Für alle neugierigen Zimmergärtner, die Lust auf eine ganz besondere Pflanze verspüren, ist dieser Artikel über die Wachsblumen (Hoya) gedacht. Erfahren Sie das Wichtigste über die Pflege dieser auch Porzellanblumen genannten, außergewöhnlichen Blütenpflanze.
Die Heimat der Hoyas
Die Wachsblumen kommen bei uns ausschließlich als importierte Gäste in den Verkauf. Ihre Pflege lässt sich also erst nach einem Blick auf die Heimatgefilde erklären und verstehen. Die auch als Porzellanblumen bekannten Schönheiten bilden eine eigene Gattung. Deren natürliches Verbreitungsgebiet ist sehr groß. Es beschränkt sich aber ausschließlich auf Asien, Australien und die unter dem Begriff Ozeanien zusammengefassten pazifischen Inseln.
Vorkommen im Regenwald
Innerhalb dieses weiten Territoriums haben sich die Hoyas die verschiedensten Lebensräume erobert: Sie wachsen im dauerhaft feuchten, tropischen Regenwald Südostasiens ebenso wie in den Trockenwäldern im Norden Australiens und Nordosten Thailands. Sie können Gebirge und dort die Nebelwälder bis in Höhen von rund 2.500 Meter besiedeln. Sie gedeihen aber auch in vielen unterschiedlichen Typen von Wälder, an der Küste und an Flussufern.
Kreative Wuchsformen
Bei der Eroberung all dieser unterschiedlichen Lebensbereiche zeigen die Wachsblumen noch eine Besonderheit: Sie beschränken sich nicht auf simples Wachstum im Boden, sondern wachsen ursprünglich sogar eher selten langweilig terrestrisch. Auch auf der Erdoberfläche haben sie sich die vielfältigsten Erdböden erobert, Humus und Sandböden, feuchte und trockene Böden.
Viele Hoya-Arten haben jedoch „die Erde verlassen“: Sie haben epiphytische Wuchsformen entwickelt. Sie wachsen also an bzw. auf anderen Pflanzen. Diese Epiphyten oder „Aufsitzerpflanzen“ suchen sich Trägerpflanzen wie Bäume, um über den lichtarmen Waldboden „hinauszuwachsen“ und in luftiger Höhe eine viel bessere Versorgung mit Sonnenlicht zu genießen. Dabei zapfen sie jedoch ihre Wirtspflanzen nicht an, wie es der (Halb) Parasit Mistel tut, sondern sind nach wie vor auf eine kontinuierliche Verpflegung mit Nährstoffen und Wasser angewiesen.
Da diese Versorgung hoch oben auf einem Baum schon einmal schwierig werden kann, haben Epiphyten die unterschiedlichsten Ideen entwickelt, wie sie auch ohne Erdkontakt „satt werden“. Es gibt z. B. Hoyas, die im Regenwald in enger Symbiose mit Ameisen leben. Andere Porzellanblumen bleiben am Boden, wachsen aber trotzdem nicht in Erde, sondern lithophytisch, also auf oder in Steinen. Mit ihren Wurzeln klammern sich diese Wuchsformen am Gestein fest oder durchdringen ihn sogar. Ihre Versorgung holen sie sich aus der Luft, aus Staub und Regenwasser, aus Moosunterlagen oder „aus sich selbst“, aus abgestorbenem Pflanzengewebe.
Die Hoyas haben also durchaus bewiesen, dass Sie mit den unterschiedlichsten Lebensbedingungen zurechtkommen, diese jedoch immer in tropischem Klima und nicht in deutscher Kälte. Damit geben uns die Naturformen aber wenigstens viele Hinweise darauf, wie wir eine Wachsblume kultivieren können.
Unterschiedliche Haltung
Denn Sie können einer Wachsblume ganz unterschiedliche Pflanzgefäße an unterschiedlichen Orten in Ihrer Wohnung zudenken:
- Sie können eine Hoya in einer Ampel aufhängen, in beliebige Höhe, wie sie es als Epiphyt gewohnt ist.
