Spinat bildet eine eigene Pflanzengattung in der Familie der Fuchsschwanzgewächse. Die Fuchsschwänze sind eine große Familie mit insgesamt rund 2.500 Arten. Nur sehr wenige dieser Arten werden jedoch vom Menschen als Gemüsepflanzen (Zuckerrübe, Rote Bete, Mangold, Spinat, Amaranth, Quinoa), Futterpflanzen (Futterrübe), Zierpflanzen (Garten-Fuchsschwanz, Iresinen, Silber-Brandschopf) oder Heilpflanzen (Drüsengänsefüße) genutzt.
Hintergrundwissen
Auch die Gattung Spinacia selbst gibt außer dem Spinat nicht mehr viel her. Zu ihr gehören eigentlich nur die beiden Arten „Spinacia tetrandra“, der im Kaukasus und in Westasien auf Äckern, in Halbwüsten und an den Ufern von Salzseen wächst. Sowie der „Spinacia turkestanica“, der ebenfalls in Äckern und Halbwüsten wächst. Der ist von Mittelasien bis zum südlichen Russland, Tibet und Indien verbreitet.
Denn unser Gemüsespinat, der Echte Spinat oder Spinacia oleracea, ist als Wildform nicht bekannt. Er entstand vermutlich in Südwestasien aus den beiden wilden Arten. Ein Vorläufer dieser Kulturform wurde wohl in Persien kultiviert und durch die Araber in Spanien eingeführt, wo nachweisbar bereits im 9. Jahrhundert erstmals von ihm berichtet wurde. In Spanien entstand auch der Ursprung des Namens, die arabische Bezeichnung wurde zu „espinaca“. Bei uns in Mitteleuropa beschrieb der deutsche Gelehrte Albertus Magnus im 13. Jahrhundert zum ersten Mal Spinatpflanzen. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der Spinat es bei uns bereits geschafft, die im Mittelalter beliebte Gartenmelde vielerorts zu verdrängen.
Der Gemüsespinat konnte sich auch anderorts sehr gut durchsetzen. Er ist heute der bekannteste Vertreter seiner Gattung und sowohl in Asien und Nordamerika als auch in Europa so weit verbreitet, dass er mitunter sogar auswildert.
Wenig bekannt: Es gibt viele Sorten Spinat
Wenn ein Gemüse soweit verbreitet ist, versuchen auch sehr viele Züchter, es noch mehr zu verbessern. So gibt es inzwischen etwa 50 Kultursorten des Spinats. Hellere und zartere Sorten, dunkle und sehr würzige Sorten, ursprüngliche und kälteliebende Sorten. Sowie Sorten, bei denen die Züchter mehr eingegriffen haben, sodass sie auch höhere Temperaturen tolerieren. Hier einige wichtige Sorten mit den bestimmenden Merkmalen und möglichen Anbauzeiten:
- „Emilia F1“ bildet kräftige und dickfleischige dunkelgrüne Blätter mit vollem Spinatgeschmack
- von Frühjahr bis Herbst ernten
- neigt im Sommer nicht zum Schießen
- „Gamma“, eine Sorte mit dunklen Blättern und später Blüte
- Anbau im Frühjahr oder im Herbst
- „Lazio F1“, eine recht neue Züchtung
- neigt auch bei Sommeranbau nicht zum Schießen
- widerstandsfähig gegen (falschen) Mehltau
- „Matador“, alte Sorte für Anbau im Frühling oder Herbst
- auch für Überwinterung geeignet
- späte Blüte und große runde Blätter
- robust, schnellwüchsig und vom gutem Geschmack
-
„Merlin F1“, eine geschmackvolle Sorte
- auch geeignet für den Sommeranbau
- nicht vollständig resistent gegen Mehltau
- „Monnopa“, eine mittelfrühe Sorte
- im Frühjahr und im Herbst anbauen
- entwickelt runde, sehr dunkle grüne Blätter
- resistent gegen Mehltau und winterhart
- „Napoli F1“
- im Frühling und im Herbst anbauen und überwintern
- wächst schnell
- gilt als sehr ertragreich und sehr zart
- mehltauresistent
Boden und Standort
Sie sollten Ihrem Spinat einen sonnigen bis höchstens halbschattigen Standort im Garten suchen, mit einem nährstoffreichen Humus-Boden mit pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5, der vor der Ansaat mit einer kräftigen Kompostgabe vorbereitet werden sollte. Dabei sollten Sie den Boden gleich ein wenig auflockern, der Tiefwurzler Spinat sollte die Chance bekommen, in tiefere Bodenschichten vorzudringen.
