Der äußere Schein kann manchmal trügen. Wenn eine vertrocknete Pflanze uns verloren scheint, könnte tief in ihrem Inneren dennoch ein Rest Leben schlummern. Niemand muss sein Lieblingsgewächs aufgeben, bevor nicht alles Mögliche für seine Rettung getan ist. Doch wie stellt man fest, ob Hoffen wirklich angebracht ist? Und noch wichtiger: Was kann der Pflanze schnell aus dieser lebensbedrohlichen Situation raushelfen?
Der äußere Schein trügt manchmal
Wenn eine Pflanze das erste gelbe oder vertrocknete Blatt zeigt, kann es mit dem Welken in rasendem Tempo weitergehen. So schnell, dass der vielleicht hilflose Besitzer nicht sofort nicht weiß, wie er sie retten kann und daher zögert. Im Nu ist fast die ganze Pflanze gelb gefärbt.
Vielleicht kommen Sie auch aus dem Urlaub zurück und stellen betrübt fest, dass eine Ihrer Pflanzen die Abwesenheit anscheinend nicht überlebt hat.
Es kann durchaus sein, dass in beiden Fällen die betroffene Pflanze durch nichts mehr zu retten ist. Doch der äußere Schein kann auch sehr täuschen. Tief im Inneren der Pflanze, in den Ästen, im Stamm oder im Wurzelballen, schlummert noch eine treibende Kraft, die für die Bildung neuer Triebe ausreicht. Damit das jedoch geschieht, muss sich meistens etwas Entscheidendes an ihren aktuellen Lebensbedingungen ändern.
Test: Lebt die Pflanze noch?
Die Pflanze selbst gibt uns einige Hinweise, die sich als Lebenszeichen deuten lassen.
- trotz vertrockneter Äste ist der Stamm noch feucht
- Unterhalb der Rinde ist es grün (mit einem Messer anritzen)
- Blätter sind gelb gefärbt aber nicht vollständig vertrocknet
- abgeworfene Blätter sind noch grün
- Blüten hängen schlaf und Blätter rollen sich ein
Eine tote Pflanze kann nicht zu neuem Leben wieder erweckt werden. Doch wenn eins der aufgeführten Anzeichen entdeckt wird, könnte sich das Aufpäppeln lohnen. Dabei ist wichtig zu wissen, was den erwünschten Erfolg bringen kann, anstatt blind drauf los etwas zu unternehmen.
Warum vertrocknen Pflanzen überhaupt?
Grüne, pralle Blätter und gelbe, vertrocknete Blätter unterscheiden sich vor allem in einem Punkt: in ihrem Wassergehalt. Während die Zellen grüner Blätter mit Wasser gefüllt sind, leiden vertrocknete Blätter offensichtlich an einem Mangel. Die Fotosynthese kann nicht stattfinden, die Pflanze stirbt.
Doch was hat zu diesem Wassermangel geführt? Die Ursache muss gefunden werden, damit ihre Beseitigung wieder zur optimalen Versorgung der Pflanze führt. Es kann mehrere Gründe geben, warum der natürliche Wasserkreislauf nicht reibungslos oder sogar gar nicht funktioniert.
- zu wenig gegossen
- das Gießen erfolgte zum falschen Zeitpunkt
- eine Hitzeperiode setzt dem Wasserhaushalt zu
- die Wurzeln sind beschädigt und folglich die Wasseraufnahme gestört
- die Pflanze wurde zu stark geschnitten
- das Gefäß ist evtl. undicht
Voraussetzungen für eine Rettung
Prüfen Sie zunächst, ob die Wurzeln der Pflanze weitestgehend unbeschädigt sind. Sie sind ihre Wasserversorgungsorgane, ohne die kein Wasser in die oberirdischen Pflanzenteile gelangen kann. Einjährige stark in Mitleidenschaft genommene Gewächse können Sie nur schlecht wieder aufpäppeln. Sie müssen meist entsorgt werden.
Mehrjährige Pflanzen mit intakten Wurzeln können Sie häufig durch eine Kombination mehrerer Maßnahmen retten. Diese richten sich auch danach inwieweit bzw. welche Ursache für die Vertrocknung eindeutig identifiziert werden konnte. Auch die sinnvolle Reihenfolge der Schritte kann variieren bzw. können einzelne Schritte ausgelassen werden.
Schritt 1: Mit Wasser versorgen
Der Griff in den Topf bringt schnell Klarheit, ob da Substrat ausgetrocknet ist. Statt dem Gewächs jetzt eine Ladung Wasser in den Topf zu geben, sollten Sie beim liebevollen Aufpäppeln wie folgt vorgehen:
- Füllen Sie einen großen Eimer mit Wasser, der Blumentopf sollte darin Platz finden.
- Tauchen Sie die Pflanze in den Eimer, so, dass der komplette Topf mit Wasser bedeckt ist. Falls der Topf über keine Bodenlöcher verfügt, dann holen Sie die Pflanze vorher raus und geben Sie sie „nackt“ in den Eimer.
- Lassen Sie die Pflanze darin stehen, damit sich die Erde mit Wasser vollsaugen kann.
- Holen Sie den Topf bzw. die Pflanze heraus, sobald keine Luftbläschen mehr aufsteigen.
- Einer Pflanze, die das Wasserbad ohne Topf genommen hat, sollte erst an der Luft trocknen, bevor sie wieder in den Topf kommt.
Schritt 2: In frisches Substrat umtopfen
Ein völlig ausgetrockneter Boden verliert einen Teil seiner Speicherfähigkeit für das kostbare Nass. Infolge muss zukünftig häufiger zur Gießkanne gegriffen werden. Da ist es viel praktischer, das angeschlagene Gewächs mit einem frischen Substrat zu versorgen und auf diesem Weg zu retten. Ein Tontopf, der Feuchtigkeit in seinen Wänden speichern kann, ist eine gute Alternative zu einem Pflanzgefäß aus Kunststoff. Er sorgt zudem für eine bessere Durchlüftung der Erde.
