Bereits im Mittelalter war ein gepflegter Garten ohne in Form geschnittene Eiben undenkbar, wobei sich die kreativsten Gestaltungsideen verwirklichen lassen. Die berühmten Gärten von Versailles beispielsweise werden durch die Europäische Eibe maßgeblich geprägt von fantasievollen Hecken und formschönen Solitärgewächsen. Trotzdem steht die Taxus baccata auf der Roten Liste für gefährdete Arten, denn ihr hartes Holz wurde lange Zeit verwendet im Möbelbau, für Bögen und Gewehrschäfte. Für den modernen Hobbygärtner ist die Taxus baccata eine Bereicherung für große und kleine Anlagen. Dank ihrer Sortenvielfalt, erhält er eine schöpferische Komponente an die Hand, die für ein individuelles Erscheinungsbild sorgt. Bei der Europäischen Eibe ist allerdings Vorsicht geboten, denn sie erhielt in 2011 den Titel ‚Giftpflanze des Jahres‘ – und dies völlig zu Recht.
Sorten
Dank ihres ausgeprägten Regenerationsvermögens, ihrer Winterhärte und ihrer Standorttoleranz, wird eine Eibe viele Hundert Jahre alt. Wer eines oder mehrere Exemplare dieses bemerkenswerten Nadelbaumes im eigenen Garten kultivieren möchte, sollte sich im Vorfeld über die verschiedenen Sorten der Taxus baccata informieren:
Adpressa Aurea – Gold-Eibe
- strauchiger Wuchs
- Nadeln treiben gelb aus
- später leuchten die Zweige gelb-grün
- ideal geeignet für Stein- und Heidegärten
Pirat
- säulenförmiger aufrechter Wuchs
- immergrün und leicht glänzend
- schöne Solitär- und Heckenpflanze
Fastigiata – grüne Säulen-Eibe
- aufrechter, schmaler Wuchs
- Wuchsbreite 150 cm bis 200 cm
- besonders dicht
- die ideale Heckenpflanze
- Wuchshöhe bis 7 m
Repandens – Kisseneibe
- toller Bodendecker
- wächst nicht höher als 50 cm
- verträgt Schatten und volle Sonne
- verliert nie seine dunkelgrünen Nadeln
- bildet herrlichen Kontrast zu bunten Blumen
Fastigiata Aureomarginata – gelbe Säulen-Eibe
- schmaler, gerader Wuchs
- gold-gelb umrandete Nadeln
- maximal 5 cm Zuwachs pro Jahr
- Wuchshöhe bis 500 cm
- schmückt Heidegärten, Gräber und Eingänge
- auch als Kübelpflanze geeignet
Elegantissima
- Wuchshöhe bis 500 cm
- grüne Nadeln mit goldenem Glanz
- ideale Heckenpflanze
- macht sich auch im Kübel gut
- jährlicher Zuwachs ca. 20 cm
Dovastoniana – Adlerschwingen-Eibe
- wächst breiter als hoch
- schräg herabhängende, schwingende Zweige
- Breite 400 cm bis 800 cm
- dunkelgrüne, sichelförmige Nadeln
- sehr langsamer Zuwuchs
Green Diamond
- Zwerg-Eibe
- kugelförmiger, kompakter Wuchs
- immergrün
- nach 10 Jahren erst 50 cm hoch
- gut geeignet als Solitär oder in der Gruppe
- verträgt Stadtklima gut
Micro
- Zwerg-Säulen-Eibe
- bleibt immer klein
- ideal für kleine Gärten und Gräber
- macht sich auch im Japan-Garten gut
- dunkelgrüne, kurze Nadeln
Westerstede
- mustergültige Heckenpflanze
- Endhöhe 600 cm wird selten erreicht
- sehr robust und schnittverträglich
- vollkommen winterhart
- wurde bereits mehrfach ausgezeichnet
Schwarz-Grün
- absolute Rarität
- schwarz-grüne Nadeln, violett angehaucht
- buschiger, aufrechter Wuchs
- bringt Abwechslung in grüne Gehölzbepflanzung
Alle vorgestellten Sorten blühen in der Zeit von März bis in den Mai hinein. Der Austrieb der jungen Nadeln ist – ja nach Sorte – zunächst heller. Im Laufe der Zeit dunkeln die Nadeln übrigens nach, auch bei den gelbfarbigen Sorten. Wer die Europäische Eibe noch nicht kennt, wird überrascht sein, dass sie keine Zapfen trägt. Wenn sich im Herbst stattdessen die roten Früchte um die Samen bilden, erfreut die Taxus baccata ihren Betrachter mit einem weiteren Farbenspiel. Obwohl sämtliche Pflanzenteile der Eibe hoch toxisch sind, können die roten Früchte der weiblichen Eiben verspeist werden, sofern die darin enthaltenen Samen entfernt wurden. Sie stellen allerdings keinen kulinarischen Hochgenuss dar, sondern haben ein süßliches Aroma, das an künstlichen Süßstoff erinnert. Werden zu viele davon verzehrt, kann dies zu üblen Magenschmerzen führen.