- Wachsblumen können aber auch in der Erde gehalten werden. Die meisten Hoyas keimen als Jungpflanzen im Waldboden und steigen erst dann „in die Bäume“.
- Sie können zum Eintopfen der Hoya Kunststofftöpfe verwenden, aber auch Tontöpfe und andere Materialien sind geeignet.
- Wichtig ist, dass Sie die Töpfe vor dem Eintopfen der Hoyas sterilisieren und eventuell anhängige Wurzelreste der Vorgängerpflanze zu entfernen.
- Da die „fremden Gäste“ empfindlich auf alle möglichen Mikroorganismen etc. aus unserer Umwelt reagieren könnten, ist generell besondere Sauberkeit angesagt.
- Diese Sauberkeit sollte auf jeden Gegenstand ausgedehnt werden, der mit den Pflanzen in Kontakt kommt, vom Erdmischbehälter bis zum letzten Werkzeug.
Ebenso weit ist das Feld in Bezug auf das Substrat, in dem die Hoya gehalten wird
- Eigentlich ist fast alles geeignet, was Wasser und Nährstoffe halten kann und die Hoya nicht mit unbekannten Substanzen überfordert.
- Das bedeutet zunächst, dass handelsübliche Blumenerde keine so gute Umgebung für eine Hoya ist, die mit Kunstdünger usw. angereichert ist.
- Das gleiche gilt natürlich für alle möglichen Spezialmischungen aus dem Handel (deren chemische Zusammensetzung meist nicht von Blumenerde zu unterscheiden ist).
- Auch unsere Gartenerde würde eine Hoya mit zu viel Unbekanntem konfrontieren. Eine lockere Mischung aus Sand mit reifem Kompost soll aber gut vertragen werden.
- Eine Wachsblume kann aber auch noch in vielen anderen Substraten gehalten werden, in Perlit z. B. in Kokoshumus, in Lehm oder Baumrinde.
- Auch eine Hydrokultur ist eine geeignete Umgebung für Hoyas, oder die Vlies-Pflanztaschen, die gerade so im Kommen sind.
Neben diesen grundsätzlichen Möglichkeiten, die bei eigentlich allen Hoyas zur Wahl stehen, kommt es dann natürlich noch auf die besonderen Bedürfnisse Ihrer Hoya an. Es gibt z. B. Porzellanblumen, die auf Kalksteinen leben, und die möchten dann auch gerne ein wenig Kalk im Substrat. Fragen Sie also beim Kauf genau nach, wie Ihre spezielle Wachsblume gehalten werden möchte, und lassen Sie lieber die Finger vom Kauf einer teuren Hoya, wenn Ihnen diese Fragen nicht beantwortet werden können.
Kulturanleitung und Pflege der Hoyas
Wenn die grundsätzlichen Haltungsbedingungen geregelt sind, werden hoch aufgehängte und am Boden in Kübeln gehaltene Wachsblumen ziemlich gleich behandelt:
Sämtliche Heimatgebiete der Wachsblumen liegen deutlich näher am Äquator als Deutschland, die Hoyas sind also deutlich höhere Lichtintensitäten gewohnt und brauchen bei uns wirklich jedes verfügbare Licht. Der hellste und sonnigste Standort in Ihrer Wohnung ist den Wachsblumen also gerade recht, oder bereits zu dunkel, das merken Sie spätestens daran, wenn Ihre Wachsblumen in „Stockwerken“ Blätter bekommen und nicht blühen. An einem günstigen Standort darf die Hoya dann auch bleiben, die Porzellanblume gehört zu den wenigen Gewächsen, die von einem Sommeraufenthalt im Freien nicht profitieren. Viel wahrscheinlicher ist sogar, dass sie auf einen Standortwechsel unwirsch reagiert, und bei Nachttemperaturen um 10 Grad wird es ihr auch schon zu kalt, am besten lassen Sie sie also einfach in Ruhe in der Wohnung stehen.
Ansonsten mögen Wachsblumen die bei uns üblichen Wohnungstemperaturen und eine gleichmäßige Bewässerung während ihrer hauptsächlichen Wachstumszeit. Aber bitte ohne Fußbäder, das nächste Wasser wird also immer erst gegeben, wenn sich die obere Erdschicht im Topf gut trocken anfühlt.
