Gartenpflege Pflanzenkrankheiten

Schrotschusskrankheit – Bekämpfung und natürliche Spritzmittel

Schrotschusskrankheit

Wo die Schrotschusskrankheit zuschlägt, versetzt sie Hobbygärtner in höchste Alarmbereitschaft. Völlig zu recht, denn der Pilz Stigmina carpophilum zeichnet sich aus durch eine solch zähe Hartnäckigkeit, dass er sogar überwintert. Sein Beuteschema erstreckt sich von Steinobst-Arten aller Art bis hin zu Ziergehölzen, wie dem Kirschlorbeer. Ihren Namen verdankt die Pflanzenkrankheit den kreisrunden Löchern, die sich aufgrund einer Abwehrreaktion der Pflanze gegen die Sporen rasch bilden. Schreitet der Gartenfreund dagegen nicht ein, hält das Gehölz dem Befallsdruck früher oder später nicht mehr stand und stirbt ab. Um diesen ausgeklügelten Wirkungsmechanismus zu brechen, sollten Bekämpfung und natürliche Spritzmittel einer gezielten Strategie folgen.

Krankheitsverlauf und Schadbild

Im Zier- und Nutzgarten droht eine Vielzahl an Pilzkrankheiten, die Schönheit der Pflanzen oder die Freude an Ernte und Genuss erheblich zu beeinträchtigen. Die Schlagkraft von Bekämpfungsmaßnahmen hängt dabei entscheidend ab von einer richtigen Diagnose. Je zielgerichteter ein Hobbygärtner gegen die Schrotschusskrankheit vorgeht, desto aussichtsreicher stehen die Chancen auf eine Heilung und Rettung der befallenen Pflanzen. Typische Kennzeichen der Pilzinfektion sind:

  • Im Frühjahr zeigen sich hellgelbe Punkte auf Blättern und Trieben.
  • Nach kurzer Zeit färben sich die Flecken rötlich-braun.
  • Weitere 2 Wochen später fallen kreisrunde Stellen heraus.
  • Übrig bleiben winzige Löcher mit einem rotbraunen Rand.
  • Letztendlich vergilben die Blätter und sterben ab.
  • Eine ungebremste Ausbreitung hinterlässt kahle Bäume im Juni und Juli.

Schrotschusskrankheit Die jungen Triebe offenbaren ebenfalls runde Infektionswunden. Sie reagieren hingegen nicht mit dem Abwurf des nekrotischen Gewebes, sondern scheiden zur Abwehr Pflanzensaft bzw. Gummi aus oder bilden hässliche Gallen. Je kühler und niederschlagsreicher die Witterung, desto invasiver gestaltet sich die Ausbreitung der Sporen, die auch vor den Früchten nicht halt machen. Überwiegend auf Kirschen, Pflaumen, Aprikosen und Pfirsichen verderben schwarze, eingesunkene Stellen den Gärtnern gehörig den Appetit.

Im Verlauf des Sommers lässt in der Regel der Befallsdruck leicht nach, weil der Pilz Stigmina carpophilum ein feucht-kühles Klima bevorzugt. Zudem verfügt ausgereiftes Sommerlaub über mehr Widerstandskraft. Mit Beginn des Herbstes stellen sich mit nass-kaltem Nebel nochmals Witterungsbedingungen ein, die eine zweite Krankheitswelle zur Folge haben. Nun stehen die Ansatzstellen der abgefallenen Blätter als Eingangspforten sperrangelweit offen für die mikroskopisch kleinen Sporen. Bis zum Einbruch des Winters setzen sie ihr zerstörerisches Werk fort und vernichten die Knospen, die bereits für die nächste Saison angelegt sind. Anschließend ziehen sich die Pilze ins Innere der Pflanze zurück, wo sie überwintern.

Mechanische Bekämpfung

Sieht sich ein Hobbygärtner mit der unheilvollen Schrotschusskrankheit konfrontiert, greift er als erste Notfallmaßnahme zum Schneidwerkzeug.

  • Sogleich alle befallenen Gewächse bis ins gesunde Holz kappen.
  • Alle Blätter vom Boden aufsammeln und verbrennen.
  • Kranke Blätter von Kentiapalme und Kirschlorbeer abschneiden.
  • Keine Fruchtmumien am Baum oder auf der Erde belassen.

Da die Pilze der Schrotschusskrankheit auf nasse bis feuchte Bedingungen lauern, sollte zugleich ein erkranktes Gehölz gründlich ausgelichtet werden. Im Ergebnis trocknet die Krone rascher ab und hindert die Sporen an einer weiteren Ausbreitung, weil sie häufig durch Regentropfen auf die Blätter im unteren Bereich transportiert werden.

Hinweis: Es ist dringend angeraten, die Gartenschere wiederholt zu desinfizieren, um den Sporen nicht einen zusätzlichen Weg für ihre Ausbreitung zu ebnen.

