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Stieleiche, Quercus robur – Steckbrief, Standort & Pflege

Stieleiche

Die Stieleiche symbolisiert wie kaum ein anderer Baum den sagenumwobenen, deutschen Wald. Mit ihrem mächtigen Habitus ist die Quercus robur wahrhaftig nicht zu übersehen. Ihr dunkelgrünes, gelapptes Laub umrahmt im Frühling zierliche Blütenkätzchen und im Herbst unzählige braune Eicheln, bevor es sich mit einer prächtigen goldgelben Färbung in die Winterruhe verabschiedet. Für viele Hobbygärtner steht die Deutsche Eiche ganz oben auf der Wunschliste der zu kultivierenden Gehölze. Die Details im folgenden Steckbrief dürften das Bestreben noch verstärken. Bevor das lebenslange Projekt in Angriff genommen wird, ist es ratsam, sein Wissen rund um Standort und Pflege zu vertiefen.

Steckbrief

  • Pflanzenfamilie der Buchengewächse (Fagaceae).
  • Bezeichnung der Gattung: Eichen (Quercus).
  • Name der Art: Stieleiche (Quercus robur).
  • Beheimatet in nahezu ganz Europa.
  • Wuchshöhe bis 40 Meter und darüber hinaus.
  • Lebenserwartung 500 bis 1000 Jahre und länger.
  • Glatte, grau-grüne Rinde, später schwarz-braun und rissig.
  • Männliche Kätzchenblüten und weibliche, runde Blüten im Mai.
  • Ab September braune Eicheln an langen Stielen.
  • Weitere Bezeichnungen: Sommereiche, Deutsche Eiche.

Steckbrief der Stieleiche Neben ihrem hohen Zierwert, hat die Stieleiche gleich reihenweise nützliche Vorteile zu bieten. So liefert ihr hartes Holz wertvolle Möbel, Parkett, Treppen, Eisenbahnschwellen und vieles mehr. Die Eicheln dienen  gezähmten und wilden Tieren, wie den Wildschweinen, als gehaltvolle Nahrung. Unsere Vorfahren verwendeten Extrakte der Rinde, um gesundheitliche Störungen zu beheben.

Standort

Die Stieleiche ist den klassischen Lichtbaumarten zugeordnet. Folglich definieren sich ihre Ansprüche an die Standortbedingungen insbesondere über die Relation von Höhenwachstum zu Lichtintensität. Je heller sie steht, desto zügiger geht ihr Jugendwachstum voran. Während sie in den ersten 50 bis 100 Lebensjahren noch relativ schattenverträglich ist, steigert sich mit zunehmendem Alter ihr Wunsch nach Sonneneinstrahlung. Dieser Umstand macht sie auf den ersten Blick zu einem konkurrenzschwachen Laubbaum. Da indes der Standort stets auch durch die herrschenden Bodenverhältnisse bestimmt wird, gleicht die Quercus robur diesen Faktor aus mittels einer ungemeinen Verträglichkeit von Staunässe und Hochwasser. Selbst drei Monate lang andauernde Überschwemmungen beeinträchtigen den Hünen nicht.

  • Sonnige bis halbschattige Lage.
  • Nährstoffreicher, tiefgründiger Boden, gerne frisch und feucht.
  • Von sauer bis alkalisch wird jeder pH-Wert akzeptiert.
  • Behauptet sich ebenfalls an stark windexponierten Plätzen.

Dank ihrer toleranten Haltung gegenüber stehendem Wasser, ist die Sommereiche bestens geeignet zur dekorativen Ufer- und Böschungsbefestigung entlang des Gartenteichs oder Bachlaufs. Einzig mit einer Grundwasserabsenkung kommt sie nicht zurecht und reagiert darauf mit Wipfeldürre.

Hinweis: In freier Natur geht die Stieleiche der konkurrenzstarken Rotbuche gezielt aus dem Weg. Im privaten Garten sollten beide Bäume folglich nicht vergesellschaftet werden.

