Die Vanille-Orchidee ist die Pflanze, aus der das zumindest für Süßspeisen liebste Gewürz der Deutschen gewonnen wird. Ansonsten sind wir recht langweilig und haben Pfeffer und Salz am liebsten. Vanille als Speisewürze für pikante Gerichte ist für die meisten Deutschen eine noch vollkommen unbekannte Anwendung. Orchideenfreunde wollen sich in aller Regel (nur) deshalb eine Vanille-Orchidee anschaffen, weil es sich um eine interessante und wunderschöne Pflanze handelt. Im folgenden Artikel erfahren Sie, wie Sie die Vanilla planifolia pflanzen und pflegen. Darüber hinaus erklären wir, wie Sie von einer Vanille-Orchidee Ihre eigene Vanille ernten können und damit auch herzhafte Speisen würzen.
Vanille-Orchideen kaufen
Vanillepflanzen werden sehr vereinzelt in Gartenfachhandlungen und manchmal auch in Internet-Auktionen verkauft. Wenn Sie an diesen Quellen nicht fündig werden, könnten Sie sich an einen botanischen Garten wenden. Auch Orchideenzüchter haben manchmal Vanillestecklinge zu vergeben. Eher mit Vorsicht sollten Sie die Vanillepflanzen betrachten, die in Gartencentern oder Baumärkten angebotenen werden. Das sind meist Importe ganzer Container, die weit entfernt in tropischen Gebieten gezogen wurden und bei uns nicht lange überleben.
Vanille-Orchideen pflanzen
Wenn Sie eine kräftige Jungpflanze gefunden haben, sollten Sie diese in einen Pflanztopf mit Orchideenerde setzen. Diese gibt es fertig zu kaufen. Auch eine Mischung aus Erde und Pinienrinde soll sich gut eignen. Die Erde sollte auf jeden Fall gut luftdurchlässig sein und eine eher bröcklige Struktur aufweisen.
Vanille-Orchidee sind Rankpflanzen, deren einzelne Triebe eine Länge von über 15 Metern entwickeln können. Bei uns wird das Wachstum zwar aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich zurückhaltender bleiben, trotzdem können Sie diese Orchideen gut in einer Hänge-Ampel halten, aus der sich die Triebe dann frei nach unten hängend entwickeln können. Wenn Sie das nicht möchten, können sie die Vanille-Orchidee in normale Töpfe pflanzen. Dann sollten Sie aber einen Pflanzstab mit einpflanzen, an dem sich die Triebe emporranken können.
Pflege
Die Vanille-Orchidee kann im Zimmer kultiviert werden. Dann sollten Sie sie jedoch samt Übertopf in einen größeren, mit Wasser gefüllten Topf setzen. Somit wird wenigstens in ihrer unmittelbaren Umgebung die Luftfeuchtigkeit ein wenig erhöht.
Denn die Luftfeuchtigkeit ist das eigentliche Geheimnis, um eine Vanille-Orchidee zu prächtigem Gedeihen zu bringen. In ihrer Heimat wächst die Vanille-Orchidee in einer Luftfeuchtigkeit, die meistens bei etwa 90 Prozent liegt. Und das geht eigentlich nur bei einer Haltung im Gewächshaus. Wenn Sie in Ihren Wohnräumen eine solche Luftfeuchtigkeit herstellen würden, würde die Vanille-Orchidee sich wohlfühlen, aber Sie müssten wohl ausziehen. Wenn Sie ein Gewächshaus besitzen, sollten Sie die Vanille-Orchidee dort kultivieren. Dass sind ihre sonstigen Ansprüche:
- Die Vanillepflanze ist ein Tropengewächs, sie liebt hohe Temperaturen.
- Im Sommer sollten im Gewächshaus ziemlich warme Temperaturen herrschen.
- Wenn das Gewächshaus von der Sonne so richtig schön aufgeheizt wird, ist das nur gut.
- Auch im Winter möchte die Vanille-Orchidee bei Temperaturen gehalten werden, die über 15 Grad liegen.
- Im Gewächshaus können Sie der Vanille-Orchidee zur gewünschten Luftfeuchtigkeit verhelfen.
- 80 Prozent Luftfeuchtigkeit sollten es mindestens sein, damit die Vanille-Orchidee gedeiht.
- Viel Licht braucht sie auch, helles Licht ohne direkte Sonne, in ihrer Heimat rankt sie an Bäumen hoch.
- Vanille-Orchideen nur mit lauwarmem, kalkfreiem Wasser gießen, gerne mit Regenwasser.
- Die Pflanzen brauchen in der Saison so viel Wasser, dass am Topfboden immer noch etwas Feuchtigkeit vorhanden ist.
