Die Steineiche ist der ideale Baum für Hobbygärtner, die eine Vorliebe haben für den südländischen Flair der mediterranen Pflanzenwelt. Es stört sie wenig, dass Quercus ilex den typischen deutschen Winter nur in milden Weinbauregionen erträgt. Sie kultivieren das immergrüne Gehölz kurzerhand im großen Kübel und unterstreichen somit ihre Individualität und Sachkenntnis. Da die eindrucksvolle Steineiche in Gärten und Parks nur selten anzutreffen ist, umgibt sie die Aura einer exotischen Rarität, was durch die scharf gezähnten Blätter zusätzlich verstärkt wird. In Wahrheit punktet die Eichen-Art freilich mit angenehmer Anspruchslosigkeit, wie die folgende Pflege-Anleitung konstatiert.
Steckbrief
- Pflanzengattung der Eichen (Quercus).
- Wissenschaftlicher Name Quercus ilex.
- Botanische Schreibweise Stein-Eiche.
- Beheimatet entlang der Mittelmeerküsten.
- Immergrüner, bedingt winterharter Laubbaum.
- Wuchshöhe zwischen 5 m und 20 m.
- Cremefarbene Kätzchen in April und Mai.
- Erste Blüte nach 30 bis 40 Jahren.
- Braune Eicheln im Fruchtbecher ab September.
- Glatte, braun-schwarze Borke raut im Alter auf.
- Trivialnamen: Grün-Eiche, Stechpalmen-Eiche.
Die Samen können verzehrt werden und schmecken süß oder bitter, abhängig vom Reifegrad. In der Schweinemast haben die Eicheln der Steineiche als Futter maßgeblichen Anteil an der weltberühmten Qualität Iberischer Schweine und des Iberischen Schinkens.
Standort
Da die südländische Steineiche in den hiesigen Breiten kaum Chancen auf eine gelungene Überwinterung im Freiland hat, kultivieren kundige Hobbygärtner den Baum zumeist im Kübel. Das hat den Vorteil, dass dem Laubbaum eine optimale Lage zugewiesen werden kann.
- Sonniger bis halbschattiger Standort.
- Warm und zugleich gerne luftig.
Gartenfreunde, die das Privileg genießen, in einer milden Region Deutschlands zu leben, pflanzen ihre Grün-Eiche vorzugsweise in einer absonnigen Lage. Auf diese Weise minimieren sie die Gefahr, dass eine intensive Wintersonne der dekorativen Rinde Schaden zufügen kann.
Substrat und Bodenbeschaffenheit
Als Mitglied der Gattung Eichen, zählt die Stein-Eiche zu den langsam wachsenden Laubbäumen. Folglich entwickelt sich erst im Laufe der Jahre das stabile Wurzelsystem mit tiefreichenden Pfahlwurzeln. In jungen Jahren erweisen sich demgemäß die Wurzeln noch recht sensibel, worauf umsichtige Hobbygärtner bei der Wahl des Substrats bzw. der Bodenbeschaffenheit im Beet Rücksicht nehmen.
- Im Pflanzgefäß bietet sich die Verwendung hochwertiger Kübelpflanzenerde an.
- Die Zugabe von Lavagranulat, Blähton oder Sand verleiht dem Substrat Strukturstabilität.
- Im Beet fördert humoses, leicht lehmhaltiges und kiesiges Erdreich das Wachstum.
Die Auflockerung der Pflanzerde mittels grobkörniger Materialien ist deshalb sinnvoll, weil selbst bei vollständiger Wassersättigung immer noch genügend Luft an die empfindlichen Wurzeln transportiert wird.
Gießen und Düngen
Unabhängig von der Gattungszugehörigkeit, weisen immergrüne Pflanzen einen vergleichsweise hohen Bedarf an Wasser und Nährstoffen auf. Die Steineiche macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme.
- Substrat konstant feucht halten, ohne Staunässe hervorzurufen.
- Während langer Trockenzeiten im Sommer täglich gießen.
- Nicht Überkopf wässern, sondern stets unmittelbar an die Wurzeln.
- Von April bis September alle 2 Wochen Flüssigdünger applizieren.
- Ausgepflanzte Grün-Eiche im März und Juli mit Kompost versorgen.
Wo kein Gartenkompost zur Verfügung steht, greifen erfahrene Kleingärtner auf äquivalente Präparate aus dem Fachhandel zurück und dosieren exakt nach Herstellerangaben. Darüber hinaus fördert eine Mulchschicht aus Grasschnitt die Nährstoffversorgung und hält zugleich das Erdreich warm und feucht.