Gießen

Das rasche Wachstum in jungen Jahren bewirkt einen hohen Wasserbedarf, bei einer ohnehin nicht sonderlich Trockenheits-resistenten Stieleiche. Der Laubbaum entwickelt zwar vom Start weg eine tiefreichende Pfahlwurzel; während sommerlicher Dürreperioden sind zusätzliche Wassergaben gleichwohl unerlässlich.

  • Stieleiche bei Trockenheit durchdringend gießen
  • Wasserschlauch mindestens 30 Minuten laufen lassen
  • Je jünger der Baum, desto häufiger gießen

Quercus robur Speziell im Sommer reduziert der Gartenfreund die Verdunstung des Regenwassers, indem er die Kapillaren im Boden unterbricht. Hierzu nimmt er sich nach jedem Schauer die Zeit, das Erdreich der Baumscheibe ca. 3 cm tief zu harken. Nun steigt das versickerte Wasser nicht mehr bis zur Oberfläche und kondensiert, sondern stoppt am Wurzelsystem, wodurch die Stieleiche es effektiver nutzen kann.

In schneearmen Regionen droht während des Winters Trockenstress durch Kahlfrost. Verharrt das Thermometer tagelang bei tiefen Minustemperaturen, ohne dass Schnee fällt, nutzt der kundige Pflanzenfreund den ersten frostfreien Tag, um seine Eiche ausgiebig zu wässern.

Düngen

Mutter Natur stellt einer Quercus robur einen Partner zur Seite, der den Baum bei der Nährstoffaufnahme aus dem Erdreich unterstützt. Dabei handelt es sich um Mykorrhizapilze, die sich um die Wurzeln schlingen und eine lebenslange Symbiose mit dem Laubbaum eingehen. Die Sommereiche liefert im Gegenzug Zucker und Kohlehydrate, die der Fotosynthese entstammen. Blind verlassen sollte sich ein Hobbygärtner auf diesen natürlichen Mechanismus nicht. Vor allem, wenn die Quercus robur durch äußere Einflüsse gestresst wird, ist eine zusätzliche Nährstoffversorgung angeraten.

  • Im Frühjahr bietet sich als Startdüngung ein Langzeitpräparat an.
  • Wahlweise die Baumscheibe regelmäßig mit Laub, Gras und Kompost mulchen.
  • Stark sauren Boden während der Vegetationsphase wiederholt kalken.

Da Eichenlaub nur sehr langsam verrottet, schützt es die Scholle ausgezeichnet vor Austrocknung und wucherndem Unkraut. Erfahrene Freizeitgärtner belassen den Laubfall daher alljährlich im Beet, zumal Eichenblätter sich ohnehin nur schwerlich kompostieren lassen.

Schneiden

Innerhalb des Pflegeprotokolls nimmt der alljährliche Erhaltungs- und Formschnitt eine zentrale Rolle ein. Die Stieleiche wird nicht geschnitten, um ihr Wachstum zu forcieren. Vielmehr ist das Ziel, die Bildung des bestmöglichen natürlichen Habitus zu unterstützen und störende Faktoren zu beseitigen. Auf diese Weise werden Vitalität und Gesundheit maßgeblich gestärkt. Ein guter Zeitpunkt für die Durchführung der Maßnahme ist ein frostfreier, bedeckter Tag während der winterlichen Saftruhe.

  • Die Krone sorgfältig auslichten von zu dichten, dürren, beschädigten Ästen.
  • Überkreuz wachsende und steil aufwärts gerichtete Zweige an der Basis kappen.
  • Auf eine angeschrägte Schnittführung achten, stets knapp über einem Auge.
  • Wenn möglich, unerwünschte Äste abreißen, statt abzuschneiden.
  • Keinesfalls parallel zum Stamm schneiden und keine Stummel stehen lassen.
  • Zum Astring einen kleinen Abstand lassen, damit Kambium ihn überwallen kann.

Auf keinen Fall dürfen Zweige einfach in der Mitte durchgeschnitten und dann ihrem Schicksal überlassen werden. Ein derartiges Vorgehen öffnet nicht nur Schädlingen und Pilzsporen Tür und Tor, sondern beeinträchtigt die Silhouette einer Deutschen Eiche erheblich. Vorteilhafter erweist es sich, derartige Zweige abzuleiten. Im konkreten Fall wird ein Ast grundsätzlich oberhalb eines abzweigenden Seitentriebs geschnitten.