Schritt 3: Rückschnitt durchführen
Damit sich die geschwächte Pflanze mit der Versorgung zahlreicher Triebe nicht verausgabt, sollte ihre Energie auf die Haupttriebe gelenkt werden. Das geschieht dadurch, dass andere Triebe mit der Gartenschere radikal weggeschnitten werden. Vertrocknete Pflanzenteile müssen eh stammnah entfernt werden.
Schritt 4: Einen geeigneteren Standort finden
Auch ein neuer Standort kann die Pflanze retten. Vor allem ist es wichtig, sie vor zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen. Sie fördert die Verdunstung und die hohen Temperaturen bedeuten erhöhten Stress für die Pflanze. Diesen kann sie aber in ihrer geschwächten Situation gar nicht gebrauchen.
Falls Sie kein schattiges Plätzchen auftreiben können, sorgen Sie zumindest für einen ausreichenden Sonnenschutz. Wie dieser genau bewerkstelligt wird, bleibt der eigenen Kreativität überlassen bzw. ist von den örtlichen Begebenheiten abhängig. Ein Sonnensegel über der Pflanze zu spannen ist eine von vielen Möglichkeiten.
Schritt 5: Mit reichlich Nähstoffen versorgen
Die fast vertrocknete Pflanze benötigt reichlich Energie und Baustoffe, um neue, gesunde Triebe zu bilden. Diese sollten ihr jetzt durch die Gabe eines geeigneten Düngers bereitgestellt werden. Je mehr Teile der Pflanze vertrocknet sind, umso mehr ist sie auf die Nährstoffzufuhr angewiesen.
Bei leicht vertrockneten Pflanzen kann auf eine außerplanmäßige Düngung verzichtet werden.
Vertrocknete Pflanzen im Beet retten
Beetpflanzen sind an ihre Behausung fest gebunden. Einfach mal Umtopfen ist hier nicht so ohne weiteres möglich. Auch an einen Umzug an einem anderen Standortwechsel ist nicht zu denken. Zumeist sind von der Trockenheit auch mehrere Exemplare gleichzeitig betroffen.
Kleine Pflänzchen können vorsichtig ausgegraben und wie zuvor schon für Topfpflanzen beschrieben gerettet werden. Große Pflanzen müssen zwar an Ort und Stelle bleiben, müssen aber nicht ihrem Schicksal überlassen werden.
- Entfernen Sie mit der Gartenschere alle vertrockneten Pflanzenteile.
- Lockern Sie den Boden rund um den Stamm auf
- Gießen Sie die Pflanzen reichlich und direkt in der Nähe der Wurzeln.
- Behalten Sie das ausgiebige Gießen mehrere aufeinanderfolgende Tage bei.
- Bedecken Sie den Wurzelbereich mit einer dicken Mulchschicht, um die Feuchtigkeit in der Erde zu halten.
- An sonnigen Standorten sollten Sie für die betroffenen Pflanzen einen Sonnenschutz aufstellen.
Einen trocknen Rasen retten
Alle Jahre wieder ist im Sommer die ansonsten grüne Rasenfläche zum Teil großflächig vergilbt oder sogar vertrocknet. Natürlich, sofern das Bewässern nicht witterungsbedingt angepasst wurde. Doch keine Sorge, die Graswurzeln finden tief in der Erde einen gewissen Schutz vor Sonneneinstrahlung und sind zudem ausgesprochen robust. Sobald wieder Wasser naht, treiben sie wieder frisches Grün aus. Doch niemand sollte auf den nächsten großen Regenfall warten.
- Rasen zweimal täglich ausgiebig wässern
- mehrere Tage hintereinander, bis der Rasen darauf mit Erholung reagiert
Wenn trotz einer gründlichen Bewässerung keine Besserung in Sicht ist, sollte der Boden mithilfe eines Vertikutierers aufgelockert werden. Die Wurzeln können so besser Wasser aufnehmen.
Lieber vorbeugen statt retten
Eine geglückte Rettung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Phase der Vertrocknung der Pflanze eine Menge Lebensenergie geraubt und sie in ihrer Vitalität stark zurückgeworfen hat. Diese Belastung sollte ihnen nach Möglichkeit erspart werden. Damit zukünftig nicht erneut lebenserhaltende Maßnahmen mehr durchgeführt werden müssen, können Sie mit folgenden Tipps eine Vertrocknung vorbeugen:
- von Anfang an den optimalen Standort anbieten
- mit der Erfüllung aller Pflegeansprüche vorbeugen
- den Wasserbedarf der Pflanzensorte kennen und beachten
- bevorzugt in den frühen Morgenstunden wässern
- an heißen Tagen die Gießmenge bedarfsgerecht erhöhen
- mit Mulchen die oberste Erdschicht vor Austrocknung schützen
- ausreichende Wasserversorgung während Abwesenheit sicherstellen
- ggf. automatische Wasserversorgung installieren
- Rasen nicht nur oberflächlich, sondern bis in ca. 15 cm Tiefe wässern
Fazit
Für eine vertrocknete Pflanze scheint jede Hilfe zu spät zu kommen. Schließlich ist alles Sichtbare verdorrt und klein Lebenszeichen mehr zu entdecken. Doch der äußere Eindruck kann gewaltig täuschen. Tief in ihr schlummert oft noch ein Funken Lebenskraft. Gleich ein Bündel an Maßnahmen kann ihr wieder gesunde grüne Triebe bescheren.