Wenn Sie neulich bei Freunden auf der Terrasse herrliche überhängende Blütentrauben bewundert haben und sich daraufhin auch eine Sundaville anschaffen möchten, werden Sie gelegentlich zu hören bekommen, dass das keine so gute Idee sei, weil diese Pflanze ja so schwierig zu überwintern sein. Stimmt gar nicht, zumindest nicht, wenn Sie sich vorher ein wenig mit Herkunft und Zucht dieser wunderschönen Pflanze und ihren Bedürfnissen bei der Überwinterung beschäftigen. Hier erfahren Sie einiges darüber.
Sundaville heißen eigentlich ganz anders
Die Sundaville haben ihren schönen Namen von einem fantasiebegabten japanischen Züchter bekommen, dem mit dieser besonderen Hybride wirklich ein außergewöhnlicher Zuchterfolg gelungen ist. Die Grundlage dieses Zuchterfolges legte die „Sundaville Red“, die Blüten in einem derart intensiven Rot ausbildet, wie es bei diesen Pflanzen noch nie gesehen wurde. In Folge wurden von diesem japanischen Züchter noch weitere Sundavilles gezüchtet, z.B. Sorten in Weiß und Pink und einem sehr interessanten Dunkelrot. Allgemeines Merkmal der Sundaville ist ein besonders schnelles Wachstum im Sommer und die Ausbildung einer Speicherwurzel, aufgrund derer sie Trockenphasen überstehen kann.
Deshalb kommt der Name Sundaville nicht wie meist vermutet von „Sun“ wie „Sonne“, sondern der stolze Züchter setzte diesen Namen zusammen aus seinem japanischen Firmennamen Suntory Flowers Limited und Mandevilla, dem wissenschaftlichen Namen der Gattung. Die wahrhaft blumige Benennung ist ja auch nicht dazu da, um die Pflanze „sonniger“ erscheinen zu lassen, sondern um aus einer Pflanze eine geschützte „Marke“ zu machen, um jeden verklagen zu können, der eine ähnlich aussehende Züchtung verkaufen will.
Bei uns sind die Mandevillas auch unter dem Synonym Dipladenia bekannt, und es handelt sich bei ihnen um eine gut 100 Arten umfassende Gattung mit Heimat im tropischen Amerika. Mandevillas wachsen als Lianen, Halbsträucher oder Kletterpflanzen, und mehrere Arten von ihnen werden in Europa als Zimmer- oder Gartenpflanzen kultiviert. Die Sundaville ist aus der Mandevilla sanderi gezogen, einem beliebten Kultivar mit rosafarbenen Blüten. Sie ist nicht die einzige Hybride von dieser Art, die meisten Hybriden beschränken sich jedoch auf die verschiedensten Rosatönen, das kräftige Rot ist schon etwas ganz Besonderes.
Durch diese und andere aufsehenerregende Züchtungen ist die Mandevilla in der letzten Zeit wieder in Mode gekommen, nachdem man sich von den in der Gründerzeit beliebten kaum zu bremsenden Schlingpflanzen über 100 Jahre ziemlich distanziert hatte.
Erfahren Sie alles zur Pflege der Dipladenia.
Sundaville überwintern
Die Mandevilla ist eine Tropenpflanze, von der für die Haltung in gemäßigten Zonen erst besondere Zuchtformen entwickelt werden mussten. Diese Zuchtformen wie die Sundaville wachsen nicht mehr wie die tropischen Pflanzen das ganze Jahr mit voller Kraft, sondern sie sind darauf gezogen, dass sie nach Abschluss einer Wachstumsphase eine Ruhepause einlegen, in der der Stoffwechsel der Pflanze heruntergefahren wird. Nur so kann die Sundaville im europäischen Klima die Kraft entwickeln, um jede Saison erneut ihre Blütenfülle zu entwickeln.
Die Sommersaison sollte eine Sundaville im Freien verbringen, auch die Hybriden haben einen erheblichen Lichtbedarf und könnten sonst bei der Blütenentwicklung Schwierigkeiten haben. Dort kann die Pflanze bleiben, bis der erste Frost droht. Rechtzeitig vor dem ersten Frost muss die Sundaville in ihr Winterquartier gebracht werden, das heißt vor dem ersten Frost, schon ein paar Stunden bei frostigen Temperaturen könnten der Pflanze beträchtlichen Schaden zufügen.
