Gemüsegarten & Gemüse Tomaten - Sorten, Anbau und Pflege

Sind Tomaten mehrjährig? So überwintern Sie Tomatenpflanzen

Tomaten im Winter

Im Anbau von Tomaten im Freiland müssen wir uns den Naturgesetzen beugen, denn ihre Kälte-Empfindlichkeit erlaubt lediglich den einjährigen Anbau. In ihren sonnendurchfluteten, warmen Habitaten gedeihen Tomatenpflanzen hingegen als Stauden, da hier ihrem Wachstum durch Frost und Lichtmangel keine Grenzen gesetzt werden. Der Wunsch nach einer mehrjährigen Kultivierung ist zum Greifen nah, sofern im Winter die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Diese Anleitung erklärt detailliert, wie Sie Tomaten richtig überwintern.

Tomaten sind mehrjährig – winterhart sind sie nicht

In ihren natürlichen Verbreitungsgebieten herrscht für Tomaten das ideale Klima, um über mehrere Jahre hinweg eine reiche Ernte zu liefern. Entscheidend für das mehrjährige Wachstum sind die sonnendurchfluteten Habitate Süd- und Mittelamerikas, wo selbst im Winter die Temperaturen selten unter 15 Grad Celsius fallen. Befinden sich die Licht- und Temperaturverhältnisse im richtigen Verhältnis, erweisen sich Tomatenpflanzen gegenüber weiteren Wachstumsfaktoren als tolerant. Um die tropischen und subtropischen Stauden in Mitteleuropa zu überwintern, stehen somit die beiden Engpässe Lichtmangel und Kälte im Fokus.

Sortenauswahl stellt die Weichen

Tomaten im Winter Eine anspruchsvolle, majestätische Fleischtomate unversehrt zu den mitteleuropäischen Winter zu bringen, ist zum Scheitern verurteilt. Um eine ausreichende Menge an Licht und Wärme zur Verfügung zu stellen, ist ein Energieverbrauch erforderlich, der in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ertrag steht. Kommen hingegen robuste Wild-Tomaten oder Zwerg-Sorten ins Spiel, schließt sich die Kosten-Nutzen-Schere zugunsten gärtnerischer Experimentier-Freude. Um Tomatenpflanzen zu überwintern, kommen daher die folgenden Arten und Sorten in Betracht:

Wild-Tomaten mit dem Potenzial zur Überwinterung

Die folgenden Wildtomaten haben ihre urwüchsige Kraft bewahrt, die bei den meisten Hybriden verloren geht. Die Pflanzen verzweigen zu standfesten Sträuchern und tragen ihre kleinen Früchte zumeist in dichten Trauben an stabilen, fächerförmigen Trieben.

Rote Murmel (Solanum pimpinellifolium)
Die historische Wild-Tomate aus den Anden ist ungemein wuchsstark, sodass sie die Strapazen des Winters gut übersteht. Zur Erntezeit beschert sie dem Gärtner zahlreiche, rote Tomaten mit 1,5 cm Durchmesser, die mit einem mild-würzigen Aroma begeistern.

Humboldtii (Solanum pimpinellifolium)
Diese Wildtomate ist ebenso wuchskräftig, wie die Rote Murmel und strotzt nur so vor Gesundheit. Im Sommer investiert sie ihre Energie in unzählige, kirschgroße Tomaten und eine robuste Resistenz gegenüber der gefürchteten Braunfäule. Im Winter machen ihr die reduzierten Licht- und Temperaturverhältnisse wenig zu schaffen, solange sie sich im erträglichen Rahmen bewegen.

Bolivianische Obsttomate (Solanum pimpinellifolium)
Diese Wildart stellt ihre Kälteverträglichkeit bereits während der Saison unter Beweis. Bis zum ersten Frost trägt sie zuverlässig kleine, gelbe Tomaten an ihren fächerförmigen Trieben. Von dieser robusten Konstitution profitieren Tomaten-Freunde, wenn sie die Pflanzen überwintern möchten.

Tipp: Fehlt es an Platz für das optimale Winterquartier, können Sie robuste Wild-Tomaten als Stecklinge überwintern. Zu diesem Zweck schneiden Sie im August 8 bis 10 cm kleine Kopfstecklinge, die am hellen, warmen Standort unter einer transparenten Haube bewurzeln.