Vermehren

Sommereiche Früchte Welchen Hobbygärtner reizt es nicht, es zumindest einmal mitzuerleben, wie sich eine Eichel in einen machtvollen Baum verwandelt? Umfangreiche botanische Kenntnisse sind für ein solches Projekt nicht gefragt, sondern ein langer Geduldsfaden. Bevor es an die eigentliche Aussaat herangeht, sind einige einfache, vorbereitende Arbeiten erforderlich. Im herbstlichen Wald werden gesunde, braune Eicheln gesammelt. Daheim angekommen, legt der Gärtner sie in einen Topf mit Wasser. Alle Eicheln, die auf der Oberfläche schwimmen, werden entsorgt. Früchte, die sich weich anfühlen, sind ebenfalls ungeeignet. Nach dieser Selektion, stehen die qualitativ besten Samen zur Verfügung für eine gelungene Aussaat. Da es sich hierbei um Kaltkeimer handelt, erfahren sie während der kommenden Monate eine Stratifizierung. Sie werden einem Kältereiz ausgesetzt, der ihre Keim-Hemmung überwindet.

  • Eine Plastiktüte mit feuchtem Sand oder Sphagnum sowie den Eicheln füllen.
  • Fest verschlossen im Gemüsefach des Kühlschranks deponieren.
  • Während der nächsten 6 Wochen regelmäßig auf genügend Feuchtigkeit untersuchen.

Erfahrungsgemäß bricht nach 40 bis 45 Tagen eine winzige Wurzel durch die Schale, womit die Kältephase beendet ist. Kleine 5-cm-Töpfe werden nun mit Torf-Sand oder Kokosfasern gefüllt und die keimenden Samen einzeln eingepflanzt. Die kleine Wurzel weist dabei abwärts, wobei die Eichel dünn mit Substrat bedeckt wird. In der Folgezeit darf der Keimling zu keiner Zeit austrocknen, während er am warmen, sonnigen Fensterplatz seine Wurzeln weiterentwickelt.

Aus Sicht ihrer natürlichen Konstitution, könnte man die Mini-Stieleiche im Freiland auspflanzen, sobald sie ihren Anzuchttopf durchwurzelt hat. Da sie in diesem Stadium freilich ein begehrter Leckerbissen für Eichhörnchen, Rehe, Mäuse und anderes Getier ist, entscheiden sich erfahrene Gärtner für eine weitere Kultivierung unter Glas.

  • Die Jungpflanzen ab einer Höhe von ca. 10 cm umtopfen in ein Gartenerde-Sand-Gemisch.
  • Bei diesem Vorgang die noch zarte Pfahlwurzel vorsichtig behandeln.
  • Stieleiche und Substrat konstant feucht halten, jedoch nicht ertränken.
  • Alle 4 Wochen eine Dosis stark verdünnten Flüssigdünger verabreichen.

Wirft die Sommereiche im darauf folgenden Herbst ihr Laub ab, ist dies kein Grund zur Beunruhigung, sondern ein vollkommen natürlicher Vorgang. Es obliegt der individuellen Entscheidung des Gärtners, ob er den jungen Baum in diesem Herbst auspflanzt oder ihn noch einen weiteren Winter hindurch aufpäppelt. Eine ausreichende Wasserversorgung in Einheit mit hellen bis sonnigen Lichtverhältnissen sollten gegeben sein.

Tipp: Die Dauer der Aussaat wird verkürzt, wenn im Frühjahr vorgekeimte Eicheln im Wald gesammelt und gleich in Anzuchterde gesetzt werden. Mutter Natur hat die Stratifikation dann in Eigenregie übernommen.