Jetzt wird die Sundaville auch gleich beschnitten, und zwar kräftig, denn sie blüht ohnehin nur an jungen Trieben blüht, die sich dann in der nächsten Saison umso reichlicher entwickeln können. Wenn der für eine Überwinterung geeignete Raum nicht sehr viel Platz bietet, können Sie die Sundaville ruhig auch ziemlich radikal bis auf den Boden „absäbeln“. Sie verträgt ohne weiteres einen Rückschnitt bis tief ins alte Holz.
Sie können die Sundaville insofern auf die Überwinterung und den Schnitt kurz davor vorbereiten, dass Sie sie entweder an einem Gerüst ranken lassen, das mit ins Winterquartier umziehen kann oder sie laufend und regelmäßig zurückschneiden und so eine buschige Pflanze heranziehen. Bei jeder Schnittmaßnahme sollten Sie übrigens darauf achten, dass Sie den austretenden weißen Milchsaft nicht versehentlich mit ihren Augen oder Schleimhäuten in Kontakt bringen – er enthält toxische Substanzen, die schnell zu unangenehmen Reizungen führen.
Während der Überwinterung legt die Sundaville nun ihre Ruhepause ein. Dazu wird sie in einen hellen Raum mit Temperaturen zwischen 5 und 15 Grad gestellt, z. B. einen Wintergarten. Sie braucht Tageslicht, aber im Winter kein grelles Sonnenlicht, auch vor Zugluft sollte die Pflanze geschützt werden.
Alternativen zur Überwinterung im Wintergarten
Wenn Sie nicht über einen Wintergarten oder einen Raum mit ähnlicher Helligkeit und ähnlichen Temperaturen verfügen, könnten Sie versuchen, die Sundaville in der Wohnung zu überwintern. Sie müssten sich in diesem Fall den kühlsten Raum und in diesem Raum den hellsten Standort suchen, und Sie müssten damit rechnen, dass die Pflanze den Winter über ziemlich vor sich hin „mickert“. Wahrscheinlich wird sie auch einige verzweifelte Geiltriebe ausbilden, die dann im Frühjahr weggeschnitten werden müssen. Wenn Sie Glück haben, wird sich die ungemein wuchsfreudige Sundaville aber im Sommer im Freien recht schnell wieder erholen und bald junge Triebe zeigen, die sogar in der gleichen Saison noch Blüten tragen. Wenn nicht, führt die zu warme Überwinterung in der nächsten Saison zu Blühfaulheit, vielleicht müssen Sie auch ganz auf Blüten verzichten.
Was Sie eher nicht versuchen sollten, ist die Überwinterung der Sundaville im dunklen Keller, Dunkelheit ist dieser Pflanze vollkommen unbekannt und bringt sie mit ziemlicher Sicherheit zum Eingehen. Wenn es gar nicht anders geht, könnten Sie noch versuchen, die Sundaville im Winterquartier mit künstliche Tageslichtlampen zu bestrahlen. Ob das in Zeiten, in denen die Bürger gerade so ziemlich die einzigen sind, die die Energiewende bezahlen, eine denkbare Alternative ist, bleibt dahingestellt.
Stecklinge statt Überwinterung
Sie können bei dieser ungewöhnlich wuchswilligen Pflanze, die einen Rückschnitt so gut verträgt, aber auch ganz anders vorgehen: Sie setzen all die Abschnitte, die Sie vor der Überwinterung wegnehmen, zur Heranzucht neuer Sundavilles ein, jeder um 10 cm langer Trieb wird zum Steckling, wenn Sie ihn so teilen, dass unten kurz über dem Ende ein Blattknoten sitzt.
Dieses untere Ende kommt nun mit ein wenig Bewurzelungspulver in Anzuchterde, Klarsichtfolie darüber, in eine möglichst warme ab. Am besten eignet sich für die Anzucht ein spezielles Zimmergewächshaus. Damit die Stecklinge nun schnell bewurzeln, benötigen sie eine Umgebung (24 bis 27 Grad) stellen, die Erde leicht feucht halben und … warten. Nach 3 bis 4 Wochen sollten die Stecklinge gut bewurzelt sein und können in größere Töpfe mit Rankhilfe umgesetzt werden, und in der nächsten Saison werden sie im Zweifel die Altpflanze ersetzen.
