Zu den wohl ungewöhnlichsten Bäumen, die Mutter Natur hervorgebracht hat, zählt der Taschentuchbaum, mit dem botanischen Namen Davidia involucrata. Seine einzigartigen, bis zu 18 cm langen Blütenblätter ähneln auf verblüffende Art und Weise weißen Taschentüchern auf der Wäscheleine. Aus der Ferne betrachtet, erinnern die gegenständigen weißen Hochblätter an einen Schwarm Tauben, der sich dort niedergelassen hat. Daher wird er auch Taubenbaum genannt. Die Heimat dieser Laubbaumart ist China, wo er eine Höhe von bis zu 20 Metern erreicht. In Mitteleuropa gedeiht der nicht vollkommen winterharte Taschentuchbaum zumeist in botanischen Gärten oder in den Parks und Gärten der Regionen, die ein mildes Klima aufweisen. Daher ist der Baum auch als Kübelpflanze sehr beliebt, die in der kalten Jahreszeit in ein Winterquartier umziehen kann. Stimmen Standort und Pflege, wird er zwischen 4 und 6 Meter groß.
Vor dem Pflanzen, Abstand ermitteln
Wird ein Baum gepflanzt, spielen nicht nur die Standortverhältnisse und die Bodenqualität eine Rolle, sondern auch der erforderliche Abstand zum Haus und zum Nachbarn. Da der Taschentuchbaum in den hiesigen Breiten bei weitem nicht die Wuchshöhe erreicht, wie in seinem Heimatland China, zählt er in Deutschland zu den Bäumen dritter Ordnung, also den Kleinbäumen, die maximal 10 Meter hoch werden. Der Mindestabstand zum Haus sollte der zu erwartenden Baumhöhe entsprechen. Der Pflanzabstand zum Nachbargrundstück ist in Deutschland gesetzlich geregelt, und zwar auf Länderebene. Bei Unklarheiten ist es daher ratsam, vor der Pflanzung des Taubenbaumes die entsprechenden Regelungen des Nachbarschaftsrechtes einzuholen. Als Faustregel gilt, dass Pflanzen, die mehr als 2 Meter Höhe erreichen, einen Abstand zum Nachbargrundstück von 2 Metern einhalten müssen.
Pflanzen im Beet
Der attraktive Zierbaum wächst vorzugsweise in nährstoffhaltigem, humosem Boden, der nicht zu trocken ist. In einer überwiegend lehmhaltigen Bodenqualität fühlt der Taschentuchbaum sich nicht wohl, weil hier die erforderliche Durchlässigkeit nicht gegeben ist. Der Standort sollte sonnig bis halbschattig und windgeschützt sein. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, erfolgt eine erfolgreiche Pflanzung erfahrungsgemäß in folgenden Schritten:
- Am gewählten Standort wird der Boden frisch umgegraben, um ihn aufzulockern. Ist die Erde jedoch sehr feucht, wird von dieser Maßnahme abgesehen. Ein Umgraben führt in diesem Fall zu einer unerwünschten Bodenverdichtung.
- Während der Bodenarbeiten wird der Wurzelballen des Taschentuchbaums in einen Eimer mit Wasser gestellt, und zwar so lange, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen.
- Nun wird das Pflanzloch ausgehoben. Es hat die ideale Größe, wenn es 1,5-mal so tief und doppelt so breit ist, wie der Ballen des Baums. Schaufelt man die Erde in eine Schubkarre, kann man sie dort besser mit etwa 30 % gutem Gartenkompost und einigen Handvoll Hornspänen vermischen. Stallmist und Kunstdünger sind ungeeignet, weil diese Zugaben die jungen Wurzeln angreifen würden.
- Der Boden des Lochs darf nicht verdichtet sein und wird idealerweise noch etwas aufgelockert, bevor der Wurzelballen hineingestellt wird. Abhängig von der Größe und Stärke des jungen Taubenbaumes, kann es erforderlich sein, zusätzlich einen Stützpfahl im Loch zu platzieren und den Baumstamm mit einem Kokosseil daran festzubinden.
- Der Ballen wird mittig in das Pflanzloch gestellt und das Ballentuch entfernt. Die lockere Erde wird nun so um ihn herum verteilt, dass er am Ende möglichst bündig mit der ihn umgebenden Oberfläche abschließt, wobei es kein Problem ist, wenn er bis 1 cm mit Pflanzerde bedeckt wird.
- Zum Schluss wird ein Gießrand geformt und die Erde leicht angetreten, bevor der frisch eingepflanzte Wurzelballen angegossen wird.
