlich, aber trotzdem schön.
- Zurückschneiden, wenn die erste Blüte nachlässt oder fast vorbei ist.
- Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert einen zweiten Blütenflor.
- Verwelkte Blütenrispen bis knapp über das Laub abschneiden
Überwintern
Schleierkraut gilt als winterhart. Trotzdem treiben die Pflanzen im Frühjahr oft nicht mehr aus. Das liegt selten an zu tiefen Temperaturen im Winter, sondern meist an zu viel Nässe. Es macht daher Sinn, die Pflanzen abzudecken, ruhig mit einer dicken Schicht Reisig. Darunter bleibt es schön trocken. Allerdings muss man schon etwas großflächig auslegen. Einen angenehmen Nebeneffekt hat das Ganze. Kaninchen fressen gern an den Trieben herum, wenn sie im Winter nichts anderes finden. Dem beugt man somit vor.
Einige Arten sind nur einjährig. Da treibt natürlich im Frühjahr nichts mehr aus. Am besten gleich beim Kauf fragen, um welche Sorte es sich handelt.
Vermehren
Nicht alle Arten lassen sich ohne weiteres vermehren. Normalerweise kommen Teilen, Aussaat und Stecklingsvermehrung in Frage.
Teilen im Frühjahr – Wurzelabrisse, also nicht die dicke lange Knolle teilen. Gelingt bei Gypsophila paniculata nicht so gut. Bei den flachen Sorten funktioniert diese Methode besser.
Aussäen – angebotener Samen stammt oft von einjährigem Schleierkraut. Man muss also jedes Jahr neu aussäen.
- Aussaat im März oder April
- Nicht zu dicht aussäen, auch wenn das bei den kleinen Samen schwierig ist.
- Nur wenig mit Erde bedecken.
- Gut anfeuchten, am besten mit einer Sprühflasche.
- Pflanzschale abdecken und hell und warm stellen
- Regelmäßig lüften, um Schimmel und Fäulnis zu verhindern
- Sobald sich vier oder fünf Blätter gebildet haben, werden die Pflänzchen vereinzelt
- Einzeln in kleine Pflanztöpfe setzen.
- Stecklinge Schneiden – April bis Mai – im Gewächshaus kultivieren
- Sollte man sein Schleierkraut einmal stutzen müssen, die abgeschnittenen Kopfstecklinge gleich verwenden
- Man kann sie in Blumentöpfe setzen oder auch gleich neben der Mutterpflanze in den Boden stecken.
- Beides sollte funktionieren.
Krankheiten und Schädlinge
Krankheiten sind selten. Auslöser ist in fast allen Fällen zu viel Nässe. Bei Keimlingen und Jungpflanzen führt die häufig zu Stängelfäule (dunkle, schleimige Flecken auf den Stielen). Bei erwachsenen Pflanzen ist es dann die Wurzelfäule. In beiden Fällen sind die Pflanzen nicht zu retten.
Schädlinge sind auch recht selten. Schnecken machen sich im Frühjahr gern über die jungen Triebe her und vernichten dadurch meist die ganze Pflanze. Im Winter dagegen sind es die Kaninchen, die Kahlschlag verbreiten können. Gegen diese Plagegeister gibt es aber Mittel, die das verhindern. Ansonsten sind es recht gesunde Pflanzen.
Fazit
Das Schleierkraut ist eine sehr schöne und absolut pflegeleichte Pflanze. Es stellt keine hohen Ansprüche und gedeiht meist prächtig. Wichtig ist, die Pflanze nicht zu nass zu kultivieren, das verträgt sie gänzlich nicht. Ansonsten kommt sie meist prima alleine klar. Im Winter abdecken gegen Nässe und Kaninchen und beim Austrieb vor Schnecken schützen, das war’s eigentlich schon. Klingt alles wunderbar, aber mein rosa Schleierkraut, das ich gekauft und eingepflanzt habe, kam nicht wieder. Ich hoffe mal, es war eine einjährige Art. Nächstes Mal frage ich nach.