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Titanwurz, Titanenwurz, Amorphophallus titanum – Pflege

Titanwurz

Wenn sie blüht, geht die Nachricht um die Welt. Eine Webcam wird auf sie gerichtet, damit jeder interessierte Gartenfreund den einzigartigen Vorgang live miterleben kann. Die Titanenwurz wird völlig zu Recht als die größte Blume der Welt bezeichnet, denn ihre Maße sind wirklich imposant. Ihre einzige Blüte wird 2 Meter und höher und wird von einem einzigen, tiefroten Hochblatt umhüllt. Erst wenn die unterirdische Knolle ein Gewicht von 20 kg überschreitet, besteht überhaupt die Chance, dass die Amorphophallus titanum überhaupt einmal blühen wird. Der Rekord liegt bisher bei satten 117 kg. Selbst in ihrer Heimat Sumatra ist sie sehr selten. Im Rest der Welt ist die Titanwurz so einzigartig, dass über jede Blüte genau Buch geführt wird und der botanische Garten, in dem sie gerade blüht, sogar in der Nacht geöffnet hat. Wer als Hobbygärtner in die Geschichte eingehen möchte, versucht sich an der Kultivierung einer Titanenwurz.

Kenntnis der botanischen Systematik

Die blühende Pflanze entwickelt sich aus einer Knolle, als Überdauerungsorgan. Die erfolgreichsten Kultivierungen gelangen mit Knollen, die aus Sumatra stammten. Die Universität Kiel berichtet, dass 15 Jahre nach der Keimung eine kräftige Knolle entwickelt hatte. Während dieser Zeit bildete sie ein einziges Laubblatt aus, dass die Knolle mit Nährstoffen versorgte und sie von Jahr zu Jahr wachsen ließ. Im Durchschnitt bleibt dieses Laubblatt zwischen 12 und 20 Monaten bestehen, bevor es sich zurückzieht und eine mehrmonatige Vegetationspause eintritt. In dieser Phase holt die Titanenwurz ‚Anlauf‘, um den Blütenstand auszutreiben.

Die eigentlichen männlichen und weiblichen Blüten sind winzig klein und befinden sich an der Basis der austreibenden Pflanze. Die Faszination der Titanwurz geht aus von dem gigantischen Hochblatt, dem Spartha, das die Blüten umhüllt und auf der Innenseite tiefrot gefärbt ist. Der Blattstiel, die Spadix, in der Mitte reckt sich 3 Meter und mehr gen Himmel.

Titanwurz Dann beginnt die Amorphophallus titanum zu stinken, nach Aas und Verwesung. Mit dieser Taktik sollen Insekten anzogen werden, die über die Blattspreite ins Innere der Pflanze kriechen und dort ihre Eier ablegen. Nebenbei tragen sie die Pollen mit sich und sorgen auf diese Weise für die Bestäubung der Titanwurz, vorausgesetzt, sie haben vorher eine andere Amorphophallus besucht. Belohnt werden sie für diese Tätigkeit nicht, denn die Pflanze hat ihnen nur vorgetäuscht, dass sich Nahrung für die Larven dort befindet. Daher wird sie auch als Täuschblume bezeichnet. Die Blume hat jedoch ihr Ziel erreicht und entwickelt in den kommenden 8 Monaten einen Fruchtstand mit zahllosen, leuchtend roten Beeren, der bis zu 2 Meter hoch werden kann. Als Folge davon stirbt die Titanwurz unweigerlich ab.

Kommt es zu keiner Bestäubung, verwelkt die Blüte zwar innerhalb von 3 Tagen; es beginnt freilich eine erneute, viele Jahre andauernde Vegetationsphase. Aus diesem Grunde ist eine Blüte nur alle 10 bis 15 Jahre zu erwarten. Eine derartig anspruchsvolle und empfindliche Pflanze zu pflegen, ist zweifellos die ultimative Herausforderung für jeden Gärtner.

Pflege

Nur Hobbygärtner, die über ein sehr warmes Gewächshaus mit hoher Luftfeuchtigkeit verfügen, können die Kultivierung einer Titanenwurz überhaupt in Betracht ziehen. Folgende Standortbedingungen sind erforderlich:

  • Titanenwurz Temperatur von mindestens 24° und höchstens 34° Celsius.
  • Beste Erfolgsaussicht bei durchschnittlich 26° Celsius.
  • Relative Luftfeuchtigkeit von 80 % bis 85 %.
  • Lichtdurchfluteter Standort von April bis Oktober.
  • Schattierung gegen Mittagssonne.
  • Substrat aus 3 Teilen Einheitserde und 1 Teil Sand.
  • Permanent leicht feucht halten.
  • Bildung von Staunässe vermeiden.
  • Verwelkt das Blatt, wird das Gießen auf ein Minimum reduziert.
  • Auf keinen Fall die Blume vertrocknen lassen.