Die beste Pflanzzeit für den Taschentuchbaum ist das zeitige Frühjahr, weil den jungen Wurzeln dann ausreichend Zeit zur Verfügung steht, um bis zum Winter anzuwachsen.
Pflanzen im Kübel
Da der edle Zierbaum durch einen jährlichen Schnitt in der Höhe kontrolliert werden kann, kultivieren zahlreiche Gartenfreunde ihn gerne in einem Kübel. Wenn die Maße des Pflanzgefäßes ungefähr den Maßen eines Pflanzloches im Beet entsprechen, kann der junge Baum darin problemlos heranwachsen. Vorausschauende Gartenfreunde stellen das Pflanzgefäß auf ein Rollbrett, damit der Taubenbaum auch bei zunehmendem Gewicht problemlos verschoben werden kann.
Das Substrat entspricht idealerweise der Mischung aus 2/3 Gartenerde, 1/3 Gartenkompost und einigen Handvoll Hornspänen, wie man sie auch im Beet anwendet. Da in einem Kübel stets die Gefahr der Bildung von Staunässe besteht, beugen erfahrene Hobbygärtner dieser vor mithilfe einer Drainage, die man über dem Wasserablaufloch ausbreitet. Geeignete Materialien sind Kies oder zerstoßene Tonscherben, die man mit einem durchlässigen Garten- oder Unkrautvlies abdeckt. Darüber kommt eine erste Schicht des Substrats, bevor der Wurzelballen in der Mitte positioniert wird. Während eine helfende Hand den Baumstamm so gerade wie möglich festhält, wird die Pflanzerde eingefüllt. Bis zum Rand des Kübels bleiben einige Zentimeter frei, damit beim Gießen nichts überschwappt.
Pflege
Folgende Pflegehinweise tragen zu einer gelungenen Kultivierung des Taschentuchbaumes bei:
- im Frühjahr abgestorbene Triebe entfernen
- im Sommer regelmäßig wässern
- in Trockenperioden alle 3 Tage durchdringend gießen
- April und Juli organisch oder mineralisch düngen
- ab August nicht mehr düngen
- regelmäßig mulchen
- kein Schnitt erforderlich
Wenn der Regen ausbleibt, benötigt der durstige Taschentuchbaum insbesondere während des Sommers reichliche Gaben von Wasser. Damit der Wurzelballen wirklich durchdringend mit Feuchtigkeit versorgt wird, gilt als Faustregel, dass der Wasserschlauch etwa 1 Stunde laufen sollte.
Überwintern
Erst im Erwachsenenalter ist der Taschentuchbaum winterhart bis – 15° Celsius. Bis dahin benötigt er im Freiland einen Winterschutz, spätestens wenn er sein Laub abgeworfen hat. Sollten sich schon vorher mehrere Frostnächte hintereinander ankündigen, legt man die Schutzmaßnahmen über den Blättern an:
- Wurzeln dick mit Laub bedecken
- Stamm mit Juteband umwickeln
- Krone in Vlies oder Bastmatten hüllen
- Mitte April Winterschutz entfernen
- Kübel in frostfreies Winterquartier stellen
- Kellerraum oder ungeheizter Wintergarten geeignet
Ältere Taubenbäume sind zwar weitgehend winterhart, benötigen allerdings trotzdem einen Schutz vor der Wintersonne an den Rinden. Es genügt bereits, wenn man Holzbretter an den Stamm anlehnt, damit die Rinde keinen Schaden nimmt. Davidia involucrata, die man im Pflanzkübel kultiviert, kommen auch im höheren Alter in einen kühlen, frostsicheren Raum, weil die Gefahr besteht, dass der Wurzelballen durchfriert. Ist keine passende Räumlichkeit vorhanden, stellt man das Pflanzgefäß an eine windgeschützte Südwand des Hauses auf einen Styroporblock und umwickelt es dick mit Luftpolsterfolie. An frostfreien Tagen wird mithilfe der Daumenprobe festgestellt, ob der Wurzelballen etwas Wasser benötigt.
Vermehren
Wer erst einmal der Faszination des Taschentuchbaumes erlegen ist, wird sich früher oder später mit der Frage beschäftigen, wie der eigene Bestand vermehrt werden kann. Die Erfahrung hat gezeigt, dass gleich zwei erfolgversprechende Methoden zur Verfügung stehen:
Samen
Da die Gattung Davidia als einzige Art den Taschentuchbaum enthält, ist eine sortenreine Vermehrung mit Samen möglich. Die drei bis fünf Samen befinden sich in den kleinen braunen Steinfrüchten, die im Oktober erscheinen. Es erfordert allerdings enorme Geduld, denn die Keimzeit beträgt im Durchschnitt 18 Monate. Mithilfe einer Kältebehandlung der Samen im Anzuchtsubstrat in kontrollierter Umgebung stehen die Chancen gut, die Keimruhe deutlich zu verkürzen.