Pflege
Hinsichtlich der Pflege ist die Europäische Eibe recht anspruchslos. Obwohl sie gelobt wird als ausgesprochen standorttolerant, fühlt sie sich in nährstoffreicher Erde, die leicht feucht und nur minimal alkalisch ist, am wohlsten. Darüber hinaus richten erfahrene Hobbygärtner ihr Augenmerk auf folgende Pflegehinweise:
- Sonniger bis halbschattiger Standort wird bevorzugt.
- Überschatteter Platz wird toleriert.
- Junge Eiben mit Pflanzstab stützen.
- Beim Pflanzen Erde mit Kompost und Hornspänen anreichern.
- Mulchen schützt vor Feuchtigkeitsverlust des Bodens.
- Staunässe wird nicht vertragen.
- Nur bei großer Trockenheit tiefgründig wässern.
- Im Frühjahr mit Kompost düngen.
- In sandiger Pflanzerde öfter Kompost einarbeiten.
- Kein Auftausalz in der Nähe verwenden.
- Vertrocknete Triebe und Zweige im Frühjahr abschneiden.
- Regelmäßig auf Krankheiten und Schädlinge untersuchen.
- Ein- bis zweimal jährlich schneiden.
Da zahlreiche Sorten der Taxus baccata sich auch als Kübelpflanze eignen, ist hier zur Vorbeugung von Staunässe unbedingt auf ein Wasserablaufloch zu achten, das mit einer Drainage aus feinem Kies, Blähton oder Tonscherben abgedeckt wird. Im Pflanzgefäß ist zudem auf eine häufigere Gabe von Wasser zu achten, als sie in freier Natur erforderlich ist.
Schneiden der Europäischen Eibe
Wesentlich beigetragen zu der Popularität der Taxus baccata hat die bemerkenswerte Schnittverträglichkeit. Welcher begeisterte Hobbygärtner kennt sie nicht, die Bilder des herrlichen Residenzgartens in Würzburg mit den Eibenskulpturen oder die berühmten Heckenlabyrinthe aus Eiben, die indes nicht nur in England einen fröhlichen Freizeitspaß darstellen? Gartenfreunde, die ihre Eibe nicht so wachsen lassen möchten, wie Mutter Natur es geplant hat, greifen im folgenden mindestens ein Mal im Jahr zur Heckenschere. Da sie als eine der wenigen Nadelgehölze aus dem alten Holz wieder austreibt, haben selbst Anfängerfehler keine dauerhaften Folgen, wie dies bei den meisten anderen Heckenpflanzen der Fall ist.
Der beste Zeitpunkt
Prinzipiell kann eine Europäische Eibe jederzeit geschnitten werden, nur nicht, wenn es gerade friert. Da dieses Nadelgehölz nur sehr langsam wächst, genügt durchaus ein gezielter Formschnitt pro Jahr. Wer bis zum Johannistag, dem 24. Juni, damit wartet, führt die Maßnahme am effektivsten aus. Bis dahin hat die Eibe ihr Hauptwachstum beendet und die gepflegte Optik bleibt lange erhalten. Zudem haben bis dahin die meisten der heimischen Vogelarten ihre Brutzeit beendet, was für den umweltbewussten Gartenfreund zweifellos von großer Bedeutung ist. Trotzdem wird die Eibenhecke sowie die Solitärpflanze, vorher gründlich nach bewohnten Vogelnestern untersucht.
Gartenfreunde, die solange nicht warten mögen, entscheiden sich für einen zweimaligen Schnitt. Im zeitigen Frühjahr greifen sie bereits zur Heckenschere, weil die Triebe dann noch nicht voll im Saft stehen und erst ab Mai richtig austreiben. So früh im Jahr haben die Vögel außerdem noch nicht mit der Brut begonnen. Um den Johannistag herum wird dann der zweite, etwas schwächere Schnitt durchgeführt mit dem Ergebnis, dass Hecke, Gruppe oder Einzelpflanzen das ganze Jahr hindurch akkurat aussehen und noch dichter wachsen. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, gilt als letztes Kriterium für einen erfolgreichen Schnitt, dass während dieser Zeit die Schnittstellen nicht unter pralle Sonneneinstrahlung geraten können.
Formschnitt
Die schnittverträgliche Taxus baccata kann in jede gewünschte Form gebracht werden. Da dieses Nadelgehölz auch aus altem Holz wieder austreibt, ist die Gefahr der Verkahlung von innen heraus nicht so hoch, wie bei anderen Heckengewächsen. Die häufig proklamierte Trapezform ist daher nicht zwingend erforderlich, aber trotzdem angeraten, damit alle Teile genügend Licht und Luft erhalten. Bei dieser Form ist die Krone schmaler und verbreitert sich bis zur Basis um 5° bzw. 15% bis 20%. Zwischen Stangen gespannte Schnüre dienen dabei zur Orientierung.