Natürliche Spritzmittel

Die Schrotschusskrankheit befällt im überwiegenden Umfang Obstbäume, die Steinobst tragen. Eher seltener tritt eine Infektion an Ziergehölzen auf, wie dem Kirschlorbeer oder den Kentia-Palme. Da Hobbygärtner das Thema Fungizide an Nutzpflanzen äußerst kritisch behandeln, kommen für sie in erster Linie gesundheitlich und ökologisch unbedenkliche Spritzmittel infrage.

Schachtelhalmjauche

  • Ackerschachtelhalm 500 Gramm Schachtelhalm
  • 5 Liter Wasser

Die Pflanzenteile für 3 Stunden im kalten Wasser einlegen. Anschließend für 30 Minuten sprudelnd kochen, abkühlen lassen und abseihen. Bei einem hohen Befallsdruck alle 2 Wochen unverdünnt aufsprühen. Ansonsten auf 30 % verdünnen und alle 4 Wochen verteilen.

Gemeine Schafgarbe

  • 20 Gramm getrocknete Schafgarbe
  • 1 Liter Wasser

Die Schafgarbe im Wasser ziehen lassen, durch ein Sieb schütten und aufbringen. Das Spritzmittel eignet sich in verdünnter Konzentration auch zur Vorbeugung.

Kupfer-Pilzfrei

  • Fertigmittel auf der Basis von Kuper

Das Mittel entfaltet insbesondere bei der Anwendung im Herbst seine volle Wirkung. Regelmäßig auf, mit der Schrotschusskrankheit, befallene Pflanzen versprüht, verhindert Kupfer eine zweite Befallswelle. Die Pilzsporen werden abgetötet, bevor sie über die Ansätze der abgefallenen Blätter ins Pflanzengewebe eindringen können.

Meerrettich

  • Meerrettich 150 Gramm Meerrettich, frisch und grobgehackt
  • 5 Liter Wasser

Frischen Meerrettich mit dem kochendem Wasser übergießen. 10 Minuten ziehen lassen und filtern.

Netzschwefel

  • Fertigpräparat als wasserlösliches Pulver oder Granulat

Als Hauptbestandteil wirkt Schwefel auf den Blattoberflächen, indem er sich bei auftretender Feuchtigkeit in Schwefeldioxid umwandelt. Selbst in geringer Konzentration entsteht ein für Pilzsporen tödliches Gift, das für Menschen hingegen unbedenklich ist. Ab März wird das natürliche Spritzmittel wiederholt angewendet. Nachteilig dürfte die schädliche Wirkung auf Nützlinge, wie Marienkäfer oder Raubmilben zu werten sein.

Tonerdepräparate

  • Biologische Wirkstoffkombination stimuliert die Resistenz von Obstgehölzen.

Auf Basis natürlicher Inhaltsstoffe wirken Tonerdepräparate bereits bei niedrigen Temperaturen unter 10° Celsius, während Kupfer seine Wirkung erst ab 16° Celsius entfaltet. Eine Mischung mit Kupfer-, Neem-, Algen- oder Kaliprodukten ist zu vermeiden. Die Kombination mit Netzschwefel verbessert hingegen die Wirksamkeit.

Einen entscheidenden Beitrag zur erfolgreichen Anwendung natürlicher Spritzmittel leistet die richtige Dosierung. Da derartige Präparate im Wesentlichen auf einer Kontaktwirkung beruhen, achten erfahrene Hobbygärtner auf einen lückenlosen Benetzungsfilm. Hierzu zählt im Vorlauf auch die Verwendung sorgfältig gewarteter und richtig eingestellter Geräte. Wer ganz sichergehen möchte, dass der Sprühfilm in einer adäquaten Konzentration aufgebracht wurde, verwendet simple Applikationsmittel, wie spezielles, wassersensitives Papier.

Effiziente Vorbeugung

Schrotschusskrankheit Zier- und Nutzgärten in regenreichen Regionen mit kühlem, rauem Klima sind besonders gefährdet für einen Befall durch die Schrotschusskrankheit. Dort ansässigen Hobbygärtnern wird von Experten für Pflanzenkrankheiten zu prophylaktischen Maßnahmen geraten. Das gilt umso mehr, wenn der Garten schon einmal von den Pilzsporen heimgesucht wurde.

  • Bevorzugt robuste, resistente Obstsorten anbauen.
  • Gefährdete Pflanzen an sonnigen, luftigen Standorten ansiedeln.
  • Lagen unter hohen Bäumen mit herabtropfendem Regenwasser meiden.
  • Desgleichen nicht im Beregnungsbereich des Rasensprengers pflanzen.
  • Obstgehölze unmittelbar nach der Ernte großzügig zurückschneiden.
  • Kirschlorbeer regelmäßig im Frühjahr und im Herbst stutzen.
  • Von einer stickstoffbetonten Düngung absehen.