Zu diesem Zweck wird der Samen in eine kleine Plastikbox gesteckt, die mit feuchtem, nährstoffarmem Substrat oder alternativ grobkörnigem, ebenfalls feuchtem Sand gefüllt ist. Um sicherzugehen, dass sich keine unerwünschten Keime im Substrat befinden, verbringt es etwa 20 Minuten bei 200° im Backofen oder 10 Minuten bei 800 Watt in der Mikrowelle. Wenn es abgekühlt ist, kommt das Substrat mit den Samen in den Kühlschrank für die Dauer von 4 bis 8 Wochen.
Diese Kältebehandlung, die in der Botanik als Stratifikation bezeichnet wird, dient dazu, den Samen in Keimstimmung zu versetzen. Anschließend folgt eine Warmperiode von 3 bis 4 Monaten, die der Samen in leicht feuchter Anzuchterde verbringt bei einer Temperatur zwischen 20° und 25° Celsius. Mit etwas Glück zeigt sich dann bereits der erste Keimling. Ab diesem Zeitpunkt wird er dann an einem windgeschützten, halbschattigen Standort herangezogen.
Stecklinge
Gleich nach der Blüte im Juni oder Juli wird von einem jungen noch nicht stark verholzen Trieb ein 10 cm bis 15 cm langes Stück ohne Knospen mit einem scharfen Messer abgeschnitten. Sollten sich Blätter daran befinden, werden sie im unteren Teil komplett abgeschnitten. Im oberen Teil werden sie halbiert, damit der Steckling seine Energie hauptsächlich für die Bildung neuer Wurzeln verwendet. Um diesen Vorgang zu forcieren, kann man die Schnittstelle mit Bewurzelungspulver aus Meeresalgen-Extrakt behandeln. Der Trieb wird bis zur Hälfte in durchlässiges, nährstoffarmes Anzuchtsubstrat gesteckt, das leicht angefeuchtet wird. Darüber wird eine Plastikfolie gestülpt, die regelmäßig gelüftet wird, damit sich kein Schimmel bildet. An einem windgeschützten warmen Platz verbringt der Steckling die nächsten Wochen und Monate, während das Anzuchtgefäß durchwurzelt wird. Wichtig ist, das Substrat während dieser Phase leicht feucht zu halten, ohne dass sich Staunässe bildet.
Krankheiten und Schädlinge
Obwohl beim Taschentuchbaum keine spezifischen Krankheiten und Schädlinge bekannt sind, können die Blätter mitten in der Saison plötzlich vom Rand her verdorren. Im weiteren Verlauf kommt es zu vorzeitigem Laubabfall. Ein solches Erscheinungsbild ist entweder auf eine zu große Trockenheit zurückzuführen oder auf einen Streusalzschaden. Ein zu trockener Boden lässt sich mithilfe einer durchdringenden Bewässerung beheben. Kann ein Schaden durch Wassermangel ausgeschlossen werden und zeigen sich unschöne Blattflecken in Verbindung mit sich einrollenden Rändern, ist ein Schaden durch Auftausalze zu befürchten. Da diese Salze nur äußerst langsam im Boden versickern, kann es noch Jahre nach der letzten Anwendung zu Schäden kommen. Aus diesem Grunde ist es ratsam, im Winter organische Streumaterialien einzusetzen, wie Holzasche. Ist der Taubenbaum bereits geschädigt, können ihn in der Regel nur aufwendige Maßnahmen, wie ein kompletter Bodentausch, regelmäßige Düngung und ausreichende Wässerung retten. Übrigens ist nicht nur der Taschentuchbaum anfällig für Streusalzschäden, sondern nahezu alle Baumarten.
Fazit
Der Taschentuchbaum zieht den Betrachter sogleich in seinen Bann, wenn er im Frühling seine einzigartigen, weißen Blütenblätter entfaltet, die ihm seinen Namen gaben. Bis es soweit ist, stellt der exotische Laubbaum den Gartenfreund vor eine bis zu 10 Jahre andauernde Geduldsprobe. Umfangreiche Pflege erfordert die Kultivierung des Taubenbaums während dieser Zeit nicht, solange er sich an einem sonnigen bis halbschattigen und nicht zu trockenen Standort befindet. Richtiges Pflanzen ist daher eine entscheidende Voraussetzung für einen gesunden und widerstandsfähigen Baum.