Zwerg-Tomaten-Sorten für die mehrjährige Kultivierung

Tomaten im Winter Die folgenden Tomatenpflanzen bringen einen entscheidenden Vorzug mit, der unabdingbar ist für eine Überwinterung. Mit ihrem kleinen Wuchs sind sie perfekt geeignet für den Topf und verfügen somit über die erforderliche Mobilität, um sie vor dem Winter einzuräumen.

Tiny Tim
Diese Tomaten-Sorte verharrt auf einer Wuchshöhe von maximal 30 cm, sodass sie sich perfekt eignet für den Topf und mit wenig Platz zufriedengibt. Im Spätsommer und Herbst beschert Tiny Tim ihrem Gärtner eine Ernte aus 2 cm kleinen Kirschtomaten, bei denen auch Kinder gerne zugreifen.

Red Robin
Diese kompakte Buschtomate erfreut sich großer Beliebtheit bei Hausgärtnern, die auch ohne Garten auf frische Tomaten aus eigenem Anbau nicht verzichten können. Auf dem kleinsten Balkon oder der hellen Fensterbank gibt die Zwerg-Tomate ihr Bestes in Form süßer Cocktailtomaten. Dank ihrer Wuchshöhe von 20 bis 30 cm findet sich für Red Robin zudem rasch ein geeignetes Winterquartier für die mehrjährige Kultivierung.

Mikro Tom
Sind Ihnen 30 cm noch zu groß? Dann ist diese Mini-Tomate die perfekte Alternative. Mit einer Wuchshöhe von 10 bis 12 cm und einem buschigen Habitus bleibt Ihnen diese Tomatenpflanze über mehrere Jahre hinweg treu, sofern überwintert wird, wie es diese Anleitung empfiehlt.

Rechtzeitig einräumen – darauf sollten Sie achten

Tomaten im Winter Obschon verschiedene Tomatensorten kurzzeitig Temperaturen zwischen 5 und 0 Grad Celsius verkraften, gehen sie aus dieser Kältephase geschwächt hervor. Damit die Überwinterung wunschgemäß verläuft, sollten Tomatenpflanzen rechtzeitig eingeräumt werden. Entscheidend sind nicht die Temperaturen am Tag, denn im goldenen Oktober können sie bis auf 25 Grad Celsius klettern.

In der Nacht hingegen fällt das Thermometer bis an den Gefrierpunkt. Indem Sie in Pflanzennähe ein Minimum-Maximum-Thermometer installieren, erkennen Sie im Herbst den richtigen Termin, um Tomaten einzuwintern. Zeigt das Gerät eine nächtliche Tiefsttemperatur von 12 Grad Celsius an, fällt der Startschuss für das Überwinterungs-Programm.

Tipp: Sofern sich beim Einräumen noch grüne Tomaten an den Trieben befinden, werfen Sie diese nicht weg. Tomaten gehören zu den klimakterischen Früchten, sodass sie nachreifen. Eingewickelt in Zeitungspapier oder eingeschlagen in Torf, verwandeln sich unreife, grüne Tomaten bei 18 bis 20 Grad Celsius innerhalb weniger Tage in saftige Paradiesäpfel.

Auf der Fensterbank überwintern – so gelingt es

Damit Tomatenpflanzen im nächsten Jahr erneut blühen und fruchten, sollte ihnen die Gelegenheit einer winterlichen Wachstumsruhe geboten werden. Dies gelingt mit einer Kombination aus viel Licht und kühlen Temperaturen. Die folgende Strategie hat sich der Praxis gut bewährt:

  • Vor dem Einräumen alle Triebe um etwa die Hälfte einkürzen
  • Verwelktes Laub entfernen
  • Den Topf an einen hellen Standort verbringen mit 10 bis 12 Grad Celsius
  • Von Oktober bis März keinen Dünger verabreichen
  • Wenig gießen, damit das Substrat im Kern leicht feucht bleibt

Die helle bis sonnige Fensterbank im leicht temperierten Schlafzimmer oder einem anderen, wenig geheizten Raum eignet sich zum Winterquartier für Tomatenpflanzen.

Tipp: Tomatenpflanzen auf der Fensterbank bringen lange, schwache Geiltriebe hervor, wenn sie nicht gleichmäßig ausgeleuchtet sind. Indem Sie den Topf auf einen Drehteller stellen und täglich etwa 20 Grad verschieben, beugen Sie dem stellenweisen Lichtmangel und dem daraus folgenden Wachstum von Angsttrieben wirksam vor.

