Eine der populärsten Gemüsearten Mexikos gedeiht ausgezeichnet im sommerlichen Hobbygarten hiesiger Regionen. Die Tomatillo eröffnet somit Freunden der mexikanischen Küche die einmalige Gelegenheit, im heimischen Nutzgarten eine extravagante Pflanze zu kultivieren. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Physalis philadelphica mit kapriziösen Ansprüchen daherkommt – ganz im Gegenteil. Gourmets werden eine Ähnlichkeit mit der Tomate zwar vehement verneinen. In Bezug auf ihre Kultivierung, bestehen gleichwohl weitgehende Analogien. Dieser Umstand ist nicht zuletzt darin begründet, dass Tomatillos den Nachtschattengewächsen zuzurechnen sind. Erfahren Sie im Folgenden im Detail, wie Anbau, Pflege und Überwintern funktionieren.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse (Solanaceae)
- Gattung Blasenkirschen (Physalis)
- Art Tomatillo (Physalis philadelphica)
- Beheimatet in Südamerika, insbesondere Mexiko
- Einjährig kultivierte, krautige Pflanze
- Wuchshöhe von 150 bis 200 Zentimeter
- Selbststerile, gelbe Blüten mit schwarzer Mitte
- Kugelige, grüne Früchte in Lampion-ähnlicher Hülle
- Giftiger Solaningehalt in grünen Pflanzenteilen und unreifen Früchten
Engere botanische Verwandtschaft besteht mit der bekannten Kapstachelbeere, wobei sich beide Arten in Bezug auf die Verwendung deutlich unterscheiden. Tomatillos dienen vorzugsweise zur Herstellung würziger Speisen, wie Salsa Verde. Darüber hinaus sprengen sie im Verlauf des Wachstums die papierartige Umhüllung, sodass sie sich nicht zur Dekoration eignen. Im Vergleich zur Tomate, weist die Tomatillo eine völlig andere Konsistenz ihres Fruchtfleisches auf, das eher an einen Apfel erinnert.
Anbau von Tomatillo
In Anbetracht einer Reifezeit von etwa 70 Tagen, ist im hiesigen Klima eine Anzucht hinter Glas empfehlenswert. Das gilt unabhängig davon, ob sie Physalis philadelphica im Beet oder Kübel anbauen. Ab Mitte Februar nehmen Sie die Aussaat im Zimmer vor. Steht ein Gewächshaus zur Verfügung, können Sie sich Zeit nehmen bis Mitte März.
Vorbehandlung
Wie alle Samen, die in Fruchtfleisch gedeihen, unterliegen Tomatillokörner ebenfalls einer natürlichen Keimhemmung. Mithilfe einer simplen Vorbehandlung, lässt sich die Keimfreudigkeit erheblich steigern.
- Das Saatgut für einen halben Tag in lauwarmem Kamillentee einweichen
- Alternativ in verdünntem Knoblauchsaft bei Zimmertemperatur quellen lassen
- Die Samen nicht trocknen lassen, sondern sogleich aussäen
Aussaat
Als Substrat ist die Verwendung eines nährstoffarmen Torf-Sand-Gemenges empfehlenswert. Bestens bewährt haben sich Kokosfasern oder feinkörniges Perlite. Darüber hinaus hält der Fachhandel spezielle Saaterde bereit, die Sie im Vorfeld sterilisieren sollten, um jeglichen Befall durch Sporen, Viren oder Insekteneier auszuschließen. Zu diesem Zweck kommt die Erde für 30 Minuten bei 150 bis 180 Grad Ober- und Unterhitze in den Backofen oder für 10 Minuten bei 800 Watt in die Mikrowelle.
- Kleine Anzuchttöpfe zu 75 Prozent mit Substrat füllen
- Darin die Samen im Abstand von 2-3 Zentimetern verteilen
- Dünn mit Substrat oder Sand übersieben und anfeuchten
Um zu dieser frühen Zeit im Jahr dem Saatgut die erforderliche Keimtemperatur von 22 bis 24 Grad Celsius zu bieten, ist ein beheizbares Zimmergewächshaus optimal. Alternativ platzieren Sie die Saatgefäße auf der warmen Fensterbank und legen eine Heizmatte darunter. Ein förderliches, feucht-warmes Mikroklima schafft Klarsichtfolie, die über die Töpfe gezogen wird. Innerhalb von 2 bis 4 Wochen setzt die Keimung ein. Während dieser Phase im Anbau von Tomatillo, ist eine regelmäßige Befeuchtung des Substrats von höchster Wichtigkeit für ein kräftiges Wachstum. Dünger erhalten die Sämlinge noch nicht.