- Das erreichen Sie, indem Sie immer dann Wasser nachgeben, wenn sich die Oberfläche der Topferde gerade trocknen anfühlt.
- In der Wachstumssaison bekommt die Vanille-Orchidee einmal im Monat Orchideendünger.
- Im Winter legt sie eine Ruhepause ein, die Bewässerung sollte zurückgefahren werden, so dass der Wurzelballen gerade feucht bleibt.
- Während der Wintermonate Vanille-Orchidee nicht düngen
Vermehrung durch Stecklinge
Wenn Sie Ihre Vanille-Orchidee vermehren möchten, können Sie das mit Stecklingen tun. Schneiden Sie einen etwa 40 cm langen Kopftrieb (Triebende) von der Vanillepflanze ab und nehmen Sie von der unteren Hälfte die Blätter ab. Die kahle Hälfte des Stecklings wird in einen Pflanztopf mit Anzuchterde gelegt und etwa einen Zentimeter mit Erde bedeckt. Die Hälfte mit den Blättern darf nicht frei herumhängen, dann würde bei jeder Bewegung die Wurzelbildung gestört. Sie sollte also so gut an einer Rankhilfe befestigt werden, dass der Trieb in der Erde ganz ruhig liegt.
Die Anzuchterde wird nun befeuchtet und in ein Zimmergewächshaus oder einen Folientunnel gestellt, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Während der Bewurzelung sollte die Erde selbst aber nicht zu feucht gehalten werden, besprühen Sie die Blätter besser öfter einmal mit Wasser.
Das ganze wird nun an einen schattigen Ort gestellt, an dem es mindestens 25 Grad warm ist. Nun brauchen Sie nur noch für Erhalt der Feuchtigkeit sorgen und warten. Etwa einen Monat sollte es dauern, bis der obere Trieb den ersten neuen Austrieb zeigt – ein sicheres Zeichen dafür, dass auch die Wurzeln im unteren Bereich beginnen zu wachsen.
Das Schneiden von Stecklingen ist auch die Rettung, wenn Sie Ihre Vanille-Orchidee so kräftig gegossen haben, dass die Wurzeln zu faulen begonnen haben (oder sie haben vertrocknen lassen, das passiert dem deutschen Hobbygärtner aber fast nie, eher das Gegenteil). Sie können dann sicher nicht mehr die ganze Vanille-Orchidee retten, aber wenigstens Stecklinge benehmen und diese zu neuen Orchideen heranziehen.
Vermehrung durch Samen
Wenn Sie lesen, dass sich Vanille-Orchidee nur über Stecklinge vermehren lassen, stimmt das nicht so ganz: Natürlich vermehren sich auch Vanille-Orchideen über Samen, gemeint ist nur, dass es außerordentlich schwierig ist, eine Vanille-Orchidee aus Samen heranzuziehen. Denn die Samen sollen nur in einer sterilen Umgebung und speziellen Nährmedien keimen, einfach so aussäen soll hier nie zum Erfolg führen. Die Samenvermehrung bleibt deshalb eher den Spezialisten vorbehalten, für den Hobbygärtner ist es auf jeden Fall wesentlich einfacher, die Vanilla planifolia durch Stecklinge zu vermehren.
Falls Sie die Idee haben sollten, die Vanilla planifolia aus den Samen heranzuziehen, die Sie vor einiger Zeit im Supermarkt gekauft haben, wird das Gelingen noch „zweimal unmöglicher“:
Die Vermehrung aus Samen klappt bei der Vanille-Orchidee nur, wenn die Kapseln ganz frisch vom Baum kommen, und mit der Supermarkt-Vanille ganz bestimmt nicht, die ist fermentiert (siehe gleich unten) und damit nicht mehr vermehrungsfähig.
Vanilleschoten der Orchidee ernten
Wenn Sie eine Vanille-Orchidee erwerben möchten, werden Sie auf einige Händler stoßen, die Ihnen die unproblematische Ernte Ihrer eigenen Vanilleschoten versprechen. Eines soll hier ganz deutlich klargestellt werden: Wenn Sie die Vanille-Orchidee als Zimmerpflanze halten möchten, wird die Ernte der eigenen Vanilleschoten ein Traum bleiben. Denn um Vanilleschoten ernten zu können, müssten Sie die Vanille-Orchidee zuerst zum Blühen und dann zum Fruchten bringen. Das wird nur klappen, wenn Sie im Gewächshaus eine Luftfeuchtigkeit und Wärme herstellen, die Sie in Ihren Wohnräumen nicht haben möchten.
