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Schwarzer Holunder – Pflanzen, Pflege und Schneiden

Schwarzer Hollunder

Es gibt einige Gewächse in unserer angestammten Umgebung, die früher jedem bekannt waren, mitsamt den daraus entstehenden köstlichen Speisen, die den Kindern in den Großstädten heute jedoch bereits oft ein absolutes Rätsel sind. Den Kindern auf dem Land noch nicht. Aber die Kinder, die auf dem Land aufwachsen, werden immer weniger. Wenn wir nicht langsam beginnen, die ganze Vielfalt der heimischen Pflanzenwelt in unsere Hausgärten einzubringen, werden unsere Nachfahren sehr bald wohl nur noch Apfelbäume kennen. Es wird also Zeit für den Schwarzen Holunder im Garten. Hier erfahren Sie, wie Sie ihn pflanzen, pflegen und schneiden.

Schwarzer Holunder und andere Arten

Der Schwarze Holunder ist der Holunder, der gemeint ist und abgeerntet wird, wenn die Bayern Hollerküchel, die Norddeutschen Holunderpfannekuchen oder Fliederbeeren-Marmelade, die Schwaben Holunderküchle und Menschen in anderen Regionen Deutschlands Hollerschöberl machen wollen, kurz gesagt „unser Holunder“.

Schwarzer Hollunder Er ist der weitaus bekannteste Holunder, mit einem ausnehmend guten Ruf: Ein Holunder im Garten galt früher als perfekter Hausbaum, mit ziemlich vielen Begabungen. Er soll schwarze Magie und Hexen abwehren können, vor Feuer und Blitzeinschlag schützen und vor Mücken schützen. Vor Schlangenbissen soll der Mensch unter dem Holunder auch geschützt werden.

Interessanter ist da schon, dass im Holunder die wohlgesonnenen Hausgeister ihre Wohnstatt aufschlagen sollen. Deshalb sagt der Volksmund, dass man vor jedem Hollerbusch den Hut ziehen soll. Sie könnten ausprobieren, ob ihm das gefällt, aber zunächst zu den rein existentiellen Bedürfnissen des Schwarzen Holunders.

Wissenswertes über den Holunder

Der Holunder gibt den Botanikern einiges an Rätseln auf, was die Einordnung angeht zum Beispiel: Der berühmte Naturforscher Carl von Linné hat 1753 den Gattungsnamen Sambucus festgelegt. Die Stellung dieser Gattung im Gesamtsystem der Pflanzen ist jedoch seit langer Zeit umstritten.

Die Sambucus wurden lange bei den Geißblattgewächsen eingeordnet, bis man erkannte, dass sie denen nicht so ähnlich sind wie angenommen. Das war um 1900. Nun wollte man die Sambucus neu gruppieren. Da man aber keine passende Pflanzenfamilie fand, erkor man sie einfach zur neuen eigenständigen Pflanzenfamilie Sambucaceae. Bis neue molekulargenetische Erkenntnisse um die Jahrtausendwende dazu führten, dass die Gattung Sambucus in der Familie der Moschuskrautgewächse landete.

Schwarzer Hollunder Mit Rätseln bei der Einordnung entwickeln sich natürlich auch Rätsel bei der Benennung. Die Unstimmigkeiten setzen sich von der Gattung bis in die Art fort. Wie viele Sambucus-Arten es eigentlich gibt, steht auch nicht mehr fest, weil einige Forscher einige Sambucus-Arten als eigenständig ansehen. Andere Forscher ordnen sie als Unterarten einer anderen Sambucus-Art ein.

So geht man heute von 10 bis 40 Sambucus-Arten aus, die (durchaus erfüllbare) Lust auf „mehr Holunder im deutschen Garten“ machen. Wobei es Ihnen für „Gartenzwecke“ wahrscheinlich ziemlich egal sein wird, ob ein wunderschöner Blauer Holunder als „Sambucus nigra subsp. cerulea“ oder „Sambucus cerulea“ eingeordnet wird. Hauptsache Sie finden unter einem dieser Begriffe die Samen, wenn Sie ein Exemplar des ganz außergewöhnlich schönen Blauen Holunders („Blue Elderberry“) für Ihren Garten heranziehen möchten.

Auch der einheimische Trauben-Holunder (Sambucus racemosa) kann nicht nur in seiner Stammform mit seinen leuchtroten Früchten in dichten, runden Trauben Zierde in den Garten bringen, sondern ist auch noch in der weiter östlich beheimateten Variation Roter Holunder Sambucus tigranii, als Stinkender Holunder Sambucus pubens oder pubescens und als Japanischer Holunder Sambucus sieboldiana vertreten. Es gibt noch viel mehr spannende Holundersorten zu entdecken.