Pikieren
Regt sich Leben in den Samen, schieben sich im ersten Schritt zwei winzige Keimblätter durch das Substrat. Innerhalb weniger Tage folgen die ersten echten Blattpaare. Keimlinge, die eine Höhe von 5 Zentimetern erreicht haben, werden pikiert. Hierzu nehmen Sie einen Pikierstab zur Hand und heben die kräftigsten Exemplare aus dem Substrat. Diese topfen Sie in eigene 9-cm-Töpfchen ein, die gefüllt sind mit Anzuchterde. Schonender geht die Vereinzelung vonstatten, wenn je Saatgefäß die vielversprechendste Tomatillo verbleibt. Erst wenn dieser Topf durchwurzelt ist, wird die Jungpflanze umgesetzt in einen größeren Topf.
Auspflanzen
Bis Mitte Mai pflegen Sie die Keimlinge am sonnigen, warmen Fensterplatz, wobei die zarten Pflänzchen vor praller Mittagssonne zu schützen sind. Die jungen Tomatillos legen nun ein zügiges Wachstum an den Tag, sodass mitunter ein zwischenzeitliches Umtopfen in ein größeres Gefäß erforderlich ist. Auf jeden Fall ist es ratsam, die Jungpflanzen ab einer Höhe von 10 Zentimetern mit einem Stab zu stützen. Sind die Eisheiligen vorüber, nehmen Sie die Auspflanzung ins Beet oder den Kübel vor.
- Ideal ist ein sonniger, warmer, windgeschützter Standort
- Das Erdreich ist nährstoffreich, humos, frisch-feucht und gut durchlässig
- Die Wurzelballen der noch eingetopften Tomatillo vollsaugen lassen in einem Gefäß mit Wasser
- Die Beeterde gründlich jäten, von Wurzeln befreien und mit gesiebtem Kompost anreichern
Nach Abschluss der Vorbereitung, graben Sie Pflanzlöcher mit dem doppelten Volumen eines Wurzelballens. Einer Vorbeugung gegen Staunässe dient eine Drainage an der Sohle der Grube aus zerkleinerten Tonscherben, Kies oder Bims. Die Tomatillo topfen Sie nun aus und pflanzen sie ein. Das Erdreich gut festtreten und großzügig bemessen angießen. Ein Pflanzabstand von 80 Zentimetern gilt als angemessen. Unverzichtbar ist eine stabile Stütze, wie ein Holzstab oder ein Spalier. Andernfalls sinkt eine Physalis philadelphica schnell zu Boden und gedeiht kriechend.
Sofern Sie die Kultivierung im Kübel favorisieren, sollte er über ein Volumen von mindestens 40 Litern verfügen. Als Substrat eignet sich Gemüseerde auf Kompostbasis oder eine Eigenmischung aus Gartenerde, Kompost, Lauberde sowie Sand oder Perlite für die Durchlässigkeit. Bedenken Sie zudem einen Gießrand sowie eine adäquate Rankhilfe für die Tomatillo. Darüber hinaus ist die Platzierung des Kübels auf einem Pflanzenroller indiziert, damit die kälteempfindliche Pflanze notfalls bis nach der Schafskälte über Nacht ins Haus geschoben werden kann.
Pflege
Die zentralen Pflegeaspekte für den Anbau von Tomatillo, drehen sich um die Wasser- und Nährstoffversorgung. Da das Nachtschattengewächs innerhalb kurzer Zeit bis 2 Meter in die Höhe schießt und am Ende der Saison 10 Zentimeter große, schwere Früchte hervorbringt, benötigt es ein hohes Quantum an Energie.
Gießen und Düngen
Abhängig von der Witterung, ist ein tägliches Wässern erforderlich. Gegossen wird stets unmittelbar an die Wurzeln und nicht über die oberirdischen Pflanzenteile. Je höher die Temperaturen, desto höher ist der Wasserbedarf. Eine Tomatillo sollte zu keiner Zeit austrocknen. Zugleich darf keine Staunässe entstehen, was mit einer latenten Gefahr von Wurzelfäule einhergehen würde. Aus dieser Sicht mulchen erfahrene Hobbygärtner das Beet mit Laub, Stroh, Brennnesselblättern oder Rasenschnitt. Das hält den Boden feucht und warm. Zugleich mindert die Mulchschicht die Entwicklung von Spritzwasser, sodass bei feuchter Witterung die Infektionsgefahr durch die Kraut- und Braunfäule erheblich reduziert wird.
- Von Mai bis August alle 2 Wochen düngen mit Kompost
- Mineralische Düngepräparate sind nicht angebracht
- Im Kübel mit Flüssigdünger für Gemüsepflanzen düngen
Ausgeizen
Die auffällige Affinität zur Kultivierung von Tomaten legt die Vermutung nahe, dass eine Tomatillo auszugeizen ist. Die Erfahrung lehrt, dass die Pflegemaßnahme im Prinzip nicht erforderlich ist. Streben Sie hingegen die Ernte von extra großen Früchten an, sollten – zugunsten eines ausgewählten Haupttriebes – die überzähligen Seitentriebe ausgebrochen werden. Vorzugsweise in den frühen Morgenstunden knipsen Sie die Geiztriebe aus, damit die entstehenden Wunden bis zum Abend abheilen können. Berücksichtigen Sie bei dieser Arbeit im gleichen Zug die Notwendigkeit, verbliebene Triebe mittels einer Stütze zu stabilisieren.