Als wirksame Vorbeugung an Obstbäumen hat sich ein alljährlicher Anstrich des Stammes mit Brisiacum erwiesen, einer Kräutermischung mit Niempresskuchen sowie anderen wertvollen Ingredienzien. Die baumeigenen Abwehrkräfte werden gestärkt und die Rinde vor Schäden bewahrt, sodass Pilzsporen keinen Zugang finden. Darüber hinaus empfiehlt es sich, bereits vor der Blüte gefährdete Pflanzen durch ein Regendach zu schützen, wenn das optische Erscheinungsbild des Gartens nicht allzu sehr beeinträchtigt wird.

Tipp: Umweltbewusste Hobbygärtner schwören als immunisierende Maßnahme darauf, auf der Baumscheibe gefährdeter Gehölze Knoblauch und Zwiebeln zu pflanzen.

Resistente Obstsorten

Folgende Steinobst-Arten werden als besonders widerstandsfähig gegen die Schrotschusskrankheit bewertet:

Kirschen

  • Hedelfinger Riesenkirsche (auch Abels Späte genannt)
  • Gerema Weichsel (Prunus avium ‚Gerema Weichsel‘)
  • Altenburger Melonenkirsche (Prunus avium ‚Altenburger Melonenkirsche‘)
  • Süßkirsche ‚Querfurter Königskirsche‘ (Prunus avium ‚Querfurter Königskirsche‘)
  • Hausmüllers Mitteldicke (Prunus avium ‚Hausmüllers Mitteldicke‘)

Pflaumen

  • Zwetschge Hanita (Prunus domestica ‚Hanita‘)
  • Zwetschgenbaum Kantinka (Prunus domestica ‚Katinka‘)
  • Zwetschge Cacaks Schöne (Prunus domestica ‚Cacaks Schöne‘)
  • Bühler Frühzwetschge (Prunus domestica ‚Brühler Frühzwetschge‘)

Pfirsiche

  • Pfirsich Prunus persica Pfirsichbaum ‚Amsen‘ (Prunus persica ‚Amsen‘)
  • Roter Ellerstädter (Prunus persica ‚Roter Ellerstädter‘)
  • Pfirsich ‚Revita‘ (Prunus persica ‚Revita‘)
  • Pfirsichbaum ‚Früher Alexander‘ (Prunus persica ‚Früher Alexander‘)
  • Pfirsich ‚Dixired‘ (Prunus persica ‚Dixired‘)

Es sind insbesondere alte Steinobstsorten, die sich als weitgehend resistent gegenüber Pilzinfektionen, wie die Schrotschusskrankheit erweisen. Darüber hinaus sind die Züchter rund um den Globus darum bemüht, neue, widerstandfähige Kirschen-, Pflaumen- und Pfirsichsorten zu entwickeln. In diesem Zusammenhang darf freilich nicht übersehen werden, dass die Anpflanzung einer resistenten Sorte allein nicht ausreicht, um die Schrotschusskrankheit einzudämmen. Es ist vielmehr eine sinnvolle Kombination aus Sortenwahl, Vorbeugung und Bekämpfung, die von Erfolg gekrönt wird.

Planvolle Gewichtung der Bekämpfung

Hobbygärtner, die ihre Freizeit dem Zier- und Nutzgarten widmen, verfügen selbstredend nicht über eine auch nur annähernd so große Zeitkapazität, wie indes gewerbliche Obstbauern. In der Regel sehen sie sich aus diesem Grund gezwungen, aus den zahlreichen Bekämpfungsmethoden diejenigen herauszufiltern, die den größten Erfolg versprechen. Als Beitrag zur Entscheidungsfindung haben Experten der Landwirtschaftskammer eine Schätzung hinsichtlich der Effizienz von Vorbeugungsmaßnahmen erstellt:

  • Witterungsschutz: 80 %
  • Sortenwahl: 70 %
  • Standortwahl: 60 %
  • Pflegearbeiten: 50 %

Da keine direkt wirksamen Fungizide für die Verwendung im Haus- und Kleingarten erlaubt sind, wird der Fokus in der Bekämpfung von Pilzinfektion auch in Zukunft auf natürlichen Spritzmitteln und mechanischer Vorbeugung liegen.

Fazit
Die Schrotschusskrankheit reiht sich ein in die lange Liste der Pilzinfektionen, die im Nutz- und Ziergarten ihr Unwesen treiben. Der verursachende Pilz Stigmina carpophilum hat sich dabei vorwiegend auf den Befall von Steinobst-Gehölzen spezialisiert. An Zierpflanzen, wie Kirschlorbeer ist die Krankheit ebenfalls zu entdecken. Da die Verwendung chemischer Fungizide unter gesundheits- und umweltbewussten Hobbygärtnern verpönt ist, konzentriert sich die Bekämpfung auf prophylaktische Maßnahmen und natürliche Spritzmittel, die eine Schrotschusskrankheit im Keim ersticken. Höchste Erfolgsaussichten werden Gartenfreunden attestiert, die bereits bei der Auswahl von Sorte sowie Standort Umsicht walten lassen. Kommen dann noch ein gezielter Witterungsschutz hinzu, in Verbindung mit pflanzenstärkenden, natürlichen Spritzmitteln, werden die schadhaften Pilzsporen es schwer haben, sich im Garten auszubreiten.