Mit dieser Ursprungs-Sundaville können Sie nun sorgenfrei Überwinterungs-Experimente starten, Sie haben ja im Notfall Ersatz. Menschen, die genauso vorgegangen sind, berichten übrigens häufig, dass die Altpflanze auch überlebt hat – vielleicht wird man ja in 100 Jahren entdecken, dass Pflanzen sehr wohl spüren, wenn „ihr Mensch“ Angst um sie hat und mit zu viel Stress nicht zurechtkommen.
Die Pflege der Dipladenia während der Überwinterung
Die Pflege während der Überwinterung ist bei der Sundaville eigentlich nicht sonderlich kompliziert, einige Dinge gibt es jedoch zu beachten: Die Pflanze wird (noch viel) trockener gehalten als im Sommer, sie müssten aber aufpassen, dass der Wurzelballen während der Winterruhe nie vollkommen austrocknet. Sie braucht ohnehin nicht viel Wasser, wenn Sie jedoch im Winter zu viel gießen, hat das sehr schnell Wurzelfaulheit zur Folge. Am häufigsten scheitert die erfolgreiche Überwinterung an zu eifriger Bewässerung …
Die Düngergabe wird komplett eingestellt, und die Temperatur muss eventuell ein wenig angepasst werden. Wenn die Sundaville gelbe Blätter bekommt, ist es ihr in der Regel ein wenig zu kalt, Sie sollten dann Temperaturen am unteren Spektrum der oben genannten Spanne behutsam etwas anheben.
Die Sundaville braucht eine ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit, und Sie sollten ihr Winterquartier regelmäßig lüften, das beugt einem Pilzbefall vor. Auf Schädlinge sollten Sie die Sundaville ebenfalls regelmäßig kontrollieren, Blattläuse und Milben haben beim Fremdling ein ziemlich leichtes Spiel.
Wenn die Sundaville während der Überwinterung fast alle Blätter verliert, ist das weniger Grund zur Sorge, in aller Regel treibt sie im Frühjahr trotzdem ohne Zögern wieder aus. Es kann auch passieren, dass Triebe eintrocknen, auch kein Problem, die schneiden Sie später bei Austriebsbeginn einfach ab.
Vorbereitung auf die Saison im Freien
Die Mandevilla kommt mit der Überwinterung bei uns zwar zurecht, aber „jubeln“ tut sie nicht gerade, und deshalb ist sie im Frühjahr ziemlich empfindlich und mit Vorsicht zu behandeln.
Dazu gehört z. B., sie behutsam auf die Saison vorzubereiten, wenn das Licht im Januar/Februar langsam mehr wird, wird sie also in einem etwas wärmeren Ort ans (Süd-) Fenster gestellt, wenn es im März schön sonnig ist, vielleicht schon einmal ein paar Stunden auf die Terrasse. So setzen sie die Pflanze keinem Wärmeschock aus, regen aber mit der nach und nach etwas wärmeren und helleren Umgebung bereits das Wachstum an, die beste Vorbereitung auf reiche Blütenbildung im Sommer.
Mit dem Anstieg von Temperatur und Helligkeit fahren Sie dann auch die Wassergaben langsam wieder hoch, bis die Sundaville nach den Eisheiligen (Mitte Mai) auf die Terrasse umzieht und „richtig loslegen“ kann. Wenn Sie beobachten, dass genau das passiert, bekommt die Pflanze auch die erste Düngergabe. Auch hier gilt wie während der ganzen Sommersaison: Gießen Sie die Sundaville nie zu eifrig, jetzt im Frühjahr würde sie dann Blätter in Mengen ausbilden, dafür aber fast keine Blüten.
Fazit
Es ist nicht unbedingt ganz unkompliziert, eine Sundaville zu überwintern, wenn Sie jedoch einmal die richtige Umgebung gefunden haben und den richtigen Abstand zwischen den Wassergaben, aber auch kein Hexenwerk mehr. Und ein wenig Mühe am Anfang lohnt sich unbedingt – die Sundaville ist im Sommer wirklich pflegeleicht, muss nur einmal in der Woche gegossen werden und blüht trotzdem pausenlos bis zum nächsten Frost. Das tut sie im Halbschatten, aber auch auf einem sonnigen Balkon, für den Sie so schnell keine vergleichbar pflegeleichte und in der Wasserversorgung genügsame Pflanze finden werden.