Wird bei Solitärpflanzen oder Gruppen eine künstlerische bzw. geometrische Form der Europäischen Eibe angestrebt, wie Kugeln, Kegel, Pyramiden oder Figuren, stehen Schablonen als Hilfsmittel zur Verfügung, die im Fachhandel und im Internet preisgünstig erworben werden können. Selbst erfahrene Profis verlassen sich bei einem derartigen Kunstschnitt nicht auf ihr Augenmaß, sondern nutzen die Vorteile einer Schablone. Keinesfalls verzichten darf der Gartenfreund auf robuste Handschuhe und einen Augenschutz, denn die Gefahr durch das in der Pflanze enthaltene Gift darf nicht unterschätzt werden. Für das Schneiden großer Hecken haben sich elektrische Scheren bestens bewährt, vor allem für das ungewöhnlich harte Eibenholz. Beim Formschnitt einzelner Eiben dagegen raten erfahrene Hobbygärtner zu einer handbetriebenen Gartenschere und für den Feinschnitt zu einer Rosenschere.
Angesichts des hoch-toxischen Gehalts aller Pflanzenteile der Eibe sollte das Schnittgut gesondert entsorgt werden. Keinesfalls darf es einfach auf eine Weide mit grasenden Kühen oder Pferden geworfen werden. Wenn sie die abgeschnittenen Eibentriebe fressen – und das werden sie ganz sicher – steht ihnen ein qualvoller Tod durch Vergiftung bevor.
Eibe vermehren
Hobbygärtner, die akzeptieren, dass Mutter Natur so manches Mal eine gewisse Zeit benötigt, um neue Gewächse hervorzubringen, können ihre Europäischen Eiben selbst vermehren. Mithilfe von Stecklingen erfolgt die Vermehrung etwas zügiger, als mit Samen:
- Im Juni Triebe aus dem zweijährigen Holz schneiden.
- Alle Seitentriebe um die Hälfte kürzen.
- An der Basis auf 10 cm Länge alle Nadeln sowie Seitentriebe entfernen.
- Stecklinge an windgeschütztem Platz in die Erde stecken.
- Pflanzerde eventuell vorher mit Kompost anreichern.
- Erde um die Stecklinge leicht feucht halten.
- Im Winter mit Tannenzweigen oder Stroh abdecken.
- An frostfreien Tagen etwas gießen.
- Im Sommer regelmäßig wässern.
Es dauert in der Regel 12 bis 18 Monate, bis die Stecklinge genügend Wurzeln gebildet haben. Dann ist es an der Zeit, sie großräumig auszuheben und an ihrem neuen Standort einzupflanzen. Dort wird der Boden vorher aufgelockert und von Unkraut befreit. Als Unterbepflanzung von Eichen, Buchen oder Tannen eignen sich Eiben ganz hervorragend, denn die Jungpflanzen kommen auch mit einer geringen Lichtmenge zurecht und ihre Wurzeln können sich dort durchaus behaupten.
Krankheiten und Schädlinge
Taxus baccata werden mitunter von der Phytophthora-Fäulnis befallen, vor allem, wenn sie an ihrem Standort in Staunässe geraten. Stehen die Wurzeln permanent zu nass, öffnet dieser Zustand den Pilzerregern Tür und Tor. Zuerst vergilben die Nadeln und die Zweige beginnen zu vertrocknen. Ist die Eibe bereits hoch gewachsen, können ganze Äste abfallen. Da der Befall zumeist erst spät erkennbar ist, werden erkrankte Pflanzen vorsichtshalber komplett beseitigt, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Vorbeugende Maßnahmen sind in dieser Hinsicht angeraten. Die Bildung von Staunässe ist unbedingt zu vermeiden.
An Schädlingen treten insbesondere Napfschildläuse an der Europäischen Eibe in Erscheinung. Sie zählen zu den saugenden Läusen, wobei die Weibchen die Eier mit einem napfähnlichen Schild schützen. Chemische oder biologische Spritzmittel durchdringen diesen Schild nicht. Als hilfreiche Gegenmaßnahme hat sich das Ausbringen von Schlupfwespen an den befallenen Nadelgehölzen erwiesen. Für den Fall, dass der Dickmaul-Rüssler die Eier seiner Larven an den Pflanzen der jungen Eiben auslegt, haben die Forscher wirkungsvolle Gegenmittel mit Nematoden entwickelt. Hierzu gehört mittlerweile auch eine Falle, die nicht nur den Larven ein schnelles Ende bereitet, sondern auch den erwachsenen Schädlingen den Garaus macht.
Fazit
Seit mehr als 1000 Jahren siedeln die Menschen die Eibe mit dem botanischen Namen Taxus baccata in ihren Gärten und Parks bereits an. Unter den modernen Gartenfreunden hat die Eibe dank ihrer bemerkenswerten Schnittverträglichkeit, ihrer Regenerationsfähigkeit, ihrer Winterhärte und ihrer Schattentoleranz indes viele Freunde gewonnen. Als blickdichte Hecke umrahmt sie so manchen liebevoll gepflegten Garten. Als kreative Solitärpflanze dekoriert sie Beete und Zufahrten. Im Kübel ist die Taxus baccata ebenfalls schön anzusehen. Dabei hat der Hobbygärtner die Qual der Wahl unter den verschiedensten Sorten. Bei all ihrer natürlichen Schönheit genötigt die Eibe nur wenig Pflege, dafür jedoch jede Menge Geduld.