Wenn Sie Ihre Vanille-Orchidee im warmen und feuchten Gewächshaus ziehen, ist eine Ernte theoretisch möglich. Sie brauchen aber jede Menge Geduld und Durchhaltevermögen, bis sich Blüten zeigen. Zunächst soll die Vanille-Orchidee nur dann Blüten und Früchte entwickeln, wenn Sie ihr über die hohe Grundfeuchte im Gewächshaus hinaus noch mehr Feuchtigkeit zukommen lassen. Sie müssten also entweder spezielle Befeuchtungsapparaturen installieren oder sehr häufig die Blätter besprühen, und das wahrscheinlich mehrere Jahre lang: Vanille-Orchideen sollen erst Blüten ansetzen, wenn ihre Ranken etwa 10 Meter lang sind. Das kann schon ein paar Jahre dauern. In den letzten drei Monaten vor dem Blütenansatz sollen die Ranken frei hängen dürfen (nicht mehr binden), sonst bilden sich keine Knospen. Nehmen Sie am besten die Zeit vor dem möglichen Blütenansatz, das dürfte so ungefähr sein, wenn das Wachstum eingesetzt hat.
Wenn Sie Ihre Vanille-Orchidee tatsächlich dazu bringen, Blütenansätze zu entwickeln, werden diese Blüten auch nicht von selbst zu Vanilleschoten. Sie haben dann vielmehr eine ziemlich spannende Zeit vor sich – die Blüten der Vanille-Orchidee blühen nur recht kurz auf und bleiben nur wenige Stunden geöffnet, bevor sie verwelken. Vor dem Verwelken müssen Sie es schaffen, die Blüten von Hand zu bestäuben, während der Blütezeit ist frühes Aufstehen angesagt, weil sich die Blüten meistens früh am Morgen öffnen. Aber wenigstens blühen die gelbgrünen Blüten nacheinander auf, Sie haben also mehrere Chancen zur Befruchtung.
Wenn sich dann irgendwann wirklich Vanilleschoten bilden, müssten Sie diese dann im richtigen halbreifen Zustand ernten, gerade bevor sie aufplatzen. Ihre Ernte wird erst den typischen Vanillegeschmack entwickeln, wenn Sie die Schoten anschließend einer Fermentation unterziehen.
Sicher ist Ihnen beim Lesen dieses Absatzes gerade klar geworden, warum Vanilleschoten nicht gerade preiswert sind, aber wenn Sie nun schon so weit gekommen sind, sollten Sie vor dem Fermentation nun auch nicht mehr zurückschrecken.
Fermentation von Vanilleschoten
Vanilleschoten fermentieren ist nämlich eigentlich kein Hexenwerk: Fermentation oder Fermentierung kommt von lateinischen „fermentum“ = Gärung, so werden verschiedene Umwandlungsprozesse bezeichnet, bei denen organische Stoffe durch Enzyme verändert werden. Fermentiert werden nicht nur Vanilleschoten, um sie genussfähig zu machen, sondern auch Matjes oder Essig beispielsweise.
Vanilleschoten werden in feucht-warmer Umgebung fermentiert. Um Ihre Vanilleschoten zu fermentieren, wickeln Sie sie einfach in feuchte Tücher ein und legen diese Tücher auf eine warme Heizung, dort bleiben sie ein bis zwei Wochen. Dabei sollen die Früchte braun und schrumpelig werden, das in ihnen enthaltene Glucosid wird aufgespalten, dabei entsteht das Vanillin. Das sich Vanillin bildet, ist am Erscheinen von weißen Kristallen zu erkennen.
Ungewöhnliche Ideen zum Einsatz der Vanille
Gourmetköche schwören gerade auf „Orientalisches Kaffeesalz“, eine Mischung aus Kaffeepulver, Kardamom, Meersalz, Muskatnuss, Nelken, Piment, schwarzem Pfeffer, Vanille, Zimt und Zucker. Diese Gewürzmischung riecht nicht nur unglaublich gut, sondern gibt einigen Gerichten einer ganz unglaublichen Abrundung. Probieren Sie selbst, z. B. auf kurzgebratenem, dunklem Fleisch, oder in einem herzhaften Schmorgericht.
Fazit
Wenn Sie Orchideen mögen, wird die Vanille-Orchidee Sie als zauberhafte, wenn auch viel Geduld erfordernde Orchidee in ihren Bann ziehen. Kochen Sie experimentell? Dann könnten Sie mit verschiedenen Fermentierungs-Stadien Ihrer eigenen Vanilleschoten und Vanille in herzhaften Gerichten experimentieren. Wenn Sie reich werden wollen, bauen Sie viele Vanille-Orchideen an. 4 Gramm Vanilleschoten werden zu Preisen zwischen 4,- und 8,- Euro verkauft, das sind zwischen 1.000,- und 2.000,- Euro pro Kilogramm.