Schwarzen Holunder pflanzen

Der Standort für einen Schwarzen Holunder sollte überlegt ausgewählt werden. Er wächst mächtig ausladend unter starker Verzweigung und kann höher als 10 Meter werden. Sein flaches Wurzelwerk wird sich in den etwa zwei Jahrzehnten seiner Lebenszeit weit ausbreiten.

Er braucht also Platz an einem Standort, den viele andere Pflanzen empört ablehnen würden. Der Schwarze Holunder ist nämlich nicht nur bei uns heimisch. Er ist auch ausgesprochen robust, anspruchslos und auch in kalten Ecken Deutschlands unproblematisch frosthart. Er wächst auch in Sibirien und bis auf ca. 1500 m in den Alpen. Seine Ansprüche an den Standort sind dementsprechend gering. Holunder gedeiht auch im Halbschatten, auf Brachen oder an Wegrändern. An einem frisch aufgeschütteten, nährstoffreichen, aber unausgeglichenen Neubauboden oder dem Platz im Schatten des Hauses muss die Auswahl eines Holunders als Hausbaum nicht scheitern.

Schwarzer Hollunder Stickstoffreiche Nährstoffe in der Erde nimmt der Holunder gerne an. Deshalb sollten Sie den Boden für die Pflanzung eines Holunders vorbereiten. Ein gutes Maß reifer Kompost sollte in die Erde eingearbeitet werden. Am besten auch noch ein paar Hornspäne oder ein anderer organischer Volldünger.

Die optimale Pflanzzeit ist im Herbst oder zu Beginn des Frühjahrs. Wnn der Pflanzort gut vorbereitet wurde, wird Ihr junger Holunderstrauch sicher auch problemlos anwachsen, wenn Sie etwas zu spät oder etwas zu früh pflanzen oder wenn Sie den Hollerbusch wurzelnackt und nicht im Topf gekauft haben. Wenn der Holunderstrauch zur Pflanzzeit bereits ausgetrieben ist, müssen die Triebe im oberen Bereich kräftig zurückgeschnitten werden. Sonst hätte der Holunder mit der Versorgung der Blattmasse so viel zu tun, dass die Einwurzelung vernachlässigt wird.

Pflege

Wie gesagt, Schwarzer Holunder ist sehr anspruchslos, wenn er erst einmal angewachsen ist. Und auch dieses Anwachsen dürfte eigentlich keine Probleme bereiten, wenn Sie den gerade frisch gepflanzten Holunder nicht sofort danach bis in die letzte Wurzelspitze austrocknen lassen. Wenn Sie das nicht tun, und er trotzdem nicht anwächst, dürfte irgendetwas mit dem Untergrund überhaupt nicht in Ordnung sein. Dann stände zunächst eine dahin gehende Prüfung an.

Das ist in der Regel nicht zu erwarten. Ihr Schwarzer Holunder wird sicher gerne anwachsen, und dann gibt es zur Pflege nicht mehr viel zu sagen. Ein Holunder muss weder gedüngt noch gegossen werden. Er verträgt sogar starke Trockenheit im Sommer, wenn er erst einmal eingewurzelt ist.

Sambucus nigra Wenn sie besondere Wünsche an Ihren Holunder haben, steht jedoch mehr oder weniger Schnittpflege an.

Schnitt

Vor allem wenn Sie viele Blüten bzw. Früchte sehen möchten, muss der Holunder regelmäßig beschnitten werden. Dabei müssten Sie sich nach dem Einpflanzen zunächst entscheiden, ob Sie den Holunder als Strauch oder als kleinen Baum ziehen möchten. Ein Holunderbäumchen ist auch für viele Hausgärten eine durchaus interessante Form. Der Holunderstrauch wird hier durch gezielte Schnittmaßnahmen zu einer Form erzogen, die z. B. in einen Vorgarten passt.

Der freiwachsende Holunderstrauch darf sich im ersten Jahr ungehindert entwickeln. Er wird mehrere lange gerade Triebe ausbilden. Diese entwickeln sich hoffentlich ganz von selbst einigermaßen gleichmäßig. Eigentlich hat Ihr Holunder genau daran ein „natürliches Interesse“. Zu dicht nebeneinander stehende Triebe kann er nämlich schlecht versorgen. Wenn Ihrem Holunder das nicht so bewusst ist und er unharmonisch „querschießt“, können Sie natürlich die Querulanten-Triebe entfernen.