Schneiden
Eine gut Schnittverträglichkeit gilt als zentrale Prämisse für die Kultivierung einer Quercus ilex im heimischen Ziergarten und erst recht im Kübel. In freier Natur erreicht der majestätische Laubbaum Höhen von 20 Metern und mehr, was im Hausgarten weniger wünschenswert sein dürfte. Erfreulicherweise erfüllt die Stein-Eiche dieses Kriterium, sodass es der individuellen Entscheidung des Hobbygärtners obliegt, welche Wuchshöhe sie erzielt.
- Beste Zeit für den Rück- und Formschnitt ist der Spätwinter.
- Idealerweise bei frostfreier, trockener Witterung ohne prallen Sonnenschein.
- Zu lang geratene Äste knapp über einem nach außen gerichteten Auge schneiden.
- Ein Schnitt ins alte Holz ist unbedingt zu vermeiden.
- Steil aufwärts oder nach innen gerichtete Zweige komplett entfernen.
- Sämtliches Totholz und kümmerlich wachsende Triebe auslichten.
Mitunter wirkt es sich auf den Habitus förderlich aus, wenn die Grün-Eiche im unteren Bereich aufgeastet wird. Dabei schneidet der geübte Gartenfreund störende Triebe im unteren Stammbereich bis knapp vor dem Astring ab, um die Kronenbildung zu unterstreichen. Hierzu zählt auch, störende Wasserschosse zu beseitigen. Ein Wasserschoss ist daran zu erkennen, dass er in Wurzelnähe entsprießt und weit auseinander liegende Knospen aufweist. Derartige Triebe sind ohne jeden Nutzen für die Steineiche. Vielmehr ziehen sie einzig dringend benötigte Nährstoffe und Wasser ab.
Überwintern
Da die Quercus ilex nur kurzzeitig ein Temperaturminimum von -15° Celsius erträgt, sollte in rauen Gegenden eine Überwinterung grundsätzlich im frostfreien Winterquartier bevorzugt werden. Optimal ist ein heller, ungeheizter Wintergarten. Die Temperatur steigt möglichst nicht über +8° Celsius an, um die Vegetationsruhe des Baumes nicht zu stören. Je dunkler die Lichtverhältnisse, desto mehr Laub wirft die Stein-Eiche ab. Dieser Umstand ist indes kein Grund zur Panik. Sofern alle anderen Bedingungen stimmen, erscheint pünktlich im nächsten Frühjahr ein frischer, gesunder Austrieb.
- Während der winterlichen Ruhepause nicht düngen.
- Ab und zu gießen, damit der Wurzelballen nicht austrocknet.
- Im Beet an frostfreien Tagen regelmäßig wässern.
Neben dem gefürchteten Kahlfrost (Minustemperaturen ohne Schnee), stellt direkte Einstrahlung der Wintersonne einen beträchtlichen Risikofaktor für die Grün-Eiche dar. Die Rinde droht in diesem Fall zu reißen und aufzuplatzen, weil sie den Temperaturschwankungen nicht standhält. Das ruiniert nicht nur das optische Erscheinungsbild, sondern verschafft Viren, Pilzsporen und Schädlingen ungehinderten Zugang. Während Nutzbäume durch weißen Baumanstrich vor derartigen Schäden bewahrt werden, wird diese Maßnahme an einer Eiche als Verschandelung empfunden. Die Lösung des Problems erfolgt mittels spezieller Schattiernetze oder luftdurchlässiger Gartenvliese.
Vermehren
Ist die Kultivierung einer ersten Steineiche von Erfolg gekrönt, verfügt ihr stolzer Besitzer zugleich über reichlich Material für die wohl unkomplizierteste Vermehrung mittels Steckhölzer.
Steckhölzer
- Gegen Ende des Winters gesunde, kräftige Steckhölzer abschneiden.
- Ein geeignetes Steckholz weist mindestens 3 bis 4 schlafende Augen auf.
- Die Zweigspitzen gerade und die unteren Enden angeschrägt schneiden.
- Mehrere Anzuchttöpfe mit feuchter, nährstoffarmer Torf-Sand-Mischung füllen.
- Die Steckhölzer einzeln zu 2/3 einpflanzen, wobei die schräge Schnittstelle nach unten weist.
Platziert an einem hellen, frostfreien Ort, entsprießen den Blattknoten neue Wurzeln. Das Substrat darf in dieser Phase nicht austrocknen. Im Frühjahr setzt der Austrieb neuer Blätter ein als Beweis, dass sich unterirdisch ein junges Wurzelsystem bildet. Wahlweise werden die bewurzelten Steckhölzer gleich im Garten oder im Kübel ausgepflanzt.
Aussaat
- Im zeitigen Herbst einige gesunde Eicheln vom Baum pflücken.
- Den Fruchtbecher vorsichtig von der Nussfrucht trennen.
- Eine Tüte mit feuchtem Sand und den Eicheln füllen.