Der Schnitt der Wachsblumen
Rankende Pflanzen wie die Hoya carnosa können einem durchaus einmal „über den Kopf wachsen“, im wahrsten Sinne des Wortes und vielleicht auch die die groben Maschen der Übergardinen. Wenn das geschieht, können Sie eine Hoya ohne Probleme stutzen, und zwar so weit, wie es erforderlich ist.
Sie sollten den Rückschnitt immer über einer Blattachse beenden, aus dieser wird die Pflanze wieder neu austreiben. Aus diesen neuen Trieben entwickeln sich bei einigen Hoya-Arten auch die Blütenstiele, andere blühen am alten Stängel, wenn Sie beim Rückschnitt Triebe mit Blütenstielen aussparen können, sollten diese also erhalten bleiben.
Das schaffen Sie am besten, wenn Sie sich oben an der Pflanze einen zu lang gewordenen Trieb greifen, ihn bis in die Tiefe der Pflanze freilegen und dann wegschneiden. Das tun sie nun Trieb für Trieb, so müssen Sie niemals unkritisch irgendwo in die Mitte der Pflanze hineinschneiden, womit Sie eine Menge Triebe kappen könnten, die eigentlich erhalten bleiben sollen.
Außerdem können Sie nach der Blüte die verwelkten Pflanzenteile wegschneiden. Bei manchen Hoya-Sorten dürfen Sie immer nur die Blüten selbst und die kleinen Stiele der Dolde wegnehmen, die Stängel bleiben an der Pflanze, weil sich aus diesen die neuen Blüten bilden. Andere Hoyas blühen an den Neutrieben, hier können die alten Blüten komplett entfernt werden.
Hoyas vermehren
Wenn solche Schnittmaßnahmen notwendig werden, ist die Zeit kurz vor dem Neuaustrieb optimal. Dann können Sie aus den entnommenen Trieben gleich neue Hoyas heranziehen: Sie stellen die abgenommenen Triebe einfach in ein Glas mit Wasser, wo sie sich in nicht allzu langer Zeit bewurzeln werden. Wenn die ersten paar Blätter entwickelt sind, werden die jungen Hoyas in die gewünschte Kulturumgebung umgesetzt.
Nährstoffbedarf
In ihrem natürlichen Umfeld werden Hoyas (hoch oben im Baum) durchaus nicht immer von einem üppigen Nährstoffangebot verwöhnt. Aber immerhin leben sie im Freien, ab und zu kommt eine Ameise vorbei und hinterlässt etwas Düngung, aus der Luft kommen ein paar „Vogelgeschenke“, alte Blätter und ein wenig Rinde, und mit dem Regenwasser wird den Hoyas Stickstoff frei Haus geliefert.
In Ihrem Wohnzimmer müssen Sie all diese Naturereignisse ersetzen, indem Sie Ihre Pflanzen mit Wasser und Dünger ernähren. Eine Schwierigkeit dabei ist, dass der meist als Konzentration verkaufte Dünger sehr schnell überdosiert wird. Sie sollten im Zweifel lieber eine etwas zu schwache Lösung ausbringen als zu viel Dünger, mit Überdosierungen kommen die meisten Pflanzen nicht sehr gut zurecht.
Dann kommt es auf die Zusammensetzung des Düngers an, für die Wachsblume wird folgende Mischung der drei Hauptnährstoffe empfohlen: 2 Teile Stickstoff, 1,5 Teile Phosphor und 2 Teile Kalium, auf der Packung sollte also etwas wie „NPK 14/10/14“ oder auch „14/11/12“ aufgedruckt sein.