Aus diesen Langtrieben bildet der Holunder in der zweiten Saison die Blüten und die Früchte. Diese Abfolge wiederholt sich bei jedem Fruchtansatz. Deswegen müssen Sie die abgeernteten Triebe zurückschneiden. Die Ernte des nächsten Jahres entwickelt sich wieder aus den Langtrieben dieses Jahres. Der Holunder wird im Frühjahr kurz vor dem Austrieb beschnitten. Die Langtriebe, die das Grundgerüst bilden, werden gleichmäßig rundherum eingekürzt.

Bei den Schnittmaßnahmen der nächsten Jahre geht es darum, so vielen neuen Trieben wie möglich Raum zu bieten. An den Trieben des aktuellen Jahres entwickeln sich beim Holunder die größten und schönsten Blüten und Früchte. Wenn Sie sehr viel Platz haben, können Sie den Holunder natürlich auch einfach wachsen lassen. Dann erscheinen die Langtriebe mit den neuen Blüten und Früchten immer weiter außen. In beiden Fällen sollte der Holunder aber gelegentlich ausgelichtet werden und von kranken und schwachen Trieben befreit werden. Auch von allen Trieben, die unsinnig wie z. B. nach innen wachsen.

Vermehrung durch Steckholz

Sambucus nigra Wenn Ihnen Ihr erster Schwarzer Holunder Appetit auf mehr gemacht hat, möchten Sie vielleicht noch an anderen Stellen im Garten Holunder ansiedeln. Das ist kein Problem. Der Holunder lässt sich ebenso leicht vermehren wie kultivieren. Dazu schneiden Sie einfach im Winter aus den einjährigen Trieben Steckhölzer (bleistiftlange Stecklinge mit je einem Knospenpaar unten und oben, die entblättert werden). Diese Steckhölzer werden in frostfreie Erde gesteckt, zu drei Viertel. Im Frühjahr bewurzeln sie sich dann und bilden Triebe, die Sie nun gleich Entspitzen können, um die Verzweigung zu fördern.

Eine solche Steckholz-Anzucht bietet sich auch an, um ein Holunderstämmchen zu ziehen, wenn der erste Holunder schon zu viele Verzweigungen entwickelt hat. Beim Steckling können Sie frühzeitig den Stamm von Trieben freihalten.

Holunderblüten und Holunderfrüchte ernten

Obwohl es in diesem Artikel erst einmal um die Pflanze Holunder geht, ist ein kleiner Ausblick auf die Verwendung der Ernte zum Appetit anregen sicher angebracht: Die flachen schirmartigen Blütenrispen bestehen aus vielen Einzelblüten. Sie erscheinen ab Mai und bis in den Juli hinein, während dieser Zeit können Sie sie frisch pflücken und in dünnflüssigen Wein- oder Bierteig tauchen, in der Pfanne backen oder frittierten und mit etwas Zucker bestreut vernaschen – lecker!

Ab September/Oktober sind die schwarzen Holunderbeeren erntereif, deren ausgeprägtes Aroma z. B. Holundergelee und Holundermarmelade, Holunderlimonade, Holundersirup und Holundersekt verfeinert, aber das ist wirklich ein eigener Artikel, zumal die falsche Verarbeitung von Holunderbeeren ernstes körperliches Unwohlsein verursachen kann.

Sorten des Schwarzen Holunders

Sambucus nigra Vom Schwarzen Holunder wurden inzwischen einige Sorten gezüchtet, neben der Wildform können Sie z. B. spezielle Fruchtsorten und Ziersorten erwerben. Bekannte Zuchtsorten heißen Sambucus nigra „Albovariegata“ oder „Black Beauty“, „Black Lace“ und „Haschberg“, „Riese aus Voßloch“, „Sampo“ oder „Weißer Holunder“ (Sambucus nigra var. albida), je nach Sorte können Sie die prächtigsten Blütendolden oder die größten bzw. süßesten Früchte ernten oder sich an besonderen, attraktiven Blattfärbungen und Fruchtfarben erfreuen.

Fazit
Der Schwarze Holunder ist ein besonders dekoratives und nützliches Beispiel für immer seltener werdende einheimische Gehölze, deren Ansiedlung im Hausgarten wirklich empfehlenswert ist. Wenn Sie alle Köstlichkeiten ausprobiert haben, die sich aus dem Schwarzen Holunder herstellen lassen, könnten Sie sich dann noch an die Entdeckung der anderen Holundersorten und der Heilwirkungen des Holunders machen.