Pflanzen

junge Stieleiche Die eigenhändig herangezogene oder in der Baumschule erworbene Stieleiche wird wahlweise im Frühjahr oder im Herbst gepflanzt. Eine adäquate Vorbereitung des Bodens schafft dabei optimale Anwuchsbedingungen und minimiert die Ausfallwahrscheinlichkeit deutlich. Die gewählte Pflanzstelle wird sorgfältig von Unkraut, Wurzeln und Steinen gereinigt. Anschließend lockert die Harke das Erdreich tiefgründig auf, insbesondere im Hinblick auf die Pfahlwurzeln, die hier Fuß fassen soll. Während dieser Arbeiten befindet sich der Wurzelballen des Baumes in einem Eimer mit Wasser, um sich ausgiebig vollzusaugen.

  • Pflanzloch ausheben mit dem 1,5 fachen Volumen des Wurzelballens
  • Aushub mit Kompost oder Pferdedung und Hornspänen vermischen
  • auf Drainage in diesem Fall getrost verzichten
  • Stieleiche mittig in die Grube setzen, mit Erde umgeben und angießen
  • Baum nicht tiefer einsetzen, als vor der Verpflanzung.
  • Eine dicke Mulchschicht ausbreiten, um den Boden vor Austrocknung zu schützen.

Obgleich eine Deutsche Eiche über eine sprichwörtliche Resistenz gegen Windwurf verfügt, muss sie diese Kraft erst noch aufbauen. Daher ist es empfehlenswert, sie in den ersten beiden Standjahren mit einem Stützpfahl zu versehen. Dieser wird in die Pflanzgrube eingeschlagen und mit geeignetem Bindematerial am Baumstamm angebunden. Ideal sind spezielle Gurte, die breit genug angelegt sind, damit sie nicht in die Rinde einwachsen.

Hinweis: Mineraldünger hat in der Pflanzgrube nichts zu suchen. Die Komponenten sind viel zu scharf für die zarten Wurzeln und verursachen lebensbedrohliche Verbrennungen.

Hochgeschätzte Sorten

Stieleiche Früchte Wer sich im Angebot qualifizierter Baumschulen umsieht, entdeckt verschiedene Züchtungen, die durchaus auch geeignet sind für die Kultivierung im kleineren Garten.

Gold-Eiche (Quercus robur ‚Concordia‘)

  • Wuchshöhe 6 bis 10 Meter.
  • Ausdrucksstarker Baum mit goldgelben Blättern.

Säuleneiche – Pyramideneiche (Quercus robur ‚Fastigiata‘)

  • Wuchshöhe 15 bis 20 Meter.
  • Schlanke Silhouette mit kegelförmiger Krone.

Geschlitztblättrige Stieleiche (Quercus robur Pectinata)

  • Wuchshöhe 6 bis 10 Meter.
  • Dekoratives Blätterkleid mit tief eingeschnittenem Laub.

Rotblättrige Stieleiche (Quercus robur ‚Atropurpurea‘)

  • Wuchshöhe 4 bis 6 Meter.
  • Wunderschöne Sorte mit tiefroten Blättern.
  • Auch als Strauch- und Kübelpflanze geeignet.

Fazit
Obgleich in ganz Europa vertreten, gilt die Stieleiche als der deutsche Baum schlechthin. Daher wird das populäre Buchengewächs häufig als Deutsche Eiche bezeichnet. Das dürfte freilich nicht der einzige Beweggrund sein, diesen exorbitanten Laubbaum im Garten zu kultivieren. Während ihres Lebenszyklus, der bis zu 1000 Jahre andauern kann, dominiert die Quercus robur ihre Umgebung mit herrlichem Blätterwerk. Zugleich liefern ihre Eicheln den verschiedensten Tierarten gehaltvolle Nahrung. Das Erlebnis, dabei zu sein, wenn sich eine Eichel in einen Baum verwandelt, sollte jeder Hobbygärtner sich einmal gönnen. Bei guter Pflege, am richtigen Standort, schafft er auf diese Weise ein naturgegebenes Geschenk, das von Generation zu Generation weiter gereicht wird. All die faszinierenden Attribute, die ihr Steckbrief offenbart, wird die vitale, gesunde Deutsche Eiche dann bewahrheiten.