- Für 6 bis 8 Wochen im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahren.
- Anschließend jede Eichel in einen 5-cm-Topf in Blumenerde-Torf-Mix pflanzen.
- Mit der kleinen Wurzel nach unten gerichtet, knapp unter die Oberfläche einsetzen.
Aufgestellt am warmen, hellen Südfenster, darf der Keimling nun keinesfalls austrocknen. Sobald die Daumenprobe zeigt, dass die obere Schicht des Substrats zu trocknen beginnt, wird die nächste Wasserdosis verabreicht. In den folgenden Wochen und Monaten ist jeder Keimling emsig bemüht, den Topf zu durchwurzeln. Ab einer Höhe von 10 cm bis 15 cm, ist das Wachstum soweit fortgeschritten, dass der junge Baum in ein größeres Pflanzgefäß umgetopft wird. Dieser Vorgang wiederholt sich so oft, bis die Stein-Eiche eine zufriedenstellende Größe erreicht hat, um als adultes Exemplar kultiviert zu werden.
Umtopfen
Die gemächlich wachsende Quercus ilex wird im Durchschnitt alle 2 Jahre umgetopft. Der beste Zeitpunkt für diese Pflegemaßnahme ist das Frühjahr, bevor der neue Austrieb beginnt.
- Der neue Kübel ist nur wenige Zentimeter größer.
- Am Boden befindet sich eine Öffnung als Wasserablauf.
- Darüber legt der Hobbygärtner eine Drainage an aus Kies oder Perlite.
- Die ausgetopfte Grün-Eiche wird mitsamt dem frischen Substrat eingepflanzt.
Erfahrene Hobbygärtner nutzen das Umpflanzen als Gelegenheit, den Wurzelballen genau in Augenschein zu nehmen. Bei Bedarf entfernen sie kränkliche Wurzelstücke und stutzen die Pfahlwurzel zurecht. Die Schnittwunden versiegeln sie mit Holzkohleasche, die zugleich desinfizierend wirkt.
Pflege als Bonsai
Die Steineiche erfreut sich hoher Wertschätzung als Freiluft-Bonsai während der Monate März/April bis November. Es ist nicht zuletzt die hohe Lebenserwartung von 200 bis 500 Jahren, die Hobbygärtner auf der ganzen Welt dazu animiert, die Kunst der kleinen Bäume an der Quercus ilex zu zelebrieren, um sie an die nächste Generation weiterzureichen. Hinsichtlich der Pflege sind einige Unterschiede zum ‚großen Bruder‘ in Beet und Kübel zu berücksichtigen.
Standort
Aufgrund des eng begrenzten Platzangebotes in der Bonsaischale, benötigt die Grün-Eiche so viel Licht, wie sie ergattern kann. Da die Pfahlwurzel in einer solchen Kulturform praktisch nicht existent ist, liefert ausschließlich die Photosynthese den erforderlichen Energieüberschuss, der für das Wachstum sorgt. Folglich kommt in diesem Fall einzig eine vollsonnige Lage infrage.
Gießen
Stechpalmen-Eiche als Bonsai wird regelmäßig mit gesammeltem Regenwasser überbraust. An dieser Stelle macht sich wiederum das geringere Wurzelvolumen bemerkbar.
Schneiden
Die zentrale Kunst der Bonsai-Kultur offenbart sich im regelmäßigen Ritual des Form- und Rückschnitts, basierend auf Jahrtausende alten asiatischen Traditionen.
- Ab Mai alle 6 bis 8 Wochen Äste und Triebe zurückschneiden.
- Anlässlich des Umtopfens zusätzlich Wurzeln stutzen.
Oberstes Ziel eines jeden Schnitts ist die Generierung sowie Erhaltung eines harmonischen Größenverhältnisses zwischen Stamm, Wurzeln und Krone.
Drahten
Was sich in der Bonsaigestaltung durch einen Schnitt nicht realisieren lässt, schafft die Fertigkeit des Drahtens. Mittels Aluminiumdraht verleiht der Bonsaigärtner Stamm und Zweigen die gewünschte Form. Spätestens Mitte Mai werden sämtliche Drähte entfernt, weil die Stein-Eiche dann in die Phase des Dickenwachstums eintritt.
In allen anderen Pflegeaspekten besteht kein nennenswerter Unterschied zu den großen Steineichen in Beet und Kübel.
Fazit
Die Steineiche setzt im Kübel auf Balkon und Terrasse markante Akzente, ohne nach einer aufwändigen Pflege zu verlangen. Solange ihr Wunsch nach ausreichend Wasser und Nährstoffen erfüllt wird, ziert die Quercus ilex mit dekorativ gezähntem, immergrünem Laub den Garten von April bis November.