Wie viel Platz Sie einplanen, hängt davon ab, ob Sie den Spinat alleine setzen möchten oder als Vorkultur oder Nachkultur mit anderen Gemüsesorten kombinieren möchten. Diese Gemeinschaftskultur ist die eigentliche, traditionelle Anbauweise von Spinat. Der erfahrene Gemüsebauer setzt den Spinat eigentlich nur in Nach- oder Vorkultur, weil er dafür einfach ideal ist. Erst einmal gedeihen die meisten Spinat-Sorten am besten, wenn die Jahreszeit kurze Tage und lange Nächte bietet. Erleben normale Spinatpflanzen endlose Sommertage, neigen sie zum Durchschießen. Außerdem lockert der Spinat mit seinen langen, steil in die Erde gerichteten Wurzeln den Boden bis weit in die Erde hinein wunderbar auf. In einem solchen Boden wachsen auch andere Gemüsesorten gerne.
Spinat als Vorkultur kann je nach Region ab Ende Februar gesät werden, wenn der Boden bereits offen ist. Etwa im April sollte dann Schluss sein. Normale Spinatsorten müssten dann auch schon ziemlich schnell abgeerntet werden, bevor der Spinat zu schießen beginnt. Zwischen die Spinatpflanzen können Sie das geplante nächste Gemüse aussäen, noch bevor der Spinat komplett abgeerntet ist. Zum Spinat können Sie fast alles säen oder pflanzen, was ab Juli in die Erde kommt. Herbst-Spinat wird zwischen August und September ausgesät, z. B. als Nachkultur von Frühkartoffeln oder Erbsen oder auf einem bereits „abgemähten“ Erdbeerbeet.
Nachbarn für Spinat
Besonders gut versteht sich Spinat mit Kartoffeln, Kohl, Kohlrabi, Radieschen, Rettich und Tomaten. Eigentlich kann Spinat mit fast allen Gemüsen in Mischkultur gezogen werden. Sogar mit anderen Starkzehrern, wenn Sie ihn nur in den Kochtopf werfen möchten. Ein Quentchen Aromaverlust kann hier schnell mit Gewürzen ausgeglichen werden.
Es sei denn, es würde sich bei den Nachbarn um allelopathisch aktive Pflanzen handeln, und die auftretenden Wechselwirkungen wären negativ. Allelopathisch aktive Pflanzen setzen chemische Substanzen frei (Allelochemicals), die im Nachbarorganismus etwas bewirken, manchmal etwas Positives, sehr häufig etwas Negatives. Und der Spinat benimmt sich in dieser Hinsicht wie ein echter „Platzhirsch“. Er beeinflusst nämlich die Pflanzen negativ, die wie er zu den Fuchsschwanzgewächsen gehören. So ist von Mangold, Roten Beten, Zuckerrüben und Futterrüben bekannt, dass sie neben Spinat nicht gedeihen. Das bedeutet zugleich, dass der Spinat auch nicht der geeignete Nachfolger für einen Standort ist, an dem andere Fuchsschwanzgewächsen (oder er selbst) wuchsen. Zwischen dem Anbau weiterer Fuchsschwanzgewächse sollte dieses Beet 2 bis 3 Jahre Pause bekommen.
Wenn Sie Spinat alleine setzen möchten, gibt es inzwischen einige für die Sommeraussaat geeignete Sorten, die auch an langen Sommertagen nicht sofort beginnen, zu „schießen“. „Emilia F1“, „Lazio F1“ und „Merlin F1“ zum Beispiel.
Je nachdem, ob Ihr Spinat einsam bleibt oder in Gesellschaft kultiviert wird, müssen Sie nun natürlich den Abstand zwischen den Reihen bemessen. „Nur-Spinat-Reihen“ werden mit einem Abstand von ca. 20 cm gesetzt. Die Spinatpflanzen selbst brauchen auch ein bisschen Platz rechts und links zueinander. Hier reichen aber wenige Zentimeter.
Wenn das alles bedacht bzw. ausgeführt ist, sollte der Boden gut durchfeuchtet werden, bevor Sie zur Aussaat schreiten.
Die Aussaat des Spinats
Spinat wird direkt ins Freiland ausgesät. Bei Spinat brauchen Sie keine Bedenken zu haben, übrig gebliebenen Samen aus dem letzten Jahr zu verwenden, er bleibt recht lange keimfähig, drei bis vier Jahre.
Die Samenkörner werden nun im erdachten „Reihendesign“ in den vorbereiteten Boden gegeben. Beim Dunkelkeimer Spinat muss das Samenkorn von Erde bedeckt sein, ein bis drei Zentimeter dürfen es sein. Anschließend treten oder klopfen Sie die Saatreihe einmal ab. So bekommt der Samen den engen Bodenkontakt, den er zum Keimen braucht.
Wenn Sie sehr früh oder sehr spät im Jahr Spinat säen, sollten Sie ihn am besten mit Folie abdecken, bis es wieder wärmer ist. Sonst erziehen Sie Ihre Pflanzen quasi zum Schießen, weil junge oder gerade neu austreibende Pflanzen gerne meinen, „Wachstum gutmachen zu müssen“, wenn sie zu kalte Temperaturen aushalten mussten.