Königsblüte entfernen
Über das Wohl und Wehe der Königsblüte können begeisterte Hobbygärtner stundenlang diskutieren. In dieser Hinsicht sollte stets aus individueller Sicht das Pro und Kontra abgewogen werden. Als Königsblüte wird die erste Blüte einer Physalis philadelphica bezeichnet, die einer Y-Verzweigung entspringt. An dieser Stelle wird die erste Frucht gedeihen. Sofern Sie eine kompakte Pflanze anstreben mit kleinen Früchten, lassen Sie die Königsblüte gewähren. Verfolgen Sie indes das Ziel, eine hoch wachsende Tomatillo zu züchten, mit zahlreichen Blüten und voluminösen Früchten, muss die Königsblüte weichen. Andernfalls investiert die Pflanze bereits in diesem frühen Stadium eine Menge an Energie in Früchte, was zulasten des weiteren Wachstums geht. Schneiden Sie die Blüte mit einem Messer heraus oder brechen sie von Hand aus.
Manuell bestäuben
Im Freiland sind Insekten zuständig für die Bestäubung von Tomatillo-Blüten. Im Gewächshaus oder Wintergarten ist in Ermangelung natürlicher Bestäuber eine künstliche Befruchtung erforderlich. Darüber hinaus dient diese Maßnahme der Produktion sortenreiner Samen, falls eine Aussaat geplant ist. Das gilt insbesondere dann, wenn verschiedene Tomatillo-Sorten angebaut und gepflegt werden. Da eine Physalis philadelphica selbstfertil ist, sind die Pollen von einer zweiten Pflanze unverzichtbar für die Bestäubung. So gehen Sie dabei vor:
- Die manuelle Bestäubung findet statt, kurz bevor sich die Blüte selbstständig öffnet
- Mit einer Pinzette die Tomatillo-Blüte vorsichtig öffnen
- Den Blütenstaub mit einem Pinsel aufnehmen, zur Blüte der zweiten Pflanze tragen und auftragen auf die Narbe
- Die bestäubte Blüte mit einem luftdurchlässigen Säckchen verpacken und beschriften
Beginnt nach einiger Zeit das Wachstum einer Frucht, war die Befruchtung erfolgreich und das Säckchen kann entfernt werden. Letztlich belassen Sie nur so viele Blüten an der Pflanze, wie Sie Früchte wünschen.
Überwintern
Beheimatet in den tropischen Regionen Südamerikas, ist die Tomatillo entsprechend kälteempfindlich. Im Beet wird die Pflanze daher einjährig kultiviert, zumal die Aussaat und der Anbau so einfach von der Hand gehen. Mutter Natur hat die Physalis phialdelphica gleichwohl für die mehrjährige Kultur ausgelegt. Eine Kübelpflanze kann folglich sehr wohl überwintern, solange ihr ein adäquates Winterquartier geboten wird.
- Nach der Ernte die Tomatillo um zwei Drittel ihrer Höhe zurückschneiden
- In einen hellen Raum tragen mit Temperaturen um 15 Grad Celsius
- Während des Winters weniger gießen und nicht düngen
- Ab März schrittweise an höhere Temperaturen und Sonne gewöhnen
Hobbygärtner mit knapp bemessenen Platzkapazitäten schneiden im Spätsommer Stecklinge ab mit einer Länge von 10 bis 15 Zentimetern. Diese werden zur Hälfte entlaubt und in Anzuchterde gepflanzt. Den Winter verbringen die Ableger am hellen, warmen Fensterplatz und erhalten regelmäßig Wasser, während sie ein eigenes Wurzelsystem ausbilden.
Fazit
Hobbygärtner, die sich im Pflanzplan gerne vom Althergebrachten lösen, sind mit dem Anbau von Tomatillo auf der richtigen Spur. Das tropische Nachtschattengewächs gilt als spannende Alternative zu Tomaten, nicht nur bezogen auf die Optik, sondern auch auf den Geschmack. Empfehlenswert ist eine Aussaat hinter Glas ab Mitte Februar, mit einer Auspflanzung ab Mitte Mai. Im Kübel gedeiht die Physalis philadelphica ebenfalls prächtig, wenn einige wenige Pflegeaspekte berücksichtigt werden. Im Fokus stehen die Wasser- und Nährstoffversorgung. Inwieweit die hochragende Pflanze ausgegeizt wird, unterliegt der individuellen Entscheidung des Gärtners. Gleiches gilt für den Umgang mit der Königsblüte sowie die manuelle Bestäubung. Die flexible Handhabung einer Tomatillo setzt sich fort im Hinblick auf ihre Überwinterung. Im Kübel ist das Vorhaben durchaus realistisch, sofern ein angemessenes Winterquartier zur Verfügung steht.