Ob Ihre Hoya das anders sieht, können Sie sehen. Stickstoffmangel bemerken Sie an den Blättern. Die älteren Blätter verfärben sich, rollen sich ein, vertrocknen und fallen ab. Die frischen Blätter kümmern ebenfalls vor sich hin. Zu wenig Phosphor zeigt sich ebenfalls an den Blättern, aber zuerst an deren Kanten und Spitzen, die bei den älteren Blättern beginnend bräunlich verfärben. Außerdem werden sich die einrollen und irgendwann in allen möglichen Farben verfärben, braun oder gelb, grünlich-bläulich oder rötlich, und das Wachstum lässt auch nach. Eingerollte Blattspitzen mit bräunlichen Blatträndern deuten auf Kaliummangel hin, besonders wenn sich später auch die restlichen Kanten der Blätter einrollen und die Blätter unten vergilben. Hoyas, die in Erde kultiviert werden, sollen deutlich mehr Kalium vertragen bzw. brauchen. Ihnen tut meist auch etwas Magnesium im Dünger gut.
Natürlich lässt eine solche schriftliche Beschreibung immer jede Menge Raum für fantasievolle Interpretationen in jede Richtung. Wenn Sie als Hoya-Anfänger die Gelegenheit haben, die Düngung einer fehlgesteuerten Wachsblume mit einem erfahren Hoya-Fachmann durchzusprechen, sollten Sie diese deshalb unbedingt wahrnehmen.
Wachsblumen umtopfen
Das Umtopfen der Hoyas ist unproblematisch. Sie können die Wachsblumen nach Augenmaß in größere Pflanztöpfe umsetzten, wenn die Wurzelmasse den Topf so umfassend durchdrungen hat, dass sie schon an der Erdoberfläche zu sehen ist. Das kann bei wuchsfreudigen Hoyas jedes Frühjahr geschehen. Solange, bis die im größten Topf sitzt, den Sie in Ihrer Wohnung sehen möchten.
Sie sollten es aber keinesfalls übertreiben mit dem Umtopfen. Wenn es ohne Grund geschieht, mag die Hoya diese Störung meist ebenso wenig wie einen Standortwechsel. Die meisten Wachsblumen werden bei uns nicht so optimal gehalten, dass sie ständig umgetopft werden müssen. Ein kleinerer Topf sorgt auch eher dafür, dass sich die Pflanze bei der Blütenentwicklung richtig anstrengt.
Es gibt viele Sorten Porzellanblumen
Die Wachsblumen bilden eine eigene Gattung innerhalb der Seidenpflanzengewächse, deren Mitgliedszahl in der Wissenschaft durchaus umstritten ist. Einige Botaniker gehen von rund 100 Hoya-Arten aus, andere wollen 400 gezählt haben. Davon werden nicht wenige Arten als Zierpflanzen kultiviert, und von diesen wurden wiederum viele unterschiedliche Sorten gezüchtet.
Bei einem auf Hoya spezialisierten Händler wird Ihnen deshalb eine höchst spannende Auswahl an Wachsblumen vorgestellt werden. Sorten mit weißen und mit gelben und mit hellrosa Blüten, die in kompakten runden Bällen oder in Halbkreisen oder in lockeren Dolden erscheinen, eng gepackt oder weit auseinanderstehend. Nicht selten können Sie aus über 80 verschiedenen Hoya-Sorten wählen.
Hoya überwintern
Die wärmehungrigen Wachsblumen kennen keinen Frost und müssen in unserem Klima natürlich in beheizten Räumen überwintern. Den meisten Wachsblumen tut im Winter eine Ruhepause gut. Die genauen Bedingungen für diese Winterruhe können jedoch je nach Sorte leicht unterschiedlich sein:
- Die häufig verkaufte Hoya carnosa mag z. B. im Winter Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad bei so trockener Haltung, dass sie gerade nicht völlig austrocknet.
- Sie braucht diese Winterruhe sogar, um bei uns Blüten anzusetzen.
- Auch bekannteren Arten Hoya bella und Hoya australis genießen eine Winterpause, mit eingeschränkten Wassergaben, aber Temperaturen um 18 Grad.
Fazit
Die Wachsblumen sind wirklich höchst interessante tropische Blütengewächse, deren porzellanähnliche Blüten mit ihrem Duft entzücken. Verlieren Sie nicht die Geduld, wenn eine Hoya nicht sofort Blüten ansetzt, das kann Jahre dauern. Dafür kann die Wachsblume aber auch Jahrzehnte alt werden.