Gewächshaus und Wintergarten – perfekt als Winterquartier

Tomatenblühte Im lichtdurchfluteten Gewächshaus oder Wintergarten finden Tomatenpflanzen im Winter adäquate Bedingungen, um weiterhin zu blühen und zu fruchten. Unter den folgenden Licht- und Temperaturverhältnissen bestehen mit entsprechendem gärtnerischem Einsatz gute Aussichten, Wild-, Zwerg- und sogar Stabtomaten zu überwintern und gleichzeitig frische Tomaten zu ernten. So gelingt es:

  • Nur gesunde, vitale Tomatenpflanzen im Herbst einräumen
  • Am hellen bis sonnigen Standort im Gewächshaus oder Wintergarten platzieren
  • Temperaturen zwischen 16 und 22 Grad Celsius
  • Weiterhin gießen, wenn das Substrat an der Oberfläche trocknet
  • Kalium-betont düngen in halber Konzentration
  • Blüten manuell bestäuben, indem die Triebe geschüttelt werden

Die Wasser- und Nährstoffversorgung erfordert gärtnerisches Fingerspitzengefühl, wenn Tomatenpflanzen im Winter weiterhin blühen und fruchten sollen. Die Dosierung sollte auf jede Pflanze individuell abgestimmt werden und grundsätzlich unterhalb des sommerlichen Quantums liegen. Vermeiden Sie insbesondere eine Stickstoff-betonte Düngung, da dieser Nährstoff unter den winterlichen Bedingungen verstärkt zu Geilwuchs führt.

Engpass Lichtmangel – so lösen Sie das Problem

Wolkenverhangenes Winterwetter führt sowohl auf der Fensterbank als auch im Gewächshaus und Wintergarten zwangsläufig zu Lichtmangel. Je höher die Temperaturen am Standort, desto mehr Licht ist erforderlich, damit Tomatenpflanzen den Winter gesund und munter überstehen. Bei einer kühlen Überwinterung sind mindestens 1.500 Lux erforderlich. Ab 15 Grad Celsius steigt der Bedarf auf 2.000 bis 3.000 Lux. Die folgenden Optionen für eine Verstärkung der Lichtmenge stehen Ihnen zur Verfügung:

  • Auf der Fensterbank einen Spiegel oder mit Alufolie überzogenes Holzbrett hinter der Pflanze aufstellen
  • Bei dauerhaftem Lichtmangel eine Pflanzenlampe installieren
  • Die Speziallampe 80 cm über einer Tomatenpflanze aufhängen
  • Beleuchtungsdauer von mindestens 8 bis 10 Stunden, wenn jegliches Tageslicht fehlt

Wie es um die Helligkeit am Winterstandort Ihrer Tomaten bestellt ist, verrät ein preisgünstiger Luxmeter oder eine Luxmeter-App. Bitte beachten Sie, dass Pflanzenlampen mit einem blau-roten Lichtspektrum leuchten, sodass sie für die Beleuchtung von Wohnräumen nicht geeignet sind. Zugleich bringt dieses Lichtspektrum das Wachstum in Schwung, sodass der Bedarf an Wasser und Dünger steigt.

Fazit
Die einjährige Kultivierung von Tomaten beruht in unseren Regionen einzig auf ihrer Frost-Empfindlichkeit. In ihren süd- und mittelamerikanischen Verbreitungsgebieten gedeihen Tomatenpflanzen als mehrjährige Stauden, da ihrem Wachstum dort durch Frost und Lichtmangel keine Grenzen gesetzt sind. Liebhaber der knackigen Paradiesäpfel nutzen diese Eigenschaft, um Tomaten zu überwintern und mehrjährig zu pflegen. Beste Aussichten auf einen erfolgreichen Verlauf bieten Wild- und Zwergtomaten. Auf der hellen Fensterbank bei 10 bis 12 Grad Celsius ruhen die Pflanzen bis zum Beginn der nächsten Saison. Alternativ bieten ein lichtdurchflutetes Gewächshaus oder der Wintergarten die Option einer hellen Winterzeit bei 15 bis 22 Grad Celsius, um ganzjährig frische Tomaten zu ernten.