Die Titanwurz wechselt immer wieder von einer Vegetationsperiode, die 12 bis 20 Monate andauert, in eine Ruhepause, die sich 2 bis 4 Monate hinzieht, in Einzelfällen auch auf 18 Monate ausdehnt. Die Riesenblume ist also ständig im Auge zu behalten, ob sich ein neues Blatt aus der Knolle herausschiebt oder das bestehende beginnt zu verwelken, denn danach richtet sich die Gabe von Wasser.

Düngen

Eine derart gewaltige Blume benötigt ausreichend Nährstoffe, damit sie die große Knolle und damit auch den heiß ersehnten Blütenstand bilden kann. Richtiges Düngen ist daher von essenzieller Bedeutung für eine gelungene Pflege der Titanenwurz. Erfahrene Experten, die eine Amorphophallus titanum bereits zur Blüte bringen konnten, empfehlen folgende Vorgehensweise:

  • Von März bis Oktober 1 Mal pro Woche Wuxal super 8/8/6.
  • Dünger mit Wasser auf 3 % verdünnen.
  • Nur morgens oder abends verabreichen.
  • So lange gießen, bis die Wasser-Dünger-Mischung überläuft.
  • Von November bis Februar nur alle 3 Wochen düngen.
  • Färbt sich das Blatt gelb, nicht mehr düngen.
  • Jährlich während der Ruhepause umtopfen.

Bei Wuxal super handelt es sich um einen hochwertigen Flüssigdünger, der zu 8 % aus Stickstoff, 8 % aus Phosphat und 6 % Kaliumoxid sowie weiteren Ingredienzien besteht.

Vermehren

Eine Vermehrung der Titanenwurz in Kultur ist äußerst problematisch. In freier Natur hat die Blume eine wirksame Taktik entwickelt. Da ihr nur maximal 3 Tage zur Verfügung stehen, die Insekten mit den Pollen anzulocken, strömt der hohe Blattstiel einen für Menschen abstoßenden Gestank aus, der nach Aas und verwesendem Fisch riecht. Um diesen Geruch noch zu verstärken, erhöht sich in dieser Zeit die Temperatur im Inneren der Blume um 10° Celsius gegenüber der Umgebungstemperatur. Eine Selbstbestäubung verhindert die Titanwurz, indem in der ersten Nacht sich nur die weiblichen Blüten öffnen. Diese sind in der zweiten Nacht bereits verwelkt, wenn sich die männlichen Blüten öffnen. In den botanischen Gärten wird daher die Bestäubung von Hand vorgenommen. Der Hobbygärtner hat daher lediglich die Wahl unter den folgenden beiden Methoden:

Samen

Wer die Gelegenheit hat, eine oder mehrere der Früchte zu ergattern, sollte nicht lange zögern, sondern die Samen aus dem noch frischen Fruchtfleisch mit der Hand herausholen. Da ein steriles Arbeiten während der Aussaat von größter Bedeutung ist, trägt der Gartenfreund entweder entsprechende Handschuhe oder desinfiziert die Hände vorher und zwischendurch gründlich.

Titanenwurz Jeder Samen kommt in einen idealerweise durchsichtigen 9-cm-Topf, der mit der oben genannten Mischung gefüllt ist. Jeder Anzuchttopf verfügt über ein Wasserablaufloch, das mit einer Drainage aus feinem Kies oder Perlite bedeckt ist. Um die Sterilität des Substrats sicherzustellen, kommt es vorher für 20 Minuten bei 200° in den Backofen oder für 10 Minuten bei 800 Watt in die Mikrowelle. Der Samen kommt senkrecht oder waagerecht 5 mm tief in die Erde, die permanent leicht feucht, aber nicht tropfnass gehalten wird. Bei einer durchschnittlichen Luft- und Bodentemperatur von 26° Celsius ist nun Geduld gefragt, bis die Keimung einsetzt.

Da Titanenwurzen sich grundsätzlich in keinen zeitlichen Rahmen pressen lassen und selbst erfahrene Wissenschaftler nicht selten mit ihren Vorhersagen völlig daneben liegen, wartet der Gartenfreund einfach ab. Nach etwa 2 bis 6 Wochen dürfte sich die erste zaghafte Keimspitze zeigen. Erfolgte die Aussaat im Herbst oder Winter, kann es jedoch unter Umständen 6 Monate bis zur Keimung dauern, weil der Samen sogleich in eine Ruhepause verfällt.

Blattstecklinge

Diese Form der Vermehrung eines Titanwurz ist auch für weniger versierte Hobbygärtner ein gangbarer Weg. Da Amorphophallus titan keine Rhizome oder Ausläufer bildet, ist die Vermehrung durch Blattstecklinge zudem die einzige Alternative zur Samenvermehrung. Folgendes Material wird benötigt:

  • Transparenter Plastikbehälter mit Deckel.
  • Mehrere durchsichtige 9-cm-Töpfe mit Abzugloch.
  • Scharfes Messer.
  • Alkohol zur Desinfektion.
  • Bewurzelungspulver für Blattstecklinge.
  • Feinkörniges, anorganisches Substrat.