Gießen
Der Spinat wird bereits in einen gut befeuchteten Boden ausgesät. So sollte der Boden durchgehend bleiben: immer ein wenig feucht, aber bitte ohne Staunässe. Wenn es draußen sehr trocken ist, heißt es Achtgeben und ausreichend wässern. Wenn es dem Spinat zu trocken wird, will er das Überleben der nächsten Generation retten und beginnt möglichst schnell zu blühen. Damit wird er unbrauchbar.
Düngen
Wenn Sie den Boden gut mit Kompost vorbereitet haben, braucht der Spinat nicht mehr sehr viel Dünger. Sie können höchstens noch etwas Kompost nachgeben, wenn die Jungpflanzen schon recht kräftig sind, aber noch mindestens ein Monat Zeit bis zur Ernte ist.
Auf keinen Fall sollten Sie den Spinat mit Kunstdünger „überhäufen“, zumindest nicht, wenn Sie kein ausgebildeter Düngemittel-Spezialist sind. Denn mit der uninformierten Ausbringung dieses Kunstdünger haben Sie die besten Chancen, den ohnehin schon kritischen Nitratgehalt und Oxalsäuregehalt des Spinats noch zu erhöhen.
Aus Nitrat kann Nitrit werden, unter allen möglichen Bedingungen wie mehrfach erwärmen, nicht genug kühlen usw., vermehren sich Bakterien, die diese Umwandlung bewerkstelligen. Dieses Nitrit wird unter bestimmten Bedingungen beim Kochen oder nach dem Verzehr zu Nitrosaminen umgebaut, und die sind als krebsfördernd bekannt. Ausreichend Vitamin C, das ebenfalls im Spinat vorhanden ist, soll das zwar verhindern, aber aktiv und durch Chemie-Gaben fördern sollte man den Nitratgehalt im Spinat sicher nicht.
Oxalsäure reagiert mit den Calciumverbindungen in unserem Körper zu sehr schwer löslichem Calciumoxalat und bringt so den Calciumstoffwechsel durcheinander. Zuviel Calciumoxalat-Kristalle sollen dann auch gerne zu Nieren- oder Blasensteinen werden.
Am klügsten wäre es wohl, wenn Sie den Spinat in einen gut vorbereiteten, aber nicht durch Kunstdünger oder sonstige vorherige Überdüngung belasteten humösen Boden setzen und dann überhaupt nicht mehr düngen. Denn der Spinat, den Sie kaufen, wurde meist künstlich gedüngt. Er darf nur bestimmte Höchstwerte nicht überschreiten. Um diese Höchstwerte einzuschätzen zu können, müssten Sie erst Chemie studieren und außerdem wissen, ob Industrieverbände bei der Festlegung dieser Höchstwerte ihre Hand mit im Spiel hatten. Also haben Sie eigentlich nur mit dem Spinat aus dem eigenen Garten die Chance, einen höchst unbelasteten Spinat heranzuziehen.
Spinatpflanzen überwintern
Wenn Sie im frühen Frühjahr Spinat ernten möchten, werden diverse Sorten (siehe oben) angeboten, die Sie im September aussäen und überwintern können. Wenn Kahlfröste (Frost ohne Schneedecke) zu befürchten sind, sollten Sie die Jungpflanzen dann jedoch abdecken.
Spinat ernten
Sie müssen nach der Aussaat nur etwa acht Wochen warten, bis der erste Spinat geerntet werden kann. Das tun Sie dann, indem Sie einzelne Blätter rund um das Herz gleich über dem Boden abschneiden. Sie dürfen gerne regelmäßig ernten. Aus dem Herz im Inneren entwickeln sich laufend neue Blätter. Ein ständiger Beschnitt fördert das weitere Wachstum.
Spinat sollten Sie am besten immer erst Abends ernten. Unter Tageslicht finden in der Pflanze fotochemische Vorgänge statt, bei denen enthaltenes Nitrat in pflanzeneigene Stoffe umgebaut wird. Sobald der Spinat blüht, sollten Sie die Ernte ganz einstellen, denn während der Blüte hat der Spinat die höchste Nitratkonzentration.
Vermehren
Alle Kultursorten des Spinats sind einjährige Gemüsepflanzen. Wenn Sie jedoch Spinatsorten ausgesät haben, die bei Ihnen im Garten überwintern, können Sie ein paar Pflanzen dieses Spinats im Frühling blühen lassen und sich aus diesen Pflanzen später das Saatgut für den nächsten Spinat entnehmen.
Fazit
Spinat im Garten ist pflegeleicht anzubauen. Wenn Sie ihn richtig anbauen, zubereiten und lagern und nicht täglich zugreifen, werden Sie auch sicher eher von den gesunden Inhaltsstoffen wie Vitamin A und C und Beta-Karotin profitieren als von den kritischen Stoffen (auch wenn die Legende vom hohen Eisengehalt wohl durch ein falsch gesetztes Komma entstand). Nur Babys dürfen auf keinen Fall Spinat bekommen, ihnen fehlt ein Enzym, das sie vor schwerster Schädigung durch Spinat oder andere nitratreiche Gemüse bewahrt.