Die Transparenz der Anzuchttöpfe erleichtert die Kontrolle der Wurzelbildung. Als Bewurzelungspulver hat sich ein Extrakt aus Meeresalgen bewährt, der im Fachhandel und in Online Shops erhältlich ist. Steht das Material bereit, geht der geübte Gartenfreund wie folgt vor:

  • Ein gesundes Blatt auswählen.
  • Am frühen Morgen mit dem desinfizierten Messer abschneiden.
  • Schnitt erfolgt unmittelbar über einer Verzweigung.
  • Gewebe mit dem Messer nicht quetschen.
  • Ideale Länge des Stecklings beträgt 10 cm bis 20 cm.
  • Maximal ein Drittel des Blattes der Mutterpflanze entfernen.
  • Steckling in das Bewurzelungspulver tauchen.
  • In den Topf mit dem anorganischen Substrat stecken.
  • Den Topf in den Plastikbehälter stellen und Deckel schließen.
  • Die Spitze des Blattes darf den Deckel nicht berühren.
  • Behälter an halbschattigem Standort platzieren bei 25° Celsius.
  • Deckel ab und zu lüften und Steckling mit Wasser einnebeln.

Titanwurz Blätter im Alter von 1 bis 3 Monaten haben die beste Voraussetzung, um als Blattsteckling genutzt zu werden. Sind sie älter, besteht die Gefahr, dass sie sich bereits auf den Rückzug in die Knolle vorbereiten. Als Substrat bestens geeignet sind Bimskies und Perlite. Behälter und Stecklinge werden täglich in Augenschein genommen hinsichtlich ihres Wasserbedarfs und der Wurzelbildung. Nach etwa 3 Monaten dürften sich die ersten zarten Wurzeln zeigen und die Bildung der kleinen Knolle einsetzen. Sollten die ersten Blätter vergilben, ist dies kein Grund zur Panik, denn dies ist ein Hinweis darauf, dass die junge Knolle in ihre erste Ruhepause eintritt.

Krankheiten und Schädlinge

Grundsätzlich hat bei allen Arbeiten rund um die Titanwurz Sterilität oberste Priorität, denn die Blume ist äußerst anfällig für Fäulnis durch Nematoden, insbesondere während der Ruhephase. Auslöser für die Fäulnis sind in der Regel zu feuchte Erde und zu niedrige Temperaturen, die es Pilzen, Nematoden und Bakterien leicht machen, die Knolle zu befallen. Wird der Schaden rechtzeitig erkannt, kann ein Rettungsversuch gestartet werden:

  • Faulstellen bis zum gesunden Gewebe herausschneiden.
  • Die restliche Knolle großzügig mit Holzkohlepulver bestäuben.
  • Einige Tage trocken an der Luft lagern.
  • Anschließend in nur mäßig feuchtes Substrat wieder einpflanzen.
  • Trockener kultivieren als bisher, aber nicht vertrocknen lassen.

Nematoden Waren Nematoden die Auslöser für die Fäulnis, ist die Titanwurz ab sofort in Quarantäne zu halten, damit die Infektion sich nicht ausbreiten kann. Wirksame Nematozide für den privaten Gebrauch sind bisher nicht zugelassen, sodass dem Gartenfreund nur noch die Hoffnung bleibt, dass der Rettungsversuch erfolgreich war.

Unter den Schädlingen sind es vor allem die Wurzelläuse, die eine Titanenwurz befallen können. Wenn die Knolle während der Ruhezeit etwas trockener gehalten wird, als im Wachstum, fühlen sich die Plagegeister besonders wohl. Daher sollte jedes Umtopfen genutzt werden, um die Knolle gründlich auf Wurzelläuse hin zu untersuchen. Vom Einsatz chemischer Bekämpfungsmittel raten erfahrene Experten ab, weil Titanwurz sehr empfindlich darauf reagieren kann. Sinnvoller ist die Anwendung von Raubmilben, den natürlichen Freßfeinden der Wurzelläuse. Raubmilben können im Fachhandel erworben werden. Sie werden an der Titanenwurz ober- und unterirdisch ausgebracht und machen sich sogleich über die Schädlinge her, ohne der Pflanze irgendwelchen Schaden zuzufügen.

Fazit
Seit die Titanenwurz 1878 auf Sumatra entdeckt wurde, bewegt sie die Gemüter der Gartenfreunde auf der ganzen Welt. Ihr spektakuläres Erscheinungsbild, ihre seltene Blüte und ihre ungewöhnliche Taktik der Bestäubung mithilfe der Verbreitung eines unerträglichen Gestanks, machen die größte Blume der Welt zu einer echten Berühmtheit. Ihre Kultivierung stellt den Hobbygärtner vor ungeahnte Herausforderungen. Wem es jedoch gelingt, die Amorphophallus titanum zur Blüte zu animieren, sichert sich einen Platz in den Geschichtsbüchern der Botanik.